„Ein Licht, zu erleuchten die Heiden”

in #deutsch7 years ago (edited)

güllestart.jpggestern war der welttag der feuchtgebiete.

er erinnert an das übereinkommen vom 2. februar 1971 in ramsar im iran,
eines der ältesten internationalen vertragswerke zum naturschutz.
zweitausend jahre zuvor mussten frauen, die 40 tage nach der geburt als unrein galten,
an diesem tag ein reinigungsopfer darbringen. dazu pilgerten sie in den tempel.
der heute bekannte name des gestrigen tages "maria lichtmess"
hieß darum früher "mariä reinigung".
im schönen aber deutlich weniger christlichen mecklenburg-vorpommern
sieht traditionspflege aber etwas anders aus.
dort am überfluteten tollensetal leben inzwischen nicht nur kraniche sondern auch immer mehr der eingewanderten schneeweißen silberreiher.
hier begann gestern die güllesaison, ab 17.00 uhr.
mit scheinwerfern die ganze nacht auf den durchfeuchteten äckern.
güllestart2.jpg

der historische ursprung des auch "darstellung des herrn" genannten festes liegt in einer heidnischen sühneprozession, die alle fünf jahre in rom abgehalten wurde .

der beginn der prozession deutscher güllebomber wäre eigentlich der 1. februar gewesen, laut gülleverordnung. doch da hätte die bomber hier noch behördlich gestoppt werden können.
aber "freitag nach eins macht jeder seins" und freitag nach fünf geht gar nichts mehr.
ideal, um auf wassergesättigten flächen seine stinkenden überschüsse auszubringen.
im viertelstundentakt, jetzt schon die 2. nacht.
tempo ist angesagt, denn nächste woche soll es frost gegen.
"Auf solchen Flächen ist die Aufbringung von Wirtschaftsdüngern weiterhin verboten.
Das Ausbringen von Wirtschaftsdüngern muss unterbleiben, wenn der Boden überschwemmt, wassergesättigt, gefroren oder schneebedeckt ist"

eine schöne verkündigung des landwirtschafts - u. umweltministers backhaus.
wen interessiert das schon.
die wahren herren hier sind die agrarindustriellen.
weil deutschland es "versäumt" hat, strengere maßnahmen gegen die gewässerverunreinigung durch nitrat zu ergreifen, hat die europäische kommission die geduld verloren und entschieden, deutschland vor dem gerichtshof der eu zu verklagen. und obwohl zwangsgelder in millionenhöhe drohen, forderte der bund deutscher energie- und wasserversorger (bdew) in einem schreiben an die eu-kommission, dass diese am laufenden klageverfahren festhalten soll. kein wunder, wenn man diese zahlen aus dem bundesumweltministerium kennt:
„So stehen EU-weit dem Nutzen mineralischer Dünger durch zusätzliche Ernteerträge, die schätzungsweise zwischen 20 und 80 Milliarden Euro pro Jahr liegen, Schäden in Form gesellschaftlicher Kosten gegenüber, die schätzungsweise zwischen 70 und 320 Milliarden Euro liegen. 60 Prozent davon beziehen sich auf gesundheitliche Schäden, 35 Prozent auf Schäden an Ökosystemen und 5 Prozent auf Auswirkungen auf das Klima.“

wie lange müssen wir das noch ertragen?

die winterlinge, ganz gelb und duftend,
nicht nur zur freude der bienen,
lassen sich von all dem aber nicht beirren.
es ist einfach schön, ihre ankunft im februar zu erlebenP6570936.JPG.

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