Die Gebärde, Handzeichen zum #Mittwochsquickie
Als ich das heutige Thema des #mittwochquickies nämlich Zeichen las, kam mir sofort ein Bild, ein Zeichen, ja ein Hand-Zeichen in den Sinn.
Ich sah die Gebärde für „stark“ aus dem deutschen Gebärdensprachraum vor meinem inneren Auge und da ich mich sehr gern von diesem Gedankenblitz leiten lasse, möchte ich den heutigen Beitrag dazu nutzen, euch zu erzählen, wie dieses Bild den Weg in mein Langzeitgedächtnis gefunden hat.
Hierfür nehme ich euch mit zurück in die Zeit meiner Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin vor ca. 4 Jahren.
Unsere Klasse war dahingehend eine besondere Klasse, dass wir Inklusion nicht nur theoretisch erläutert bekamen, sondern sie direkt in der Klasse auch lebten, denn eine Mitschülerin war die gehörlose Lena.
Gehörlos ist zwar nicht zu 100% zutreffend, da sie durch ein Cochlea-Implantat doch ein wenig hören kann.
Lena war natürlich kognitiv normal entwickelt, denn auch Inklusion hat dort ihre Grenzen, wo Menschen mit Behinderungen Verantwortung für eben diese übernehmen und gewisse Grundvorraussetzungen müssen dafür natürlich als Fachkraft gegeben sein.
Die Klasse mit Lena zu teilen, ich will nicht lügen, war oft nicht leicht. Sie hatte Unterstützung in Form verschiedener Dolmetscher, die ihr den Stoff in Gebärdensprache übersetzten. Diese Mitarbeiter wechselten regelmäßig, was häufig zu Verzögerungen führte und sie waren doch ab und an etwas hinderlich z.B. in Gruppenarbeiten oder bei Privatgesprächen.
Ich denke im Nachhinein, gerade diese Unterstützung hat Lena doch teilweise eher isoliert, als inkludiert, leider hat Lena auch trotz allem den Abschluss nicht geschafft und musste die Klasse frühzeitig verlassen, es geht ihr aber trotzdem super, sie hat vor kurzem geheiratet.
Teil der Ausbildung ist natürlich auch ohne Mitschülerinnen wie Lena, die nonverbalen Kommunikation, denn im heilpädagogischen Bereich trifft man immer wieder auf auf Menschen, die eben nichts mit üblicher verbaler Kommunikation anfangen können.
Deshalb lernten wir eben auch einige Gebärden, machten eine Studienfahrt nach Hamburg und trafen dort Spezialisten auf diesem Gebiet und sprachen vor allem mit vielen Betroffenen, die sich übrigens in der Regel nicht als "behindert" empfinden.
Zum Abschluss dieser Fahrt hatte Lena den Wunsch uns etwas Vorzuführen.
Sie trat vor die Klasse und gebärdete zu „Stark“ von Ich + Ich.
Hier das Video für alle, die wie ich keine großen Kenntnisse auf diesem musikalischen Gebiet haben.
Während sie das Lied mit Gebärden begleitete, liefen nicht nur ihr die Tränen das Gesicht herunter, auch fast die gesamte Klasse kämpfe damit sich nicht schluchzend in die Arme zu fallen.
Ich hatte vorher kaum Kontakt zu Lena und die Musikwahl ist eigentlich so garnicht mein Geschmack, aber ich habe mich ihr in diesem Moment unglaublich nah gefühlt.
Im Anschluss daran erzählte sie uns, dass ihr gerade Musik, auch wenn sie sie fast nicht hören kann, sondern eher spüren, hilft sich auszudrücken und für mich wurde dieses Lied erst wirklich greifbar durch die wunderschöne Art, wie sie die gesungenen Worte visualisierte.
Wir applaudierten, wie es sich in der Gebärdensprache gehört, mit über dem Kopf winkenden Händen.
Hände als Zeichen in der Kommunikation einzusetzen kann generell vielen Menschen die Kommunikation erleichtern.
Auch Menschen mit geistiger Behinderung verstehen oft viel besser, was gemeint ist, wenn eine Gebärde unterstützend eingesetzt wird. Genau wie bei sonstigen Sprachbarrieren im Alltag z.B. im Umgang mit Migranten kann ein deutliches Handzeichen oft wirklich weiterhelfen.
Ich finde, in Deutschland sind wir hier oft etwas zurückhaltend und sollten viel öfter gebrauch von Gestiken machen.
Das war mein kleines Hand-Zeichen zum aktuellen #Mittwochsquickie.
Ich bin gespannt, welche Zeichen hier noch gesetzt wurden!
Und so läuft's:
-Sei ca. 10 Minuten kreativ
zum jeweiligen Mittwochsquickie-Thema
-am besten spontan und unvoreingenommen
-unter dem #MittwochsQuickie
und dann...
-staune, wie bunt die Vielfalt der Beiträge geartet ist!
Alles Liebe,
eure Yaraha 🌸
P.S. die geballte Faust gab's von pixabay.com und Lenas Name wurde für diesen Beitrag natürlich verändert.
Ich bin ja ein ziemlicher Fan von Laura Schwengber, die das Gebärden von Popmusik zu einem Teil ihres Jobs gemacht hat, sie ist aber nicht die Einzige.
(Youtube gibt noch mehr her, hab ich grad gesehen bei der Suche nach diesem Video, das ich vor einigen Wochen gesehen hatte.)
Ja danke für den Hinweis, die Gute kannte ich noch garnicht, finde das auch super! =) Liebe Grüße
Sehr schöner Beitrag zum Thema "Zeichen". Letzte Woche durften wir ein paar Gehörlose im Tandem mitnehmen. Da fühlten wir uns ein wenig als Außenseiter, als sie untereinander mit ihren Zeichen sich unterhielten und wir nichts verstanden.
Danke, dass du uns an deiner Erfahrung mit Lena hast teilhaben lassen!
Danke dir! Ja stimmt, das kann ich mir gut vorstellen. Liebe Grüße
Ja mega "Gebärdensprache" - wie passend zum heutigen Thema! Irgenwie hat mich das schon immer mal gereizt. Wenn ich mal wieder n bisschen Luft auf der Arbeit habe, könnte ich ja mal mit kleinen Grundlagen beginnen 😃
Da hinterlasse ich direkt mal ein up für den klasse Artikel.