Eichenprozessionsspinner im Schlosspark Schönbrunn (Wien)
"Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen." Diese überlieferte Volksweisheit für das Verhalten im Falle eines Gewitters ist, was den Schutz unter Buchen anbelangt, inzwischen überholt.
Im Zusammenhang mit der Invasion der gefährlichen Eichen-Prozessionsspinner in unseren Parkanlagen und Wäldern hat die Empfehlung, sich von Eichen fernzuhalten, jedoch ihre Gültigkeit.
Der Schönbrunner Schlosspark, ein rund 160 Hektar großes Areal im Westen Wiens, zählt zu den beliebtesten Naherholungsgebieten der Bundeshauptstadt. In den letzten Tagen mussten große Teile der Parkanlage aufgrund der Gesundheitsgefahr, die von den Raupen dieses Nachtfalters ausgehen, gesperrt werden.
Eichen-Prozessionsspinner (Thaumetopoea processionea)
Der Zyklus vom Ei bis zum ausgewachsenen Falter vollzieht sich innerhalb eines Jahres über mehrere Entwicklungsstadien. Nach der Paarung legt das Weibchen im Spätsommer rund 150 weiße Eier in den Baumkronen oder an glatten Rindenstellen von Eichen ab. Der Embryo entwickelt sich bereits im Herbst und die junge Raupe überwintert in ihrem Ei.
Mit dem Austrieb der Eichenblätter im April/Mai schlüpfen die Raupen, die auf ihrem Weg zur Verpuppung sechs Larvenstadien durchlaufen. Die giftigen Brennhaare werden in der dritten Phase ausgebildet. Voll entwickelte Raupen können bis zu einer halben Million gesundheitsgefährdender Brennhaare aufweisen.
Ab Juni bauen die Raupen in den Astgabeln und an den Stämmen der Eichen die typischen Gespinstnester .
Nachts wandern die Spinner in mehreren Reihen, die bis zu zehn Metern lang sein können, von ihren Nestern zur Nahrungsaufnahme in die Baumkronen. Diesen "Prozessionen" verdanken die Insekten auch ihren Namen. Gemeinsam mit anderen Schädlingen können die etwa fünf Zentimeter großen Raupen ganze Eichenbestände kahlfressen.
Ende Juni, Anfang Juli beginnt der Verpuppungsprozess, der bis zu 35 Tage andauert. Dabei werden die Gifthaare zwar abgestoßen, jedoch in die Kokons mit eingewoben. Daher bleibt die allergieauslösende Gefahr der Nester noch nach Jahren bestehen.
Ab Mitte August schlüpfen die unscheinbaren, braun-grauen nachtaktiven Schmetterlinge. Ihre Flügelspannweite kann bis zu 3,5 cm betragen.
Gesundheitliche Gefahren
Während der Nachtfalter harmlos ist, weisen seine Raupen als Fress-Schutz Brennhaare auf, die das Nesselgift Thaumetopoein enthalten. Dieses Gift kann irritative und entzündliche Reaktionen bei Mensch und Tier auslösen.
Bei Kontakt mit den Brennhaaren setzen sich Widerhaken in der Haut fest und können eine Nesselsucht mit starkem Juckreiz und Schwellungen auslösen. Die feinen Härchen sind auch verantwortlich für Bindehautentzündungen, Atembeschwerden und Asthmaanfälle. In Einzelfällen kann sogar ein allergischer Schock auftreten. Schwindel, Übelkeit, Fieber und Schüttelfrost treten häufig als Begleiterscheinungen auf.
Vorsichtsmaßnahmen
Grundsätzlich sollten betroffene Areale in Wäldern und Parkanlagen gemieden werden. Ist ein Aufenthalt in diesen Gebieten unerlässlich, wird empfohlen, empfindliche Bereiche wie Nacken, Hals oder Unterarme zu schützen. Hat ein Kontakt mit Raupenhaaren stattgefunden, ist ein sofortiger Kleiderwechsel mit Duschbad und Haarwäsche dringend anzuraten. Auch die Kleidung und die im Gefahrenbereich benutzten Gegenstände wie beispielsweise Fahrzeuge sollten gründlich gereinigt werden.
Situation in Wien
Da der Schönbrunner Schlosspark einen großen Bestand an Eichen aufweist, wurde der obere Parkabschnitt bei der Gloriette vorübergehend gesperrt. Mit Hebebühnen wurden die Nester von den Bäumen geholt und verbrannt. Seit 2001 werden auch präventiv biologische Spritzmittel angewendet. Der Schlosspark ist inzwischen wieder vollständig zugänglich, allerdings mit der Empfehlung, die Hauptwege nicht zu verlassen.
Auch im mittleren Teil der Donauinsel, im oberen Prater oder im Lainzer Tiergarten sind laut Auskunft eines Beamtes des Gartenbauamtes Eichen-Prozessionsspinner anzutreffen. An besonders frequentierten Stellen oder bei Spielplätzen wurden betroffene Bäume mit Hinweisschildern markiert.
Abschließend noch einige Impressionen aus dem Schlosspark Schönbrunn.
Quellen:
Eichen-Prozessionsspinner
Eichenprozessionsspinner: Sperre in Schönbrunn
Eichenprozessionsspinner - Gefahr für Wald und Mensch
Wunderschöne bilder und das über den eichenprozessionsspinner ist sehr interessant!
Danke anastasia-s :)
Exzellenter und informativer Beitrag! Wie man es von Dir gewohnt ist.
Vielen Dank wienermelange, ich freue mich über deinen Kommentar :)
Hi @vieanna, toller Beitrag! Es freut mich dass du auch von Insekten und der Natur begeistert bist.
Lg,
Will
Danke Will :) Die Wunder der Natur zu erleben ist immer wieder ein Erlebnis!
A reminder that nature is not just beautiful, it can also harbor danger -- but in relative terms, Europe is fortunate in this regard ;-)
As always, lots of useful information and great photos!!! Thanks for another excellent post, and bon Weekend!
It is also a reminder to be mindful outdoors. The treacherous thing is that the nests remain dangerous all year round. The caterpillar hair are carried by the wind into the wider environment and are therefore a latent danger to humans and animals.
Have a relaxed sunday by enjoying the wonderful nature! :-)
Alle meine Haare am Körper stehen direkt nach dem ich dieses Raupenbild sah. :-D
Zum Glück können die andere Bilder das Gefühl wieder entfernen, da sie so schön sind. ^_^
Mir geht es beim Anblick dieser Raupe ähnlich. Schon eigenartig, dass wir uns davor ekeln. In diesem Fall ist dies aber ein guter Schutz davor, diesem "giftigen" Insekt allzu nahe zu kommen.
Zum Glück habe ich noch ein paar schöne Bilder vom Schlosspark in den Bericht aufgenommen ;-)
Sehr schoene Bilder mit einem ernsten Thema.. Danke fuer den informativen Beitrag ;)
Danke loveablesoul :)
Wir haben vor ca 2 Wochen in der Lobau diese Raupen gesehen, wussten aber nicht wie deren Name ist und dass die Haare Gift enthalten, was ich aber wusste war dass sie normalerweise in einer Reihe marschieren, weshalb ich die 3 von mir gesehenen Einzelexemplare zu einem 3er Gespann vereinte ohne sie anzugreifen.
Zum Glück seid ihr nicht direkt mit den giftigen Härchen der Raupen in Berührung gekommen. Ich hoffe, ihr habt keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen erlitten.
Werden Brennhaare eingeatmet oder verschluckt, kann dies zu einer Reizung der oberen Atemwege und bei vorbelasteten Personen sogar zu Atemnot führen.
Nein wir haben sie ja nicht berührt, und haben ja auch nur 3 "Einzelkämpfer" gesehen.
Krasse Raupenprozession :O
Nicht nur der Bericht überzeugt sondern auch die Bilder :)
Danke komischername :)
Heute was von nem Mädchen dass ein Problem mit dem Viechern hatte in der Zeitung gelesen, schon gibts nen super Bericht hier :) Danke!
Vielen Dank theaustrianguy :)
Die Tochter einer Kollegin hat bei einem Schulausflug auch unliebsame Bekanntschaft mit diesen Spinnern gemacht. Das hat mich zu diesem Beitrag angeregt.