Karl Marx - Zum 200. Geburtstag des deutschen Philosophen
Hatten wir im Jahr 2017 das „Luther Jahr“ so könnte man das Jahr 2018 wohl zum „Karl Marx Jahr“ machen. Heute, am 05. Mai 2018 wäre der deutsche Philosoph Karl Marx 200 Jahre alt geworden.
Was ist geblieben von seinen Thesen und seinem Blick in die Zukunft der Menschheit?
Geld erniedrigt die Menschen und verwandelt alles in eine Ware. Das Geld ist der neue Gott und der Kapitalismus die neue Religion. Das Kapital sucht und findet ständig neue Märkte, bis in die hinterste Ecke der Erde. Es wird investiert um neues, immer mehr Kapital zu ernten. Eine alles verschlingende Verwertungsmaschine, die keine Grenzen kennt, ungebremst, weltweit.
So schrieb es Marx in „Das Kapital“ Band 1 nieder. Es war seine Wissenschaft, diese Entwicklung umfassend zu beschreiben und vorher zu sehen. Darin schreibt er weiter:
Der Markt muss beständig ausgedehnt werden, so dass seine Zusammenhänge und Bedingungen immer unkontrollierbarer werden, solange, bis das System am Ende zusammenbricht.
Laut dem Marx Biografen Jürgen Neffe, sagt Karl Marx schon sehr früh, dass ein nationaler Markt nie ausreichen kann. Er muss sich internationalisieren, er muss die Erde umspannen, er muss in jeden Winkel der Welt vordringen. Das bedeutet, dass alles, was wir uns vorstellen können (Bodenschätze, Land, Gesundheitswesen, Nahrung …. alles) sich in einem riesengroßen Warenkorb ansammelt. Dieses System nimmt dabei absolut keine Rücksicht darauf, dass es eventuell Umweltschäden verursacht, oder andere Missstände hinterlässt. Das System MUSS wachsen. Es ist wie Krebswachstum. Der Krebs lebt, indem er den Körper zerstört. Der „Krebs Kapitalismus“ müsste hingegen sagen, dass er sein Wachstum einstellt, damit der Körper weiter lebt. Das aber genau kann nach Karl Marx der Kapitalismus nicht.
(Die gesamte ZDF Dokumentation – Dauer 1:30 h – mit Mario Adorf als Karl Marx spannend inszeniert unten im Video)
Im Zusammenhang dessen behauptet Marx:
"Après moi le déluge! (Nach mir die Sintflut!) ist der Wahlruf jedes Kapitalisten und jeder Kapitalistennation."
Wie sieht es nun aus in der „Welt lange nach Karl Marx“?
Da ist zu lesen, dass es den Arbeitern angeblich heute weit besser geht, als Karl Marx es jemals voraussah. Nehmen wir einmal die Werksarbeiter (bspw. von BMW) raus, so ist nur schwer erkennbar, dass dem tatsächlich so ist. Noch nie waren so viele Menschen in Deutschland wegen burnout im Krankenstand: „Wenn es dir hier nicht passt, dann such dir doch einen anderen Job!“. Aktuell verdienen 3,7 Millionen Deutsche weniger als 2.000 EUR Brutto im Monat. Es gibt Menschen, die sich tatsächlich nach Abzug der Miete noch etwas zu essen kaufen können. Viele erreichen dies nur mit 2-3 Jobs. Jens Spahn sah sich das gestern einmal bei einer Hartz4-Empfängerin persönlich genauer an (Die Könige – hier ein christlicher – besuchen das einfache Volk)
Trotzdem geht es den Menschen hierzulande im globalen Vergleich ausgezeichnet. Würden jedoch alle Menschen der Welt so leben wie wir in Deutschland, so bräuchte die Welt ganze 3 Erden. Und das Wachstum: Klar, das geht weiter. Um jeden Preis.
Und die andere Seite der Medaille?
Laut einem Oxfam-Bericht aus dem Jahr 2016 verfügen die 62 reichsten Menschen der Welt über genau so viel Vermögen, wie die 3,5 Milliarden ärmsten Menschen auf diesem Planeten. Die Superreichen würden in einen Reisebus passen. Vor Jahrzehnten wäre noch eine Busflotte zur Unterbringung derer notwendig gewesen. Wachstum um jeden Preis?
Im Staatskapitalismus China bekommen die Menschen vor lauter Smog keine Atemluft mehr. Das Meer ist immer stärker durch Plastik verseucht. Flüchtlinge kommen zu uns wegen der Kriege in ihren Ländern. Bald werden sie wegen des Klimas kommen.
Die Preisliste des Kapitalismus, der immer wieder auch Krisen braucht um weiter zu wachsen, könnte hier unendlich fortgesetzt werden.
Karl Marx stellt fest:
Wir sind nicht Eigentümer, nur Nutznießer der Erde und haben sie nachfolgenden Generationen verbessert zu hinterlassen.
Was aber ist die Alternative?
Hätte Marx die Systeme erlebt, die Diktatoren weltweit aufgrund seiner Lehren aufgebaut haben, er würde sich wohl im Grabe umdrehen. Alle bisherigen Alternativen scheiterten am Menschen selbst. Man kann das System ändern. Eines wird schwer zu ändern sein: Angst und Gier der Menschheit. Vielleicht kam es ja nie zur Marxschen Revolution, weil der Proletarier an sich auch gerne ein Teil der Bourgeoisie wäre. Er würde also etwas beseitigen wollen, dessen Teil er gerne wäre. Die „wie werde ich schnell reich mit Kryptowährungen Community“ kann hier wohl als Beispiel angeführt werden. Man möchte auch in den Reisebus. Bisher war, im Vergleich zu allen anderen Alternativen, der Kapitalismus die erfolgreichere und überlebende Wirtschaftsordnung. Die Frage aber bleibt: Wie hoch ist der Preis?
Der ehemalige Investmentbanker Rainer Voss stellt in der ZDF Dokumentation fest: „Wir leben in der Abenddämmerung des Kapitalismus. Es mag sein, dass das noch 20 oder 30 Jahre gut geht. Die gegenwärtige Entwicklung des Auseinanderdriftens zwischen arm und reich ist jedenfalls so nicht länger tragbar.“
Das Leiden eines der bedeutendsten deutschen Philosophen
Der Karl Marx Biograf Jürgen Neffe sagt dazu:
„Karl Marx selber ist nie wirklich fertig geworden. Er wäre sicher bis heute nicht fertig geworden. Dies hat er wohl selber erkannt, aber auch darunter gelitten. Ein Schriftsteller, dessen Werk zum Kulturerbe der Menschheit erklärt wurde, hat diesen Ruhm selbst nie miterlebt. Er wurde zu Lebzeiten nie in dem Maße gewürdigt, wie er es wohl verdient hätte. Es hat Marx wohl am meisetn gekränkt, dass die Fachwelt so wenig Kenntnis von seinen Schriften genommen hat. Daraus könnte man den Schluss ziehen, dass Karl Marx seiner Zeit weit voraus war.“
Die Frage, die am Ende bleibt:
"Oft sind wir mit seinen heutigen Anhängern konfrontiert, die behaupten, dass Marx der Welt tolle Ideen schenkte, die leider nicht richtig verstanden, interpretiert und realisiert wurden. Seine Lehre wurde nach ihnen missbraucht, vereinfacht und trivialisiert. Diese Aussage kann ich nicht akzeptieren. Jemand sagte einst, dass die Stärke einer Lehre in ihrer Trivialisierung am besten zu erkennen ist. Genau das ist auch beim Marx geschehen. Deshalb ist er, als ein Volkstribun, zu einer Ikone vom Sozialismus und Kommunismus geworden."
Aus:
Sollte Karl Marx zweihundert Jahre nach seinem Geburtstag ein neues kolossales Denkmal in Trier bekommen?
Václav Klaus, Die Rede in Trier, AfD Veranstaltung, Best Western Hotel Trier City, Trier, Deutschland, 4. Mai, 2018.
https://www.klaus.cz/clanky/4265
Zu meinem Artikel ist sicher auch folgende Kolumne von Prof. Henrik Müller im Spiegel Online, vom 29.04.18, interessant. Müller beleuchtet hier das Thema aus anderer Perspektive.
Der Kapitalismus scheint gerade zugrunde zu gehen - ganz ohne Revolution.