Warum ich nicht mehr still sein will: Ein Homo sapiens packt aus

in #deutsch6 years ago (edited)

Menschlichkeit geht uns alle an

Servus, liebe Steemians!

Ein Posting hat mich diese Woche nachdenklich gestimmt und ich habe überlegt, wie ich zu Steemit stehe und was ich hier eigentlich will. Ihr kennt mich meistens als Bloggerin über Reisen und Sprachen und interessante Menschen. Ich unterhalte euch gerne mit meinen Posts und ich werde das auch weiterhin tun - sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch.

Aber ich will mehr als das: Es gibt Dinge, über die ich gerne mit euch sprechen möchte. Und ich sage bewusst mit euch und sprechen. Ich bin offen für einen Dialog. Mit Respekt. Auf Augenhöhe. Und ohne aus der Luft gegriffenen Aussagen. Einfach wieder so richtig old school miteinander quatschen, wie es - meiner Erinnerung nach - vor Social Media auch funktioniert hat.

5 Dinge, die mir immer häufiger Sorgen machen

  1. Immer häufiger lese ich, dass Menschen auf Facebook, in den Foren von österreichischen Tageszeitungen - und angeblich auch hier auf Steemit - posten, dass sie sich freuen, wenn andere Menschen sterben oder zu Schaden kommen.
  2. Immer häufiger bekomme ich mit, dass Menschen andere Menschen anfeinden.
  3. Immer häufiger bekomme ich mit, dass Menschen einander Dinge neiden.
  4. Immer häufiger bekomme ich mit, dass Menschen Angst vor Dingen haben, die nicht real sind.
  5. Immer häufiger bekomme ich mit, dass Menschen skeptisch sind - gegenüber der Wissenschaft, gegenüber ausführlich recherchierten Berichten in Medien, gegenüber Aussagen, die schlicht nicht ihrem Weltbild entsprechen.

5 Dinge, die mir Mut machen

  1. Offline erlebe ich diesen Hass viel weniger deutlich - meistens jedenfalls.
  2. Uns Menschen verbindet unheimlich vieles.
  3. Leute, die auch den Mund aufmachen - und die sich wieder zusammenraufen probieren.
  4. Freundschaften zwischen Menschen, die das Verbindende über das Trennende stellen
  • Es gibt Aktionen, die die Leute wieder an einen gemeinsamen Tisch bringen - zum Beispiel die Aktion Österreich spricht der österreichischen Tageszeitung Der Standard.
  • Was können wir alle tun?

    Egal, welchem politischen Spektrum man sich zugehörig fühlt, eines haben wir gemeinsam: Wir wollen respektiert werden. Wir wollen, dass uns jemand zuhört. Und wir wollen nicht beleidigt werden.

    Wie wir das schaffen?

    • Fragen stellen statt Annahmen zur Wirklichkeit erheben
    • Recherchieren - und zwar wenn möglich in Primärquellen.
    • Die Filterblasen durchbrechen.
    • Unser Ego auf die Seite stellen und lernen, auch einmal einzugestehen, dass man nicht recht hatte.
    • Lernen, wieder Geduld zu haben.
    • Offen sein, etwas neues zu lernen.
    • Versuchen, sich in andere hineinzuversetzen - das Zauberwort für gegenseitiges Verständnis ist Empathie.
    • Dialog statt Monolog.
    • Macht mit bei Österreich spricht.
    • Lernt die Menschen kennen, über die ihr gerne schimpfen würdet - bevor ihr zu schimpfen beginnt.

    Was ich mache?

    • Ich höre Andersdenkenden zu und versuche, mich in sie hineinzuversetzen.
    • Ich stelle Fragen.
    • Ich verhalte mich respektvoll. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich das nicht mehr schaffe, weil es mir zu viel wird, dann schlage ich ein Time-Out vor oder wechsle das Thema.
    • Ich versuche, meine Emotionen in solchen Unterhaltungen zu kontrollieren. Es hat keinen Sinn, wütend zu werden oder zu weinen - es hat aber Sinn, sich etwas zurückzunehmen und zu ergründen, warum das Gegenüber so denkt wie es denkt.
    • Ich bin bei "Österreich spricht" dabei und schon sehr gespannt auf das, was dabei rauskommt.

    Einfach zum Nachdenken

    Was ist eure Lieblingsserie? Euer Lieblingsfilm? Eure Lieblingsfußballmannschaft? Euer Lieblingssport? Das letzte Buch, das ihr gelesen habt? Ein Lokal, in das ihr gerne geht? Wo bekommt man die beste Pizza oder den besten Kaffee in der Stadt? Vielleicht beantworten viele von euch diese Fragen ähnlich - findet eine gemeinsame Basis. Man muss nicht in allen Punkten einer Meinung sein - aber vielleicht seid ihr es ja immerhin in manchen. Zumindest biologisch haben wir viele Gemeinsamkeiten: Der Biologe nennt uns Homo sapiens als Spezies. Wir sind alle Artgenossen - egal woher wir kommen oder was wir denken.

    Ist Politik wirklich alles?

    Politik ist vieles, aber nicht alles. Wer wirklich etwas verändern möchte, der sollte weniger streiten und mehr anpacken: Schon Elvis hat gesungen: "A little less conversation, a little more action" - okay, der hat das vielleicht etwas anders gemeint, aber im Prinzip gilt das auch für eine funktionierende Gesellschaft. Es gibt so viele Baustellen nicht nur auf der Welt, sondern auch auf regionaler und kommunaler Ebene. Wenn sich jede und jeder von uns ein oder zwei Themen aussucht und sich in diesen Bereichen für Verbesserungen einsetzt - aktiv anpackt - dann bewegen wir etwas für uns alle.

    Und wie lebt ihr so?

    Erzählt mir doch in den Kommentaren über eure ungewöhnlichen Freundschaften, Strategien bei der Diskussion mit Andersdenkenden - aber erzählt mir bitte im gleichen Kommentar auch über irgendwas, das ihr mögt (Hobbies, eure Lieblingsmusiker, -filme, -serien, -speisen, wohin ihr gerne auf Urlaub fahrt, etc.). Machen wir uns selbst und andere als Menschen sichtbar. Ich habe genug davon, ein gesichtsloses, anonymes Wesen im Internet zu sein - und ihr?


    Musik: Wolfgang Ambros. Ich habe keine Rechte an dem Song oder an dem Video. Es erscheint mir jedoch sehr passend als Denkanstoß.


    Danke @hatoto für die Inspiration.

    Sort:  

    Wichtig ist, dass man einfach fair bleibt imho. Ich wohnte mal mit einem Sozialisten in einer WG. Also einem richtigen Sozialisten, der meinte die DDR sei toll gewesen und alles sei nur kapitalistische Propaganda und so.

    Haarsträubenden Scheiß hat der häufig erzählt. Ich habe ihn natürlich auch gezeigt, dass er Unsinn erzählt, aber ich habe ihm nie vorgeworfen ein schlechter Mensch zu sein oder sowas. Das ist er auch nicht - er ist nur politisch außerordentlich verwirrt und versteht nicht, dass er mit seinen Überzeugungen böse Menschen ungewollt unterstützt.

    Und ihr hattet sicher zig andere Gesprächsthemen - von ungeputzten Klos und ungewaschenem Geschirr zu irgendwelchen Uni-Themen, Musik oder Büchern. Finde ich toll, dass ihr trotzdem zusammengelebt habt - vielleicht wäre das einen Steemit-Post wert! :-)

    Servus,

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    Übrigens: Wenn du den Tag #steemit-austria verwendest, finde ich deine Posts noch leichter!

    Auf dem dem Steemit-Austria Discord-Server kannst du nette Leute kennen lernen und deine Beiträge promoten.

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    Naja, offline kannst du halt keine Gedanken lesen, trotzdem haben die Menschen sie. Im Internet kann man Gedanken lesen, weil die Menschen sie ja selbst darlegen...

    • Hass, Neid und und und existieren ja trotzdem auch wenn du´s icht siehst.
    • Jedoch würde man dieses Mobbing niemals in der realen Welt so durchziehen... naja, bis auf meine Nachbarn :(

    Es sind ja viele Leute der Meinung nicht mehr Still sein zu wollen und genau das ist es: vermeintlich gut recherchierte Artikel entpuppen sich als Springer-Auftrags-Arbeit oder Pharma-Werbung ect pp.

    Verwunderlich finde ich persönlich, dass sich die Leute "unter JEDEM Youtube-VIDEO" gegenseitig beleidigen (müssen) oder selbst Menschen kritisieren, die von ihrem Familienglück oder ihrer Weltreise berichten.

    In solchen Fällen sollte man seine Aufmerksamkeit einfach abwenden... und die Hater sich selbst überlassen...

    Wer nämlich eine eigene Meinung hat, der kann von allen Seiten angegriffen werden. So wurde ich diese Woche bei Facebook schon als Besorgter Bürger und Nazi beschimpft, während ich bei Instagram darüber belehrt wurde, dass meine linksversiffte Einstellung das Problem sei :)

    Früher hätte ich zurückgeschrieben, Heute ignoriere ich das einfach...
    Wer missionieren muss, hält andere Menschen für minderwertig...

    ...und genau das ist der Punkt: Missionieren will ich nicht. Ich will einfach nur Impulse geben, dass man mal über das Einigende mehr nachdenkt als über das Trennende. Mir geht diese ganze Spalterei nämlich echt auf die Nerven.

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