Krieg im 21. Jahrhundert

in #deutsch3 years ago

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Der Einmarsch der russischen Streitkräfte in die Ukraine am 24. Februar 2022 ist die erste Kampfhandlung so nahe an meinem Heimatland seit dem Balkankrieg.
An den Balkankrieg habe ich nur lose Erinnerungen, als Kind hat man damals ja nicht so viel davon mitbekommen. Zumindest ich nicht. Woran ich mich noch erinnere, ist die Frage, ob der Krieg auch zu uns kommen könnte. Damals war die Antwort, "Nein".
Heute ist es, "Vielleicht".

Es ist krass zu sehen, wie sehr sich die Reaktionen auf diesen Krieg zu denen auf andere Konflikte unterscheiden. Zwei Golfkriege, ewiges Gezanke um den Hindukusch, Arabischer Frühling und das ewige Israel vs. Palästina -Dilemma; Taliban, ISIS, und was weiß ich, wie viele Saddams, Gaddafis, Fidels, Papa Docs, Idi Amins diese Welt schon gesehen hat, aber nie war die Reaktion so wie in dieser Woche. Liegt es an der geografischen Distanz? Liegt es an der politischen Distanz? Oder dem eingeschätzten Ausmaß? Könnte es auch daran liegen, dass sich zum ersten Mal seit dem 2. Weltkrieg Länder der 1. Welt direkt in die Haare bekommen?
Eigentlich ist es doch bigott, wie wir auf die unterschiedlichen Konflikte reagiert haben, politisch kann und will ich das gar nicht nachvollziehen. Wer will schon von allen Seiten angelogen werden. Was ich aber beobachten kann, sind die privaten Reaktionen.

Wo die einen nur Diskussionen und Minimalreaktionen ausgelöst haben, holt die Ukraine fast jeden hinter dem wohligen Wohlstandsofen vor, vielleicht weil das Gas für den selbigen knapp wird?
Ich kann mir nicht helfen, aber ich habe einen faden Beigeschmack bei dem ganzen Aktivismus, der gerade die Runde macht. Aber, und das fällt mir ein, als ich diesen Text schreibe, können wir auch seit Langem mal wieder mehr tun. Die Ukraine liegt nahe, man kommt ohne Weiteres mit dem Auto hin, im Gegensatz zu Afghanistan. Direkte Hilfe ist möglich und das Misstrauen gegenüber Hilfsorganisationen ist gestiegen.

Und noch auffälliger ist, dass durch die Nähe und den Entwicklungsstand die Informationsflut viel größer zu sein scheint.
Das erste Wochenende war, wenn man genug Sozialmediakanäle und News-Ticker bemühte, wie eine fesselnde Thrillerserie. Alle waren wir live dabei, haben gebannt verfolgt, was alles passiert, Informationen, richtige und falsche von allen Seiten und das im Minutentakt.
Selbst mich, den es eher sporadisch zu den Nachrichten zieht, hatte das Geschehen in seinen Bann gezogen. So oder so ähnlich muss es vielen gegangen sein. Aber im Laufe der Woche hat sich auch schon etwas verändert. Ich glaube nicht, dass die Informationen weniger geworden sind, aber das private Interesse. Die News werden immer mehr durch andere belanglosere Dinge verwässert. Woran liegt das? Ist das nur mein Algorithmus? Mein Adrenalinspiegel war am Anfang der Art hoch, ich kann mir vorstellen, dass das bei anderen ähnlich war, aber das hält doch keiner länger aus. Ist das nur ein Problem unserer verweichlichten Nachkriegsgenerationen?
Oder behindert das Nachrichtenbombardement eine gewisse Stoa?

Was tu ich nur? Was kann ich machen? Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben als berufstätiger Teil dieser Gesellschaft etwas gespendet und bekenne eindeutig Farbe, und zwar blau und gelb. Warum? Ich sehe in Putin eine Gefahr für meine Lebensart und in der Ukraine das arme, unfreiwillige Bollwerk gegen einen neuen Faschismus.
Die Gedanken müssen frei sein! Es muss LGBTQ-Menschen geben dürfen, genauso wie Linke und Rechte, Gläubige und Atheisten, Wissenschaftler und Verschwörungstheoretiker. Jeder muss sich seine eigenen Gedanken machen dürfen, ob man sie nun für saublöd oder vernünftig hält, ist egal. Kunst, Humor und Meinungsäußerung müssen frei sein, damit wir frei sind und ich will mich gegen jeden stellen, der diese Freiheit bedroht! Ob er nun Putin, Trump, Xi Jinping, Kim Jung Un, Boris Johnson oder "Deutscher Michel" heißt.
Und ich stelle mich genau so gegen jedes Mittel der Unterdrückung, egal unter welchem Deckmäntelchen es sich versteckt. Nationalismus, Kommunismus, Feminismus, Anarchismus, ... "einen Scheiß muss" ich!

Jedes Dogma ist ein Witz!
Heil Diskordia! (Frei übersetzt: An jeden, der glaubt er könnte mich auf irgendeine Seite ziehen: Geh kacken!)

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