TARGET 2 - Salden - Problem oder nicht?
Liebe Steemitgemeinde,
Liebe Freiheitsfreunde,
Liebe Freiheitsfeinde,
Liebe Eurogegner,
Liebe Eurofreunde,
in letzter Zeit ist es wieder ruhiger geworden um die TARGET - Salden.
Aber vor nicht allzu langer Zeit waren sie überall in den Medien und vor allem Prof. Hans-Werner Sinn warnte vor möglichen großen Verlusten für die deutsche Bundesbank.
Was ist dran?
Aktuell hat die Bundesbank Forderungen gegenüber dem TARGET-System von ca. 895 Milliarden Euro.
Sind diese TARGET-Salden ein harmloser Verrechnungsposten oder eine tickende Zeitbombe?
Die unterschiedlichen Positionen kann man sich hier und hier und hier und hier durchlesen.
Meiner Ansicht nach, ist die Diskussion um die TARGET - Salden völlig bedeutungslos.
Warum werde ich gleich zeigen.
Schauen wir uns erst einmal an, was bei einer Überweisung innerhalb Deutschlands von der Bank A zur Bank B passiert.
Innerdeutsche Überweisung
Für Überweisungen innerhalb einer Bank braucht man kein Zentralbankgeld.
Bilanztechnisch ändert sich hier überhaupt nichts. Es wird nur Geld von einem Kunden zum anderen umgebucht.
Wird Geld zwischen zwei Banken überwiesen, kommt Zentralbankgeld ins Spiel.
Alle deutschen Banken haben ein Konto bei der Bundesbank (Kontonummer = Bankleitzahl).
Bei einer Überweisung von 100€ von Bank A zu Bank B werden nicht nur 100€ von dem Konto des Kunden der Bank A abgezogen und dem Kunden der Bank B gut geschrieben, sondern es werden auch 100€ Zentralbankguthaben von der Bank A auf die Bank B übertragen.
Dies passiert natürlich nicht bei jeder einzelnen Überweisung. Vielmehr wird immer am Ende des Tages abgerechnet. Zusätzlich haben die einzelnen Bankenverbände (z.B. Sparkassen, Volksbanken) eigene Clearingsysteme.
Hierin sieht man auch den Grund, warum die einzelnen Banken nach Wachstum streben.
Hätte eine einzelne Bank 100% aller Kunden in Deutschland, bräuchte sie für innerdeutsche Überweisungen überhaupt kein Zentralbankgeld.
Nachfolgend sehen wir die Bilanz der Bundesbank nach einer Überweisung von 100€ von Bank A nach Bank B.
Stellen wir uns vor, es gäbe kein Buchgeld.
Der Kunde der Bank A müsste 100€ in bar abheben und bei der Bank B einzahlen.
Bilanztechnisch der exakt gleiche Vorgang, nur etwas umständlicher.
Grenzüberschreitende Überweisung im Euroraum
Innerhalb des Eurosystems läuft der Vorgang im Prinzip genau gleich ab, nur dass hier zwei Zentralbanken beteiligt sind.
Nehmen wir als als Beispiel eine Überweisung von 100€ von Italien nach Deutschland.
Bei diesem Vorgang sind die italienische Geschäftsbank, die italienische Zentralbank (Banca d’Italia), die deutsche Bundesbank und die deutsche Geschäftsbank beteiligt.
Der Kontostand des italienischen Bankkunden wird um 100€ verringert und der Kontostand des deutschen Bankkunden erhöht sich entsprechend.
Gleichzeitig verringert sich das Zentralbankguthaben der italienischen Geschäftsbank bei der Banca d’Italia um 100€ und das Zentralbankkonto der deutschen Geschäftsbank bei der Bundesbank erhöht sich um 100€.
Allerdings sind jetzt die Bilanzen der deutschen Bundesbank und der Banca d’Italia unausgeglichen.
Bei der Bundesbank erhöht sich die Passivseite um 100€, da die deutsche Geschäftsbank jetzt ein Guthaben von 100€ hat.
Die Passivseite der Banca d’Italia reduziert sich um 100€, da die italienische Geschäftsbank ja 100€ Guthaben verloren hat.
Um die Bilanz der Bundesbank auszugleichen, erhält sie nun eine TARGET-Forderung von 100€ gegenüber dem Eurosystem. Die Banca d’Italia hat nun eine Verbindlichkeit von 100€ gegenüber dem Eurosystem.
Wie man sehen kann, beläuft sich der Summe der Target-Forderungen und Verbindlichkeiten null.
Gäbe es keine nationalen Zentralbanken, sondern nur die EZB, würden diese TARGET-Salden überhaupt nicht auftauchen.
Quelle
TARGET-Salden sind kein Kredit
Hans-Werner Sinn hat die TARGET-Salden in der Vergangenheit immer wieder als Kredit der Bundesbank an die Südländer bezeichnet.
Ist das wirklich so?
Stellen wir uns den Überweisungsvorgang von Italien nach Deutschland wieder ohne Buchgeld vor.
Der italienische Bankkunde hebt 100€ von seinem Konto in bar ab, steckt es in einen Briefumschlag und schickt es nach Deutschland. Der Empfänger in Deutschland nimmt das Geld und zahlt es bei seiner Bank ein.
Hier haben wir es im Prinzip wieder mit dem gleichen Vorgang wie oben beschrieben zu tun. Nur eben wieder etwas umständlicher.
Würde bei diesem Vorgang Hans-Werner Sinn auch wieder von eine Gefahr sprechen oder von einem Kredit der Bundesbank an die Südländer?
Ich glaube nicht.
Eine Forderung gegen die EZB, ein Zentralbankguthaben oder Eurobanknoten sind ein und das selbe.
Auch die Kritik aus den Reihen der AfD, dass die TARGET-Guthaben nicht verzinst werden greift ins Leere.
Schließlich werden Banknoten auch nicht verzinst.
Also, wieder einmal viel Rauch um Nichts.
Stephan Haller
Ev hast Du recht, keine Ahnung.
Waren/Konsum gegen "Geld" dass Du de facto nie wiedersehen wirst, sind nicht besondners klug für den Warenhersteller aus meiner Sicht, für den Konsumenten ev. schon.
Global gesehen mag das eh alles peanuts sein, mein Geld leg ich aber bei Unternehmen und Strukturen an, die von diesem System eher profitieren sollten, und das sind vor allem nicht die deutschen Steuerzahler.
Aber ich versteh es eben nicht:).
Herzliche Grüße!
Hans Werner Sinn und auch Peter Böhringer führen aber an, daß Deutschland einen Exportüberschuß (an echten Waren, die sich nicht beliebig in der Druckerpesse vermehren lassen) hat und somit Waren gegen Target Salden, die, so sagen sie, niemals ausgeglichen werden können, einlöst. Das ist schon ein ziemlich großer Unterschied, findest Du nicht?
Wo ist der Unterschied?
Du gibst Waren gegen Geld.
Geldhaltung ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Mir wäre es lieber, wir hätten niedrigere Steuern und könnten mehr konsumieren. Dann würden sich die Target-Salden von selbst abbauen. Die dummen Deutschen wollen lieber den Titel Exportweltmeister und dafür unter unseren Verhältnissen leben. Dafür kann weder der Euro noch die EZB etwas.
Posted using Partiko iOS
Den Unterschied habe ich ja schon miteingefügt gehabt. Ich bin aber ebenfalls der Meinung, daß der Titel des Exportsweltmeisters höchstfragwürdig ist. Eine eher ausgeglichene Handelsbilanz wäre sicher besser.
Dann darfst Du aber überhaupt nichts mehr gegen Geld verkaufen.
Dann spielt es auch keine Rolle, ob ich innerhalb Deutschlands oder ins Ausland verkaufe.
Abgesehen davon, dass man den Euro nicht einfach beliebig vermehren kann.
Stimmt meiner Meinung nach so nicht ganz. Ich würde die Haltedauer von FIAT beachten. D.h. man sollte brücksichtigen, daß die Wertaufbewahrungsfunktion dessen, was als offizielles Zahlungmittel git, nicht wirklich gegeben ist.
Die Wertaufbewahrungsfunktion ist immer abhängig vom Fleiß der Produzenten. Wird nicht produziert ist jedes Geld schlecht.
Auch Gold kann man nicht essen.
Diese Floskel kommt eigentlich immer dann, wenn jemand in der Argumentation nicht mehr weiterkommt. Auf der anderen Seite: Frag mal Monsieur Ribery, ob man es nicht doch essen kann. ;-) ;-)
Soweit so gut - für die Forderung haftet der deutsche Michel derzeit mit rund 29 Prozent. Verlässt Italien den Euro ist die Forderung futsch.
Die Frage ist doch woher hat der Italiener die 100 Euro, die er von seinem Bankkonto abhebt und nach Deutschland schickt um dort Immobilien zu kaufen oder was auch immer?
Sie werden durch das Anleiheankaufprogramm der EZB als Kredit an die Italienische Regierung gewährt. Den Ankauf bezahlt der deutsche Michel mit Negativzinsen und langfristigen Vermögensverlusten in Form negativer Realzinsen.
Insofern stellen die Targetsalden durchaus einen Kredit der Deutschen an die Italiener dar, die davon reichlich Gebrauch machen, solange die EZB italienische Staatsanleihen ankauft. Der Kredit entsteht im Vorfeld der Target Buchung durch die Anleihekäufe der EZB - und er ist ein Kredit der Deutschen, der durch nichts besichert ist, als durchwertlose Staatsanleihen der Italiener, die mit keiner verwertbaren Sicherheit unterlegt sind.
Dabei ist es unerheblich, wie die Buchung in Form der Target 2 Salden abläuft - denn ohne die Anleihekäufe der EZB in Italien gäbe es keinen Kredit zu nahe Nullzins in Italien und somit auch keine Guthaben in einem Ausmaß der einen solchen Anstieg der Targetsalden ermöglichen würde. Ich gehe davon aus dass die Targetsalden in nicht allzuferner Zukunft sich in Richtung 2-5 Billionen Euro bewegen werden...
!COFFEEA
Nein. Die Forderung gegen die EZB bleibt bestehen.
Ist mir auf jeden Fall lieber als müsste die Bundesbank Lire im Portfolio halten.
Das spielt keine Rolle. Entweder er hat sie schon oder bekommt sie als Kredit von seiner Hausbank.
In beiden Fällen hat die EZB nichts damit zu tun.
Zu den fallenden Zinsen habe ich mich hier schon geäußert.
Sie fallen seit 1300, also lange bevor es Zentralbanken gab.
Danke für den Link - wenn die Zinsen wieder auf das Niveau im Mittelalter steigen, weil das Zahlungsausfallrisiko länderübergreifend zunimmt, werden die Menschen auch wieder in Lehmhütten leben, statt in Granit besetzten Tempeln der Lust und sozilistischen Völlerei.
Am Ende ist es einerleit warum und weshalb sich was wohin bewegt.
Ich sehe nur, dass die Staatschulden immer mehr ansteigen und nicht mehr durch das Produktivitätswachstum gedeckt werden, dafür aber laufend verkonsumiert werden, was zwangsläufig in einem systemische GAU einmünden wird.
Die Fehlallokation der Schulden wird früher oder später einem Bereinigungsprozess unterzogen werden...
Viele Grüße.
!COFFEEA
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