RE: Kostenloser öffentlicher Nahverkehr in Deutschland?
@jaki01 danke für den Artikel. Ein paar Anmerkungen hätte ich zu machen:
Du schreibst in bezug auf essenzielle Infrastruktur:”In diesen Bereichen sollte sich eine Gesellschaft nicht von profitorientierten Privatunternehmen komplett abhängig machen.” Nun ich würde sagen, das essenzielleste sind doch die Lebensmittel. Warum ist die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln so gut, obwohl wir uns hier komplett auf private, profitorientierte Unternehmen verlassen?
Die Aussage, dass die Luftqualität immer schlechter wird ist einfach falsch. Denke einfach mal ein paar Jahrzehnte zurück, an die Zeit des verbleiten Benzins, Autos ohne Katalysator und Rußfilter, etc..
Auch die Aussage, dass durch “kostenlose” Busse und Bahnen den Menschen mehr Geld übrig bleibt und dass das die Wirtschaft ankurbelt, ist falsch. Man kann in einer Volkswirtschaft einen Euro nur einmal ausgeben. Was der Staat den Bürgern “kostenlos” anbietet, muss er ihm hintenrum wieder wegnehmen. Man verteilt bei einem “kostenlosen” ÖPNV die Kosten nur anders. Mir als Radfahrer wird dann über die Steuern etwas mehr weggenommen, dafür bleibt dem Nutzer von ÖNPV etwas mehr. Um es mit Milton Friedman zu sagen:
”There is no free lunch.”
Auch finanzierst Du als Nichtautofahrer nicht die Autobahnen, der Staat nimmt über die Mineralölsteuer viel mehr Geld ein, als er für den Straßenbau ausgibt.
Zum Talliner Beispiel:
Auch hier entstehen für die Bürger versteckte Kosten.
Durch den vermehrten Zuzug nach Talin steigen z.B. die Mieten. Das mag für einige gut sein, für andere schlecht, aber wieder “no free lunch”.
Ein weiteres Problem kann auftreten, wenn das Steuerungssignal des Preises fehlt, eine Übernutzung stattfindet. Das sehen wir ja auf unseren Straßen, da es zu jeder Tages und Nachzeit gleich viel Geld kostet, die Straßen zu nutzen, haben wir zu bestimmten Zeiten immer Stau. Würde ein privates Unternehmen die Straßen besitzen, könnte es z.B. über eine digital gesteuerte Maut die Preise zu Stoßzeiten erhöhen und zu anderen Zeiten senken, so dass zu jeder Zeit der Verkehr relativ gleichzeitig rollt.
Wem es zu einer bestimmten Zeit zu teuer ist, der fährt halt nicht, bzw. benutzt andere Verkehrsmittel. Das Problem ist meines Erachtens nicht, dass der Staat zu wenig für den Transport seiner Bürger tut, sondern, dass er keine echte Konkurrenz zulässt. Als Beispiel dient hier das jahrzehntelange von Fernbusreisen, um das Monopol der Bahn zu schützen, oder das Uberverbot in vielen Städten, um das Taximonopol zu schützen.