Die Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts, Teil 3: Die Blutweihnacht und der Spartakusaufstand
Die ist der dritte Teil meiner Serie über die Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts. Nachdem die Monarchie im Zuge der Novemberrevolution gestürzt und die Weimarer Republik ausgerufen ist, verhärten sich die Fronten zwischen MSPD und USPD, darin insbesondere des linken Spartakus Flügels, der eine parlamentarische Demokratie als Verrat an der Räterepublik sieht. Die anderen Teile der Serie sind, bzw. werden sein:
Die Blutweihnacht
Eine erneute Zuspitzung der gespannten Situation zwischen den Spartakisten und der Regierung fand am 24. Dezember statt, was später als "Blutweihnacht" (Hannover/Hannover-Drück 1967, S.24) bekannt wurde. Friedrich Ebert befahl den Angriff auf die im Schloss einquartierte Volksmarinedivision, die sich aus den Matrosen der Novemberrevolution zusammensetzte. Die GKSD unter der Leitung Pabsts griff mit Artilleriegeschützen und Gasgranaten an (vgl. Gietinger 1993, S.15). Der Generalstabsoffizier Waldemar Pabst schrieb später in seinem Buch mit dem Titel "Spartakus" folgendes:
"Doch das Donnern der Geschütze war nicht ungehört verhallt. 'Gegenrevolution der Offiziere' hieß das Echo, das es erzeugte. Von Mund zu Mund flog es fort, von den Fabriksirenen ward es aufgenommen, und aufreizend wirkte es fort bis in den letzten Winkel des Häusermeeres Berlins. Und 'wunderbar' ging die Drachensaat auf, die in den letzten Wochen gesät war […] in rasender Wut stürzte sich die losgelassene Meute […] auf unsere Truppe" (Pabst: Spartakus, S.34f.)
Mit "Drachensaat" meint Pabst hier das kommunistische Gedankengut Luxemburgs. Denn während einer Gefechtspause hatten einige Arbeiter die Soldaten in Diskussionen verwickelt und so die Truppen zur Beendigung der Kampfhandlungen überredet. Pabst musste feststellen, wie mächtig die "losgelassene Meute" war, angestiftet durch das Gedankengut, die "Drachensaat", Rosa Luxemburgs. Pabst hatte die Gefahr für die Regierung und das Militär genau erkannt, die von dieser Frau ausging.
Elf Matrosen starben bei den militärischen Auseinandersetzungen mit der GKSD. Aufgrund dieses Angriffs zog sich die USPD aus der Regierung zurück. Der Druck der linken Anhängerschaft wurde zu groß. Wie hätte die USPD nach diesem Vorfall noch vernünftig mit der MSPD, die auf die Matrosen schießen ließ, die Republik regieren können? Liebknecht und Luxemburg wollten die Chance nutzen und einen Großteil der USPD-Politiker überreden, aus der Partei auszutreten, um gemeinsam die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) zu gründen. Die USPD-Politiker galten als vernünftig handelnde Revolutionäre, jedoch bestand Liebknechts Spartakusbund mehrheitlich aus Utopisten, die blinden Aktionismus einer vernünftigen Politik vorzogen. Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht hatten dies erkannt und wollten bei der Gründung der KPD auf eine Mehrheit von ehemaligen USPD-Mitgliedern bauen. Die unabhängigen Sozialdemokraten ließen sich aber nicht überzeugen und so setzte sich die KPD größtenteils aus den Utopisten zusammen (vgl. Hannover/Hannover-Drück 1967, S.25). Dieser Umstand sollte der KPD und den Spartakisten dann im Januar zum Verhängnis werden.
Der Spartakusaufstand
Barrikade während des Spartakusaufstandes, Bild Wikipedia
Dass der entscheidende Kampf zwischen den Revolutionären und Konterrevolutionären Kräften schon Anfang Januar 1919 stattfinden sollte, überraschte sowohl Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und die restlichen Spartakisten als auch den Generalstabsoffizier Pabst und die anderen Militärs. Niemand rechnete mit einem dermaßen starken, schnellen, aber auch unkontrollierten Handeln der sozialistischen Arbeiterschaft wie dem Folgenden.
Die USPD war aus der Regierung ausgeschieden und alle ihr angehörigen Beamten und sonstige politische Funktionsträger traten von ihren jeweiligen Ämtern zurück bis auf einen, der Berliner Polizeipräsident Eichhorn. Er weigerte sich standhaft sein Amt niederzulegen. "Er betrachtete seinen Posten als eine Machtposition des revolutionären Proletariats, die man nicht preisgeben dürfe" (Hannover/Hannover-Drück 1967, S.27). Die KPD und USPD riefen daraufhin zu Massendemonstrationen für Eichhorn auf. Am 5. und 6. Januar war Berlin in den Händen der demonstrierenden Massen der sozialistischen Arbeiter. Jedoch eskalierte die Situation, viele der Arbeiter trugen Waffen und die Utopisten der KPD riefen zu einem gewaltsamen Sturz der Regierung auf. Es entstanden blutige Gefechte zwischen den Arbeitern und konterrevolutionären Soldaten. Man beschloss, dass die Massen nicht ohne Führung bleiben sollte. Ein Revolutionsausschuss unter dem Vorsitz von Liebknecht und den beiden USPD-Politikern Ledebour und Scholze wurde gegründet. Aufgrund der Falschmeldung, dass die in Berlin stationierten Truppen sich auf die Seite der Revolutionäre geschlagen hätten, beschloss der Revolutionsausschuss sich den Forderungen der Utopisten zu beugen und den Sturz der Regierung zu wagen. Als dann in der Nacht vom 5. Januar radikale Spartakisten und KPD-Anhänger die Redaktion der Parteizeitung Vorwärts der MSPD stürmten, war an einen Rückzug nicht mehr zu denken.
Während dieser Zeit kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, weil Rosa mit Karls Entscheidungen im Revolutionsausschuss im Bezug auf das gewaltsame Handeln der sozialistischen Arbeiter, Spartakisten und der KPD nicht einverstanden war. In ihren Augen war das Unterfangen zu gewagt und die Verhältnisse zu instabil, außerdem kostete es einem Großteil der sozialistischen Arbeiterschaft das Leben. Jedoch entschloss sich Rosa letztendlich doch Partei für die kämpfenden Arbeiter zu ergreifen. Tag für Tag veröffentlichte sie Artikel zur Unterstützung der Arbeiterschaft in der Roten Fahne und forderte den Revolutionsausschuss zu schnellem und entschlossenem Handeln auf (vgl. Hannover/Hannover-Drück 1967, S.27). Jedoch verstrickten sich dessen Mitglieder in zahllose Diskussionen und somit blieb die revoltierende Massen ohne lenkende Führer.
Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht mussten in ihren letzten Lebenstagen, während sie immer zwischen politischen Auftritten und Verstecken wechselten, um den Militärs und den Spitzeln des GKSD zu entkommen, miterleben, wie der Spartakusaufstand immer aussichtsloser wurde und wie die Revolution letztendlich scheiterte. Dies belastete die beiden schwer.
"Rosa Luxemburg erlitt mehrere Zusammenbrüche; Liebknecht eilte rastlos von einem Brennpunkt der Gefechte zum anderen und verzehrte so seine Kraft, die für eine vorausschauende Planung der Aktion dringender gebraucht worden wäre." (Hannover/Hannover-Drück 1967, S.28)
Das Militär schlägt zurück
Bild Deutsches Historisches Museum
Die Regierung war entschlossen hart gegen die Revolutionäre vorzugehen. Man ernannte den Volksbeauftragten der MSPD und späteren Reichswehrminister Gustav Noske zum Oberbefehlshaber von Berlin. Er trat mit den Worten: "Einer muß der Bluthund sein, ich scheue die Verantwortung nicht" (zit. n. Hannover/Hannover-Drück 1967, S.28) sein Amt an.
Berlin wurde daraufhin blutig von den Militärs zurückerobert, die Aufstände der Arbeiterverbände wurden niedergeschlagen, Demonstrierende verhaftet und die von Spartakisten besetzte MSPD-Zeitungsredaktion gestürmt. Am 13. Januar war so der Spartakusaufstand gewaltsam beendet worden, Berlin war wieder fest in den Händen der Regierung und der OHL. Jedoch hatte man bis dato weder Rosa Luxemburg noch Karl Liebknecht gefasst und der Vorwärts kommentierte:
"Viele hundert Tote in einer Reih –
Proletarier!
Karl, Rosa, Radek und Kumpanei, -
Es ist keiner dabei, es ist keiner dabei!
Proletarier!" (zit. n. Haffner 1981, S.154)
Jedoch sollte sich das schnell ändern.
Im folgenden, vierten Teil werden Rosa und Karl gefasst und die GKSD wird beide heimtückisch ermorden. Wie immer gilt, Kommentare, Resteems und Upvotes sind natürlich gerne gesehen.
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Sehr schöner dritter Teil des Artikels, besonders aufgrund der Quellennähe. Grade wen es um Themen der Neuesten Zeit geht ist der Anteil des Geschichtsrevisionismus ja leider sehr hoch. Ich wünsch mir mehr solcher qualitativ hochwertigen Posts.
Dankeschön! Teil 4 ist jetzt auch publiziert.