RE: Kostenloser öffentlicher Nahverkehr in Deutschland?
0% Steuern = Kapitalismus
100% Steuern = Kommunismus
Alle Zwischenwerte sind Sozialismus.
Ein bisschen hart vereinfacht, dementsprechend gäbe es ausschließlich sozialistische Staaten auf unserem Erdball. Tatsächlich leben wir aber in einer Zeit des globalisierten Kapitalismus, der - schon klar - manchen immer noch nicht weit genug geht.
Mmn sollte sich der Staat überall dort zurückhalten, wo es um Einmischungen in die persönliche Freiheit der Bürger geht, aber das Bereitstellen der Infrastruktur muss letztlich von der Gesellschaft (=dem Staat) übernommen werden, weil es privat einfach nicht ordentlich funkioniert, wie zahllose Beispiele aus dem In- und Ausland zeigen. Und dafür braucht es leider entsprechende Finanzierung über Abgaben.
Der anarcho-kapitalistische Traum von der freiwilligen Steuer ist leider leicht realitätsfern - lasse mich gern eines besseren belehren, aber bislang konnte mir niemand auch nur im Ansatz belegen, wie das funktionieren soll.
Das moralische Problem der Archisten ist doch, dass sie einen Zugriff auf das Eigentum der zu beherrschenden Menschen benötigen, um die Ausübung der Herrschaft zu finanzieren.
Absolutistische Herrscher nehmen sich dieser Recht wenigstens unverblümt und ohne Umschweife. Der demokratische Archist bedient sich heuchlerisch einer Scheinlegitimation, indem er diesen Zugriff per "Mehrheitsentscheid" organisiert.
Hierzu gibt es die folgenden Sprüche:
Der von dir beobachtete weltweite Kapitalismus ist eine Sonderzone für die berühmten 1%. Ich beziehe mich aber auf die 99%.
Wenn du mir die Funktionsfähigkeit eines anarchistischen Systems, das nicht innerhalb kürzester Zeit in Verbrechen, warlords und dem universell angewandten Recht des Stärkeren ausartet, nachweisen kannst, bin ich ganz Ohr.
Ansonsten ist mir die Abgabe eines Teils meines Vermögens lieber.
Dein Einwand bzw. deine Nachfrage sind durchaus berechtigt. Wenn es dir ausschließlich um die Abwehr von Verbrechen und Gewalt geht, würde ich sogar mitgehen. Wir wären dann beim "Nachtwächterstaat".
Wer die Staatenlosigkeit lieber in der Hard-Core-Version mag, möge mal bei Hans-Hermann Hoppe (https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Hermann_Hoppe) oder vielleicht Oliver Janich nachlesen.
Um aus der Diskussion weitere Schärfe harauszunehmen:
Auch mit diesem sozialistischen Staatswesen geht es uns (noch) ziemlich gut.
Der technische Fortschritt hat einfach für so viel Wohlstand gesorgt, dass man eine riesige Verteilmasse hat.
Mehr Besorgnis erregt bei mir das Kriegsgetrommel des Westens und die spürbare Einschränkung der Meinungsfreiheit. Die Steuern sind ein Problem geringerer Priorität.
Der Staat versagt leider im Bereich Abwehr von Verbrechen und Gewalt auf ganzer Linie. Er wartet bis Dir Gewalt angetan wurde, kommt dann vorbei, nimmt den Fall auf und geht wieder. Um Deinen Schaden kannst Du dich selbst kümmern. Tritt der unwahrscheinliche Fall ein, dass der Verbrecher gefasst wird, darfst Du ihn noch mit deinen Steuergeldern eine gemütliche Gefängniszelle finanzieren.
Zusätzlich nimmt er Dir noch das Recht weg, Dich ausreichend selbst zu verteidigen. Da sind mir die Lösungen von Rothbard, Hoppe und Janich schon lieber.
Aber ich gebe Dir Recht, ein Minimalstaat wäre viel besser als der 70% Sozialismus den wir jetzt haben.
Bei letzterem gebe ich dir Recht, wobei man der Vollständigkeit halber anmerken sollte, dass die kriegstrommlerei nicht nur im Westen zunimmt. Der widererstarkte russische Bär (Ukraine, Syrien), die neue Supermacht China (südchinesisches meer) sowie alte Bekannte (Nordkorea, Iran, diverse nichtstaatliche Akteure) waren ja auch nicht gerade untätig in letzter Zeit.