Reisebericht Sibirien, Sommer 2004, 2005 und Winter 2006 Teil 7
Festival Ustuu-Khuree (Fortsetzung)
Das Festival hat einen Rahmenprogrammpunkt an jedem Tag. Am Freitag der
Karneval, am Samstag das Pferderennen und Wrestling und am Sonntag Abbau und
Abfahrt zum Süt Chol (Milchsee). Geplante vier Stunden Fahrt werden zu neun, der
Regen hat die Wege teilweise in schwieriges Terrain verwandelt. Gefährlich ist
es nicht, aber extrem. In 1800 Metern Höhe weht ein rauer Wind, nur blöd wenn
das Gepäck in einem Fahrzeug ist, das den Weg nicht schafft.
Der Aufstieg in eine andere Welt denke ich mir und nehme es so gelassen wie möglich. Ich habe
Glück und bin nach dem dritten Fahrzeugwechsel in einem guten russischen Jeep
und wir müssen nur 500 Meter laufen. Andere Gruppen haben nicht so viel Glück
und laufen Stundenlang. Vor dem Ziel besteigen wir noch kurz einen Gipfel in der
Nähe. Der Wind riss mir das T-Shirt fast vom Leib. Aitschurek verteilt Bänder
und jeder tut sein bestes um das Gipfelgestell mit diesen Bändern zu schmücken.
Diese Gestelle mit den Bändern sieht man überall in Tuva, und in der Regel bleibt man auch stehen, gibt etwas und hält kurz inne. Das meiste Gepäck kommt nicht und die Nacht überleben wir in der Jurte. Von Tuwinern werden wir mit leckeren Speisen und Getränken versorgt, sie kümmern sich rührend um jeden. Es ist kalt und regnet fast ständig, erst am Nachmittag des nächsten Tages hört der Regen auf. Dann ist auch endlich das Gepäck und die Instrumente da und der zweite Teil des Festivals beginnt.
Auf einer großen Wiese zum See hin werden Boxen und Verstärker aufgebaut, das Publikum macht es sich im Gras bequem. Tuwinische Popmusik gibt es auch, im Radio ständig, doch hier ist mir das zu viel und ich verschwinde Richtung Wald. Für drei Minuten schaffe ich es alleine zu sein als 2 alte Männer angelaufen kommen und sich zu mir setzen.
Diese Gestelle mit den Bändern sieht man überall in Tuva, und in der Regel bleibt man auch stehen, gibt etwas und hält kurz inne. Das meiste Gepäck kommt nicht und die Nacht überleben wir in der Jurte. Von Tuwinern werden wir mit leckeren Speisen und Getränken versorgt, sie kümmern sich rührend um jeden. Es ist kalt und regnet fast ständig, erst am Nachmittag des nächsten Tages hört der Regen auf. Dann ist auch endlich das Gepäck und die Instrumente da und der zweite Teil des Festivals beginnt.
Auf einer großen Wiese zum See hin werden Boxen und Verstärker aufgebaut, das Publikum macht es sich im Gras bequem. Tuwinische Popmusik gibt es auch, im Radio ständig, doch hier ist mir das zu viel und ich verschwinde Richtung Wald. Für drei Minuten schaffe ich es alleine zu sein als 2 alte Männer angelaufen kommen und sich zu mir setzen.
Ich bespiele sie mit dem Didge, reden kann ich ja nichts. Als ein Hauptpolizist auch noch
kommt und recht ungläubig schaut bespiele ich auch ihn. Dann taucht auch noch
ein Interpreter (Übersetzer) auf und ich kann erklären was hier vor sich geht.
Alle sind sehr dankbar, und alles ist gut.
Vom Konzertplatz ertönen plötzlich folkloristische Klänge und ich gehe wieder zurück. Der Tuwiner aus Japan hat es wirklich drauf. Seit 14 Jahren jedes Jahr in Tuva, spricht natürlich tuwan, spielt mehrere Instrumente und singt. Auch mit den Mikrofonen kommt er gut klar und sein Auftritt wird zurecht frenetisch beklatscht. Ein Regenschauer vertreibt uns in eine Hütte wo sogleich eine muntere Session beginnt.
Am Abend wird ein riesiges Feuer vorbereitet und pünktlich zum Anzünden beginnt ein Wolkenbruch wie ich in noch nicht erlebt hatte. Blitze sind um uns herum, als Kelte würde ich Angst bekommen, aber Spaß beiseite, innerhalb von Sekunden ist jeder und alles klatschnass, eine Flucht zur Jurte viel zu weit, also Schutz unter den Bäumen suchen.
Anstatt nachzulassen, wie es sich für ein braves Gewitter gehört wird dieses hier immer ungemütlicher und ich gebe den Schutz der Bäume auf. Nass bin ich schon, also zurück zur Jurte. Unterwegs werde ich in ein Zelt gebeten, es ist stockfinster drin und nur langsam erkenne ich etwa 15 Menschen in einem Zelt für 4 Leute. Manche weinen, so beginne ich mit meinem Didge zu spielen und wir warten den Regen ab.
Später in der Jurte ist der Kampf gegen die Lecks in vollem Gang, die Matratzen müssen immer von den Lecks weg. Mit vereinten Kräften schaffen wir auch dies und irgendwann gewinnt der Schlaf.
Die Rituale der Schamanen zum Beenden des Regens sind vergebens, es regnet immer mehr. Aus Bed und Breakfast heraus entschließe ich mich zur Tat. Ich lasse Aitschurek rufen und teile ihr meinen Plan mit. Ohne Zögern akzeptiert sie und ich beginne. Alle die wollen sollen mit ihren Instrumenten den Ton der Sonne, ein Cis, anstimmen. Die Mitglieder von Sun Ra verstehen mich und steigen gleich mit ein. Aitschurek geht zu ihren Leuten um alles zu erklären und dann wird es richtig voll in der Jurte.
Von hinten werde ich abgeräuchert, der Klang des heiligen Cis ertönt in vielerlei Variation auf Gitarren, Maultrommeln, Stimmen, Saxophonen, Trompeten. Schon nach fünf Minuten wird der Regen schwächer, nach 35 Minuten herrscht strahlender Sonnenschein für den Rest des Tages. Die Mönchsschüler meditieren zum gleichen Zweck, letztendlich ist es doch eine Tat von allen zusammen, die richtige Schwingung auf den Berg zu bringen.
Vom Konzertplatz ertönen plötzlich folkloristische Klänge und ich gehe wieder zurück. Der Tuwiner aus Japan hat es wirklich drauf. Seit 14 Jahren jedes Jahr in Tuva, spricht natürlich tuwan, spielt mehrere Instrumente und singt. Auch mit den Mikrofonen kommt er gut klar und sein Auftritt wird zurecht frenetisch beklatscht. Ein Regenschauer vertreibt uns in eine Hütte wo sogleich eine muntere Session beginnt.
Am Abend wird ein riesiges Feuer vorbereitet und pünktlich zum Anzünden beginnt ein Wolkenbruch wie ich in noch nicht erlebt hatte. Blitze sind um uns herum, als Kelte würde ich Angst bekommen, aber Spaß beiseite, innerhalb von Sekunden ist jeder und alles klatschnass, eine Flucht zur Jurte viel zu weit, also Schutz unter den Bäumen suchen.
Anstatt nachzulassen, wie es sich für ein braves Gewitter gehört wird dieses hier immer ungemütlicher und ich gebe den Schutz der Bäume auf. Nass bin ich schon, also zurück zur Jurte. Unterwegs werde ich in ein Zelt gebeten, es ist stockfinster drin und nur langsam erkenne ich etwa 15 Menschen in einem Zelt für 4 Leute. Manche weinen, so beginne ich mit meinem Didge zu spielen und wir warten den Regen ab.
Später in der Jurte ist der Kampf gegen die Lecks in vollem Gang, die Matratzen müssen immer von den Lecks weg. Mit vereinten Kräften schaffen wir auch dies und irgendwann gewinnt der Schlaf.
Die Rituale der Schamanen zum Beenden des Regens sind vergebens, es regnet immer mehr. Aus Bed und Breakfast heraus entschließe ich mich zur Tat. Ich lasse Aitschurek rufen und teile ihr meinen Plan mit. Ohne Zögern akzeptiert sie und ich beginne. Alle die wollen sollen mit ihren Instrumenten den Ton der Sonne, ein Cis, anstimmen. Die Mitglieder von Sun Ra verstehen mich und steigen gleich mit ein. Aitschurek geht zu ihren Leuten um alles zu erklären und dann wird es richtig voll in der Jurte.
Von hinten werde ich abgeräuchert, der Klang des heiligen Cis ertönt in vielerlei Variation auf Gitarren, Maultrommeln, Stimmen, Saxophonen, Trompeten. Schon nach fünf Minuten wird der Regen schwächer, nach 35 Minuten herrscht strahlender Sonnenschein für den Rest des Tages. Die Mönchsschüler meditieren zum gleichen Zweck, letztendlich ist es doch eine Tat von allen zusammen, die richtige Schwingung auf den Berg zu bringen.
Auf einem LKW geht es wieder zurück. Nach mehrmaligem Zählen komme ich immer
wieder auf 19, 19 Leute auf der Ladefläche eines LKW, der mir absolut sicher
erscheint. Mit Gepäck, Matratzen und und und. Im Schneckentempo bahnt er sich
den Weg durch Sumpfland, der Weg ist kein Weg. Also steigen wir ab und gehen
quer durchs Sumpfland. Immer kleiner wird der LKW mit allen Sachen an Bord,
ebenso das Zeltlager mit der Jurte als Mittelpunkt.
Nach 2 km beginnt der Aufstieg durch den Wald. Unterwegs trinken wir aus Bächen, sammeln Harz eines Baumes um Kaugummi herzustellen und entdecken einen Gefangenen. Diese Yascheritza (Eidechse) hat in einem Baumloch etwas gefressen und kommt nicht mehr raus. Sie ist in das Holz eingewachsen und kann nicht vor und nicht zurück. Der halbe vordere Körper hängt in der Luft der hintere Teil ist im Holz. Mit vereinten Kräften gelingt es uns die Rinde weg zu schaben und das Tier zu befreien.
Mit stolz erhobenem Haupt und in leuchtenden Farben verabschiedet es sich. Ich erfahre dass heute der Geburtstag des Dalai Lama ist und jede gute Tat vielfach zurückkommen wird. Schwitzend und schnaufend geht es nach oben, wo wir 15 Minuten vor dem LKW ankommen. Die folgende Abfahrt ist wiederum ein unbeschreibliches Erlebnis, Natur pur. An besonders steilen Stellen steigen die Meisten ab und gehen lieber. Ich bleibe aber die ganze Zeit auf dem Wagen und genieße einen warmen Platz unter vielen Decken.
Im Tal angekommen beginnt wieder der Regen und wir kauern uns zusammen um dem Regen zu trotzen. In Tschadan werden einzelne Matratzen bei einzelnen Leuten abgegeben, nach und nach werden es weniger Leute auf der Ladefläche. Gegen 23 Uhr sind auch wir dran und steigen ab. Im Lagerhaus der Busfahrer übernachten wir, Tee und Brot wird uns gereicht, die eine oder andere Zigarette noch geraucht und dann geschlafen. Morgens werden wir von einem Kleinbus abgeholt und bringen Tatjana zu ihrer Wirkungsstätte.
Nach 2 km beginnt der Aufstieg durch den Wald. Unterwegs trinken wir aus Bächen, sammeln Harz eines Baumes um Kaugummi herzustellen und entdecken einen Gefangenen. Diese Yascheritza (Eidechse) hat in einem Baumloch etwas gefressen und kommt nicht mehr raus. Sie ist in das Holz eingewachsen und kann nicht vor und nicht zurück. Der halbe vordere Körper hängt in der Luft der hintere Teil ist im Holz. Mit vereinten Kräften gelingt es uns die Rinde weg zu schaben und das Tier zu befreien.
Mit stolz erhobenem Haupt und in leuchtenden Farben verabschiedet es sich. Ich erfahre dass heute der Geburtstag des Dalai Lama ist und jede gute Tat vielfach zurückkommen wird. Schwitzend und schnaufend geht es nach oben, wo wir 15 Minuten vor dem LKW ankommen. Die folgende Abfahrt ist wiederum ein unbeschreibliches Erlebnis, Natur pur. An besonders steilen Stellen steigen die Meisten ab und gehen lieber. Ich bleibe aber die ganze Zeit auf dem Wagen und genieße einen warmen Platz unter vielen Decken.
Im Tal angekommen beginnt wieder der Regen und wir kauern uns zusammen um dem Regen zu trotzen. In Tschadan werden einzelne Matratzen bei einzelnen Leuten abgegeben, nach und nach werden es weniger Leute auf der Ladefläche. Gegen 23 Uhr sind auch wir dran und steigen ab. Im Lagerhaus der Busfahrer übernachten wir, Tee und Brot wird uns gereicht, die eine oder andere Zigarette noch geraucht und dann geschlafen. Morgens werden wir von einem Kleinbus abgeholt und bringen Tatjana zu ihrer Wirkungsstätte.
Ihr Schamanenzentrum ist ein großes wunderschön gebautes Haus im Stil eines
Tempels. Tee, Suppe, Bilder machen. Gäste sind auch im Haus und wie klein die
Welt doch ist, ich kenne alle vom Festival. Ich bin jetzt mit Aitschurek
unterwegs, sie kümmert sich um alles, reden können wir ja nicht zusammen, es
gibt aber noch keine Probleme.
Fast Nonstop geht es jetzt nach Kysyl zurück, jeder Tramper wird mitgenommen, Platz haben wir genug. Tos Deer erwartet uns mit Essen und Tee, ich kriege ein eigenes Zimmer. Morgen fahren wir auf ein Festival in die Nachbarrepublik ist alles was ich weiß, also gehe ich noch in die Stadt um Kleinigkeiten zu kaufen.
Übersetzer habe ich keinen, laut Aitschurek brauche ich auch keinen. Und mein bisschen tuwan kann ich in der anderen Republik sowieso vergessen, was ich dann auch wirklich tue. Nach der Reise konnte ich kein tuwan mehr. Vor lauter englisch und deutsch habe ich es ganz vergessen. Als ich aus der Stadt zurückkomme wartet das Schamanenehepaar bereits auf mich, sie haben bei Bekannten einen Termin für eine Dusche vereinbart.
Ganz Kysyl ist seit Wochen ohne warmes Wasser, wegen Reparaturarbeiten, und Leute mit heißer Dusche sind gefragt. In einer Hütte ist ein Ofen und ein großes Wassergefäß. Der Raum ist so heiß wie das Wasser, kaltes Wasser steht bereit, mit Schöpfkellen und Eimern mischt man sich das Wasser auf die richtige Temperatur, das macht Spaß und schön. Ich entdecke meine erste Speckschwarte und zeige sie ganz stolz her, Gelächter und Freude zeigen, alles ist gut, das Essen passt.
Fast Nonstop geht es jetzt nach Kysyl zurück, jeder Tramper wird mitgenommen, Platz haben wir genug. Tos Deer erwartet uns mit Essen und Tee, ich kriege ein eigenes Zimmer. Morgen fahren wir auf ein Festival in die Nachbarrepublik ist alles was ich weiß, also gehe ich noch in die Stadt um Kleinigkeiten zu kaufen.
Übersetzer habe ich keinen, laut Aitschurek brauche ich auch keinen. Und mein bisschen tuwan kann ich in der anderen Republik sowieso vergessen, was ich dann auch wirklich tue. Nach der Reise konnte ich kein tuwan mehr. Vor lauter englisch und deutsch habe ich es ganz vergessen. Als ich aus der Stadt zurückkomme wartet das Schamanenehepaar bereits auf mich, sie haben bei Bekannten einen Termin für eine Dusche vereinbart.
Ganz Kysyl ist seit Wochen ohne warmes Wasser, wegen Reparaturarbeiten, und Leute mit heißer Dusche sind gefragt. In einer Hütte ist ein Ofen und ein großes Wassergefäß. Der Raum ist so heiß wie das Wasser, kaltes Wasser steht bereit, mit Schöpfkellen und Eimern mischt man sich das Wasser auf die richtige Temperatur, das macht Spaß und schön. Ich entdecke meine erste Speckschwarte und zeige sie ganz stolz her, Gelächter und Freude zeigen, alles ist gut, das Essen passt.
Weitere Bilder des Festivals: YCTYY-XYPЭЭ - 2004
Fortsetzung folgt!
Teil-1 Teil-2 Teil-3 Teil-4 Teil-5 Teil-6
Erstveröffentlichung/Initial release by @schamangerbert March/12/2017
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