Medien 031 - Zum Thema Wunschdenken und Medien - Donald Trump und die Russland-Kollusion
27. März 2019
Zum im Titel erwähnten Thema habe ich bislang kaum etwas veröffentlicht. Gelehrt von der dominant grossen Anzahl Einschätzungen zur Präsidentschaftswahl 2016 [1], die nicht den späteren Wahlerfolg Donald Trumps [2] prophezeiten war ich auch in diesem Fall skeptisch und wollte erst einmal die Ergebnisse abwarten. Von dieser abwartend-skeptischen Vorgehensweise erwartete ich mir eine geringe Voreingenommenheit gegenüber den möglichen Ergebnissen. Die Haltung der Medien hielt ich damals für kaum nachvollziehbar und selbstschädigend. Schon im September 2016 hatte ich verwundert darüber berichtet [3].
Mein Erwartungswert bestand von Anfang an darin, dass gegen Donald Trump selbst keine direkten Verstrickungen nach Russland nachgewiesen werden können. Er hat zwar auch in Russland Geschäfte gemacht und Russen haben sich in seine Towers eingemietet, aber ich hielt es für eher nicht zu erwarten, dass das für eine justiziable Verstrickung reichen würde. Massnahmen aufgrund juristischer Schritte wie eine Amtsenthebung oder schlussendlich eine Verurteilung mit Gefängnisstrafe hielt ich also für noch weniger wahrscheinlich, da sie erst als Konsequenz entsprechender Ermittlungsergebnisse entstehen könnten.
Dazu kommt dass Donald Trump nie selbst in der Verwaltung gearbeitet hat. Mit beispielsweise einer Tätigkeit für das Aussenministerium und Auslandaufenthalten als Diplomat wären Verbindungen ins Ausland keine Überraschung und dazu von aussen nur schwer als Ganzes zu fassen und zu bewerten.
Dazu ist mir auch nur wenig über Beziehungen der Republikanischen Partei in den USA nach Russland bekannt. Das ist gemäss meinem leider nur geringen Wissen eher eine Spezialität der Demokratischen Partei. Als neuere Episode aus deren Verbindungen kann man den Uranium One Deal [4] bezeichnen, im Zuge dessen die Stiftung des Ehepaar Bill und Hillary Clinton zu namhaften Geldbeträgen kam.
Im Zuge der Ermittlungen kam es tatsächlich zu Anklagen und Verurteilungen. Somit lässt sich verneinen, dass die Sache insgesamt ganz harmlos ist. Auch bedeutet keine Anklage nicht unbedingt eine volle Freiheit von jeglicher Schuld. Es gibt auch Taten, die im moralischen Empfinden als nicht in Ordnung gelten, aber nicht so juristisch geregelt sind, dass sie sanktioniert werden können.
Das Beobachten der Berichterstattung über die Ermittlungen Robert Muellers [5] über die Einflussnahme Russlands in den Präsidentschaftswahlkampf 2016 in den USA [6] war wenigstens auf eine Weise nützlich. An der Art, wie die Berichte verfasst wurden, konnte man unmittelbar erkennen, ob der Urheber gegenüber Präsident Trump wohlwollend, neutral oder ablehnend eingestellt war. Das Spektrum der Ablehnung war breit, von einer einigermassen nüchternen Art davon bis zu sehr strikter und passionierter Ablehnung konnte man fast alles finden. Es wurde auch eine sehr grosse Zahl an Berichten und Einschätzungen produziert, so dass man sich irgendwann fast dazu genötigt fühlen konnte, glauben zu müssen, dass Trump über diese Affäre final zu Fall kommen werde.
Dazu wurde eine Bildschirmaufnahme des konservativen TV-Senders FOX NEWS geteilt [7]. In dieser stand, dass zum Thema über eine halbe Million Beiträge erschienen seien. Nachgeprüft habe ich das nicht, aber wenn man sich die Zeitspanne von etwa zwei Jahren ansieht kann man davon ausgehen, dass diese Ermittlungen in pro Tag mehr als 500 Beiträgen erwähnt wurden. Als zumeist nüchtern denkender Mensch würde ich sagen, dass das ziemlich viel ist, wenn am Ende nur wenig zählbares resultiert und die oft deswegen angegriffene Hauptperson unangetastet bleibt.
Es liegt nicht fern zu vermuten, dass in dieser Berichterstattung nicht selten ein grössere, ungesunde Portion Wunschdenken enthalten war. Wunschdenken ist eine ziemlich gefährliche Sache. In kleinen Dosierungen mag es motivierend und damit hilfreich sein, sobald die Dosierung aber zu gross wird, führt es zu einer nicht hilfreichen Realitätsferne und einem Notstand an Argumenten zur eigenen Rechtfertigung. Dazu gehört das Wunschdenken eines Berichterstatters nicht zur zu transportierenden Information. Abseits von Meinungsbeiträgen gehört es deshalb ausgeblendet. Um es ein- und ausblenden zu können, muss es aber erst einmal erkannt werden. Dies kann wiederum erschwert werden, wenn man die eigenen Gedankengänge und Vorstellungen mit der objektiven Wahrheit verwechselt.
Medienerzeugnisse sind zentral darauf angewiesen, als vertrauenswürdig zu gelten. Sie werden dann gekauft, wenn sich die Leser von dem Kauf eine verbesserte Informationslage erhoffen. Wer also monatelang eine nahezu hysterische Kampagne fährt und so tut, als ob der Präsident des Landes bald des Amtes enthoben und sanktioniert würde und das am Ende nicht passiert, muss mit einem grösseren Verlust an Vertrauenswürdigkeit rechnen. Dies aus kurzfristiger Sensationsgier zu tun halte ich für nicht empfehlenswert. Schon 2016 war es nach der historischen Fehleinschätzung des Wahlausgangs nicht einfach, wieder zur Tagesordnung überzugehen. Wenn das im Umgang mit der gleichen Persönlichkeit noch weitere Male geschieht wird es mit jedem Mal noch schwieriger.
Einige eher konservativ geprägte Medienerzeugnisse im deutschsprachigen Raum sahen das ähnlich und haben in dieser Woche bereits fleissig publiziert [8-14]. In einem bei der NZZ erschienenen Artikel [14] wurde berichtet, dass wegen des unerwünschten Resultats wohl Justizminister William Barr [15] in den nächsten Tagen massiv angegriffen werden würde.
Stellvertretend für viele TV-Berichte im englischsprachigen Raum verlinke ich einen der bei Fox Business erschienen ist [16]. Darin diskutieren bei Gastgeber Lou Dobbs der Vorsitzende von Great America PAC Ed Rollins und der Chefredakteur Meinung der Washington Times, Charlie Hurt.
[1] https://en.wikipedia.org/wiki/2016_United_States_presidential_election
https://de.wikipedia.org/wiki/Präsidentschaftswahl_in_den_Vereinigten_Staaten_2016
[2] https://en.wikipedia.org/wiki/Donald_Trump
https://de.wikipedia.org/wiki/Donald_Trump
[3] Medien - Verwunderung über US Wahlkampfberichterstattung. @saamychristen, 29. September 2016 https://steemit.com/deutsch/@saamychristen/medien-verwunderung-ueber-us-wahlkampf
[4] https://en.wikipedia.org/wiki/Uranium_One_controversy
[5] https://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Mueller
https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Mueller
[6] https://en.wikipedia.org/wiki/Russian_interference_in_the_2016_United_States_elections
https://de.wikipedia.org/wiki/Russische_Einflussnahme_auf_den_Wahlkampf_in_den_Vereinigten_Staaten_2016
[7] Tweet von Turk182 an Mark Dice mit Bildschirmaufnahme von FOX NEWS, 26. März 2019 https://twitter.com/Turk182_JCP/status/1110530989481226240
[8] Mueller Report - Akte zu und viele Fragen offen. Cicero.de, 25. März 2019, von Daniel Schmidt https://www.cicero.de/aussenpolitik/donald-trump-robert-mueller-report-usa-sonderermittler-william-barr
[9] Nach Mueller-Report - Die Realität der Trump-Gegner liegt in Scherben. Cicero.de, 26. März 2019, von Andreas Backhaus https://www.cicero.de/aussenpolitik/donald-trump-mueller-report-medien-fox-news-washington-post
[10] Karikatur bei Cicero.de, März 2019 https://www.cicero.de/karikaturen/mueller-sonderermittler-untersuchungsbereicht-donald-trump
[11] Miserabler Politikstil - Trump, der Mueller-Report … und wir. Tichy's Einblick, 25. März 2019, von Dushan Wegner https://www.tichyseinblick.de/meinungen/trump-der-mueller-report-und-wir/
[12] Trumps Triumph - Donald und die Detektive. Tichy's Einblick, 25. März 2019, von Christopher Walter https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/aus-aller-welt/donald-und-die-detektive/
[13] Der Mueller-Bericht entlastet US-Präsident Trump weitgehend. NZZ, 24. März 2019, von Peter Winkler https://www.nzz.ch/international/russland-usa-mueller-report-der-bericht-entlastet-donald-trump-weitgehend-ld.1469730
[14] Nach der Entlastung Trumps stellen die Demokraten Justizminister William Barr an den Pranger. NZZ, 25. März 2019, von Renzo Ruf https://www.nzz.ch/international/nach-der-entlastung-trumps-steht-nun-ploetzlich-justizminister-bill-barr-am-pranger-ld.1469753
[15] https://en.wikipedia.org/wiki/William_Barr
https://de.wikipedia.org/wiki/William_Barr
[16] Left-wing media melts down over Mueller report. Fox Business YouTube Kanal, 25. März 2019
Bisherige Posts in der Rubrik «Medien».
Übersicht über alle Rubriken.
Manche behaupten, Robert Mueller sei der Sohn des
https://en.wikipedia.org/wiki/Heinrich_M%C3%BCller_%28Gestapo%29
bei der en-wiki biegen sich die Balken u.U. manchmal etwas weniger.
Danke für den Kommentar!
Dazu kann ich leider kaum antworten, da mir das noch nicht bekannt war. Immerhin überschneiden sich die Lebensdaten, wobei über Heinrich Müllers Verbleib nach Frühjahr 1945 angeblich nichts bekannt ist. Um entsprechend eingefuchst zu werden hätte es entweder eines längeren Lebens des Vaters bedurft oder weiterer ähnlich gepolter Menschen. Interessant ist die Hypothese, ich schaue mal ob ich weitere Episoden finde.
Mindestens gemäss englischer Wikipedia sieht es nicht Hinweisen aus, dass Robert Swan Mueller III der Sohn von Heinrich Müller ist. Denn er ist als dritter mit demselben Namen Teil einer Familiendynastie, wie es in den USA öfter gepflegt wird. Die Abstammung wird erwähnt, aber kaum etwas zu seiner Mutter. Über Heinrich Müller hat @fabio in seinem nachfolgenden Kommentar gesagt, dass er gemäss dem Buch Spymaster von 2013 in der UdSSR war.
Zum Thema weiteres Leben von Nazi-Grössen habe ich gesehen, dass man Bücher von und um Otto Skorzeny (1908-1975) mittlerweile bei archive.org findet, teilweise nur zum Ausleihen, aber immerhin. Von dessen Begräbnis existiert ein sehr fragwürdig wirkendes Video.
Dass man Wikipedia möglichst nie nur in deutscher Sprache konsumieren sollte habe ich schon mehr als einmal erwähnt und bleibe dabei. Die deutschsprachige Kultur ist derzeit keine des uneingeschränkt offenen Geistes.
Im Buch "Spymaster" von Bagley wird ein Ex-KGBler damit zitiert, dass Müller von den Russen entführt wurde und dann dort umkam.
Danke für die Info. Ja Spymaster ist auch ein Buch, das ich mal lesen könnte. Würde ich alles lesen, was mich so interessiert, wäre ich wohl nicht vor dem 50. Geburtstag fertig...
Ich habe sogleich in das Buch hineingeschaut. Da steht einiges drin, was man sonst kaum lesen und sehen kann. Das Thema Spionage ist wohl einigen viel zu trocken.
Ich erinnere mich auch daran, dass Jeff Nyquist mal erwähnt hat, dass einige hochrangige Nazis gute Bedingungen in die UdSSR unterhielten. Man hat vor dem Krieg gegeneinander einige Zeit kooperiert.
siehe Anetta Kahane
Heinrich Müller (Gestapo)
Heinrich Müller (28 April 1900; date of death unknown, but evidence points to May 1945) was a German police official under both the Weimar Republic and Nazi Germany. He became chief of the Gestapo, the political secret state police of Nazi Germany, and was involved in the planning and execution of the Holocaust. He was known as "Gestapo Müller" to distinguish him from another SS general also named Heinrich Müller. He was last seen in the Führerbunker in Berlin on 1 May 1945 and remains the most senior figure of the Nazi regime who was never captured or confirmed to have died.