Ideologie 119 - Nur der Kapitalismus wird die Millenials retten
02. April 2019
Einleitung
An dieser Stelle folgt einmal mehr ein aus der englischen Sprache übersetzter Beitrag. Das von Prof. Dr. Antony P. Mueller [1] verfasste Original trägt den Titel Only Capitalism Will Save the Millennials [2] und ist unter der Rubrik Mises Wire beim Mises Institute [3] erschienen.
Antony P. Mueller ist ein habilitierter deutscher Wirtschaftswissenschafter, der an der Universität Nürnberg-Erlangen promoviert wurde und derzeit in Brasilien als Professor für Volkswirtschaft an der Bundesuniversität Universidade Federal de Sergipe (UFS) [4] tätig ist. Er ist Mitglied der Mises Institute in den USA und Brasilien, dazu ein Senior Fellow des American Institute for Economic Research (AIER) [5].
Beim Ludwig von Mises Institut Deutschland [6] sind schon viele Beiträge von Prof. Antony Mueller erschienen. Es sind mehr als 30 seit 2014. Bei der diesjährigen Konferenz des LvM Instituts Deutschland, die im Oktober stattfinden wird [7], wird Antony P. Mueller als Redner auftreten. Das Motto wird sein: "Logik versus Emotion - Warum die Welt so ist, wie sie ist"
Wer einen Auftritt von Prof. Mueller in deutscher Sprache bei YouTube sehen möchte, dem sei das Interview mit Jens Böckenfeld von Grosse Freiheit TV (@grossefreiheittv auf dem Steem) vom Herbst 2018 empfohlen [8], das anlässlich der Präsidentschaftswahl in Brasilien aufgenommen wurde. Um das Thema Wahlen und Politik geht es im übersetzten Beitrag nur am Rande, um Brasilien gar nicht. Es handelt sich vor allem um eine Würdigung der Marktwirtschaft [9], auch Kapitalismus genannt [10], die den Weg in eine positive Zukunft bahnen soll.
Nur der Kapitalismus wird die Millenials retten
16. März 2019, von Antony P. Mueller.
Die Aussichten für die Generation der Millenials, die in den zwei Jahrzehnten vor dem neuen Jahrtausend geboren wurde, sind düster. Die Verschuldung der Studenten ist nur eine der Belastungen. Hinzu kommt der Mangel an attraktiven Arbeitsplätzen. Noch schlimmer sind die Neigungen zum Sozialismus, der attraktiv verpackt als mehr Demokratie daherkommt. Doch es gibt eine Lösung.
Dieser Ausweg ist mehr Kapitalismus. In dem Masse, wie der freie Kapitalismus als ein Motor für die Steigerung der Produktivität wirkt, kann der Lebensstandard steigen. Der Kapitalismus schafft Reichtum und fördert den Wohlstand.
Die Millennials brauchen sich keine Sorgen zu machen, wenn ihr Einkommen ihnen eine hohe Kaufkraft verleiht. Dann wird selbst eine prekäre Arbeitssituation ein gutes Leben ermöglichen, ganz anders als das allgemeine Elend, das mit mehr Sozialismus einhergehen würde.
Die Vision einer anarchokapitalistischen Ordnung mit einer hochproduktiven Wirtschaft und einer staatenlosen Gesellschaft steht im krassen Gegensatz zum heutigen sozialdemokratischen, 'liberalen' Regierungssystem, das auf mehr Staatsausgaben, mehr Staatsverschuldung, mehr Regulierung, geringere Produktivität und weniger Kaufkraft der Gehälter setzt.
Das Innenleben des gegenwärtigen sozialdemokratischen Systems führt zu höheren Steuern und mehr Beiträgen. Die Staatsverschuldung steigt weiter an. Der Endpunkt des bestehenden Systems von Parteiendemokratie, Sozialfürsorge und Staatskapitalismus ist nicht Stabilität, Reichtum und Freiheit, sondern Staatsbankrott, Elend und Unterdrückung.
Die politische Agenda der modernen Demokratie behauptet, dass die Regierung Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrisen, Rezessionen, Depressionen, Inflation, Deflation und Ungleichheit verhindern und heilen könnte und dass der Staat Bildung, Gesundheitsversorgung und soziale Sicherheit für alle bieten könnte. Die Versprechen von steigenden Einkommen und Beschäftigung dominieren die politischen Kampagnen. Doch die Politik hat diese Behauptungen nie erreicht. In der Zukunft werden diese Ansprüche noch weniger erfüllt werden.
Sozialistische Politik funktioniert nicht. Sie funktioniert notwendigerweise nicht, weil sie die Produktivität zerstört und damit den Schlüssel zum Wohlstand. Die Antwort auf die Herausforderungen des neuen Jahrtausends ist nicht mehr staatlicher Interventionismus, sondern die Beseitigung von Politik und Staat. Wir müssen die herkömmlichen Spielarten der Wirtschafts- und Sozialpolitik abschaffen. Nicht mehr Wohlfahrtsstaat und staatliche Intervention sind die Antwort, sondern weniger Staat und mehr freier Kapitalismus.
Was mit industrieller Fertigung und grundlegenden Dienstleistungen geschah, wird auch anspruchsvollere Arbeitsplätze treffen. Die Maschinen werden die Macht übernehmen. Die Arbeitsplatzsicherheit gehört der Vergangenheit an. Ein Hochschulabschluss dient nicht mehr als Versicherung gegen Arbeitslosigkeit. Doch die neuen Technologien beinhalten die Lösung der Probleme, die sie darstellen. Während der technologische Fortschritt (alte) Formen der Beschäftigung zerstört, machen Innovationen die Wirtschaft produktiver. Nicht Wachstum und Beschäftigung sind der Schlüssel zur Zukunft, sondern eine höhere Produktivität.
Der demokratische Sozialismus wird die Millenials nicht retten, sondern den Anarchokapitalismus.
Neue Instrumente werden den politischen Apparat überflüssig machen und die Privatisierung der Funktionen von Regierung, öffentlicher Verwaltung und Justiz ermöglichen. Mit dem Ende der Parteipolitik und der monopolistischen, staatlichen Dominanz wird eine gewaltige finanzielle Belastung von den Schultern der Bevölkerung fallen.
In einer Welt ohne Staat im herkömmlichen Sinne wären die Lebenshaltungskosten ein Bruchteil von heute und die Pflichtbeiträge würden nur einen vernachlässigbaren Teil des Einkommens ausmachen. Die Produktivität wäre so hoch, dass die Kaufkraft der Gehälter die Ängste um die Arbeitsplatzsicherheit und die Zahlung der Rechnungen beseitigen würde.
Ohne einen Wandel zu einer libertären Ordnung einer staatenlosen Gesellschaft führt der Weg zu einem System, in dem die neuen Technologien zu den tödlichen Instrumenten einer umfassenden staatlichen Kontrolle in den Händen eines totalitären Regimes werden können.
Um einen neuen Totalitarismus zu vermeiden, lautet die Antwort: Mehr Kapitalismus, weniger Politik. Eine solche libertäre Ordnung würde die Parteipolitik durch ein System beseitigen, bei dem der Gesetzgeber durch Lotterie ausgewählt wird.
Ein politisches System frei von Parteipolitik zusammen mit einer marktwirtschaftlichen Währungsordnung und der privaten Bereitstellung von Recht und öffentlicher Sicherheit würde den Staat als monopolistische Dominanzorganisation minimieren und schliesslich abschaffen.
Eine anarchokapitalistische Ordnung würde den Weg für die neuen Technologien ebnen, um die Lawine an staatlicher Politik und Vorschriften zu beseitigen und damit das gegenwärtige System zu beseitigen, das so ineffizient, korrupt, ungerecht und im Wesentlichen auch undemokratisch ist.
In den letzten zweihundert Jahren, seit der industriellen Revolution, hat die Technologie die menschliche Existenz mehr als in der gesamten Geschichte verändert. Innovationen werden die Welt in den kommenden Jahrzehnten noch stärker verändern als in den letzten zweihundert Jahren.
Der freie Kapitalismus würde zusammen mit der drastischen Reduzierung des Staates und der Abschaffung der Politik die finanziellen Belastungen beseitigen, an denen die modernen Bürger leiden. Staatliche Eingriffe in das Wirtschaftsleben führen nicht zu Wohlstand. Der Weg zum Wohlstand ist der Rückzug des Staates und das Ende der Politik.
Das neue Jahrtausend wird jenen Gesellschaften gehören, die den Verwaltungsstaat ablegen und sich auf eine Form des Kapitalismus zubewegen, die frei von Staat und Politik ist.
Der Kapitalismus Jenseits von Staat und Politik [a] ist die Zukunft.
Anmerkung: Der Titel des aktuellen Buches von Prof. Mueller, erschienen 2018, lautet Jenseits von Staat und Politik - Beyond the State and Politics: Capitalism for the New Millenium [a].
Die Forderung nach einer Abschaffung oder Überwindung der Politik erscheint mir als ein ziemlich revolutionär geprägte. Die Vision einer Abschaffung der Politik im aktuell bekannten Format alleine löst wohl auch nicht alle Probleme, da sich auch ohne rein politische Parteien Interessengruppen bilden würden, die wiederum Lobbying für ihre Interessen und ihr Gedankengut machen würden. Als sowohl wertkonservativ, als auch marktwirtschaftlich geprägtem Menschen geht mir der Anarchokapitalismus eigentlich ein Stück zu weit und ich halte ihn derzeit für nicht gerade realitätsnah.
Dennoch bin ich in der Lage, Prof. Muellers Gedankengänge nachzuvollziehen. Er ist seit geraumer Zeit auf dem südamerikanischen Kontinent zu Hause, gerade dort hat man sich über die letzten Dekaden viel von der Politik und ihren Aktivitäten erhofft. Leider konnten die meist gerne gemachten und schön ausgeschmückt präsentierten Versprechungen nur in den seltensten Fällen ganz eingehalten werden. Dazu kam es gerade an den Schnittstellen zwischen den Bereichen Politik, Verwaltung, Marktwirtschaft und organisierter Kriminalität zu gravierenden Fällen von Korruption. Politik und Regierung können sich der Korruption schlecht entziehen, da sie in der Lage sind, einzelnen Akteuren unfaire Vorteile zu gewähren oder Nachteile zu erzeugen. Deswegen können sich Politik und Regierung kaum je wirklich begründet Unschuldslämmer nennen.
Wer in der Marktwirtschaft dauernd Dinge verspricht, die er nicht halten kann, wird mit ziemlicher Sicherheit irgendwann Pleite gehen. Mit nicht eingehaltenen Versprechen zerstört man Vertrauen. Wer also versucht, mit schlechten Angeboten Geld zu verdienen wird sich ganz sicher keinen treuen Kundenstamm aufbauen, sondern dauernd auf der Suche nach Neukunden sein, die man dann ein, zwei Mal enttäuschen kann, bis sie sich von einem abwenden.
Eine weitere Anmerkung: Vom 03. April 2019. Unter dem Titel Nur der Kapitalismus kann uns retten [11] ist ein ähnlicher Beitrag von Prof. Antony P. Mueller bei misesde.org erschienen. Darin enthalten sind auch zusätzliche Verweise und die Erwähnung einiger in deutscher Sprache erschienener Bücher vom selben Autor.
[1] Webseite von Antony P. Mueller: http://www.capitalstudies.org/
Bei AIER: https://www.aier.org/staff/antony-mueller
Beim LvM Institut Deutschland: https://www.misesde.org/?p=7107
[2] Only Capitalism Will Save the Millennials. Mises Wire, 16. März 2019, von Antony P. Mueller. https://mises.org/wire/only-capitalism-will-save-millennials
[3] Mises Institute USA: https://mises.org/
https://en.wikipedia.org/wiki/Mises_Institute
[4] https://en.wikipedia.org/wiki/Federal_University_of_Sergipe
https://de.wikipedia.org/wiki/Universidade_Federal_de_Sergipe
http://www.ufs.br/
[5] AIER: https://www.aier.org
[6] LvM Institut Deutschland: https://www.misesde.org
[7] LvM Institut, Konferenz 2019: https://www.misesde.org/?p=21263
[8] Der „ultrarechte“ Trump Brasiliens – Hoffnung oder Untergang? (Interview mit Prof. Dr. A. Mueller). Grosse Freiheit TV YouTube Kanal, 07. November 2018
[9] https://en.wikipedia.org/wiki/Market_economy
https://de.wikipedia.org/wiki/Marktwirtschaft
[10] https://en.wikipedia.org/wiki/Capitalism
https://de.wikipedia.org/wiki/Kapitalismus
[11] Nur der Kapitalismus kann uns retten. Misesde.org, 03. April 2019, von Antony P. Mueller. https://www.misesde.org/?p=21605
[a] Beyond the State and Politics: Capitalism for the New Millenium. Antony P. Mueller, 2018, Unabhängige Veröffentlichung. Amazon: https://www.amazon.com/dp/1717773761/ref=cm_sw_r_tw_dp_U_x_vv1OCbJBWHF3H
Bisherige Posts in der Rubrik «Ideologie».
Übersicht über alle Rubriken.
Zum Glück wird vielen der Schüler und Studenten der Sozialismus schnell ausgetrieben, wenn sie ihre erste Lohnabrechnung sehen.
War bei uns damals auch so.
Die ganzen "Sozialisten" haben plötzlich alle FDP gewählt.
Danke für den Kommentar!
Ja, die Heilung durch praktische Erfahrung ist meist erfolgreich. Wenn man gezwungenermassen auf Früchte seiner Arbeit verzichten muss und sie auch dann nicht bekommt, wenn man die besten Ideen für deren Verwendung hat, dann löst das keine Begeisterung aus.
Solange man selbst von solchen Massnahmen nicht betroffen ist, ist es viel leichter, Umverteilung zu verlangen. Wenn die Heilung allerdings so rasch vonstatten geht, kann man eine ziemlich ambivalente und egozentrische Weltanschauung erkennen.
Hast du davon langfristig an den Wahlergebnissen etwas gemerkt?
Ich habe keinen Kontakt mehr zu den Leuten von damals. Aber die FDP war ja bis 2009 im Aufwärtstrend.
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Upvote und Resteem.
Besser kann man es gar nicht schreiben!
Gute Arbeit - guter Lohn - aber nur im Kapitalismus - nicht im Sozialismus wo das Individuum zum Eigentum des Staates degradiert wird.
Danke für den Kommentar!
Mir gefällt auch wie Prof. Mueller es ausgeführt hat. Was die meisten Sozialisten nicht/kaum begriffen haben, ist dass in ihrem System die Willkür über das Individuum dominiert und sie nicht sicherstellen können, dass ihre vielleicht sogar erst guten Absichten pervertiert werden.
Und das soll jetzt nicht so sein? LOL
Antony P. Mueller lehrt in Brasilien.
Dort haben die Arbeiterpartei und das Sao Paulo Forum die Politik und Bildung des Landes ziemlich weit nach links verschoben über die letzten ca. 20 Jahre. Für die sehr Armen brachte das einige Fortschritte, für den Mittelstand eher nicht, der wurde unter Druck gesetzt. Man hat auch das Anspruchsdenken gefördert und z. B. bei den Pensionen ziemlich fragwürdige Richtlinien eingeführt, die eigentlich nicht finanziert werden können. Das wurde mir so berichtet, ich habe nie in Brasilien gelebt.
Hierzulande hat man schon einige Gestaltungsfreiheiten, wenn man ein gewisses Gehalt überschreitet und alle Standardverbindlichkeiten einhalten kann. Aber es ist ein Problem, dass man ziemlich heftig und zeitnah besteuert wird. Man kommt kaum umhin, wenigstens ständig ein moderates Einkommen zu haben.
Eine Ideologie mit einer anderen bekämpfen, aber bloß nicht diejenigen fragen, die es betrifft. Super Idee.
Als ob es Freiheit in der Anarchie gäbe ... ^^
Ich denke ja auch das es gewaltige Veränderungen geben wird, jedoch müssen in allen Ideen für einen schlankeren Staat die Gewaltentrennung gegeben sein.
Wenn die Bürger jetzt auch noch Polizei spielen wollen, enden wir im Bürgerkrieg.
Zitat:
( Ein politisches System frei von Parteipolitik zusammen mit einer marktwirtschaftlichen Währungsordnung und der privaten Bereitstellung von Recht und öffentlicher Sicherheit würde den Staat als monopolistische Dominanzorganisation minimieren und schliesslich abschaffen.)
Sammelklagen und viel mehr Verbraucherrechte würden den Bürgern auch helfen. Zukünftig kann ich mir auch direktere Demokratie im Netz vorstellen, wie z.B bei den Schweizern.
Danke für den Kommentar!
Die Gewaltentrennung ist ein wichtiger Punkt, der aus meiner (bescheidenen) Sicht in letzter Zeit eher zu wenig mit Wertschätzung bedacht wurde. Warum? Weil jede Gewalt mittlerweile unter (partei-)politischem Einfluss steht. Die politischen Parteien sind die gängigen Karriereorganisationen für Funktionäre des Staates.
Wissenschaftlich untersucht habe ich die Sache nicht, es ist ein persönlicher Eindruck, der aber wenigstens aus meiner Sicht nachvollziehbar erscheint.
Demokratie im Netz wird in der Schweiz kritisch gesehen, weil es bisher kein E-Voting-Programm gibt, das eine ähnliche Zuverlässigkeit und Sicherheit bietet wie die offiziellen Abstimmungen.