Bin ich Stolz auf meine Musik? Über Zweifel und manipulative Kommentare
Durch eine Diskussion mit @antikesdenken wurde ich mir erstmal der Frage bewusst, die mich seit Jahren schon unbewusst begleitet.
Wann haben wir etwas erreicht, auf das wir stolz sein können?
Diese Frage verfolgt mich wirklich schon länger.
Vorallem in der Kunst ist die Frage schwer zu beantworten weil Stolz ja etwas subjektives ist. Wenn man in der Arbeit ist, und an einem Tag besonders viel geschafft hat oder großes Lob vom Chef bekommt, kann man darauf stolz sein. Es ist etwas reales wenn auch nicht greifbar. Aber man weiß, das Lob vom Chef ist ein Pluspunkt der für mich spricht wenn ich mal einen Fehler machen sollte. Schließlich muss der Chef ja abwägen ab wann ein Mitarbeiter gut fürs Unternehmen ist und wann er ihn besser rausschmeissen sollte.
Wie ist es aber mit der eigenen Kunst?
Kann ich auf das Bild von mir stolz sein? Es wurde in ca. 15 min. von einer KI gezeichnet. Klar, nach meinen Anweisungen aber viel Einfluss darauf hatte ich nicht. Sollte ich also stolz darauf sein? Was hätte ich davon?
Kann ich auf ein Lied stolz sein dass nur 10 Plays bekommen hat und nur ein Like? Würde es etwas ändern wenn ich tausende Likes bekommen würde? Ich denke nicht. Und bei 10.000 Plays und 3.000 Likes? Nein, auch noch kein Stolz, auch wenn ich die Situation noch nicht hatte. Natürlich würde es mich freuen. Aber Stolz auf Likes? Nein.
Warum? Weil ein Like nur ein Klick ist. Meine Arbeit wurde nicht dadurch gewürdigt. Außerdem könnte der Like ja von einem Bot kommen (was auf Soundcloud oft der Fall ist).
Und wenn ich viele positive Kommentare zu meinem Lied bekomme?
Darauf könnte ich schon stolz sein. Aber das muss ich auch wieder relativieren. Wenn man sich meine Soundcloud mal genauer ansieht, merkt man dass meine Musik nach und nach besser wurde, die Kommentare aber schlagartig weniger werden je weiter man nach oben scrollt. Das liegt daran, dass ich nicht mehr so aktiv in der SC Community bin. Früher habe ich mich viel mit anderen Musikern dort ausgetauscht und man hat sich halt gegenseitig kommentiert. Aber irgendwann erkannte ich ein Muster dahinter...
Ich hab sicher schon hunderte Kommentare wie diese bekommen:
"Sick Beat!"
"I LOVE your Music!"
"Awesome!"
"THIS IS GREAT"
Was gebe ich darauf? Garnichts. Es ist einfach nur Blabla...
Sorry, aber ich kann das nicht ernst nehmen. Vorallem auf Soundcloud. Das ist der Grund:
Genaugenommen hat man sich auf SC gegenseitig Honig ums Maul geschmiert. Wenn ich einem Künstler einen guten Kommentar hinterlassen habe und ein Follow, waren die Chancen gut, dass er das selbe macht. Dieses falsche Spiel hab ich irgendwann erkannt und nicht mehr mitgemacht. Schlagartig war es ruhig in meiner Soundcloud. Der Moment war sehr ernüchternd.
Diese sozialen künstlichen Konstrukte lauern auch auf Steemit schon hinter der Ecke. Zumindest als gebranntes Kind ist man dadurch aufmerksamer und hinterfragt eben auch positive Kommentare. Vorallem die sehr positiven!
Der Alptraum eines jeden Künstlers. Man kann sich jedesmal ernsthaft fragen "Hat er das ernst gemeint oder war der Kommentar nur wieder da um mich an ihn zu erinnern? Muss ich jetzt auch auf seine Seite und ihm einen guten Kommentar da lassen?"
Quelle: pixabay
Unbewusste verpflichtung
Irgendwie fühlt man sich ja dazu verpflichtet. Es ist ein unbewusster Prozess den man dadurch auslöst. Man appelliert sozusagen an die Gerechtigkeit des Empfängers ohne dass man es überhaupt ausspricht.
Also wenn ihr mehr Follower wollt, habt ihr jetzt eine art Anleitung. Es funktioniert auch aber wehe ihr hört auf damit! Dann wird es schnell wieder ruhig um euch. Und dann hinterfragt man sich als Künstler selbst. Man beginnt zu zweifeln. Man kann den Wert seiner eigenen Kunst nicht mehr einschätzen selbst wenn man riesen Spaß beim erstellen hatte.
Zweifel - Der folgende Track ist ein gutes Beispiel dafür:
Ich hatte bisher 72 Plays und nur 4 Likes. Vermutlich der schlechteste Track den ich je produziert hab. Zumindest statistisch gesehen. Den Spaß den ich dabei hatte kann ich leider nicht in die Statistik einfließen lassen. Aber an dem Tag als ich ihn veröffentlicht habe, dachte ich "Das ist DER SHIT! DAS ist Remotehorst!" (Ja, Shit kann man auch im positiven Sinne verwenden aber ich denke viele sehen das anders. Wie passend.... ;))
Heute sehe ich den Track, sorry... höre ich den Track mit anderen Ohren. Er ist in meinen Ohren nichtmal mehr mittelmäßig. Einfach nur eine Spielerei aber ich hatte Spaß dabei und hab auch dazu gelernt. Der Punkt ist, dass man sich irgendwann auch weiter entwickelt (oder aufhört weil die Zweifel überwiegen). Wenn ich demnächst wieder einen Track löschen muss weil mein Speicher auf SC voll wird, dann wisst ihr welchen Track es erwischen wird. Diesen hier:
Wann kann ich also wirklich stolz auf meine Musik sein?
Ich bin stolz auf meine Musik wenn ich echte Fans habe. Leute die regelmäßig reinhören und ernst gemeinte Kommentare hinterlassen. Leute die meine Musik teilen oder auch in Videos verwenden. Ich will auch garnicht bekannt werden geschweige denn ein Star. Es geht mir auch nicht darum Fans zu haben nur damit ich Fans habe. Es wären auch nicht meine Fans sondern Fans meiner Musik. Wie könnten die "meine Fans" sein, wenn sie mich doch garnicht kennen?
Das Ziel besser zu werden war lange Zeit mein Antrieb aber besser zu werden ist mir mittlerweile garnicht mehr so wichtig. Der Fokus ist verrutscht. Viel wichtiger ist mir, dass auch andere Leute meine Musik mögen und dass ich diesen Menschen etwas geben kann mit der Musik. Deswegen ist das meiste davon auch Free Download.
Und um nochmal auf das Thema Stolz zurück zu kommen. Was ist der eigene Stolz schon wert? Wenn mal andere Stolz auf mich sind, DAS ist was wert!
Ich habe auch eine zeitlang mit dem Problem gekämpft, dass ich hier irgendwann nicht mehr wusste, welcher Kommentar bzw. welcher Upvote ernst gemeint war oder nicht. Heute weiß ich: Mir ist eine einzige ernst gemeinte Reaktion, bei der ich nicht das Gefühl habe, mich revanchieren zu müssen viel lieber als mehrere, bei denen ich nicht weiß, warum ich sie überhaupt erhalten habe. Steemit zerreißt mich in dieser Hinsicht. Echten Austausch und echte Nähe unter Menschen kann Steemit einfach nicht ersetzen; dafür ist es nicht gemacht. Das muss man unbedingt wissen, wenn man sich hier rumtreibt. Auch ich habe das erst im Laufe der Zeit gelernt.
Das heißt aber nicht, dass jede Reaktion hier Fake ist. Man sollte seinen eigenen Enthusiasmus über sie jedoch ein wenig zurückhalten können und es nüchtern betrachten. Und am besten gar nicht auf die Upvotes und die Rewards gucken. ;) Das wäre zumindest mein Tipp an dieser Stelle.
Ich wünsche dir auf jeden Fall noch viel Spaß hier auf Steemit!
Stimmt. Ich wollte das Thema auch nicht wirklich auf Steemit beziehen. Verglichen mit Soundcloud ist Steemit wunderbar! Bei SC ist fast jeder Kommentar von einem anderen Musiker der nur Aufmerksamkeit will. Die Form der Kommentare hab ich ja im Beitrag erwähnt.
Hier sehe ich das nicht so schlimm wie bei SC. Hier tragen die Leute viel mehr zu einer Diskussion bei. Da hinterfrage ich natürlich nicht so wie auf SC.
Soundcloud wurde ja auch nicht zum diskutieren gemacht. Das ist vielleicht auch der Schwachpunkt daran. ;)
Daumen hoch! :)
Mein letzter Resteem hat auch mit dem Thema zu tun. Da geht es um die Hintergrunde der Motivation. Passt gut dazu.
Stimmt schon, was du da schreibst. Ich meine alles.
Wie gut kann ich etwas? Finden das andere gut/interessant/wertvoll? Ich trau mich nichts anzufangen, weil ich immer denke, dass das andere schon besser gemacht haben / machen.
Ist es nicht überall so, dass man sich nur gegenseitig lobt, um das Lob zurückzubekommen? YT ist das gleiche, wenn man nur Gruppen von kleinen Kanälen betrachtet (meist um 12 Jahre alte Kinder). Ich finde das ist kein gesundes Miteinander. Es ist ja auch nichts wert, weil jeder jedem nur was vorspielt.
Man muss eben die passenden Menschen finden...
Du freust dich, wenn andere deine Lieder verwenden? Wenn ich dann doch mal anfangen sollte mit Videos/Streams aktiv zu werden, hab ich ja dann schon eine weitere Quelle :)
Danke für deinen Kommentar! :)
Wenn das jeder so machen würde, hätte es nie einen Da Vinci oder Picasso gegeben. Jeder fängt mal klein an. Mach einfach das was dir Spaß macht und dich interessiert. Egal was die anderen sagen oder besser machen! Vielleicht zeigst Du ihnen ja in ein paar Jahren wo es lang geht? ;)
Die grundsätzliche Frage ist immer die der Motivation. Woher kommt die Motivation? Wegen der Chance hier z.B. Geld zu verdienen oder einfach weil Du gerne schreibst, zeichnest etc.? Hier ist ein Beitrag der dir vielleicht gefallen könnte. Passt zum Thema und ist wirklich gut zu wissen. ;)
https://steemit.com/motivation/@gerryrichter/wie-bleibt-man-auch-bei-stemmt-nachhaltig-motiviert
Ich weiß nicht. Hab einen YT Kanal mit ca 1400 Followern. Da musste ich nicht schleimen um die zu bekommen. Aber klar, mit schleimen hätte ich jetzt vielleicht 10.000.
Genau! Dann machts auch noch mehr Spaß :)
Ja. Kannst Du gerne machen. Zumindest die Tracks die Free Download sind. Die Remixes darf ich leider nicht zum Download anbieten aber das sind eh nicht viele. ;)
Wenn Du dann noch einen Link zu meiner Soundcloud platzierst freu ich mich umso mehr.^^
Ich weiß auch nicht genau, was mich immer abhält...
Nun, wenn ich etwas nur aus Spaß machen würde, halte ich das meist nicht lang durch oder traue mich garnicht erst. Da hilft es schon, wenn man dabei das erste Mal wirklich selbst für sein Geld "arbeitet". Es ist halt eine zusätzliche Motivation neben netten Menschen und Selbstverwirklichung :)
Ich meine nur, dass es mir schon des öfteren bei ziemlich jungen Leuten aufgefallen ist. Natürlich kann man auch auf eigene Faust ohne "Zweckzusammenarbeit" viel erreichen. Oft wahrscheinlich auch mehr...
Cool, danke! (:
Ein Link versteht sich doch von selbst ;)
Vielleicht hab ich das falsch ausgedrückt oder du hast mich falsch verstanden. Mit Spaß meine ich Freude an der Sache selbst. Und wenn es irgendwann langweilig wird kann man immer noch versuchen tiefer in die Materie einzutauchen und mehr zu lernen. Neue Techniken anwenden, experimentieren usw...
Der Austausch mit gleichgesinnten ist in der hinsicht schon auch wichtig denke ich.
Klar das ist die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Aber was wenn der Kuchen mal ein paar Wochen keine Kirschen hat? Gibt man dann gleich auf oder ist es nebensächlich? ;)
Gerne^^
Keins von beidem. Ich meine, wenn ich z.B. anfange mit C++ zu probieren, dann kommt viel zu schnell der Punkt, an dem ich meinen Tisch schlage und der IDE das Schließen-kreuz zertrümmer. Warum? Ich mache etwas exakt nach Anleitung und es funktioniert nicht. Und allgemein versteh ich dann immer nichts mehr. Resultat: Drei Monate kein Programmieren mehr... Deshalb bin ich nach 4-5 Jahren Programmieren nicht so viel weitergekommen.
Sollte ich wahrscheinlich probieren. Nur bin ich viel zu schüchtern (oder introvertiert?) mich in irgendeine Gemeinschaft einzufinden...
Wenn's erstmal läuft, dann eher nebensächlich. :)
Was Programmieren betrifft kann ich das voll verstehen. Ging mir in der Hinsicht genauso. xD
Aber ich bin halt auch nicht zum Programmieren geboren. (Damit will ich sagen, ich hab kein Bedürfnis es können zu wollen. ;))
Unbedingt! Wenn du nur mal mit ein zwei sympathischen Leuten Kontakt aufbaust und sie dich ein bisschen unterstützen wird es viel besser laufen. Davon bin ich überzeugt. :)
Klar wirds noch Momente geben wie du sie eben beschrieben hast, aber es ist immerhin ein Licht am Ende des Tunnels wenn man mal kurz jemanden im Chat fragen kann falls es wirklich nicht weiter geht. ;)
Man muss sie nur erstmal finden... Aber dann läuft's hoffentlich :D
Danke für deine motivierenden Worte :)
Nur die Frage: Du hast programmiert, obwohl du es nicht wolltest? 🤔
Ich wollte es schon am Anfang. Aber nach und nach hab ich gemerkt dass ich es nicht will. Hatte einfach keinen Spaß mehr dabei. Trotz allen Fortschritten die ich gemacht hab, hat es mich mehr und mehr gefrustet. Ich wollte es nur lernen um Spielchen zu basteln.
Was nützliches zu programmieren war da noch weit entfernt. Daran hab ich nicht mal gedacht weil ich es mir nicht zugetraut hab. Die Absicht dahinter ist ja auch wichtig wenn es um Motivation geht.