Debattenkultur - Lasst uns darüber reden, wie wir miteinander reden #1
Hier bei Steemit habe ich über den deutschen Geschlechterkampf und daraus resultierende politische Konsequenzen diskutiert. (Danke an dieser Stelle an @martinmatzat und @soulman66).
Gestern Abend habe ich das TV-Duell angeschaut und entschieden:
Ich pausiere meine zwei angefangen Serien und mache mit euch einen Ausflug in die Politik.
Angesichts der bevor stehenden Wahl erscheint es mir notwendig aufzuzeigen, was, meiner Meinung nach, für eine vernünftige Debattenkultur notwendig ist. Sowohl im persönlichen Kontakt, als auch viral.
Heute beginne ich mit den Basics: Dem Face-to-Face Gespräch.
An dieser Stelle siegte kurz meine Musikliebe, ein Ohrwurm wollte bedient werden. Hier das Lied!
Gemeinsam kritisieren
Dieser Artikel basiert auf meiner Auseinandersetzung mit dem Psychotherapeuten Herbert Mück . Er beschäftigt sich mit dem Metagespräch.
Metagespräche befassen sich mit der Art und Weise, WIE Menschen miteinander kommunizieren. Sprich: Mit ihrer Beziehung. Ziel ist es herauszufinden, ob bei dem Gegenüber auch das angekommen ist, was mittels der eigenen Sprache und dem eigenen Verhalten vermittelt werden sollte.
Metagespräche sind ein ideales Werkzeug um gute Beziehungen herzustellen und zu pflegen. Darüber hinaus auch um künftigen Konflikten vorzubeugen.
Beispiele: einseitige Monologe, Unterbrechen des Gegenüber, fehlendes Einfühlen in das Gegenüber. Diese Verhaltensweisen belasten Beziehungen jeder Art. Sie lassen sich in Metagesprächen thematisieren.
Klingt merkwürdig nicht wahr? Fühlt sich auch etwas seltsam an? Logisch, wirkt wie eine Einladung für eine Diskussion oder kann als Angriff verstanden werden.
Wichtig: Lasst eine Situation abkühlen, erst dann kann ein solches Gesprächsangebot nicht wie ein Angriff, sondern wie ein ernsthaftes Interesse an der Verbesserung der Gesprächskultur.
Folgende Regeln sollten bei Metagesprächen beachtet werden:
Im Vorfeld klarstellen, dass ein reines Metagespräch geführt werden soll. Es geht darum herauszufinden welche Gesprächskultur vorherrscht und was daran geändert werden soll/ kann.
Davon ausgehend können Regeln für die zukünftige Kommunikation, das gegenseitige Verstehen, entwickelt werden
Erinnerung: Darum geht es hier!Legt Pausen zwischen Metagespäche. Dies soll dabei helfen emotionale Distanz zu wahren.
Erinnerung: Es geht um das verlassen alter Perspektiven und dem Erschaffen gemeinsamer Wege.Verlassen sie gemeinsam den Raum, in welchem das Gespräch stattfand. Damit wird gemeinsam das Ende des Gesprächs festgesetzt.
Gemeinsam das Gespräch analysieren, beispielsweise als würde man einen Film bewerten.
"Was ist bei dem vergangen Gespräch zwischen uns abgelaufen?"
"Wo gab es Missverständnisse?"
"Was kann man künftig anders machen, um Missverständnisse zu vermeiden?"
Erinnerung: Bleibt konstruktiv!!!!
Obwohl ich meinen Mitmenschen sehr nahe stehe, weiß ich nicht Alles über sie . Zu oft folgte ich meiner vorgefertigten Meinung, schätze sie falsch ein. Häufig schlugen meine Worte ein wie Bomben und verunsicherten. Dabei war ich die Unentspannte und musste mir eingestehen: Mach dich mal locker!
Seit dieser Erkenntnis versetze ich mich gerne in mein Gegenüber . Ich habe viele neue Facetten meiner Mitmenschen entdeckt und neue Geschichten gehört. Im Alltag versteckt sich viel unter der Oberfläche. Traut euch diese anzukratzen und entdeckt euer Umfeld neu!
Mal im ernst: Wir reden hier von gegenseitigem Verstehen auf einem ganz neuen Level!
Konsequenzen für das Kommunizieren im Internet
Ihr werdet mit Bedauern feststellen, mit gänzlich Fremden Menschen lässt es sich nur schwer konstruktiv diskutieren.
Nicht falsch verstehen! Die Gedanken anderer Menschen sind im Netz nicht wertlos oder restlos verloren. Es fehlen ganz einfach zu viele essentielle Aspekte. Keine Möglichkeiten den Tonfall anzupassen, emotional zu reagieren, Reaktionen über die Mimik ausdrücken. Die Realität sieht so aus: Wir tippen in ein weißes Textfeld, losgelöst von aller Persönlichkeit.
Unser Hirn braucht jedoch die genannten Aspekte, um wichtige Informationen von unwichtigen zu unterscheiden.
Ich will euch sagen: Selbst bei konstruktiven Gesprächen im Netz fehlt der emotionale Zusammenhang. Es fehlt die Gelegenheit über Gesagtes gemeinsam zu reflektieren, eben die Metakommunikation.
Was meint ihr? Lasst uns debattieren!
Liebe Patze,
Du greifst in Deinem Artikel mehrere Aspekte der bzw. einer Kommunikation auf. Grob kann man sagen, lässt es sich einteilen in die Strategie einer Kommunikation, dem habituellen Führung eines Gespräches/ Gesprächskultur, der Reflektion eines Gespräches und der Form des Gespräches, also face-to-face oder virtuell.
Ich möchte mich hier nur auf Letzteres konzentrieren.
„mit gänzlich Fremden Menschen lässt es sich nur schwer konstruktiv diskutieren“
Das hat eigentlich nicht primär mit dem Netz zu tun, da man auch im realen Raum auf fremde Gesprächspartner treffen kann, mit denen man durchaus konstruktiv diskutieren kann. Du meintest wohl eher den virtuellen Raum.
„Selbst bei konstruktiven Gesprächen im Netz fehlt der emotionale Zusammenhang.“ Maybe.
Ich sehe das Problem eigentlich woanders. Im digitalen Zeitalter hat sich unser Medienkonsum total geändert. Reizüberflutung, overnewsed but underinformed, etc. sind die bekannten Schlagworte dafür.
So wie heute kaum noch jemand die Muße hat, ein Buch zu lesen, verhält es sich im Internet mit langen Texten. Solche werden wenn überhaupt von der Masse nur angelesen, weil all jene unter 30 eigentlich im SMS-Modus sich befinden.
Das sind natürlich tödliche Punkte für ein konstruktives Gespräch, das in der Regel auch eine mehrschichtige Materie / Thema zu Inhalt hat. Mit Schlagworten lässt sich eine solche Konversation nicht führen – egal, ob man das Gegenüber kennt oder nicht.
Natürlich bittet das persönliche Gespräch eine Reihe von Möglichkeiten (Mimik, Gestik, etc.) der schriftliche Auseinandersetzung nicht zur Verfügung stehen. Dennoch zeigt die Geschichte, dass es durchaus möglich war bzw. ist, sich auch schriftlich sehr genüsslich und auf hohem intellektuellen Niveau auszutauschen.
Wie gesagt, das Problem liegt in der Mediennutzung unser Zeit. Chatrooms & Kommentarspalten sind dafür eben nicht der richtige Platz.
Danke für diese Kritik.
Mit demTeilbegriff "Gespräch" möchte ich die, von dir ordentlich aufgelisteten, Aspekte zusammenfassend beschreiben. Ich hätte diesen Begriff vielleicht klarer definieren sollen, es erschien mir nicht notwendig. Vermutlich war ich an dieser Stelle zu nah am Thema, denn als Einsteiger wären diese Aspekte für das Grundverständnis notwendig gewesen.
Vielleicht ist es eine Frage der persönlichen Grundhaltung. Ich führe mit Fremden gerne kritische Gespräche, den Raum für Einfluss in meine persönliche Entwicklung vermeide ich dabei jedoch. Konstruktiven Einfluss schränke ich auf nahestehende Personen ein. Dies ist ein starker Beschützeranteil meiner eigenen Persönlichkeit. Ich sehe mich dabei also als Person, die nicht mit fremden Menschen konstruktiv auf Metaebene diskutieren kann. Es geht hier nicht nur um den konstruktiven Charakter, sondern um den konstruktiven Charakter auf Metaebene. War dir das in der Form bewusst? Wenn ja, habe ich diesen Teil deiner Kritik missverstanden.
Dieses mögliche Missverständnis erinnert mich an deinen letzten Punkt, die Mediennutzung. Ja ich stimme dir zu, die Aufmerksamkeit und Geduld beim "aufmerksamen zuhören"( hierzu möchte ich auch noch einen Beitrag schreiben) hat stark nachgelassen.
Ich möchte nochmal an den Charakter von Face-to-face Gesprächen erinnern, der rein begrifflich auf persönlichem Kontakt jeglicher Form basiert. In der Tat ist virtuell eine eigene Form der Kommunikation. Ja Chatrooms sind dafür nicht der richtige Ort. Wie du aber selbst feststellst, dieser Medienkonsum hat Folgen auf die reale Gesellschaft.
Mir ging es um eine generelle Debattenkultur, die ,auf Grund des virtuellen Umgangs, als kaum vorhanden erscheint. Mein Versuch hiermit ist der Start einer Metadebatte, die bei den Basics beginnt. Verstehst du was ich meine? Im Idealfall debattieren wir im weiteren Verlauf die virtuelle Debattenkultur und haben dabei einen ähnlichen Wissensbestand. Sprich: ich versuche eine Debatiergrundlage zu schaffen.
Konnte ich mich verständlich ausdrücken?
Ein sehr cooler und toller Beitrag :)!
Danke! =)
Hier gebe ich sehr gerne mein Like. Danke, dass Du uns darauf aufmerksam machst !
Liebe Patze,
insbesondere den letzten Abschnitt finde ich gut.
@soulman66 hat es ja schon angedeutet, daß wir ein generelles Problem mit dem "Konsum" haben.
Ich selbst fühle mich sehr oft "allein" wenn ich sehe, daß alle um mich herum immerzu auf ihr Mobiltelefon starren.
Verlernen wir womöglich gerade deshalb die zwischenmenschliche Kommunikation?
Schließlich scheint irgendwie jeder in seiner eigenen Welt zu sein und scheut gleichzeitig den Austausch mit der Welt unserer Mitmenschen...
Fakt ist, daß mir die physische Begegnung fehlt.
Ich will die Gesichter sehen und das kann ich hier nicht.
Danke für die Erinnerung! :)
Das kann ich sehr gut verstehen. Was hälst du von meiner Stellungsnahme zu dem Kommentar von @soulman66. Ich möchte mich nur ungern wiederholen =D
:D Das geht in Ordnung.
Ich freue mich schon auf den nächsten Beitrag. ;)
Den habe ich gestern geschrieben. Hoffe er gefällt dir. :)
Ich finde das ein sehr spannendes Thema und würde gerne mehr davon von dir lesen und auch gern darüber fachsimpeln.
Für mich ist Kommunikation ja sowieso ein komplexes Thema, da mir diese Metaebene irgendwie nicht so zugänglich ist.
Ob ich ein Gespräch online oder im real-life führe, macht keinen Unterschied weil mir der emotionale Zugang zum Gegenüber sowieso sehr schwer fällt.
Ja das glaube ich. Vielleicht nimmst du diese Ebene auch ganz anders wahr, das kann ich mir sehr gut vorstellen.
Es wär so spannend wenn ich mal in die Haut eines Anderen schlüpfen könnte, um einen Vergleich zu haben.
Sofern es die Möglichleit gäbe, für einen Tag zu tauschen, würde ich es dir anbieten.
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