Einflüsse auf die deutsche Sprache VII: Luther ist an allem schuld!

in #deutsch6 years ago (edited)
Wer diesen Post liest beherrscht die deutsche Sprache zumindest zum Teil. Aber was ist das überhaupt, dieses "Deutsch"? Wo kommt es her, wie und durch wen (und warum) wurde es beeinflusst? Wie kamen viele Worte und Redewendungen in die deutsche Sprache die wir heute selbstverständlich im Alltag benutzen?

Immer wieder hört man vom großen Einfluss den Martin Luthers Bibelübersetzung auf das heutige Hochdeutsch hatte - zeigen möchte ich heute welche Ausdrücke aus Luthers Heimat dadurch verbreitet wurden.

Natürlich gab es auch Ausdrücke die damals aus dem Lateinischen in unseren Wortschatz kamen: Die Reformation und die Protestanten.

Aber darum geht es ja gerade nicht - es geht um Luther, um seine Heimatsprache und wie die sich aufgemacht hat den Rest der deutschsprachigen Welt einzunehmen. Die Bibelübersetzung strotzt nur so von mitteldeutschen Worten, teils auch niederdeutschen, Worten die ihre süddeutschen Pendants über die Jahrhunderte fast in die Vergessenheit getrieben haben. Heute nutzt man Hügel statt Bühl, Ufer statt Gestade, Lippe statt Lefze oder Scheune statt Scheuer. Auch einen Hafen würden die meisten von uns wohl eher am Wasser suchen statt auf dem Herd...

Aber auch inhaltliche Veränderungen gab es. Beruf stand ursprünglich für Leumund oder auch Berufung, jetzt wurde es für die Erwerbstätigkeit genutzt. Auch Arbeit wurde von einer schweren körperlichen Plackerei für die simple Bezeichnung für eine berufliche Tätigkeit.



Weiterführende aber nicht wirklich zum Thema gehörige Information:

Zwinglis "Züricher Bibel" beruhte zum Großteil auf der Lutherbibel, benutzte aber Worte und Ausdrucksweisen aus dem süddeutschen Sprachraum damit sich die Protestanten in der Schweiz etc. nicht mit der "nördlichen" Fremdsprache abplagen mussten :)


Bildquellen: Pixabay


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Hallo @muscara, danke für den informativen Post. Liebe Grüße und ein upvote Alexa

Sehr informativ. 31.10 soll jetzt ein Feiertag werden zu Luthers Ehren. Finde ich gut. Bin zwar kein gläubiger Mensch, der in eine Religion passt , aber ich finde er hat trotzdem wichtige Dinge vollbracht. Für seine Zeit, eine beachtliche Leistung und viel Mut.

Luthers Biographie ist interessant, zu beobachten wann er sein Leben verändert hat und wieso und was daraus wurde - Geschichte macht Spaß!

Das sehe ich genau so.

Ja es ist wirklich interessant was isolierte Ereignisse für einen Einfluß haben können. Ich hab mal gehört (weiß nicht ob es 100% wahr ist), dass die heutige englische Sprache deshalb so verhältnismäßig simpel ist, weil es zu teuer war "ordentlich" zu reden. Am Ende des 19. Jahrhunderts hat jemand den Versuch unternommen ein Unterseekabel durch den Atlantik zu legen, um die Kommunikation zwischen Europa und Amerika zu verbesser. Nach unzähligen Versuchen, Nervenzusammenbrüchen & Bankrott ist es ihm aber gelungen. Die Preise um irgendwelche Nachrichten zu verschicken waren dann allerdings so hoch, dass man sich auf ganz simple Artikulationen beschränkte, die schließlich Gegenstand der internationalen Korrespondenz und folglich der englischen Kommunikation insgesamt wurden.

Schau mal ob das so stimmt, ich hab mal versucht das Orginal von Charles Darwin "The Origin of Species" zu lesen und würde sagen: Ja kann sein!

Gruß

Chapper

Interessante Geschichte - müsste man doch mal auf den Grund gehen. Ich kann zumindest bestätigen dass Handelsfranzösisch noch bis vor wenigen Jahrzehnten eine Qual war und aus Floskeln bestand gegen die "Hochachtungsvoll" noch lockerer Umgangston ist - die mussten nicht durch ein Kabel oder Telegramme ;)

Und warum ist das heute nicht mehr so? Gab es irgendein bestimmtes Ereignis oder ist die Rap-Musik wieder schuld ;-)?

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Ich wurde vor über 20 Jahren auf der Sprachenschule mit Handelsfranzösisch geplagt und hatte seitdem nicht mehr beruflich mit französischer Korrespondenz zu tun. Daher kann ich nicht aus eigener Erfahrung sagen ob und wann und wie sich da was verändert hat. Ich habe eine Seite gefunden wo die Grußformeln am Schluss eines Briefes erklärt werden - das klingt immer noch formeller als im Deutschen. Ausser MfG gibt es doch eigentlich nichts bei uns. Im Englischen gibt es zwar mehr Auswahl die aber nicht so gestelzt sind.

Wobei mir einfällt: es gibt noch einen historischen Grund wieso Englisch "angeblich" so einfach ist. Nach 1066 sprachen Adel etc. französisch - nur das Volk sprach weiterhin die gewohnte Sprache. Dabei blieben Feinheiten der Sprache auf der Strecke (was interessiert den Bauern Grammatik), nach und nach kamen französische Ausdrücke hinzu und wurden mehr oder weniger angepasst. Heute gibt es für manchmal zwei Ausdrücke für fast identische Zwecke: einen mit klarer Verbindung zu romanischen Sprachen und einen mit ähnlichen Wurzeln wie unser Plattdeutsch. Fällt mir nur natürlich gerade keiner ein ;)

Und wieso Englisch nur "angeblich" so einfach ist? Nun, Englisch hat zwar wenige Regeln, aber massig Ausnahmen und die muss man alle einzeln lernen, ob unregelmäßige Verben oder anderes. Französisch z. B. hat mehr Regeln - aber wesentlich weniger Ausnahmen ;)

Krass woher du das alles weißt. Hast du Linguistik oder sowas studiert?

Ich bewundere es immer wenn Leute so gut mit Sprache umgehen können.

Ich tu mich da immer etwas schwer. Finde es aber trotzdem immer sehr spannend.

Will demnächst mal meine Dpanischkenntnisse etwas auf Vordermann bringen.

Mal schauen obs klappt.

Ole

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