"Der Große Filter" oder: Warum das Universum so leer ist..
Stell dir einmal vor, die NASA würde Außerirdisches Leben finden. Mikroskopisch kleine, einzellige Organismen auf dem Mars etwa, merkwürdig anmutende "Alien-Fische", oder gar alte Ruinen auf fernen Planeten die vom Untergang hochentwickelter Kulturen zeugen. Schlichtweg ein Zeichen dafür, dass die Menschheit nicht ganz allein im schier endlosen Universum ist. Wäre das nicht wunderbar?
Um ehrlich zu sein, Nein. Es ist gar nicht unwahrscheinlich, dass solche Nachrichten ein Zeichen dafür wären, dass die Menschheit nicht mehr allzu weit von einer riesigen Katastrophe entfernt ist, die unsere Spezies auslöschen könnte. Und das schon bald.
Aber Warum ist dies so? Warum sollte die womöglich aufregendste und spannendste Entdeckung unseres Lebens, ja vielleicht der ganzen Welt solch schreckliche Folgen haben? Um das zu erklären, müssen wir ein Stück in der Zeit zurückgehen. Stellen wir uns das Leben als eine evolutionäre Treppe vor, vom Anfang bis Heute. Die erste Stufe ist tote Chemie, die sich in selbst reproduzierende, stabile und belastbare Teilchen zusammensetzt. Aber auch mit der Fähigkeit sich zu verändern und zu entwickeln. Der zweite Schritt des frühen Lebens ist es, komplexer zu werden, Strukturen zu bilden, und die verfügbare Energie effizienter zu nutzen. Im nächsten Schritt vereinen sich diese Zellen, um vielzellige Organismen zu bilden, in den vielfältigsten Formen und mit immer steigender Komplexität. Eine Stufe höher entwickelt die Spezies größere Gehirne, welche das Nutzen von Werkzeugen, das Teilen von Wissen, und soziale Interaktionen ermöglicht und so die Entwicklung der Kultur fördert. Dies führt wiederum zu einer noch höheren Komplexität. Die Spezies kann nun die dominante Lebensform auf ihrem Planeten werden, und die natürlichen Begebenheiten nach seinen Wünschen anpassen. Erste Versuche werden unternommen, den Planeten zu verlassen, an diesem Punkt befindet sich die Menschheit momentan.
So wie wir es kennen, ist es die Natur des Lebens, jede besetzbare Nische zu besetzen, sich zu reproduzieren, auszubreiten. Da Planeten nur bestimmte Größe und Lebensdauer aufweisen, scheint es der nächste logische Schritt für eine hochentwickelte Zivilisation zu sein, die Heimat zu verlassen und nach weiteren Planeten zu suchen, um sich auszubreiten. Kolonisiere dein eigenes Sonnensystem, dann breite dich weiter aus, um entfernte Sterne zu erreichen, hin zum scheinbar finalen Schritt, eine Galaxie-weite Zivilisation zu werden. Es ist wahrscheinlich, dass dies ein universelles Prinzip für Zivilisationen ist, egal woher diese kommen mögen.
Wenn eine Spezies wettbewerbsfähig ist, und genug Ansporn besitzt, seinen Planeten zu übernehmen, wird sie vermutlich nicht dort aufhören. Wir wissen, dass es bis zu 500 Milliarden Planeten in allein in der Milchstraße gibt, und mindestens 10 Milliarden, die der Erde ähneln. Viele existieren schon Milliarden Jahre länger als die Erde. Trotzdem konnte bei der menschlichen Observation des Weltalls bisher keine galaktische Zivilisation entdeckt werden. Bei einer solch unvorstellbaren Größe sollten wir etwas erkennen können, doch die Galaxis scheint leer und tot. Dies bedeutet, etwas hält das Lebendige davon ab, die oben beschriebene evolutionäre Treppe aufzusteigen. Etwas, dass das Erreichen einer galaktischen Zivilisation extrem schwer, oder auch unmöglich macht.
Und das ist "Der große Filter". Eine Herausforderung oder Gefahr, die so schwer zu überwinden ist, dass sie fast jegliche Spezies eliminiert, welche ihr gegenübertritt. Es gibt hierzu Zwei Szenarien. Das erste besagt, dass wir unglaublich besonders sind, bzw. Glück haben, das andere besagt das wir verdammt und so gut wie tot sind. Es hängt ganz davon ab, wo sich dieser Filter auf unserer Treppe befindet. Hinter oder vor uns?
Szenario 1
Der große Filter ist hinter uns, wir sind die ersten. Wenn das stimmt, bedeutet es, dass einer der bereits geschafften Schritte beinahe unmöglich zu bewältigen ist. Doch welcher Schritt könnte es sein? Ist das Leben an sich extrem selten? Prognosen über die Wahrscheinlichkeit, inwieweit Leben aus toten Dingen entstehen kann, sind nur sehr schwer zu machen. Es gibt hierzu schlichtweg keinen Konsens. Manche Wissenschaftler glauben, Leben entwickelt sich überall dort, wo die Bedingungen günstig genug sind, andere sind der Meinung dass die Erde der wohl einzige bewohnte Planet im Universum ist. Vielleicht ist es auch beinahe unmöglich über den Einzeller-Schritt hinaus zu kommen? Eine ganz spezifische Sache passierte in diesem Schritt, und soweit wir wissen, passierte dies genau nur einmal. Eine primitive "Jägerzelle" schluckte eine andere Zelle, doch anstatt die zu verschlingen, formten sie eine Einheit. Die größere Zelle gab Unterkunft, nahm sich der Interaktion mit der Umwelt an und stellte Ressourcen bereit. Während die kleinere Zelle ihr neues Zuhause und die bereitgestellten Dinge nutzte, um sich auf das Bereitstellen zusätzlicher Energie für den Hort zu fokussieren. Mit der reichlichen Menge an Energie konnte die Hort-Zelle mehr und mehr wachsen, und auch neue und teure Sachen "bauen" um sich selbst zu verbessern und widerstandsfähiger zu machen. Der "Gast" wurde so zum Kraftwerk der Zelle. Jedes Tier auf unserem Planeten besteht aus solchen Zellen. Vielleicht gibt es Milliarden bakterien-bedeckter Planeten in der Milchstraße, aber keiner, abgesehen von uns, erreichte unser Level der Komplexität. Oder Intelligenz. Wir Menschen fühlen uns schon sehr klug und kultiviert mit unseren Kreuzworträtseln und romantischen Novellen, aber ein großes Gehirn ist zu erst und vor allem eine sehr teure evolutionäre Investition. Sie sind fragil und helfen uns nicht sonderlich bei körperlichen Auseinandersetzungen mit eventuellen Fressfeinden. Sie kosten eine Menge Energie und abgesehen davon brauchte der moderne Mensch 200.000 Jahre um von einem Rudel mit spitzen Stöcken zu einer Zivilisation zu werden. Schlau sein bedeutet nicht automatisch das man das Rennen gewinnt. Möglicherweise ist Intelligenz gar nicht so großartig und wir waren einfach nur glücklich das es bei uns funktioniert hat.
Szenario 2
Der Filter ist vor uns. Reichlich andere starben bereits. Ein großer Filter vor uns ist im Größenvergleich viel verheerender als alles, was uns bereits widerfahren ist. Ob klimatische Extrembedingungen oder Naturkatastrophen. Selbst wenn ein riesiges Disaster die meisten von uns tötet und uns um mehrere tausend Jahre zurückwirft, würden wir überleben und uns nach und nach erholen. Es wäre einfach eine kleine Hürde auf dem Weg zur galaktischen Zivilisation, unvergleichbar mit einem großen Filter. Bezogen auf das Universum sind Millionen Jahre auch nicht viel mehr als ein Wimpernschlag. Wenn der Filter wirklich vor uns liegt, muss es etwas derartig gefährliches, ja gewaltiges sein, dass es die meisten, wenn nicht alle fortgeschrittenen Zivilisationen in unserer Galaxie über Milliarden Jahre zerstört hat. Eine wirklich entmutigende und deprimierende Hypothese ist, dass wenn die Spezies erstmal die Kontrolle über ihren Planeten hat, bereits auf dem Weg zum Untergang ist. Technologie ist übrigens ein guter Weg dies zu erreichen, Es muss etwas sein, dass so offensichtlich ist, dass nahezu jeder es entdeckt und so gefährlich sein, dass dessen Entdeckung zu einem mindestens weltweiten existenziellen Disaster führt. Ein großräumiger nuklearer Krieg, Nanotechnologie die außer Kontrolle gerät, Experimentelle Gentechnik, gewollte oder ungewollte Veränderung der Atmossphäre, hochintelligente KI's, all das eben, was wir im Moment noch nicht auf uns zukommen sehen.
Oder es ist viel einfacher. Die Spezies ist wettbewerbsfähig genug ihren Planeten zu übernehmen, zerstört ihn aber zwangsläufig, im Wetteifern um Ressourcen. Möglicherweise existieren im Ökosystem komplexe Kettenreaktionen die, einmal in Gang gesetzt, nicht mehr zu stoppen sind. Sobald die Zivilisation fortgeschritten genug ist um die Zusammensetzung der eigenen Atmossphäre zu ändern, wird es stetig gefährlicher. Wenn der Filter wirklich vor uns liegt, sind unsere Chancen sehr schlecht. Lasst uns hoffen, das dies nicht der Fall ist.
Was wir hoffen können...
Darum wäre es schrecklich außerirdisches Leben oder Überreste davon zu finden. Je mehr verbreitetes Leben es gibt, und je fortgeschrittener und komplexer die Lebensformen sind, desto wahrscheinlicher wird es, dass der große Filter vor uns liegt. Bakterien wären schlecht. Kleine Tiere wären schlimmer, intelligentes Leben wäre absolut alarmierend. Ruinen von vergangenen Zivilisationen wären schrecklich. Das beste Szenario wäre für uns, dass der Mars kahl und die enormen Arme der Milchstraße leer sind. Das es Milliarden von leeren Planeten gibt, die nur darauf warten entdeckt und mit Leben gefüllt zu werden. Milliarden von neuen Heimaten, auf uns wartend, endlich anzukommen...
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--montyty--
Meine Anmerkungen:
Szenario 1 halte ich für unwahrscheinlich. Ich bin auch sicher, dass der schwierigste Schritt in der Evolution war, überhaupt eine erste Zelle zum Laufen zu bringen, denn in ihr ist schon alles da, DNA-Replikation, der genetische Code für Proteinsynthese mit den Ribosomen und t-RNA, alles extrem unwahrscheinlich. Wenn das mal da ist, ist der Weg vom Einzeller zum Vielzeller ein kleiner Schritt. Trotzdem glaube ich, dass das nicht nur einmal passiert ist, aufgrund der unglaublich langen Zeit und der Größe des Weltalls, einfach eine Sache der Wahrscheinlichkeit.
Szenario 2: auch unwahrscheinlich. OK, ein paar Zivilisationen werden sich schon selbst entsorgt haben, aber ALLE?
Ich halte 2 andere Szenarien für wahrscheinlicher:
Szenario 3: Es gibt ein Netz an Zivilisationen mit hohem moralischem Niveau (zumindest die der mächtigsten, die die Bedingungen diktieren können), und es gibt da eine Art Codex, der besagt, solche Welten wie uns in Ruhe zu lassen (oder nur sehr moderat einzugreifen, um das Schlimmste zu verhindern, wie der russische Offizier, der einen Weltkrieg verhindert hat (eventuell hatte er eine "Eingebung")) - das wäre die gute Variante.
Szenario 4: Alle Zivilisationen, die überlebt haben, machen auf Funkstille, um ihren Standort nicht zu verraten. Denn andere Zivilationen (oder auch nur deren Nachkommen, oder deren wildgewordene AIs) schwärmen seit Äonen aus, um vielversprechende Sonnensysteme zu plündern zur Resourcengewinnung. Das wäre die schlechte Variante, in der wir bisher einfach noch nicht "dran" waren, weil wir zu abgelegen sind, oder unsere Resourcensignatur nicht den Umweg lohnt (noch).
Mhhh ein netter Text, allerdings hatte ich irgendwie das Gefühl dass er mir bekannt vorkommt. Und siehe da, es handelt sich um das aus dem Englischen übersetze Transkript eines Videos. Wäre es zu viel verlangt auf die Originale Quelle zu verweisen?
Meine Meinung! Leider nur kopiert und Übersetzt.
Der Begriff: Planetary Suicide hat mich Langezeit ins Staunen versetzt.
Die Vorstellung, dass Spezies den Übergang von 0 auf 1 auf der Kardashev-Skala schaffen, macht sie zu einer fortschrittlicheren Art mit mehr Möglichkeiten durch das All zufliegen und effektiver zu erforschen (wir sind bei ~0,7).
Die Spezies, die den Übergang nicht schaffen, die bspw. in einem nuklearen Krieg ihren Planeten zerstört und Leben unmöglich machen, ist die andere Seite. Das könnte uns auch passieren aber, ...noch düster an dieser Stelle ist doch, sollten wir den Sprung schaffen, unseren Planeten 'retten' und eine neue Ära der Menschheit einläuten und interstellare Raumfahrt betreiben, müssen wir uns im Klaren sein, Planeten vorzufinden, wo der Übergang misslungen ist.
Nun könnte man sich doch vorstellen das irgendwann in der Zukunft intergalaktische Archäologie ein riesengroßes Ding wird! :D Vielleicht...
Hey!
The Great Filter ist einer meiner absoluten Lieblingstheorien!
Sie gibt mir enorm viel Kraft.
Trotzdem wäre es wünschenswert, wenn du ein paar Quellen angeben würdest.
Greets! ;)