Institution des Grauens

in #deutsch7 years ago (edited)

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Babys lernen alles von alleine.

Die meisten haben ziemlich schnell raus, wie sie an die leckere Milch kommen. Sie fangen irgendwann einfach so an zu lächeln. Brabbeln, Glucksen, Robben, Krabbeln, Sitzen und Laufen klappt wie von selbst. Das eine lernt es ein paar Wochen früher, das andere ein paar Wochen später. Eigentlich ist es überhaupt nicht notwendig, auf irgendeine Weise nachzuhelfen.

Ab dem ersten Jahr wollen sie dann alles nachmachen was die Großen tun. Selbst mit dem Löffel essen. Aus der Tasse trinken. Dinge in den Mülleimer oder ins Klo werfen. Ja, sie werden sogar richtig wütend wenn sie mal etwas nicht selbst tun dürfen.

Vorschul-Kinder wollen freiwillig ihren Namen schreiben und die Zahlen lernen und füllen mit lauter Freude Bussibär-Lernbücher aus.

Die Kleinen können problemlos 500 Pokemons auswendig lernen, wenn das gerade das ist, was sie interessiert.

Ich würde behaupten, dieser Drang, Neues zu lernen und auszuprobieren ist tief in uns verwurzelt und würde niemals verloren gehen, wenn es nicht diese Institution des Grauens geben würde, namens "Schule".

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich in der Grundschule den Kindergarten-Zeiten nachgetrauert habe, in denen man den ganzen Tag spielen konnte.
Ich war immer eine der Besten, das war nie das Problem.
Trotzdem habe ich die Schule gehasst. Und ich habe keine Ahnung, wie ich es dort 13 Jahre lang ausgehalten habe.

Das Studium hat mir noch die Rest-Motivation genommen. Früher war ich eine Leseratte und habe nicht selten an einem Nachmittag ein ganzes Buch verschlungen.
Nachdem ich unzählige Fachbücher durcharbeiten musste, die bestenfalls als Einschlafhilfe verwendbar waren, war auch diese Leidenschaft am Ende.
Wenigstens konnte man die Vorlesungen nach Belieben verschlafen. Alles vor 10 war sowieso eine Zumutung. Nur keine besonders gute Vorbereitung auf das Berufsleben...

Noch Jahre nachdem ich schon längst meinen Dipl.-Ing. Abschluss in der Tasche hatte, haben mich Albträume geplagt, dass ich aufgrund eines Bürokratie-Fehlers mit dem gesamten Jahrgang nochmal zur Schule gehen muss um mein Abitur nachzuholen.

So langsam kehrt die Motivation zurück. Mit Ü30, wohlgemerkt. Die Albträume werden seltener. Aber nicht auszudenken, wie mein Motivations-Level ausgesehen hätte, wenn sowas wie "Freies Lernen" möglich gewesen wäre.

Link-Tipp: Richard David Precht über das Schulsystem - Youtube)

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