Wenn die Zeit stillsteht

In den Gärten von Schloss Trauttmansdorff, Meran, Südtirol, steht das Zeitgetriebe nach Arthur Ganson.

Auf dem Schild zu dieser Konstruktion ist zu lesen:

Ein beeindruckendes Beispiel mechanisch dargestellter Mathematik. Die Anfangsdrehzahl des Elektromotors wird durch jede der 12 miteinander verbundenen Drehwellen um das jeweils 24fache reduziert. Wenn sich das 12. und damit letzte Rad einmal gedreht hat, ist unser Planet um unglaubliche 366,4 Millionen Jahre älter. Die letzte Bewegung verliert sich im Gemäuer, wo die Zeit zum Stillstand kommt.

_{Bild: @michelangelo3}

Mir kommt vor, im Leben ist es genau umgekehrt. Man wird aus einem zeitlosen Nichts, sozusagen die Mauer oben rechts im Bild, in die Welt geboren. Die ersten Jahre vergehen nur ganz langsam, doch von Achse zu Achse nimmt die gefühlte Geschwindigkeit zu.

Gerade jetzt, wenn es wieder einmal auf Weihnachten zugeht, merkt man es. War doch gar nicht so lange her, da haben wir die Kugeln vom Christbaum abgeräumt - und zack, jetzt hängen wir sie wieder auf.

Das brachte mich auf die Idee, eine Tabelle zu erstellen, wie schnell die Jahre abhängig vom Lebensalter vergehen:

Alter	Faktor
00-09	1
10-19	2
20-29	3
...	...
90-99	10

Nach dieser Tabelle wären für einen 100Jährigen 10 Jahre gefühlt so lang wie für ein Kind ein einziges Jahr. Daraus ergibt sich die nächste Tabelle:

Autsch, mit 30 hätte man also schon gut 70% seines Lebens hinter sich, vorausgesetzt man wird 100 Jahre alt. Nein, den Faktor müssen wir reduzieren, sagen wir auf moderate 0,5 - damit verginge für einen 80jährigen die Zeit etwa 5mal so schnell als für ein Kind, das sollte ungefähr hinkommen.

Hmm, nicht viel besser muss ich zugeben, damit hätte man mit 30 Jahren bereits mehr als 63% seines Lebens (gefühlt) gelebt.

Kurz noch eine Erklärung zu den Tabellenspalten: Alter ist das Lebensalter, 0-9, 10-19, 30-39 usw. das sind also immer 10 Jahre. Der Faktor ist die gefühlte Geschwindigkeit in der die Zeit vergeht. Jahre geteilt durch Faktor (ja, in dem Fall sollte es Divisor heißen, aber wir sind ja nicht im Matheunterricht) ergibt dann die gefühlten Jahre. In Spalte Summe steht die laufende Summe der gefühlten Jahre bezogen auf das Zeitempfinden eines Kindes.

Das Ergebnis meines Gedankenexperiments hat mich doch ganz schön erstaunt, muss ich sagen. Es zeigt doch, dass die Lebenszeit begrenzter ist als man vielleicht glaubt. Das ist nichts Schlimmes, ganz im Gegenteil, denn es steigert nur den Wert.

In diesem Sinne, Danke für´s Interesse und beste Grüße vom @michelangelo3