Literatur am Sonntag #10 - Mit Rechten reden

in #deutsch7 years ago

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Die Autoren Leo, Steinbeis und Zorn stellen (wohl weil ein Blick auf den Buchtitel zunächst anderes vermuten lässt) direkt zu Beginn klar, dass ihr Buch weniger die rhetorische Entwaffnung der bösen Rechtspopulisten zum Ziel hat, sondern vielmehr für „die Kunst, weniger schlecht zu streiten“, werben soll.

Im gleichen Atemzug werden dem Leser 25 Diskussionsregeln an die Hand gereicht, welche die Schärfe aus der links-rechts-Konfrontation nehmen sollen („10. Ein Streit ohne Lachen ist kein guter Streit“) und bisweilen wirklich witzig sind („23. Du sollst dich nicht mit der Weißen Rose identifizieren“). Im Anschluss daran wird den Fragen nachgegangen, warum man trotz aller Differenzen mit Rechten reden sollte, was man sich (persönlich wie gesellschaftlich) davon erhoffen kann und was sie eigentlich zu denen macht, die sie sind. Um letztere Frage zu beantworten, werden die Aussagen eines vermeintlichen „rechten Aussteigers“ herangezogen, der anonym bleibt und durch den das Buch an Glaubwürdigkeit sicher nicht hinzugewinnt.

„Rechts“ - Was ist das also? Die Autoren begreifen es als „eine bestimmte Art des Redens“ und sind mit dieser begrifflichen Unklarheit voll auf Mainstream-Kurs. Rechte werden als Gegner der Gleichheit dargestellt, ohne dass darauf eingegangen wird, welche Folgen diese Fixierung auf die Einebnung aller menschlichen Unterschiede mittlerweile hervorbringt (Gender Mainstreaming, großer Austausch, etc.). Die politische Korrektheit wird kritisiert, ihre tiefroten Wurzeln („repressive Toleranz“) werden jedoch verschwiegen, und dort, wo die Autoren über die Geschichte des Kommunismus schreiben, möchte man ihnen wahrlich die Lektüre von Ernst Nolte ans Herz legen.

In Teilen wird „Mit Rechten reden“ seinem Anspruch, uns zu einer vernünftigen Diskussionskultur zurückzuführen, sicher gerecht. Dort, wo es dies nicht tut, versteckt es einfaltslosen Konformismus hinter komplizierter Prosa und wird zur aufpolierten Apologie für einen immer totalitärer werdenden Staat.

Sort:  

Ob die Autoren wohl demnächst ein weiteres Buch herausgeben werden mit dem Titel "Mit Linken reden"? Ich denke nicht, denn Therapeuten kümmern sich immer nur um die Kranken, und nicht um die Gesunden.

Der Linke ist seiner Ansicht nach ein Bessermensch, weil er den moralisch höherwertigen Standpunkt hat. Und wenn du ihm gegenüber lediglich einen freiheitlichen Standpunkt einnimmst, hast du moralisch schon verloren. Dann bist du ein Egoist, ein Populist, ein Rechter.

Das Lächerlichste an diesem Buch war wirklich die Definition. "Rechts" sei eine "bestimmte Art zu reden" - Ahja.

Dass Wörter i.d.R. klare Definitionen haben.. lernt man das im Philosophiestudium nicht?

Dieses Links-Rechts-Teile-und-Herrsche Schema hat mittlerweile in diesem Land eine Form angenommen, die bedenklich ist. Die "Guten" gegen die "Bösen". "Politisch korrekt" gegen "das Pack". Gestern waren wir zu Dreharbeiten in Berlin und sahen auf einer linken Veranstaltung ein Hau-Den-Lukas-Spiel. Oben war ein Kopf von Björn Höcke angemacht. Das Spiel hieß: Hau den Höcke. Das ist natürlich Satire. Aber unterschwellig gesehen könnte man mit "Hau den Höcke" auch etwas anderes interpretieren. Ob das zu einem friedlichen miteinander in unserer Gesellschaft führen soll, zu gemeinsamen Dialogen, scheint fragwürdig.

"fragwürdig" ist da wohl noch sehr zurückhaltend formuliert.

Habe meine Gedanken zu diesem Thema hier einmal dargelegt..

Solche Literatur hat ihre Zielgruppe in dem immer dünner besetzten Grenzbereich zwischen den Schubladen "rechts" und "links", in dem sich noch ein paar "wache Gutmenschen" tummeln.
Diejenigen, deren Selbstreflektion noch nicht so planiert ist, daß sie die Widersprüche zwischen der vorgekauten Ideologie und ihrem eigenen Intellekt sowie ihren Wahrnehmungen noch bemerken.

Diese Lücke läßt sich so trefflich schließen, beruhigt deren eigenen Anspruch und vermeidet ein Abdriften der Schäfchen auf die falsche Seite.

Hmm, darf ich so kritisch über ein nicht selber gelesenes Buch auf Basis einer Kurzrezenssion schreiben? Ja, ich erlaube mir das heute mal.

Da du hier den Nagel auf den Kopf getroffen hast, darfst du das ;)

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