Die Tulpenzwiebel-Manie ist Fake-News

in #deutsch7 years ago (edited)

Glaubt noch jemand an die Tulpenzwiebel-Manie?
Dann empfehle ich das beiliegende Video.

Die wichtigsten (im Video behaupteten) Fakten:
-- Die erzählte Geschichte, die die meisten kennen, stammt aus einem Buch, dass 200 Jahre nach dem Ereignis geschrieben wurde und mit historischen Fakten nichts zu tun hatte, da es wohl auch kaum welche gab und gibt.
-- Der Autor hat zudem die Preise um das 10fache überhöht dargestellt, aus 400 Gulden wurden 4.000 Gulden.
-- Die angebliche Blase fand im Winter 1636/37 statt. Tulpenzwiebeln sind zu der Zeit in der Erde und damit physisch nicht handelbar. Es handelte sich demnach um Futures.
-- Die Futures wurden erfunden wegen der Angst vor einem PreisDRUCK aufgrund von Ereignissen während des 30-järhigen Krieges.
-- Der Preisanstieg kam aufgrund einer Änderung der rechtlichen Ausgestaltung der Futures von Abnahmeverpflichtung mit 3 % Sicherheitsleistung (heute Margin) auf Abnahmeoption (bei gleicher Sicherheitsleistung) zustande. Damit konnte man mit einem Risiko von 3 % des Kontraktwerts auf steigende Preise setzen. Der Verkäufer hatte damit aber nicht die Sicherheit, die er haben wollte. Im Zuge stiegen die Preis um das .... Tusch! .... 33-fache, also genau auf die Summe, die der Händler brauchte (3% vom 33fachen sind der Ausgangswert). Als die Zwiebeln aus der Erde kamen, ging der Preis - erwartungsgemäß - auf das "physische Niveau" zurück.
Mehr war da nicht.
Auch die dramatischen Auswirkungen auf die niederländische Wirtschaft sind in den historischen Daten nicht nachvollziehbar. Natürlich hat es einige Händler dabei erwischt, aber die Witscht insgesamt war nicht betroffen.

Dann wird noch einiges Grundlegendes und wie ich finde hilfreiches zu Blasen dargelegt:
-- Wenn man sich zu viel mit Finanzmärkten und vor allem mit (echten oder angeblichen) Blasen beschäftigt, neigt man dazu, überall welche zu sehen. Auch da, wo keine sind.
-- Wenn alle darüber reden, dass es eine Blase ist, ist es mit großer Wahrscheinlichkeit keine.
-- Zu unterscheiden Blasen und S-Kurven. Die beiden sehen in der Phase des Anstiegs ähnlich aus. Im Unterschied zur Blase, bricht die S-Kurve aber nicht ein.
-- Es gibt keine Blasen ohne Mithilfe der Finanzindustrie.
-- Beispiele für S-Kurven:

  • Entwicklung von Nutzerzahlen bei Facebook
  • Verkaufszahlen des Apple iPhones von 300.00 im ersten Quartal auf aktuell 47 Millionen (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/12743/umfrage/absatz-von-apple-iphones-seit-dem-jahr-2007-nach-quartalen/)
  • Entwicklung der Nutzerzahlen bei WhatsApp
  • Verkettung von Faxgeräten
  • ...
    -- Gerade im Internet gibt es oft Netzwerkeffekte. Laut Herrn Pörschmann besitzen 0,17% der Weltbevölkerung Kryptowährungen (Die Zahl konnte ich nicht überprüfen, weil ich - zumindest auf die Schnelle - nichts fand. Ich freue mich über Feedback, wenn jemand dazu Quellen hat). Wenn der Anteil auf 1% steigt, ist das ein Netzwerkeffekt. Und dann erklärt er recht anschaulich, wie die Preisentwicklung im Falle eines Netzwerks mit Zugangsbeschränkung (Kryptowährungen sind im Gegensatz zu Facebook limitiert) rational verläuft.

Beispiel für ein wirkliche Blase: Die Spekulation um South-See-Company von 1720

Fazit: Wenn Sie über Blasen reden, vergessen Sie die Tulpenzwiebeln. Sie outen sich damit als Nichtwisser und Nachplapperer von widerlegten Geschichten. Besser eignet sich die Südseeblase.

Hier der Link zum Video:
https://diefondsplattform.de/die-fondsplattform/23-minuten-tulpenzwiebelblase-1637-moderne-irrtuemer-2/

Sort:  

"Wenn alle darüber reden, dass es eine Blase ist, ist es mit großer Wahrscheinlichkeit keine."

Das ist ein so offensichtlicher Fakt, dass ich nicht weiß, warum man das nicht öfter hört. :D

Danke für den Kommentar. Das Offensichtliche wird oft übersehen.

stimmt - jeder Tupenzwiebelerzähler macht sich einfach nur lächerlich:

Da wird ja immer behauptet eine Tulpenzwiebel sei so viel wie ein Haus wert gewesen, ABER, wenn man das genauer durchkalkuliert, dann muss man ja vom Wert eines Hauses das 33fache und das 10fache wegrechnen um den wahren Höchst-Preis damals zu berechnen:
Also konkret am Beispiel:
Wert eines Hauses, nehmen wir mal 200000 €
200000 / 10 = 20000
20000 / 33 = 606.- Euro
Das heißt: Für eine absolute Toptulpenzwiebel mit den schönsten Farben wurde in Euro umgerechnet etwa 600 Euro bezahlt. Das ist durchaus nachvollziehbar, dass ein Liebhaber soviel hinlegt, und auch nichts was man als extrem bezeichnen würde. Man muss ja bedenken, dass es in der damaligen Zeit keine Neonfarben wie heute gab, auch die Maler hatten keine wirklich grellen auffälligen Farben zur Verfügung - da war also eine farbkräftige Tulpe schon ein besonderes Farbtupferl. Ähnliche besondere Farben gab es in der damaligen Zeit vermutlich nur noch bei Orchideen (?) ... also durchaus nachvollziehbar dass man da auch mal ein paar hundert Euros für die schönste Tulpenzwiebel ausgibt (wenn man genug Geld hat..) - aber von Blase zu reden ist natürlich total daneben.
Genau so daneben ist es auch wenn Leute dauernd von einer Bitcoinblase reden, denn die Bitcoins sind ja im Gegensatz zu Tulpenzwiebeln gar nicht vermehrbar. Darum gilt:

  1. Es gibt und gab nie eine Tulpenzwiebelblase.
  2. Es gibt keine Bitcoinblase.
  3. Und weil es keine Bitcoinblase gibt, kann sie auch nichtplatzen. Das einzige was platzen wird sind die Blasen derjenigen, die dauernd von Bitcoinblasen reden. Denen ihre Blasen werden heftig platzen, zb auch deren Bankenblase, ihre Spekulationsblase, usw usw usw - lg

Danke für den Kommentar.
Ich würde mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen und sagen, es gibt keine Bitcoinblase. Der Bitcoin ist ein Prototyp, der ganz offensichtlich erhebliche Nachteile hat gemessen an dem Ziel, besseres Geld zu sein. Es ist keineswegs ausgemacht, dass er sich durchsetzt. Also kann er auch immer noch wieder auf 0 fallen und dann wäre es eine Blase gewesen. Genausogut kann es aber auch ein S-Kurve sein.
Nur eines ist sicher: Leute, die mit der Tulpenblase kommen, können wir als gewinnbringende Informationsquelle bedenkenlos auslisten.

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