Zeit zum Handeln, Zeit für die Ruhe... Hermagor und der Technowahn

Bei mir geht's rund. Das ist nichts Ungewöhnliches, aber jetzt mal ganz besonders. Der Brennpunkt ist auf meine Heimatgemeinde Hermagor in Kärnten gerichtet, über die ich im Rahmen meiner Steemit-Serie "Leben am Bach" schon allerlei erzählt habe.

In dieser kleinen Stadt droht dem malerischen, traditionsreichen Mühlbach, der durch den Ort fließt, die totale Zerstörung. Anlass war ein geplantes Kleinkraftwerk, das gar nicht zustande kommt. Eine weitere Stätte der Romantik, der Hermagorer Gösseringgraben, wurde teilweise schon erheblich durch mehrere Kleinkraftanlagen verschandelt und hat den alten Liebreiz verloren.

Nun soll auch der einzige Park in diesem Ort, der verträumte Schützenpark, modernisiert, sprich verschandelt werden.

Im touristisch bekannten Wander- und Schigebiet Sonnenalpe Nassfeld hat die Profitgier bizarre Wohnlandschaften entstehen lassen, die man nur als hässlichen Wildwuchs bezeichnen kann. Der nahegelegene kleine See wurde ebenso aus Profitgier teilweise zugebaut und abgeriegelt, während ein Seerundwanderweg leider viele Mängel aufweist und sich durch viel Seelenlosigkeit auszeichnet.

Doch damit noch nicht genug, beschloss neulich die Gemeinde über alle Bürgerproteste und Gegenstimmen hinweg das Hinklotzen eines überdimensionierten Industrieparks. Und das in einer Zeit, in der wir uns eher "gesundschrumpfen" sollten und solche Mammutprojekte nur noch als Größenwahnsinn betrachtet werden können.

Der Ort und die Umgebung sind malerisch, aber nun von grenzenloser, endzeitlich anmutender Zerstörungswut rundum bedroht. Die verzweifelten Bürger wandten sich in den vergangenen Jahren an ihre Gemeindevertreter sämtlicher politischer Fraktionen, leider vergeblich. Nichts als Hinhaltetaktik, Sogar die Umweltbeauftrage tat einfach nichts.

Derzeit ist aber viel in Gang gekommen. Vermutlich musste der Druck unerträglich werden, damit die Zeit reif für kollektives Handeln wird. Die Bürgerinitiative "Rettet den Mühlbach" bekam kürzlich dank der unermüdlichen Recherche ihres Sprechers entscheidende Informationen, die den Skandal um diesen schönen Bach restlos aufklären. Sie findet regen Zuspruch. http://rettetdenmuehlbach.wordpress.com

Was den Schützenpark betrifft, herrscht nun große Skepsis gegenüber all den Beschwichtigungen, denn diese haben nsich bisher immer als Ablenkung und Lüge herausgestellt.

Kritik ann den weiteren erwähnten Verschandelungen wird immer lauter, und die Krönung der fehlgelenkten kommunalen Projekte, der geplante Industriepark am Eingang des Ortes in einer bisherigen schönen Naturlandschaft, sieht sich massiven Protesten und einer Online-Petition gegenüber. https://www.openpetition.eu/at/petition/online/industriegebiet-burgermoos

In den letzten Jahren war der Widerstand durch eine Anhäufung von ungewöhnlichen Belastungen, Schicksalsschlägen und Todesfällen sehr erschwert. Nun aber scheint dieser Bann gebrochen.

Die Künstlergemeinschaft Wulfenia Art Club, benannt nach einer raren Blume, die nur auf dem Gailtaler Nassfeld und im Himalaya gedeiht, ruft zu einer Kunstaktion "Pro Mühlbach" auf und erste Unterstützer, darunter eine renommierte internationale Künstlerin, haben sich bereits gemeldet und ihre Bereitschaft zum Mittun und zum Verbreiten der Botschaft erklärt. https://wulfeniaartclub.wordpress.com/2021/02/22/aufruf-zu-einer-kunstaktion-pro-muhlbach/

Wie immer scheint die Hilfe am nächsten, wo die Not am größten. Das Beispiel zeigt, dass im Kleinen, wie im Großen, viel möglich wird, was bisher unmöglich erschien, wenn die Menschen ihre Kräfte bündeln und gemeinsam an einem Ziel arbeiten. Dieses Miteinander, über alle Ideologien und Parteischranken hinweg, predige ich schon mein ganzes Leben lang und werde nicht müde, mich dafür einzusetzen.