Warum ist Alkohol legal?
Vor einigen Monaten saß ich mit meiner besten Freundin an einer Bar und sie erzählte mir von ihrer Sandkastenfreundin, die, aufgrund von Drogenmissbrauch, von ihrer Mutter nach Deutschland geschickt wurde und heute als Rauchfangkehrerin tätig ist. "Sie ist unter die Räder gekommen." Nachdem sie fertig erzählt hatte, meinte sie: "Ich würde nie in meinem Leben Drogen nehmen." Ich sagte daraufhin: "Du hältst aber gerade deinen zweiten Spritzer in der Hand, bist seit sieben Jahren Kettenraucherin und trinkst am Tag zwei Tassen Kaffee oder Energy Drinks. Das sind eigentlich auch Drogen." - "Ja, aber sie sind legal. Die zähl ich nicht."
Ich diskutiere schon seit Monaten mit meinem besten Freund über das Thema Alkohol. Er trinkt gerne und viel. Letztes Jahr hat er seine Toleranz auf ein Maximum gebracht, nachdem er im Sommer jeden Tag mindestens einen halben Liter Wein getrunken hatte. Ironischerweise verachtet er alle Menschen die Tabak, Marihuana oder sonstige 'schädliche' Substanzen konsumieren. "Du weißt schon, dass Alkohol mindestens genauso schlimm ist." - "Ja, aber es ist nicht illegal. Außerdem, komm schon, jeder trinkt Alkohol."
Bier unser,
das du bist im Glase,
gesegnet werde dein Brauer,
dein Rausch komme,
dein Wille geschehe,
wie zu Hause als auch im Wirtshaus.
Unseren täglichen Durst gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldnern.
Und führe uns nicht in die Milchbar,
sondern gib uns Kraft weiter zu saufen.
Denn dein ist der Suff, der Rausch und der Durst und die Benommenheit in Ewigkeit.
Prost!
das du bist im Glase,
gesegnet werde dein Brauer,
dein Rausch komme,
dein Wille geschehe,
wie zu Hause als auch im Wirtshaus.
Unseren täglichen Durst gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldnern.
Und führe uns nicht in die Milchbar,
sondern gib uns Kraft weiter zu saufen.
Denn dein ist der Suff, der Rausch und der Durst und die Benommenheit in Ewigkeit.
Prost!
Alkohol ist eine Volksdroge
Mit der Akkumulation der obigen Szenarien steigt auch meine Verwunderung über die Unwissenheit, oder über die Illusion der Wissenheit, des durchschnittlichen Bürgers bezüglich Drogen. Wie kommt es, dass sich so wenige Menschen in meiner Umgebung damit auseinandersetzen, obwohl es scheinbar eine wichtige, für manche sogar eine zentrale, Instanz in unserem Leben einnimmt.
Ein nettes Beisammensein mit Kollegen oder Freunden wäre ohne Alkohol aufeinmal nicht mehr so nett. Und warum feiert man seinen Geburtstag, das neue Jahr oder Weihnachten, wenn nicht, um einen Anlass zu haben, sich den eintönigen Alltag in Vergessenheit zu trinken. Welche Gründe gibt es für den Alkoholkonsum noch?
Alkohol macht Spaß und hilft zur Sozialisierung.
Für unsere Gesellschaft sind diese Gründe für den Genuss von Alkohol völlig legitim. Wenn man aber genau dieselben Argumente hernimmt und versucht, den Konsum einer anderen Substanz damit zu rechtfertigen, wird man gefragt, ob man eine an der Waffel hat. "Warum sollte ich eine an der Waffel haben?" - "Na, X ist doch total schädlich und gefährlich für den Körper. Das kann man doch nicht mit dem Sozialisierungs- oder Spaßfaktor rechtfertigen. X ist ja nicht umsonst illegal." - "Aber Alkohol ist schädlicher als X und ist trotzdem legal. Da reicht der Spaßfaktor anscheinend aus."
Alkohol ist ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft und ein Kulturgut. Mit dem Segen der Staatsgewalt konsumiert der Österreicher durchschnittlich im Jahr um die 11 Liter Reinalkohol (Statistik: 15-99 jährige Österreicher, Jahr 2016) und zu Gunsten der Alkoholhersteller erleiden rund 40 000 Österreicher im Jahr einen alkoholbedingten Tod. Laut Bundesministerium für Gesundheit konsumieren in Summe rund 1 000 000 Österreicher Alkohol "in einem problematischen Ausmaß".
Und ich frage mich, warum die Politiker nichts dagegen haben. Könnte es sein, dass unsere Drogenpolitik von scheinheiligen Alkoholikern bestimmt wird? Immerhin ist Alkoholismus unter Politikern ja nichts neues. Ein amüsantes Beispiel: In 2011 soll der ehemalige FPÖ/BZÖ-Politiker Hubert Gorbach mit 1,9 Promille am Steuer erwischt worden sein und seinen Führerschein verloren haben. Lustigerweise, hatte Hubert Gorbach als Verkehrsminister in 2005 Kampagnen gegen Alkohol am Steuer laufen, mit dem Slogan "Alkohol am Steuer - kannst DU damit leben?" [1]
Es könnte aber auch sein, dass die Politiker Laien in ihrem Gebiet sind und die harten Fakten gar nicht kennen, da es zu der Wirkung von Alkohol so viele verschiedene Humanstudien gibt, die sich in ihren Ergebnissen und Schlussfolgerungen derart divergieren, dass man nicht mehr weiß was richtig und was falsch ist.
Oder die Politiker sind sich den harten Fakten bewusst, wissen aber nicht, wie sie auf diese Informationen reagieren sollen. Kriminalisierung, Regulierung oder Bildung?
Vielleicht ist aber auch ein Hybrid dieser drei Szenarien der Grund warum unsere Drogenpolitik keinen Sinn ergibt.
Ich möchte mit diesem Post den sinnfreiesten Mythos, auf den so viele Menschen schwören, debunken:
"Legal = Gut"
Ich verstehe nicht, warum sich fast keine Person in meiner Umgebung Gedanken darüber macht, warum Alkohol legal ist. Und ich habe in dem letzten Jahr oft versucht, mit anderen Personen über dieses Thema zu sprechen (I´m fun at parties) und es scheint, als würden die Gründe hinter manchen Gesetzen keinen interessieren.
Das Gute ist, dass sie mir zumindest zuhören, da sie wissen, dass ich selber auch Alkohol trinke. Also kann ich nicht Anti-Alkohol sein. Bin ich auch nicht.
Ich stelle lediglich gerne Fragen und meine Frage lautet:
Wie qualifiziert sich eine Substanz für eine Legalisierung?
Der ehemalige Drogenbeauftrage der britischen Regierung, David Nutt, führte im Jahr 2007 eine Untersuchung zur Risikobewertung von Drogen. In dieser Untersuchung setzte sich das Risikopotenzial legaler und illegaler Drogen aus drei Hauptkategorien zusammen:
1. Der körperliche Schaden.
2. Das Abhängigkeitspotenzial.
3. Der soziale Schaden.
Durchleuchten wir mal schnell unseren Alkohol eine Kategorie nach der anderen mithilfe der Wissenschaft:
1
Der Ethanolgehalt in alkoholischen Getränken gelangt direkt nach der Einnahme ins Blut und wird über den gesamten (!) Körper verteilt. 20% wird vom Magen und vom Darm aufgenommen und von dem wird dann ein Teil an die Leber weitergeleitet, damit sie den Alkohol abbauen kann. Dort wird der Alkohol zunächst durch das Enzym ADH in Acetaldehyd (böse!) umgewandelt. Dieser Stoff ist für die Übelkeit bei zu vielem Konsum verantwortlich und verändert zudem die Zellen der Leber so, dass sie vermehrt Kollagen produzieren. Durch diese sogenannte 'Fibrosierung' wird die Architektur der Leber gestört und so eine Leberzirrhose begünstigt.[2]
Mittlerweile haben Forscher der Universität Cambridge auch Mutationen des Stammzellgenoms entdeckt (In-vivo), die von Acetaldehyd ausgelöst werden.[3] Mutationen wie diese erhöhen dann beispielsweise das Risiko für Tumorbildung.
Im Normalfall wird das Acetaldehyd aber schnell abgebaut mithilfe des Enzyms ALDH2, es sei denn der Alkoholkonsum ist übermäßig oder im ALDH2 ist eine Aminosäure vertauscht (Asian Flush). Das Acetaldehyd wird zu Essigsäure umgewandelt, die für den Körper nicht mehr giftig ist, und weiter zu Wasser und Kohlendioxid verarbeitet, was ausgeatmet oder ausgeschieden wird.
Das Acetaldehyd ist aber nicht der einzige Bösewicht in dieser Geschichte. Alkohol wirkt sich auch direkt negativ auf die Schleimhaut des Dünndarms aus, was unter anderem dazu führt, dass schädliche Stoffe, wie zB. Endotoxine (bakterielle Gifte), durch die Schleimhaut ins Blut und in die Lymphe gelangen. Immunzellen reagieren auf diese "Blutvergiftung" mit der Freisetzung von entzündlichen Stoffen, wie Cytokine, die sich ebenfalls schlecht auf die Leber und die Bauchspeicheldrüse auswirken.[4][5]
Zudem wirkt sich Alkohol auch auf das Gehirn aus: Studien zeigten überproportionale Defizite an Volumina der Grauen und Weißen Substanz bei Alkoholikern. Bei chronischem Alkoholkonsum kann es sogar zum Absterben ganzer Hirnregionen kommen (Korsakow-Syndrom).[6]
"Aber Liana! Die Dosis macht das Gift! Zucker im Übermaß ist ebenfalls schlecht für den Menschen. Sollen wir Zucker also auch verbieten?" Das stimmt natürlich, immerhin kann man beispielsweise auch durch zu viel Wasserkonsum eine Wasservergiftung erleiden. Oder umgekehrt, wenn wir zum Beispiel das berüchtigte Mordgift Arsen hernehmen und 10 000 mal verdünnen erhalten wir aufeinmal ein homöopathisches Heilmittel. Aber ich schweife vom Thema ab und die Pharmazie lass ich sowieso lieber aus dem Spiel, sonst könnte ich stundenlang auch über das Rausch-/Betäubungsmittel Fentanyl schreiben, welches vergangenes Jahr monatelang in einem Wiener Spital in Überdosis an Schwangere verabreicht wurde, die dann für eine natürliche Geburt zu beeinträchtigt waren. Ups! [7] (Ich wollte es nur mal gesagt haben.)
Also heißt es bei Alkohol, sowie bei allen anderen Substanzen "moderation is key", oder?
Ganz so einfach ist es nicht. Und so einfach, dass man sogar behaupten kann, dass ein moderater Alkoholkonsum gesund ist, ist es erst recht nicht.
"Ein Glas Tag am Wein ist gesund!" ..
..klingt nicht einmal halb so unsinnig wie "Ein Glas Wein am Tag ist gesund!".
Schon seit Jahrzehnten kursiert das Gerücht, dass ein Glas Wein am Abend gesund ist und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen soll. Ein schwedisches Forschungsteam soll in einer Langzeitstudie herausgefunden haben, dass ein mäßiger Alkoholkonsum das Herzinfarktrisiko bei Frauen senkt (aber dafür das Risiko für Krebs erhöht).[8]
Und auch andere Altstudien haben ergeben, dass eine Korrelation zwischen moderatem Alkoholkonsum und einem erhöhten HDL-Cholesterin besteht.[9] Das HDL-Cholesterin hat insofern eine wichtige Funktion, dass es -grob gesagt- überschüssiges Cholesterin im Körper beseitigt. Das wiederum hat einen positiven Einfluss auf unseren Herz-Kreislauf.
Neuere Studien, wie die "In Vino-Veritas Studie", haben jedoch gezeigt, dass sich der HDL-Cholesterinspiegel sich durch den Weinkonsum in keinster Weise verändert.[10] Hinsichtlich des HDL-Cholesterins sind sich Wissenschaftler somit uneinig.
Nicht zu verleugnen ist die Tatsache, dass Rotwein den antioxidanten Stoff Resveratol enthält, welcher bei der Abtötung von Krebszellen helfen soll (In-vitro Studien). Der Anteil an Resveratol im Wein ist aber so niedrig, dass man 10-12 Flaschen am Tag trinken müsste, damit es einen Einfluss auf die Gesundheit hat. Klingt nicht mehr so gesund, oder?
Letzten Endes, überwiegen die Gefahren von Alkohol die Vorteile bei weitem und ein mäßiger Alkoholgenuss ist nicht nur nicht 'gesund' sondern auch ungesund. Auch moderates Trinken erhöht das Risiko für Schäden in Großhirnarealen, wie britische Forscher herausfanden.[11] In Großbritannien wurden mittlerweile neue Richtlinienvorschläge zu Alkohol ausgearbeitet, die besagen, dass es keine sichere Dosis für den Alkoholkonsum gibt. Und auch die medizinische Fachzeitschrift 'The Lancet' hat die Lanze für die Senkung der Schwellenwerte vom 'sicheren Alkoholkonsum' gebrochen. Richtlinien für einen sicheren Konsum festzulegen ist sowieso eine schwierige Angelegenheit, da Alkohol auch auf komplexer und verborgener Weise mit einer schlechteren Gesundheit korrelliert.[12]
Der Mythos, dass Alkohol gesundheitliche Vorteile mit sich bringt, wird auch heute noch (Bier und Gin) verbreitet und wenn ich mir solche Seiten wie die Deutsche Weinakademie ansehe, die einem rastlos zu verklickern versuchen, dass moderater Weingenuss beispielsweise zu niedrigem Demenzrisiko führt, kann ich einfach nur meinen Kopf schütteln. Wie voreingenommen muss man sein, um eine so offensichtlich schädliche Substanz zu propagieren? Habt ihr schonmal einen Kokainsüchtigen sagen gehört, dass Kokain gesund ist, weil es den Fettabbau fördert? "Wenn dein Pferd tot ist, dann steige ab."
Tatsache:
Über zwei hundert Krankheiten werden durch Alkohol verursacht.
Es besteht ein körperlicher Schaden.
Punkt 1 abgehakt.
2
Der Alkohol wird also von den Enzymen ADH und ALDH2 abgebaut und zuerst in Acetaldehyd und dann in Essigsäure umgewandelt. Wenn wir nun anfangen Alkohol regelmäßig zu konsumieren, schaltet sich ein sogenanntes MEOS-System ein, welches mithilft den Alkohol abzubauen. So wird der Alkohol schneller abgebaut und unsere Toleranz steigt. Mit der Toleranz steigt auch der Konsum.
Zudem beeinflusst Alkohol auch die Produktion und den Transport von Dopamin. Alkoholaufnahme erhöht die Ausschüttung von Dopamin. Aber: Ein deutsches Forschungsteam hat jene Areale der Gehirne von verstorbenen Alkoholikern untersucht, die mit dem Transport von Dopamin assoziiert werden, und herausgefunden, dass sich dort eine niedrigere Anzahl an Dopaminrezeptoren befindet, als in einem 'gesunden' Gehirn.[13] Das würde bedeuten, dass das Gehirn weniger auf Dopamin reagieren kann und man für ein Gleichgewicht mehr Alkohol benötigt.
Und boom, so entsteht eine Abhängigkeit.
3
Gibt es einen sozialen Schaden bei Alkoholkonsum?
In Österreich gibt es im Jahr rund 2 400 Verkehrsunfälle mit Personenschaden bedingt durch Alkohol.[14] Reicht das als Beweis?
Ich denke, ich muss nicht näher darauf eingehen, dass sich übermäßiger Alkoholkonsum negativ auf Beziehungen und Arbeit auswirkt. Außerdem könnt ihr euch sicher sein, dass wenn Alkohol eure DNA verändert, es auch die DNA eurer zukünftigen Kinder verändert.
Da wir alle Kategorien des Risikopotenzials durchgehantelt haben, wird es nun Zeit für ein Quiz!!
QUIZ!!
Wenn wir uns diese schöne Grafik anschauen, können wir das Abhängigkeitspotenzial, den physischen Schaden und den sozialen Schaden diverser legaler und illegaler Drogen sehen:
Ein kleiner, hellgelber Kreis bedeutet demnach weniger Abhängigkeitspotenzial, geringer physischer und sozialer Schaden.
Frage 1: Welche Kreise sind legal?
Frage 2: Welche Kreise werden von der Gesellschaft akzeptiert?
Frage 3: Welche Kreise werden von der Gesellschaft verherrlicht?
Man müsste meinen, dass ein erhöhtes Risikopotenzial bedeuten würde, dass der Verkauf und Besitz einer Substanz verboten und von der Gesellschaft abgestoßen werden sollte. Bei Alkohol und Tabak ist das aber nicht der Fall.
Wie Nico Semsrott einst sagte: "Das ist so irrational. Ich nehm allein schon aus Protest gegen diese unvernünftige Drogenpolitik Drogen."
Ich gehe mal nicht davon aus, dass Drogenpolitiker insgeheim Alkoholiker sind, sondern nehme an, dass Drogenpolitiker nicht wissen, welche Maßnahmen sie für eine vernünftige Drogenpolitik vornehmen können und sollten. Schlimmer, sie wissen vielleicht nicht einmal, dass Maßnahmen überhaupt vorgenommen werden müssen.
Und ihr fragt euch wahrscheinlich auch, was das Ziel meines Beitrages ist. "Willst du uns nicht einmal den Alkohol gönnen, Liana! Wie sollen wir uns sonst das Licht oben zuknipsen, wenn uns die letzte legale Droge weggenommen wird?"
Der Grundimpuls für diesen Beitrag war der, dass in meiner Umgebung diejenigen, die jeden Abend ein Bier konsumieren und sich jedes Wochenende die Kante geben, die größten Vorurteile gegenüber Konsumenten illegaler Drogen haben. Und das ist die Schuld des Staates, denn wenn er eine Substanz kriminalisiert, ist es doch klar, dass die Konsumenten dieser Substanz diskriminiert und ausgestoßen werden. (Es sollte zwar nicht so sein, aber unsere Gesellschaft funktioniert momentan nunmal so.)
Wenn also andere, harmlosere Drogen illegal sind, soll Alkohol auch illegal werden. Aber ist das überhaupt eine so gute Idee? Schauen wir uns die möglichen Optionen für die Entwicklung einer vernünftigen Drogenpolitik an:
Kriminalisierung
Solange der Mensch das Bedürfnis hat, mehr Euphorie zu verspüren, wird es Drogen geben. Egal ob sie legal oder illegal sind, es wird sie geben. Wenn Alkohol illegal wird, bedeutet es also nicht, dass es Alkohol gar nicht mehr geben wird. Der Schwarzmarkt wird eröffnet und die Kriminellen erfreuen sich über die Situation, da sie durch eine weitere Substanz Geld verdienen können.
Fallbeispiel: USA
Von 1920 bis 1933 gab es in den USA einen landesweiten Verbot für die Herstellung, den Transport und den Verkauf von Alkohol. Diese Prohibition ist komplett fehlgeschlagen, weil, obwohl der Alkoholkonsum nachweislich sank, die Kriminalität um 24% stieg: Diebstahl und Einbrüche stiegen um 9%, Morde um 12,7%, Überfälle und Körperverletzungen um 13%, Drogenabhängigkeit um 44,6% und die Kosten der Polizei um 11,4%.
Auch die Zahl der Alkoholvergiftungen stieg um einiges an, da der Alkohol der am Schwarzmarkt verkauft wurde teils konzentrierter war.
Die Prohibition soll vor allem aus dem Grund gescheitert sein, weil der Großteil der Bevölkerung die Verbotsgesetze als "willkürlich und unnötig" empfand und bereit war, gegen die Gesetze zu verstoßen.[15]
Alles in allem kann man sagen, dass der Staat eher die Kontrolle über eine Droge hat, wenn sie legal ist, als wenn sie illegal ist. Somit kommt gar nicht in Frage, dass Alkohol kriminalisiert wird. Es sollte auch nicht in Frage kommen, dass überhaupt eine Droge kriminalisiert wird.
Aber wenn Alkohol (oder Droge X) nicht kriminalisiert werden soll, wie soll man sonst den Konsum der Bürger reduzieren?
Regulierung
Eine Möglichkeit wäre, sowie bei Tabak, jegliche Sponsoringmaßnahmen und Werbung der Alkohol-Industrie zu unterbinden, verpflichtende Warnhinweise einzuführen, Verfügbarkeit einzuschränken und den Preis so zu gestalten, dass Alkohol weniger attrakiv erscheint.
Fallbeispiel: Schweden
Nach der schwedischen Abstinenzbewegung im 19.Jahrhundert wurden starke Regulierungen in Schweden eingeführt. Heute gibt es dort ein staatliches Unternehmen namens "Systembolaget", das als einziges Getränke mit einem Alkoholgehalt von über 3,5% verkaufen darf. Mengenrabatte werden nicht gewährt und Bündelungen wie Sixpacks sind verboten. Und als Beispiel für die hohen Alkoholpreise: Absolut Vodka kostet in Schweden um die 27 Euro, doppelt so viel wie in Österreich.
Derzeit gibt es dort rund 3,5% Alkoholabhängige und Forscher schätzen, dass bei einer Liberalisierung des Marktes (auf einen ähnlichen Stand wie in Österreich und Deutschland) der Alkoholkonsum um 30% steigen würde.[16]
Aufklärung
Die Lösung die für mich am attraktivsten klingt, aber möglicherweise zu utopisch ist, ist die Aufklärung.
Wenn Medien sich weniger von der Geldgier und von der Alkoholindustrie beeinflussen lassen und die tatsächlichen harten Fakten über Alkohol und Alkoholismus präsentieren würden. Wenn Aufklärung bereits in der Schule und bei Ärzten stattfinden würde. Und wenn die Gesellschaft eine offenere und kritischere Haltung gegenüber Drogen aller Art haben würde. Dann könnte ich mir vorstellen, dass eine Regulierung von Alkohol erst gar nicht notwendig ist.
Und nur dann, würde ich aufhören zu fragen "Warum ist Alkohol legal?"
Links
Quellen:
[1] Promille-Fahrt: Gorbachs Alkoholproblem
[2] Hans-Konrad Biesalski, Olaf Adam: Ernährungsmedizin: Nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer. 3. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2004
[3] Alcohol and endogenous aldehydes damage chromosomes and mutate stem cells.
[4] Alcohol, Intestinal Bacterial Growth, Intestinal Permeability to Endotoxin, and Medical Consequences
[5] Alkohol - Das unterschätzte Gift
[6] Alcohol’s Effects on Brain and Behavior
[7] Fehler in Spital: Schmerzmittel stark überdosiert
[8] A 32-year longitudinal study of alcohol consumption in Swedish women: Reduced risk of myocardial infarction but increased risk of cancer
[9] Alcohol consumption and high density lipoprotein cholesterol concentration among alcoholics.
[10] A pilot randomized trial comparing long-term effects of red and white wines on biomarkers of atherosclerosis (in vino veritas: IVV trial)
[11] Even moderate drinking may damage the brain
[12] Thresholds for safer alcohol use might need lowering
[13] Convergent evidence from alcohol-dependent humans and rats for a hyperdopaminergic state in protracted abstinence
[14] Unfälle mit Personenschaden
[15] Charles Hanson Towne (1923). The Rise and Fall of Prohibition: The Human Side of What the Eighteenth Amendment Has Done to the United States.
[16] Die Schweden und der Alkohol
Jean-Claude Juncker in Action
Bilder:
[1] von mir gezeichnet
[2] von Drew Farwell auf Unsplash
[3] Pixabay
[4] Wikipedia, Bild ist PD
Asians, Alcohol, and the Consequences of Polymorphisms in Metabolic Genes
Debunk-Dienstag – Tötet Alkohol Gehirnzellen?
Science News - Beer Is Healthy!! Maybe
Katerstimmung – Eine wissenschaftliche Anleitung für einen besseren Morgen
Does Alcohol mess up your Voice?
The More Alcohol You Drink The More Bacterial Cell Wall Derived Endotoxins Enter Your Blood
TL;DR
Don´t do kids, drugs!
Auch mit diesem Artikel hast du meine ohnehin hohen Erwartungen übertroffen! Ich bin mittlerweile der festen Überzeugung, dass man sich von Alkohol so weit wie möglich fern halten sollte. Vielleicht kannst du diesen Impuls für dein zukünftiges Verhalten mitnehmen. Da ich generell von Verboten nicht viel halte (mal abgesehen vom konsequenten Nichtraucherschutz in öffentlich zugänglichen Gastronomiebetrieben und Werbeverboten für Zigaretten und Alkohol) sehe ich in der Aufklärung das beste Mittel. Und alle, die die Fakten kennen, sollten mit ihrem eigenen Verhalten auch ein positives Beispiel für andere sein.
Ich schicke dir für diesen eindringlichen Weckruf noch ein paar steem in dein Wallet.
Exakt, ich denke auch, dass Aufklärung der beste Weg ist. Schweden und auch die Schweiz setzen zwar stark auf Aufklärung, aber ganz ohne Regulierung wurde das noch nie versucht.
Ich denke aber, dass wir mit der Zeit mit so vielen wissenschaftlichen Studien bombardiert werden, dass wir keine andere Wahl mehr haben werden, als bewusster zu konsumieren.
Das wäre doch nicht nötig gewesen! Vielen lieben Dank!! :)
Übrigens: ohne dein Kommentar von vor paar Tagen, hätte ich diesen Beitrag wahrscheinlich erst in ein paar Wochen weiter/fertig geschrieben. Danke für die stetige Motivation!
Ich denke das wird noch sehr lange dauern, bis die Gesellschaft eine anti-Alkohol Position bezieht. Die Macht, die Alkohol über die Leute hat sieht man schon im Vergleich zu Kippen. Zigaretten und Raucher werden immer unbeliebter, obwohl der Gestank der einzige wirklich direkt erfahrbare Nachteil von Rauchen ist. Im Vergleich dazu führt Alkohol direkt und beobachtbar dazu, dass die Leute Unfälle bauen, sich prügeln, zu Vergewaltigern werden, sie sich übergeben müssen etc
Ich freue mich immer wieder auf deine Beiträge! Ich finde es toll wie du die Themen sorgfältig außeinander pflückst und alled auch für den größten Laien einfach erklärst. Ich liebe es einfach in deine Artikel (Posts will ich nicht sagen das klingt so nach... nichts xD) einzutauchen und auch wenn man dachte, man kennt sich mit dem thema meeega gut aus: man lernt immer wieder was neues dazu! Bin glaub schon zu nem kleinen Fan geworden x3 hehe xD
Ich bin Antialkoholiker genau aus diesen Gründen. Leider ist es ein Muss in unserer Gesellschaft Alkohol zu trinken und man bekommt immer die dümmsten Fragen gestellt, wenn man ihn nicht trinkt und nach einem Wasser oder einer Cola fragt obwohl man nichtmal den Führerschein hat.. und wenn man den Menschen dann noch verklickern will, dass es eine der ungesündesten Drogen ist, wird man direkt schief angeschaut und mit leeren Beahuptungen wie "Mimimi Alkohol, voll gesund Mimimi" bombardiert wird. Naja jeder soll tun und lassen was er will, jeder ist bekanntlich ja seines Glückes Schmied. Aber andere zu beurteilen eine Droge nicht zu nehmen ist leider echt traurig. Geht mir gensauso wenn ich sage dass ich dann auch noch vegetarier bin 😂 dann noch lange Haare, Metalhead und Nerd! SCHLIMM DIESER JUNGE! Richtiges All-In-One Minderheiten-Paket 😂😂😂 Die einzigen Drogen die ich zu mir nehme ist Kaffe. Ich bin Informatiker, das muss sein haha ;) Ich will nicht sagen, dass ich Alkohol nicht probiert hätte xD Ein miiini Shot Gläschen Hugo und ein Glas Wein aber.... kotz weiß echt nicht was daran so lecker sein soll... zum Glück schmeckt es mir nicht xD Ist wahrscheinlich Geschmackssache xD
Achja... und ich fand deinen Vergleich mit der Homöopathie genial! 😂 Bei deinen Beiträgen tut es mir immer wieder so leid dass ich noch ein kleiner Plankton bin! :c Es macht echt Spaß deine Beiträge zu lesen,! Ich finde es toll dass es noch Menschen gibt die Arbeit und Leidenschafr in Beiträge stecken und das Internet nicht zu 100% aus Verschwörungstheorien und komischen rechtsextremen Behauptungen besteht. Weiter so!
Leider beugen sich immernoch viele (junge) Menschen der Normen der Gesellschaft. Gemein wird es dann, wenn andere denken, dass du öde bist und nicht mehr auf Feiern eingeladen wirst, weil du ja keinen Alkohol trinkst (ist mir nicht passiert [ich trinke aber auch Alkohol hust], aber bei einer sehr guten Freundin ist das immer der Fall leider).
Und wie du gesagt hast, jeder soll tun und lassen was er will, aber wenn bestimmte Leute eine ganze Gruppe aufgrund ihres Konsumverhaltens diskriminieren oder ausschließen, ziehe ich immer einen Schlussstrich.
Ich kann dir ehrlich sagen, dass mich ein Kommentar dieser Länge längerfristig mehr befriedigt als ein Upvote. Ich schreibe auf steemit ja unter anderem um 'Messages' rauszubringen und wenn du kommentierst, weiß ich, dass sie ankommen. Und wenn ich in ein paar Monaten zurückschau, schaue ich mir nicht an, wer mich geupvoted hat, sondern wer kommentiert hat. Danke für deine Unterstützung Kuro, ich schätze es sehr :*
Hui, gleich drei Verlinkungen für mich in einem Artikel, danke :)
Das Thema ist mir natürlich nicht neu, aber du hast mich daran erinnert, dass ich schon eine gefühlte Ewigkeit eine Serie über den "War on Drugs" auf der Liste stehen habe, die ich bald mal angehen sollte.
Was mich persönlich an der ganzen Debatte jedes Mal immens stört, ist die Ignoranz von Leuten, sobald es um ihre persönlichen Verhaltensweisen geht und die fehlerhafte mediale Darstellung hilft da auch kein Stück weiter.
Verbote sind nicht der richtige Weg, das Problem zu lösen, aber ein Stück mehr intellektuelle Aufrichtigkeit wäre schon ein guter Anfang.
Ich merke das selbst, wenn ich mit Leuten über das Thema rede. Da kommt dann sowas wie
"Aber du bist doch Bartender, warum redest du schlecht über Alkohol?"
Weil es faktisch richtig ist. Ich trinke (ohnehin viel zu viel) ja auch, doch ich bin mir ebenso der Konsequenzen bewusst und verzichte häufiger auch sehr entschieden auf Alkohol, um das Abhängigkeitspotential nicht unnötig zu vergrößern. Warum sollte ich also jemandem erzählen, Alkohol hätte Vorteile, wenn das schlicht nicht der Fall ist? Ja, ich verkaufe meinen Gästen Gift - aber es war ihre Entscheidung, dieses zu sich zu nehmen und das verurteile ich nicht.
Gleiches gilt meines Erachtens für Drogen generell: Jeder muss die Freiheit haben, sich selbst zu zerstören.
Ich kann gut verstehen, warum Menschen Drogen nehmen, ich habe durchaus auch meine eigenen Erfahrungen damit gemacht - und die Wahrnehmungsveränderungen und Intensität, mit der man sich und die Welt fühlt, können teilweise wirklich lebensverändernd sein - zum Guten wie zum Schlechten.
Aber man sollte sich immer der Konsequenzen seines Tuns bewusst sein.
^Ich unterstreiche alles was du sagst
Ich weiß nicht. Als jemand, der eher klassisch liberal eingestellt ist habe ich auch ein Problem mit Verboten. Aus dem einfachen Grund, weil ich denke der Mensch ist im großen Schnitt klug genug zu wissen, was das Beste für ihn ist. Bei Drogen verhält es sich aber anders. Drogen unterminieren die Fähigkeit rationale Entscheidungen zu treffen. Deswegen ist anzuzweifeln, ob deine Gäste wirklich die rationale Entscheidung getroffen haben Gift in sich zu schütten.
Diese Argumentation funktioniert nur, wenn man davon ausgeht, dass Menschen die meiste Zeit über rational agieren - was de facto nicht der Fall ist.
Nein. Nur weil Menschen nicht permanent rational entscheiden heißt das nicht, dass Drogen diese Fähigkeit nicht noch weiter beschränken.
Das habe ich auch nie behauptet. Die Annahme, dass es (k)eine rationale Entscheidung ist, kam von dir.
Dass Drogenkonsum keiner rationalen Entscheidung zugrunde liegt ist keine Annahme, sondern eine Schlussfolgerung. Dieser Schluss folgt sofort daraus, dass Drogen abhängig machen.
Nicht notwendigerweise. Man kann sich auch sehr bewusst dafür entscheiden, weil die Abwägung zwischen potentieller Abhängigkeit und möglichen angenehmen Erfahrungen zugunsten Letzterer ausfällt. Es gibt keinen objektiven Maßstab für subjektive Erfahrungen und Bewertung ebendieser. Nur weil es dir nicht rational/nachvollziehbar erscheint, muss das für den Anwender nicht ebenso gelten.
Deine Logik impliziert, es würde eine Art übergeordnete, objektive Wertigkeit existieren, unter der sich individuelles Handeln stets sicher subsummieren und klassifizieren lässt. Das ist jedoch eine Vorstellung, die der Komplexität menschlicher Entscheidungen nicht gerecht wird.
Wenn man vom Dopamin beeinflusst wird würde ich nicht von einer bewussten Entscheidung sprechen. Vielleicht gilt das für Erstkonsumenten.
vielen dank für deinen tollen beitrag! ich selbst bin jedoch kein freund jeglicher bevormundung. wenn ich drogen konsumieren möchte, will ich das tun können, ohne das mir der staat aus übergroßer nächstenliebe den erwerb und konsum zu verbieten versucht. ich finde es richtig und wichtig, auf die gefahren hinzuweisen und aufzuklären, aber mehr als das ist in meinen augen übergriffig. lg
Hallo pawos, danke für dein Kommentar.
Ich seh das Ganze grundsätzlich auch so, immerhin lautet mein Lebensmotto: "Jeder soll tun was er will, solange er keiner anderen Person Schaden zufügt". Und wie bereits gesagt, trinke ich selber auch Alkohol.
Die Intention meines Beitrages ist die, Vorurteile, die gegenüber anderen Drogen aufgrund ihrer Illegalität herrschen, zu 'beseitigen', da die Diskriminierung ziemlich scheinheilig ist, angesichts der Tatsache, dass Alkohol genauso schlimm ist. Und dazu muss man, denke ich, Alkohol eben zunächst auf dieselbe Stufe bringen wie andere illegale Drogen.
Liebe Grüße
Wenn es nach mir geht, soll der Staat sowas überhaupt nicht verbieten. Wer sich die Birne zulöten will, soll es bitte ungestört machen, solange er selbst auch alleine für die Konsequenzen daraus aufzukommen hat.
Alkohol ist halt einfach so verankert, dass Du morgen einen Volksaufstand hast, wenn Du den Leuten ihren Schnulli wegnimmst.
Andere Drogen sind weniger verbreitet und deswegen ist es den Leuten scheißegal. So einfach.
Aufklären kannst Du da soviel Du willst :-)
Ich denke es sollte eher gute Gründe geben, dass eine Substanz illegal ist, um sie zu verbieten, und nicht umgekehrt.
Du hast die Wissenschaft dazu schön und wie gewohnt gut recherchiert aufgerollt, danke dafür. Allerdings muss man schon auch erwähnen, dass die WHO nach wie vor von einer täglichen Menge von ca. einem kleinen Bier bei Frauen und einem Großen bei Männern ausgeht, bei der noch keine negativen Auswirkungen zu erwarten sind, was vermutlich damit zusammenhängt, dass das die Mengen sind, mit denen das ADH/ALDH System nicht gesättigt wird, wodurch der Abbau nicht ins Stocken gerät. Im Durchschnitt, wohl gemerkt, denn die interindividuellen Unterschiede sind hier enorm.
Du präsentierst halt die besorgte Seite der Wissenschaft.
Was aber außer Frage steht, ist, dass das Verhältnis zwischen der Gefahr, die von dieser Droge ausgeht, und ihrer legalen Handhabe, v.a. im Vergleich mit anderen Drogen, nicht stimmt. Der War on Drugs ist auch aus dem Blickwinkel völlig absurd.
P.S.: Über den Asian Flush hab ich sogar mal einen Post verfasst, cool dass du das auch noch erwähnt hast. ;-)
Naja bezüglich der negativen Auswirkungen bei moderatem Alkoholkonsum (nach WHO Richtlinien) gibt es eben die Studie, die ich zitiert hatte, bei der selbst bei einem wöchentlichen Konsum von 11 Bier bei Männern und 6 Bier bei Frauen nach 30 Jahren Schäden in der Großhirnrinde nachgewiesen wurden.
Aber, dass mäßiger-geringer Konsum sich nicht allzu negativ auf die Leber auswirkt würde nach deiner Erklärung Sinn ergeben. :thinking:
Wird Ethanol im Toxikologiestudium eigentlich extra behandelt oder gar nicht?
P.S.: Ich habe ja nicht umsonst deinen Artikel bei Asian Flush verlinkt! :')
Zu der Studie:
Ja eh, aber 11 Bier wöchentlich sind deutlich mehr als eines pro Tag, und im von dir verlinkten Nachbericht steht wörtlich "This association was not found for "light" drinkers (people who consume between one and seven units a week)."
Und dann beruht die Studie auf Fragebögen, und man darf dezent davon ausgehen, dass Trinker ihr Verhalten gerne runterspielen.
Summa sumarum sehe ich hier keinen Hinweis darauf, dass Alkohol unter der von der WHO empfohlenen Menge schädlich ist.
Es gibt leider kein eigenständiges Toxikologiestudium, wenn man vom berufsbegleitenden Masterlehrgang an der Meduni mal absieht (der kostet aber ordentlich). Wir unterrichten die Tox im Rahmen der Studien Biochemie oder Lebensmittelchemie. Aber klar, Ethanol kommt da auch vor.
Oops, ich sollte angangen, Links anzuklicken ;P
Ein sehr interessantes Thema, das du da anschneidest!
Seit jeher bin ich ein sehr radikaler Nichtraucher, aber hab erst vor einiger Zeit realisiert, wie scheinheilig ich bin, wenn ich Leuten das Rauchen verbieten will, während ich selbst schon das 5. Bier des Abends in meiner Hand halte.
Früher war ich sehr genervt darüber, wenn Raucher mit Argumenten wie "du trinkst ja Alkohol, machen wir es so: Ich hör auf zu rauchen und du trinkst nie wieder einen Schluck Alkohol" daher kamen. Stets hab ich diese damit "ausgekontert" indem ich mente "Alkohol ist doch nicht das selbe, das kannst du nicht vergleichen!"
DOCH kann man! Und JA muss man!
Ich bin froh, dass ich zu dieser Erkenntnis gelangt bin - es hat mir viel zu denken gegeben und ich habe begonnen, meinen eigenen Alkoholkonsum zu reflektieren und zu überdenken. Warum trinke ich ihn? Was ist mit Alkohol besser als ohne? Kann ich wirklich nur mit Alkohol feiern? und so weiter. Das hat dazu geführt, dass ich seitdem wesentlich weniger und reflektierter trinke als zuvor.
Verbote halte ich vor allem in Ländern wie Österreich für nicht durchsetzbar. Leider ist der Alkohol viel zu sehr ein Bestandteil unserer "Kultur" (Wenn auch ein ziemlich schlechter...) Es würde nicht funktionieren, da der Großteil der Bevölkerung einen Aufstand anzetteln würde. Auch die Kriminalität würde um einiges ansteigen.
Gut finden würde ich eine Preiserhöhung von Alkohol. Leider würde das einen Großteil der Alkoholiker nur noch tiefer in die Armut stürzen, woraus sie vermutlich auch nie wieder rauskommen werden. Also auch dieser Ansatz hat seine negative Seite.
Auch ein Anheben des Konsumalters auf 18 wäre eine gute Lösung. Nur müsste man allerdings das Gesetz wesentlich genauer kontrollieren. So gut wie jede Bar in meiner Stadt gibt Alkohol aus, egal an wen. Solange man als Mädchen ein bisschen Schminke im Gesicht hat, oder als Bursche größer ist als 1,65, bekommt man meist sogar Schnaps ohne weitere Probleme. Da müsste sich sehr viel ändern - und das wäre auch gut so!
Wie du schon richtig gesagt hast, finde auch ich die Prävention und Aufklärung sehr wichtig. Besonders Alkohol wird in der Gesellschaft viel zu sehr glorifiziert. Auch in der Popkultur, in Hollywood-Filmen, oder der Werbung wird Alkohol meist sehr positiv dargestellt. Menschen lassen sich davon dazu verleiten, Alkohol als etwas "gutes" zu sehen und sehen es als völlig "normal" an, diesen zu konsumieren.
Das beginnt schon in der frühen Jugend: Man fühlt sich gut, wenn man mit 13 einen Rausch hat, man prahlt damit vor Freunden und man glaubt man ist cool, wenn man das macht. In meiner kleinen Stadt gibt es fast nur unter 18-Jährige, die in den Bars und Lokalen fort gehen, alle über 18 "flüchten" in die größeren Städte (Wien, Graz, Salzburg, usw). Dadurch bietet sich mir (wenn ich denn mal fort gehe - was ich inzwischen fast nicht mehr mache) ein sehr trauriger Anblick. Kotzende 14-Jährige vor meiner Haustüre (ich wohne gegenüber eines solchen Lokals) um 22:00 am Abend, "Kinder" mit Eristoff-Ice und Zigarette in der Hand, die an der Stange tanzen, eh noch absolut keine weibliche Figur, aber hauptsache Bauchfrei und sich schön erwachsen fühlen mit dem Alk in der Hand, und so weiter...
Ich kenne minderjährige Jugendliche, die von ihren Eltern(!!) bis zu 50€ Taschengeld fürs fortgehen bekommen und diese auch bis zum letzten Cent ausgeben.
Es ist leider ein Teufelskreis. Ich hab keine Ahnung, wo man am sinnvollsten mit einer intensiven Aufklärung anfängt. Bei den Eltern? Bei den Jugendlichen? Bei Kindern? Bei der Politik? In der Schule?
Ich bin leider etwas ratlos, da sich vor allem Jugendliche von Erwachsenen eher wenig sagen.
So kann wohl nur jeder einzelne von uns aktiv werden, seine Freunde darauf ansprechen, mit ihnen ins Gespräch kommen, gemeinsame "Abstinenz-Zeiten" ausmachen ("Diesen Monat gehen wir normal fort, aber trinken keinen Schluck Alkohol, ok?") und so weiter. Das klappt zumindest in meinem Freundeskreis sehr gut. Es braucht starke Persönlichkeiten, die es schaffen, andere mitzureißen auch einen alternativen Weg einzuschlagen und einfach mal "Nein" zum Alkohol zu sagen. Daraus kann dann größeres entstehen.
Vielen Dank für dienen Artikel, ich bin mir sichre du hast damit einige zum Nachdenken bewegt!
Exakt, ich sehe das alles genau wie du und ich finde es cool, dass du zu dieser Erkenntnis gelangt bist! :)
Wahnsinn wie viel Aufwand du in deine Beiträge steckst. Sehr stark recherchiert! 👍🏼
Die Debatte bezüglich legale und illegale Drogen ist tatsächlich ein Phänomen. Z.B. bei Canabis haben vor einigen Jahren die Mehrheit der Leute noch den Kopf geschüttelt. Langsam aber doch machen die Medien und die Politik diese Droge salonfähig. Ich denke es kommt tatsächlich darauf an wie uns die Dinge hinsichtlich der Wahrnehmung verkauft werden. Ich glaube wir sind uns über die Schädlichkeit von Alkohol einig, eine Illegalisierung wäre aber in unserer Gesellschaft niemals denkbar. Tatsächlich ist dies geschichtlich so gewachsen.
Danke für deinen Beitrag! 💪🏼
Auf deinen guten Beitrag mit Prost zu antworten halte ich jetzt für unangemessen.
Deshalb bleibt es beim Danke!
:)
Prost!
Mir gefällt der Artikel (selbstverständlich sind Alkohol und Zigaretten Drogen) obgleich ich nicht einfach die gesamte 'Schuld' auf den Staat schieben würde ... jedes Individuum, auch die von dir ewähnten Freunde, sind letztlich für sich selbst und ihre eigene Gesundheit verantwortlich.
Vielleicht, indem der Bürger sein Hirn zum Denken benutzt (da ist es in der Evolution schließlich entstanden) und lernt, eiegnverantwortlich zu handeln? :)
Natürlich würde es helfen, wenn in der Erziehung insgesamt mehr Wert auf verantwortungsvollen Umgang mit Freiheiten gelegt würde (wofür Eltern in der heutigen, häufig durch Hektik und Geldmangel geprägten Zeit oft sowohl die Ruhe fehlt als auch ein eigener verantwortungsvoller Umgang mit Genussmitteln ...).
Auch in den Schulen sollte die Thematik einen breiteren Raum einnehmen.
Verbote helfen m. E. dagegen eher wenig.
Durch Kriminalisieren von Drogen belebt man lediglich den Schwarzmarkt - das wäre bei Alkohol und Zigaretten nicht anders. Eventuell wäre Legalisierung aller Drogen zwecks Zerstörung des lukrativen Markts das Mittel der Wahl.
Ist das nicht utopisch?
Du Zyniker! :-) Leider ertappe auch ich mich immer öfter bei diesem Gedanken ...
dito