Unglaublich: 5% Partei stellt Thüringer MinisterpräsidentensteemCreated with Sketch.

in #deutsch5 years ago

Wer hätte das bei der nicht lange zurückliegenden Wahl gedacht: Die FDP, von der selbst zwei Tage nach der Wahl nicht sicher war, ob sie die 5% Hürde in Thüringen schaffen würde, stellt den Ministerpräsidenten. Sein Name: Thomas Kemmerich.


Wikimedia CC-by-sa

Wem das nichts sagt, der sei beruhigt: Sein Vorgänger Bodo Ramelow ist wesentlich bekannter. Und für die CDU schon lange ein Dorn im Auge, ist er doch ein Linker.

Doch nun ist er weg, der Bodo. Und das ist noch nicht einmal der Punkt, um den sich die Aufregung hier dreht. Denn der FDP-Mann wurde gewählt mit einer einzigen Stimme Vorsprung vor dem bisherigen rot-roten-grünen Bündnis: Mit Stimmen von FDP, CDU und... AfD.

In einem Scharadenspiel wurden dem FDPler offensichtlich die Stimmen der AfD so zugespielt, dass die CDU sich rausreden kann, nicht mit der AfD zusammenzuarbeiten (nachzulesen z.B. hier ).

Die Empörung vor allem bei den Linken war groß. Ministerpräsident mit einer 5% Partei und Steigbügelhilfe der Rechtsradikalen. Auch auf Twitter fanden viele diese Wahl mehr als merkwürdig. (jeweilige Angaben nicht von mir überprüft)

Die Marktradikalen und die Rechtsradikalen im Schulterschluss mit den Wertkonservativen, nur damit ja kein noch so gemäßigter Linker weiter Ministerpräsident ist. Da wächst doch zusammen, was zusammen gehört, oder?

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Da wächst doch zusammen, was zusammen gehört, oder?

Ganz genau, nämlich die rational denkenden Menschen :)

Du meinst rational wie in egoistisch? Dann hast du völlig recht.

Marktradikale, rechtsradikale. Ich lese nur vom System geduldete bzw. propagierte Label. Kein eigenes Nachdenken.

Allein das Wort "Wertkonservative". Was haben denn diese sogenannten Wertkonservativen in den letzten zwanzig Jahren konserviert?

Alles, was diese Wertkonservativen in den letzten Jahrzehnten erhalten wollten, wurde gekippt. Es gibt keinen Vorschlag der Grünen, der nicht irgendwann von Merkel übernommen wurde. Aus welchen Gründen auch immer.

Menschen mit einem grundkonservativen Weltbild müssen sich bis zum Brechen verbiegen, um in dieser CDU noch eine Heimat zu sehen. Viele haben es nicht mehr geschafft und sind zur AfD gegangen.
Diese vertritt Positionen, die bis in die SPD hinein in den 90ern und auch noch in den frühen 00er Jahren Parteiprogramm waren.
Ich erinnere an Zitate von Helmut Schmidt, die der SPD mittlerweile peinlich sein dürften und hier den Rahmen sprengen (weil es so viele davon gibt, die nicht nur in wirtschaftspolitischer Hinsicht der heutigen SPD nicht mehr entsprechen, sondern vor allem einwanderungskritische Aussagen).
Deswegen wird ja auch versucht, der AfD diese Zitate zu verbieten. Noch nur moralisch im Sinne von "wie könnt ihr euch erdreisten, die Worte dieses Mannes zu missbrauchen", dabei werden sie sogar in den zeithistorischen Kontext gesetzt.
Aber bei Ideologie hört halt der Spaß auf. Da muss man mit Labels und Totschlagargumenten agieren und regieren. Denn echte Argumente und Positionen, die man wegen dieser Ideologie selbst vor gar nicht allzu langer Zeit abgestreift hat, möchte man natürlich nicht vom politischen Gegner hören, der durch die eigene Verlogenheit genährt wird.

Marktradikale, rechtsradikale. Ich lese nur vom System geduldete bzw. propagierte Label.

Es wäre mir neu, dass irgendwer bestreitet, dass die FDP eine Partei von Verfechtern eines möglichst freien Marktes und möglichst wenig Staat wäre.
Falls du andere Erkenntnisse aus ihrem Wahlprogramm oder ihrem Verhalten (das kann sich ja durchaus unterscheiden) hast, wäre ich über ein paar Quellen erfreut.

Und das die AfD eine rechtsradikale Partei ist, bestreiten auch höchstens AfDler, die nicht zuhören, was ihre gewählten Abgeordneten so von sich geben. (Und damit meine ich nicht mal von Goebbels "abgeschriebene" Reden.)

Allein das Wort "Wertkonservative". Was haben denn diese sogenannten Wertkonservativen in den letzten zwanzig Jahren konserviert?

Hier wasche ich meine Hände in Unschuld, denn das ist eine Selbstbeschreibung. Das die CDU/CSU wenig von christlichen Werten, wie sie Jesus vertreten hat, hält, das ist allerdings wahr. Auch das Bewahren der Umwelt steht nicht sehr hoch im Kurs.

[CDU] Diese vertritt Positionen, die bis in die SPD hinein in den 90ern und auch noch in den frühen 00er Jahren Parteiprogramm waren.

Das mag durchaus sein. Das nennt man gesellschaftlichen Wandel. (Dafür vertritt die SPD mittlerweile oft "rechte" Ansichten zur Wirtschaft.) Erkenntnisgewinn. Fortschritt, oder schlicht Veränderung, nenne es, wie du willst.
Alte Werte "Stirb für den Führer!" "Homosexuelle gehören in den Knast" ändern sich "Keine Atomwaffen" "Ehe für alle!"
Der alte Fritz hätte AfD-Versammlungen mit Dragonern auseinandergetrieben. Zum Glück für die AfD hat es viele Linke gegeben, die unter großen Opfern und mit weitgehendem Erfolg für die Freiheit von solchen Methoden gekämpft haben.

Es tut mir ja leid für dich, aber ich halte es nicht für eine gute Idee, an uralten Werten auf Biegen und Brechen festzuhalten, nur weil sie alt sind. Ich möchte pragmatische, wirksame Lösungen, die für die größtmögliche Menschenmenge gut sind.

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