Carriacou - kleine Insel, große Folgen (6/8)
Dennoch ziehen sich die nächsten Tage bzw. Wochen wie Kaugummi. Die Hitze ist unerträglich! Dass es heiß sein wird zur Regenzeit habe ich mir schon gedacht, aber diese Temperaturen und die dazugehörige Luftfeuchtigkeit sind einfach nur lähmend. Ob es am Klima oder an den Antibiotikas oder dem erzwungen Nichtstun liegt kann ich nicht genau sagen, aber ich bin einfach nur müde, müde, müde. Wir nehmen uns unzählige kleine Dinge vor, der Sonnenschutz im Cockpit muss dringend vergrößert werden und wir brauchen irgendetwas zum Regenwasser sammeln. Aber alles, wirklich jeder Handgriff dauert eine gefühlte Ewigkeit. Einmal den Niedergang runter in‘s Boot und wieder rauf und uns läuft der Schweiß aus allen Poren. Wir schlafen schlecht, die Moskitos sind einfach überall, wir bekommen die Hitze nicht aus dem Boot. Will man am Tag tatsächlich was schaffen, muss man direkt bei Sonnenaufgang beginnen. Wir finden meist erst sehr spät in der Nacht Schlaf und somit kommen wir früh nicht in die Gänge – viel verlorene Zeit, ein Tag gleicht dem anderen. Um sich abzukühlen kann Martin wenigstens in‘s handwarme Wasser springen, mir bleibt vorerst nur die Pütz. Ende der zweiten Woche ist es dann doch geschafft und wir spannen auf dem Vordeck unser neues „Regensammelsystem“ auf. Das schwere Tuch haben wir von Andy, dem Segelmacher bekommen, dazu noch ein paar Tips zur Form und Verstärkung an den Seiten, Schlauchanschluss dran und fertig – jetzt müsste es nur noch regnen!
Wir sind mitten in der Hurrikan-Saison, sozusagen in der heißen Phase und es passiert nix, absolut gar nichts. Auf dem Atlantik bildet sich eine Tropical Wave nach der nächsten aber alle Systeme ziehen Gott sei Dank weit entfernt ihre zum Teil kuriosen Bahnen.
Einerseits sehr gut für all die Segler und Einwohner der Karibik, andererseits hat es gefühlt seit Tagen bzw. Wochen nicht wirklich geregnet.
Mit dem Ende der zweiten Woche ist für uns nun auch klar, dass wir unseren Lift-Termin in der Marina nicht einhalten können. Das über Budget Marine bestellte Antifouling ist nach mehr als 6 Wochen noch immer nicht da und hängt irgendwo in Miami fest. Zu unserer großen Überraschung sind die Mitarbeiter der Tyrell Bay Marina mehr als entgegenkommend und so verschieben wir den Krantermin um einen weiteren Monat. Ehrlicherweise sind wir beide ganz froh darüber, denn in der Hitze auf dem staubtrockenen Gelände am Schiff zu arbeiten ist eine echte Tortour. Wir haben in den letzten Tagen andere Segler kennen gelernt, die derzeit ihr Schiff an Land haben und es ist allen anzusehen, dass es keine Freude ist. Noch vor Sonnenaufgang beginnt für die meisten der Tag, ab spätem Vormittag verkriecht sich jedoch jeder irgendwo im Schatten und setzt die Arbeit für drei bis vier Stunden aus. Wir überlegen, ob wir in der Zwischenzeit einen Abstecher nach Grenada machen sollten, denn hier auf Carriacou gibt es nun nicht all zu viel zu entdecken. Allerdings schnellen gerade in den südlichen Ankerbuchten die Infektionszahlen für Denguefieber und Chikunguya in die Höhe, selbst Fälle des Zika-Virus werden vermeldet. Vielleicht doch keine so gute Idee, jetzt nach Grenada zu segeln. Um es hier gar nicht so weit kommen zu lassen, wird in den darauffolgenden Tagen gegen Abend jeder Strauch, jeder Busch, alle größeren Grünflächen durch die Behörden eingesprüht und ausgeräuchert. Ich will gar nicht wissen, was da genau verwendet wird! Wieviel der Einsatz bringt, kann ich auch nicht sagen, denn die Moskitos sind trotzdem jeden Abend da. Zu Hunderten am Strand, in den Bars, in Geschäften, einfach überall. Selbst auf dem Wasser auf dem Boot gibt es kein Entkommen, es fühlt sich an wie Russisch Roulet ob man an Dengue erkranken wird oder nicht.
Auch wenn sich die Schilderungen nach der „grünen Hölle“ auf Carriacou anhören, das ist natürlich nicht richtig, die Insel ist wunderschön! Zum einen haben wir das ja schon bei unserem ersten Besuch im Februar festgestellt. Zum anderen mache ich mich nach 10 Tagen Auskurieren auf, endlich etwas anderes, neues von Carriacou zu sehen als die Tyrell Bay und Hillsborough. Die Wunde heilt leider langsamer zu als gehofft, aber noch einen Tag länger an Bord sitzen und ich drehe durch! Der nördliche Hügel an der Bucht scheint ein lohnendes Ziel zu sein, keine hundert Meter hoch und schnell zu Fuß zu erreichen – denke ich. Ich schaffe gerade mal die Hälfte des Anstiegs. Zum einen ist selbst morgens um 10:00 die Hitze unerträglich, zum anderen hilft nicht mal die stärkste Chemiekeule die unzähligen Moskitos abzuwehren. Geschlagen mache ich mich auf den Rückweg ohne den Berg und die wahrscheinlich traumhafte Aussicht erreicht zu haben. Für einen ausgedehnten Spaziergang reicht das natürlich nicht, also biege ich an der Hauptstraße in den schmalen Pfad ab, der hinunter zum Paradise Beach führt. Der Name ist Programm, schöner könnte ein Strand kaum sein! Das seichte Wasser glitzert perlmutfarben, gegenüber leuchtet der weiße Sand von Sandy Islan, Pelikane ziehen gemächlich ihre Bahnen. Ich setze mich für ein paar Minuten an den Strand und genieße die himmlische Ruhe, beruhigend plätzschern die Wellen ans Ufer, der Wind verfängt sich in den ausladenden Palmen. Ein paar Jungs versuchen vom Boot aus zu Angeln, ihre Technik sieht für mich wenig erfolgversprechend aus. Weit gefehlt, nach wenigen Minuten ziehen sie einen ganz beachtlichen Fisch in‘s Boot. Der 10 Jährige hat nur leider nicht die Kraft bzw. die Zielsicherheit den Fisch mit nur einem oder zwei gezielten Schlägen zu betäuben. Die Art und Weise wie er auf das arme Tier einsemmelt zerstört irgendwie den friedlichen Augenblick, doch dann denke ich mir, auch das ist die Karibik.
Steem on und weiter viel Erfolg...
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