Carriacou - kleine Insel, große Folgen (5/8)
Mir bleibt ein etwa daumengroßes und tiefes Loch im Bein welches nun ganz langsam von innen heraus verheilen muss. Die Wunde zu vernähen ist nicht angeraten, also bleibt sie für einige Tage wahrscheinlich eher 2 Wochen offen … prima, Schwimmen gestrichen, Baden gestrichen, keine langen Ausflüge zu Fuß. Seine Anweisungen fühlen sich für mich wie eine zweite Quarantäne-Anordnung an. Ich soll nun täglich vorbei kommen um den Verband zu wechseln – uff! Damit fallen alle anderen Aktivitäten auch aus, denn obwohl die Insel wirklich nicht groß ist wird die Fahrt zum Hospital und zurück eine tagesfüllende Beschäftigung.
Zurück am Boot betrachte ich mir Dr. Josephs Werk erstmal ausgiebig per Spiegel und, um ehrlich zu sein, bin ich ganz schön niedergeschlagen. Nicht weil er keine gute Arbeit geleistet hat, nein, ganz im Gegenteil. Die Wunde sieht gut aus aber ich weiß nun, dass mich diese Verletzung ganz schön ausbremsen wird bei allem, was ich sonst gerne unternommen habe. Zur Sicherheit konsultiere ich per WA noch meine Cousine und ihren Mann, die uns schon während unserer Reise immer und jederzeit bei allen medizinischen Fragen weitergeholfen haben – Miri & Dolf, herzlichen Dank dafür! Ich würde ja lieber schöne Urlaubsbilder versenden, stattdessen gibts für die beiden nun täglich ein lecker Foto vom Abszess …
Donnerstagmorgen das selbe Spiel: Frühstück, zur Bushaltestelle laufen, Bus nach Hillsborough, Umsteigen, Bus zum Hospital, warten … das geht mir jetzt schon auf die Nerven. Eine sehr wortkarge Krankenschwester macht den Verbandswechsel. Leider kann ich nicht sehen, was genau sie tut und wie sorgfältig. Auf meine Fragen bekomme ich nur wenig Antworten und mein Entschluss steht fest, dass ich mir den Weg ins Spital sparen werde. So schwierig kann das nun auch nicht sein. Alle notwendigen Materialien wie Verbandszeug, Gaze, Kompressen und Desinfektionsmittel haben wir in Mengen an Bord. Mit der Hilfe von Miri und einem befreundeten Arzt auf der ADAGIO werde ich mich schon soweit selbst verarzten können, ohne dass mir das Bein abfault.
Zur Sicherheit schaue ich am Freitag Vormittag kurz bei Dr. Freddy vorbei. Er schaut sich das Loch nur kurz an und meint, dass sei gar nicht so dramatisch. Trotzdem verschreibt er mir ein weiteres Antibiotikum (wie ich heute weiß, tut er das bei allen erdenklichen Beschwerden) für die nächsten drei Tage. Ich soll die Wunde schön feucht halten, zweimal täglich mit Salzwasser spülen, desinfizieren und abdecken - that‘s it! Na das hört sich doch gar nicht so dramatisch an, zurück zum Boot.
Einigermaßen erleichtert und beruhigt kann ich mich nun endlich dem lange ausstehenden Blogbeitrag widmen. Zwischendurch schaue ich immer wieder auf die Pakettracking-Seite von UPS. Vor reichlich 5 Wochen hat ein Paket mit Ersatzteilen, neuem Laptop und diversen persönlichen Dingen Deutschland verlassen – die zugesicherte Lieferzeit betrug 14 Tage. OK, durch Corona und den eingeschränkten Flugverkehr besonders nach Europa kann es sicherlich zu Verzögerungen kommen und wir sind froh, wenn das Paket überhaupt irgendwann mal ankommt. Dementsprechend groß ist unsere Freude als der Tracker anzeigt, dass das Paket Grenada erreicht hat, nächste Station müsste dann Anfang kommender Woche Carriacou bzw. die Tyrell Bay Marina sein. Kurz darauf vermeldet das Tracking, dass die Lieferung zugestellt wurde, Empfänger Mrs. Tamisha Young/St. Georges Grenada …. What the f..k!?! Wer bitte ist Tamisha Young und wieso hat sie unser Paket? Zeitgleich erreicht uns bzw. meine Mama eine Mail von UPS, dass der Empfänger Mr. Martin Kuettner in Harvey Vale/Carriacou nicht gefunden werden kann und wir doch bitte eine andere Adresse bzw. irgend eine Art von Kontakt per Telefon oder Mailadresse angeben sollen. Oh man, das gibt‘s doch gar nicht. Wir tauschen mehrfach E-Mails aus, warten auf Antwort, schreiben zurück und schließlich tätigt Martin den wohl teuersten Anruf zur unfähigsten Company auf unserer bisherigen Reise. Nach etwa 20 Minuten Gesprächsdauer in die USA sind 100 € dahin und wir sind kein bisschen schlauer. Zu allem Hohn teilt uns UPS abschließend mit, dass der Auftrag für sie erledigt sei, da das Paket ja ausgeliefert wurde – herzlichen Dank! Wir wollen trotzdem nichts unversucht lassen und fragen im Marina Office nach, wie denn hier die übliche Praxis bei Paketsendungen ist. Schließlich lassen sich viele viele Segler Material und Ersatzteile in die Marina schicken, häufig ist die Wartezeit recht lange aber irgendwann kommt jede Lieferung an – außer mit UPS. Die Dame im Office lächelt ganz milde, vielleicht auch mitleidig, als ihr sage, welchen Lieferdienst wir beauftragt haben. Sie beruhigt mich aber und meint, dass es immer ein paar Tage dauert bis eine Fähre die Sendungen aus Grenada mitbringt, in der Regel einmal pro Woche. Wir sollen uns ein wenig gedulden und Mitte kommender Woche wird das Paket schon da sein… wir werden sehen.
Zum Glück spielen am Abend Stan & Cora im Frog‘s und wir können die beiden zum ersten Mal, seit wir so gut mit ihnen befreundet sind, live erleben. Die Bar ist brechend voll, die Musik der beiden einfach nur gut, wir lernen unzählige Leute kennen und wir haben das Gefühl nun endlich in Carriacou angekommen zu sein.
Steem on und weiter viel Erfolg...
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