Ein Anruf von der Forschungsgruppe Wahlen
Gestern am frühen Abend erhielt ich einen Anruf von der Forschungsgruppe Wahlen, dem hauseigenen Umfrageinstitut des Zetdeheff. Eine Frauenstimme hauchte den Anlass des Anrufs in den Hörer. Mini-Erotik, irgendwas zwischen Call Center und mit dem Headset am Bügelbrett Angies alte Schlüpfer plätten.
Zuerst der Hinweis, dass alles anonym sei und die Anruferin die Nummer nicht kenne. „Wie viele über Achtzehn leben in ihrem Haushalt?“ Sie wollte mit der Person sprechen, die als letzte Geburtstag hatte. Das war das Zufallselement der Umfrage.
Die Fragen sollten sich nicht nur um Politik drehen. So die Einleitung. In Wirklichkeit war es nichts als das. Unmöglich sich nach Gedächtnisprotokoll an alle Fragen zu erinnern, ganz zu schweigen von der exakten Reihenfolge. Es schien mir, als ob Merkel persönlich mit einem demoskopischen Ölmessstab den Stand der Dinge überprüfte. Das Ganze war fein säuberlich strukturiert und ganz schön hinterhältig.
Machen wir uns nichts vor, vermutlich war die Frau 64 Jahre alt, stark untersetzt, und hatte diesen seltsamen Flaum alter, bitterer Fuchteln im Gesicht. Zunächst flötete das Stimmchen die Frage, was das wichtigste Thema sei. Sie begann ihre folgende Aufzählung mit dem Schlüsselbegriff: Flüchtlingskrise. Ich fiel ihr ins Wort: „Abgesehen davon, dass es keine Flüchtlinge sind, ja.“
Dann leierte sie sie ein Paket herunter, wobei sie sich bemühte brav zu betonen, damit nicht der Eindruck entstehen würde sie lese den Text an diesem Tag schon zum hundertsten Mal vom Monitor ab.
Zunächst kamen die Fragen nach der Wichtigkeit einiger Themen. Langzeitarbeitslosigkeit, Digitalisierung, Pflege, Energiewende, Ausländerkriminalität und Flüchtlingskrise. Alles immer mit der Frage: „Ist ihnen dieses Thema sehr wichtig, wichtig, eher unwichtig oder unwichtig?“
Danach folgte die Frage, ob die Bundesregierung genug Engagement an den Tag legt. Die Flöte: „Tut die Bundesregierung genug gegen die Langzeitarbeitslosigkeit? Ja oder nein?“
Ich: „Nein.“
Die Flöte: „Tut die Bundesregierung genug für die Energiewende?“
Ich: „Ja.“
Der Leser mag sich fragen, wieso man da mit Ja antwortet. Na klar, die Energiewende ist überflüssig wie Titten an Renate Künast. Nur leider kann man bei diesen Umfragen nicht diskutieren. Es ergibt für die Umfrage keinen Sinn in den Hörer zu brüllen: „Die Alte soll mit dem Scheiß aufhören!“ Also sagt man: „Ja.“, und meint damit: „Is schon in Ordnung, lass mal gut sein.“
Man stelle sich nun vor, jemand stuft die Pflege als unwichtig ein und meint danach, dass die Regierung nicht genug dafür unternehme. Is mir scheißegal, aber – verdammte Kacke! – die kriegts nich aufe Reihe... Hmm, könnte sein, der antwortet nach dem Zufallsprinzip oder – er flunkert...
Kaum denkbar, dass die Antworten nicht auf Kohärenz geprüft werden.
Das Ziel der Umfrage war sicher nicht nur die Veröffentlichung im renommiert-manipulativen „Politbarometer“. Vielmehr schien es mir, die Regierung prüft das Volk auf Resignation.
Unter Scherzen und Lachen kam die Hammerfrage:
Oh, oh – Vorsicht! Aus Perspektive der zehennägelkauenden Raute ist das die Frage nach Kapitulation, denn wer hier mit Nein antwortet, der geht nicht mehr von einer Rückkehr der Ethnozidfragmente, sondern vom abgeschlossenen, endgültigen Landraub, von der vollendeten und erfolgreichen Invasion aus. „Gut.“, sagt sich Frau Hosenanzug, „Ziel erreicht! Resettlement und Relocation laufen gut.“ Die Regierung müsste sich in diesem Fall nicht mehr mit diesem Thema befassen. Das Ding (nicht zu verwechseln mit dem gelben Brocken der Fantastischen Vier) könnte in dieser Frage nicht mehr verlieren, hätte man sich doch mit dem Volkstod abgefunden. Besteht der Glaube an die Heimreise der Kotstückchen aber noch, so ist das Feuer nicht erloschen, die Erwartungshaltung nach Abschied vom Senegalesen aus Syrien besteht fort und das System ist weiter mit dem Thema konfrontiert. Meine Antwort lautete somit:
Somit rate ich jedem: Passt auf, was ihr sagt! Eure Antworten könnten politischen Bojen gleich für das Regime Auftrag sein. Bei Umfragen sollte man sich also nicht vom Pessimismus leiten lassen, sondern von den eigenen Zielen.