Wie lange will Putin sich diese Lusche noch leisten?
Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
Der noch vor Monaten glanzvolle Aufstieg des Wechselkurses des Rubels, der ihn sogar als neue Weltreservewährung mit wertmäßiger Gold~ oder Rohstoffabsicherung ins Spiel brachte, ist gegenüber westlichen Währungen erst einmal beendet, abgelöst von einer jähen Talfahrt mit anschließendem Schlingerkurs.
Dieses Szenario trat so sicher nicht beabsichtigt ein und liefert einen weiterer Nachweis der groben Unfähigkeit der Leitung der russischen Zentralbank, deren Versagen bereits der Verlust der Hälfte der russischen Fremdwährungsreserven zuzuschreiben ist, die rechtzeitig vor Beginn der russischen Sonderoperation in der Ukraine hätten nach Hause geholt werden müssen, um sie dem Zugriff der Feinde zu entziehen, die sie nun sequestriert haben.
Es kann gute Gründe der bewußten Abwertung einer Währung geben, die hier jedoch nicht vorlagen. Da Rußland in erster Linie weltweit begierig gesuchte Rohstoffe exportiert, gibt es keinen Grund, die Nachfrage nach diesen noch zusätzlich anzukurbeln über die Verbilligung dieser Exporte via einer Abwertung des Rubels. Importe nach Rußland unterliegen vielfach bereits sanktionsbedingten Beschränkungen, wodurch keine Notwendigkeit besteht, solche über einen niedrigen Rubelkurs und eine damit einhergehende Verteuerung derselben noch weiter abzusenken.
Die Abwertung des Rubels erfolgte damit ungeplant und freiwillig, was auch die Gegensteuerung mit Zinserhöhungen indiziert, mit der die Kursverluste aufgefangen werden sollen.
Es erscheint äußerst unprofessionell, eine Währung so abrupt abstürzen zu lassen. Wenn man abwerten möchte, geht man dies dosiert an und läßt die Währung nicht in den Keller rasseln.
Die bisherige Stabilität der russischen Wirtschaft, die sich unter widrigsten Umständen in der Tat bemerkenswert hält, geht gewiß nicht auf das Verdienst der Zentralbank zurück. Durch die jetzt vorgenommenen Zinserhöhungen lockt man keine zusätzlichen inländischen Produzenten auf den Markt, sondern baut eher Hürden für Investitionsfinanzierungen auf und nagt an der Kaufkraft der Konsumenten. Daß dadurch der inländische Immobilienmarkt angekurbelt würde, ist ein abstruses Ammenmärchen, das vom kompletten Fehlen der Kenntnis grundlegendster wirtschaftlich-finanzieller Zusammenhänge zeugt.
Wladimir Putins Loyalität ist bekannt. Im Hinblick auf Nieten ist sie jedoch gefährlich und wächst sich zur Belastung aus. Die Fehlleistungen der russischen Zentralbankleitung nehmen schon sabotageähnliche Züge an.
Anlage
RT-DE
vom 19. August 2023
Die Achterbahnfahrt des Rubel zeigt: Mit der Gesellschaft muss man reden.
Der Wechselkurs des Rubel erlebte in den zurückliegenden zwei Wochen eine Achterbahnfahrt, die nationale Währung Russland schien vorübergehend im freien Fall zu sein. Ökonomisch hat eine Entwertung des Rubel ihren Sinn, doch sollten die Währungshüter offener mit der Gesellschaft reden, findet die Kolumnistin von RIA Nowosti Wiktorija Nikiforowa.
von Wiktorija Nikiforowa, RIA Nowosti
Die Entwicklung der Rubel-Wechselkurse glich in den zurückliegenden zwei Wochen einer Achterbahnfahrt. Periodisch schien die russische Währung im freien Fall zu sein, was das Nervenkostüm der Bürger auf eine harte Probe stellte. Besonders unangenehm war die drückende Informationsstille, in der sich alles abspielte. Peng – und schon war der Dollar auf hundert. In den sozialen Netzwerken brodelte es, und die offiziellen Quellen schwiegen sich aus.
Man sollte meinen, dass die Finanzbehörden in einem solchen Moment rund um die Uhr auf Abruf bereitstehen sollten: um die Gründe für die Geschehnisse zu erläutern, um zu berichten, welche Maßnahmen ergriffen wurden, um die Aussichten zu skizzieren.
Aber sie haben offensichtlich beschlossen, dass es keinen Grund gibt, "Panik zu schüren", und handelten nach der Maxime "Geld mag die Stille". Das Problem ist, dass die Menschen kein Schweigen mögen, vor allem nicht in schwierigen Zeiten.
Selbst ganz harmlose Äußerungen wurden in der alarmierenden Atmosphäre schmerzlich wahrgenommen. Der Vorsitzende des Staatsduma-Ausschusses für den Finanzmarkt gab eine denkwürdige Erklärung ab: "Die Republik (der Abgeordnete bezog sich auf Tschuwaschien) lebt ein vollwertiges Leben, es gibt ein Lächeln auf ihren Gesichtern und niemand ist unter, weil sich der Dollarkurs hundert Rubel genähert hat."
Unsere Bürger sind finanziell gebildet – das Leben war ihr Lehrer –, und sie verstehen sehr gut, dass der geschwächte Rubel zunächst nur die Menschen trifft, die ins Ausland fahren, aber später eine Inflationswelle kommt, die alle erfassen wird. Wir haben immer noch einen sehr hohen Anteil an Importen in unseren Läden. Verärgerte Menschen kritisierten daher die Aussage des Abgeordneten in sozialen Netzwerken scharf.
Jetzt, wo die Landeswährung endlich wieder etwas stärker geworden ist – zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels kostete der Dollar etwa 92 Rubel –, würde ich gerne ein ernsthaftes und gründliches Gespräch darüber führen, was das alles war und was wir als Nächstes erwarten sollten. Denn im Informationsvakuum nähren sich die wildesten Gerüchte und Verdächtigungen. Man wirft der Finanzführung des Landes Verrat an den nationalen Interessen vor und vergisst dabei sofort, wie erfolgreich dieselbe Führung unsere Wirtschaft im Jahr 2022 aus dem Abgrund der Sanktionen gezogen hatte.
Russland hatte damals eine erstaunliche Widerstandsfähigkeit bewiesen; es gibt wahrscheinlich keine andere Volkswirtschaft auf der Welt, die das so erfolgreich gemeistert hätte. Das gibt uns Hoffnung, dass das Land auch aus der aktuellen Krise gestärkt hervorgehen wird.
Dies gilt umso mehr, als eine gewisse Schwächung des Rubel unvermeidlich war. Die Welt ist in die Ära der Währungskriege eingetreten. Und die USA werten heute tatsächlich den Dollar ab – er wird von einer Inflation aufgefressen, wie es sie seit den 1970er-Jahren nicht mehr gegeben hat. Die Europäische Union wertet den Euro ab, was sich in einem irrsinnigen Anstieg der Preise für Lebensmittel und Versorgungsleistungen äußert. Und selbst China hat den Yuan im letzten Jahr um etwa acht Prozent abgeschwächt – ein sehr entscheidender Schritt für Peking. Wie steht es mit der Türkei oder Argentinien? Und das sind alles die größten Volkswirtschaften der Welt.
Was ist der offensichtliche Vorteil einer Abwertung? Der Hauptzweck von Währungskriegen besteht darin, Importe vom Markt zu verdrängen und die heimischen Produzenten zu unterstützen. Das bedeutet im Wesentlichen, einen souveränen Marktmechanismus in Gang zu setzen, der von der US-Finanzhegemonie unabhängig ist.
Ja, die jüngste Anhebung des Zinssatzes der Zentralbank macht Kredite sehr teuer, aber die Märkte sehen diese Erhöhung als eine rein vorübergehende Maßnahme an. Im Großen und Ganzen macht die Schwächung des Rubels den Weg für den Markteintritt inländischer Produzenten frei. Wir haben in dieser Hinsicht ein gigantisches Betätigungsfeld und eine sehr positive Dynamik.
Erinnern wir uns daran, wie unsere Erzeuger 2014/15 triumphierend auf den heimischen Lebensmittelmarkt gedrängt hatten. Damals hatten wir unseren Parmesan und unser Gorgonzola mit Erstaunen verkostet und nach Unterschieden zu den Originalen gesucht. Dies war jedoch vor dem Hintergrund geschehen, dass der Rubel fast zweimal eingebrochen war – von 34 Rubel pro Dollar im Jahr 2014 auf 69 im Jahr 2015. Dann erholte sich der Rubel wieder, aber unser Parmesan blieb uns erhalten.
Heute gibt es immer noch viele Nischen auf dem Markt für einheimische Produzenten. Warum nicht nach dem Vorbild befreundeter Länder die Regale mit Kosmetika, Seifen, Shampoos oder Cremes aus eigener Produktion überschwemmen? Das ganze riesige Indien zum Beispiel wäscht, schmiert und färbt sich mit seinen eigenen Pflegeprodukten – sie sind billig, umweltfreundlich und bewahren die besten jahrhundertealten Traditionen der lokalen Produktion. Aber in unseren Supermarktregalen stehen immer noch fast alle Pflegeprodukte, die aus Ländern importiert werden, die uns zutiefst unfreundlich gesinnt sind.
Dasselbe gilt für die pharmazeutische Produktion – wir brauchen unsere eigenen Medikamente, billig und von hoher Qualität, und zwar die gesamte Palette, nicht nur einzelne Positionen. Was haben wir doch für großartige Traditionen in dieser Hinsicht!
Ein weiterer rein russischer Trend, "unsere Antwort an Lord Curzon", ist das Anlegen von Rubel-Ersparnissen in Immobilien. Jedes Mal, wenn der Rubel schwächelte, investierten die Bürger massiv in Häuser und Wohnungen und lösten so erfolgreich das Wohnungsproblem für kommende Generationen.
Vor allem aber haben unsere Bürger in Zeiten globaler Finanzkrisen und Währungskriege gelernt, nicht den Kopf zu verlieren, nicht in Schneeballsysteme zu investieren und nicht in Warteschlangen vor Wechselstuben zu stehen. Mit einem Wort: nicht in Panik zu geraten. Wir haben vielleicht kein Lächeln im Gesicht, aber das ist nur eine gesunde Sorge um sein finanzielles Wohlergehen.
Unsere psychische Stabilität ist eine wertvolle Ressource, mit der wir sehr sorgfältig umgehen müssen. Um sie zu bewahren, müssen wir mit den Menschen reden – ehrlich, detailliert, objektiv. Wir dürfen uns nicht hinter der Vogelsprache der Finanziers verstecken, sondern müssen die Logik der ablaufenden Prozesse klar erklären. Wir müssen begreifen, dass nicht der Mensch für die Wirtschaft da ist, sondern die Wirtschaft für den Menschen. Dass das Wohlergehen unserer Bürger das Hauptziel von allem sein sollte – auch das von Währungskriegen, Börsenspielen, von jeglicher finanziellen Aktivität.
Gegenseitiges Verständnis eint uns, und mit vereinten Kräften können wir jeden Krieg gewinnen, auch Währungskriege. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass die Schwächung des Rubel zu einem stärkeren Russland führt.