Wechsel zum Mac - Mein Windows Laptop ist gestorben - Erste Learnings
Warum der Wechsel vom Windows Laptop zu einem Macbook?
Direkt am ersten Arbeitstag nach meinem längeren Sommerurlaub im schönen Österreich ist mein Windows Laptop einen schmerzlichen aber schnellen Tod gestorben. Kein Mucks mehr, kein Lüfter dreht sich mehr, vermutlich ein Problem direkt am Mainboard. Vergebliches Aufschrauben und Analysieren konnte ihn nicht wieder erwecken. Wenigstes blieb die Festplatte ganz.
Mein langer Begleiter war schon 4 Jahre alt und trotzdem das schnellste Windows-Gerät in der Firma. Es war sozusagen der letzte gekaufte Windows-Rechner bevor die Entscheidung gefallen ist, alle Clients auf Mac umzustellen.
Die Vorfreude war gleich 0
Ich hätte schon längst einen neuen Mac haben können, nur wollte ich das möglichst vermeiden. Ein Gerät was schick aussieht um es vorzuzeigen hat für mich keinerlei Bedeutung. Ich habe eingeschliffene Workflows, die sich nicht 1:1 auf einem Nicht-Windows abbilden lassen und auch ein wenig Windows-only Software benötigen. Für kleinere Scripting-Themen war ich mit dem "neuen" Linux Subsystem von Windows 10 völlig zufrieden. Ohne diese Möglichkeit, hätte ich den Wechsel zum Mac OS X vielleicht schon eher in Betracht gezogen.
Ein weiterer Grund meiner innerlichen Abneigung war das Gefühl, dass der Einstieg in die Macwelt vermutlich zwar leicht fällt, aber auch Folgen hat. Ich vermutete, dass dann bald weitere Apple Geräte folgen müssten um alle Vorteile sinnvoll nutzen zu können. Wenn man einmal in dem Sumpf ist, geht's beim Strampeln immer tiefer rein, war so der Gedanke. Und dieser Gedanke war mir unangenehm hinsichtlich der Tatsache, dass jedes Apple-Gerät teurer ist als das davor. Aktuelle Macbooks bedeuten einen Adapter-Strauß. Die Peripherie von Apple hat nicht gerade attraktive Preise und ein Netzteil für 90€, dass nicht mal ein Kabel dabei hat, ist einfach nur Banane.
Diese klar ablehnende Haltung trifft nun auf die ersten erzwungenen Tage mit einem Macbook.
Erster Eindruck
Ich habe die ersten 10 Tage hinter mir und nutze ein MacBook Pro (15", 2017) mit 2,8Ghz Intel Core i7, 16GB RAM, 512GB SSD und macOS High Sierra 10.13.6.
Das MacBook hat 4 USB-C Ports, alle sind belegt - zwei davon mit einem Dongle. Ich nutze das MacBook vorwiegend stationär mit einer extra Apple Tastatur inklusive eines Ziffernblocks und dazu ein Trackpad.
Vor dem Trackpad war der erste Versuch eine Apple Magic Mouse. Damit kam ich überhaupt nicht klar. Sie hat aus meiner Sicht eine unangenehme Form und Gesten, die ich nun mit dem Trackpad nutzen kann, gingen mit der Magic Mouse nicht. Zwischendurch habe ich einfach eine billige Standardmaus genommen, die für mich schon deutlich besser funktioniert hat als die Magic Mouse von Apple.
Die Standardeinstellung der Maus "Scrollrichtung: natürlich" fühlte sich für mich sehr ungewohnt an. Eigentlich sehr unnatürlich, ist sie doch entgegen meiner Jahrzehnte gelernten Scrollrichtung. Durch die Nutzung des Trackpads habe ich dann begriffen, dass ich mir die Bewegung bezogen auf den Inhalt vorstellen muss. Nicht wie bisher bezogen auf einen Scrollbalken. Man schiebt im Prinzip Content in die Richtung, in die er soll.
Wenn man das verstanden hat, ist die Bewegung all zu natürlich.
Man kann die Scrollrichtung der Maus ändern und es wäre mit einem Klick wieder alles beim Alten gewesen. Genau das wollte und will ich aber nicht machen. Ich möchte nicht versuchen möglichst schnell meine bekannten Windows-Muster auf dem Mac abzubilden. Ich möchte eher mit der Einstellung herangehen, dass die Vorgaben im Mac OS X vielleicht einge gute Empfehlung und durchdacht sind. Die Settings haben vermutlich einen fundierten Hintergrund.
Genauso möchte ich mich auch gegenüber Software verhalten. Erst versuche ich die Boardmittel wirklich zu verstehen und erst im Anschluss suche ich nach Erweiterungen. Mir ist schon aufgefallen, dass das ein riesen Unterschied zu vielen Leuten ist. Ich bekam schon am ersten Tag "Tipps" doch dies und jenes zu installieren. Zum Beispiel MacPorts um im Terminal eine Datei via "wget" herunter zu laden. Ja kann man machen, aber ich kann auch einfach "curl" nutzen, das ist nämlich nativ vorhanden.
Überraschend positive Erkenntnisse
Windows ist via Mac OS X Boardmitteln einfach parallel installierbar
Viel werden es wissen, aber ich bin bald vom Stuhl gefallen. Mit dem bereits bei Mac OS X vorhandenen (von Appe bereitgestellten) "Boot Camp-Assistent" kann man Windows einfach parallel auf eine Partition installieren und problemlos starten.
Command + Leertaste -> _"Boot Camp-Assistent"_ -> Festplatte wählen -> Partitionsgröße wählen -> Windows ISO angeben -> Warten und Fertig.
Das war so beeindruckend leicht, dass ich es kaum glauben wollte. Für den alltäglichen Gebrauch würde ich aber jetzt schon nicht mehr auf die Idee kommen das Windows zu benutzen. Wer allerdings gern mal ein Spielchen spielt, kann das gebrauchen.
Ich hab jetzt wieder ein performantes portables FIFA Spielzeug :)
Nutzung des Trackpads ist schnell und angenehm
Mit Trackpad meine ich das Trackpad auf dem MacBook selbst und ein extra externes Trackpad. Das Trackpad auf dem MacBook hat eine schöne Größe, nicht wie die Mini-Pads an den meisten Laptops, bei denen man schon per Hardwaredefinition die Einschränkung sieht. Ich habe es immer gehasst an einem Laptop ohne Maus zu arbeiten. Das habe ich eigentlich immer vermieden, weil es einfach nur ineffizient ist und mich nervt. Jetzt ist die Situation ganz anders. Ich habe schon nach wenigen Tagen keine Maus mehr. Die Trackpads untersützen sinnvolle mehrfinger Gesten, die das Arbeiten mit dem Gerät schnell und angenehm machen. Außerdem ist das externe Eingabegerät jetzt genauso wie das Eingabegerät auf dem MacBook - Trackpad = Trackpad. Es braucht kein hin und her mehr.
Die Startzeit ist beeindruckend
Die Zeit von "Ich möchte was am Rechner machen." bis "Jetzt kann ich anfangen." ist beeindruckend kurz. Das Gerät ist in wenigen Sekunden einsatzbereit und alle Programme, Fenster, Inhalte sind wie beim letzten Abmelden. Ein langjähriger Mac Nutzer ist jetzt vielleicht nicht sonderlich überrascht, aber wer jahrzehnte mit langsamen und auch performanten Windows-Geräten gearbeitet hat, wird beeindruckt sein. Selbst das absolute High-End Windows-Gerät kommt nicht in die Nähe dieser Geschwindigkeit.
Der Effekt der sich für mich daraus ergibt ist, dass ich das MacBook, auch wenn ich nur 5 Minuten Zeit habe um schnell etwas machen, gerne nutze - weil es einfach geht! Das ist ein Qualitätssprung, den ich nie erwartete. Auch nicht, wenn mir das jemand zehn mal vorher erzählte. Das Begreifen kam erst durch das selbst Erleben.
Was läuft gut
Passwortverwaltung
Unter Windows nutze ich KeePass. Die verschlüsselte Datenbank kann auf allen Betriebsystemen vom jeweil geeigneten Client geöffnet werden. Eine der wichtigstens Funktionen für mich ist das AutoType. Damit kann ich ohne Browserplugins automatisch Benutzer und Passwort in beliebigen Fenstern eingeben lassen.
Unter Mac OS X wird diese Funktion jetzt auch benutzbar durch KeePassXC. Andere Clients (MacPass, KeePassX) haben das bisher nicht brauchbar und voll zuverlässig umgesetzt. Auch in KeePassXC ist das Feature für mich nicht so gut wie auf Windows, aber es ist ausreichend. Bei KeePassXC muss der Festertitel exakt dem Titel eines Tabs im Browser entsprechen für ein Matching.
Geiles Tool für Konten-Verwaltung: MoneyMoney
Bild von https://moneymoney-app.com/
Meine bisherige Finanzsoftware war eine angestaubte Windows-only Lösung mit echten Einschränkungen. Gewisse Kontentypen wie PayPal gingen nicht. Gerade vor ein paar Wochen hat die Software auch den Verbindung zur ING (vorher ING DiBa) nicht mehr herstellen können und ein Update war nicht mehr zu erwarten. Das heißt, ein Wechsel stand hier in jedem Fall an.
Einziges Problem: Wie bekomme ich meine Jahre alten Daten und meine wohlüberlegten Kategorien in das neue Programm?
Es stellte sich heraus, dass das kein Problem war. Ich konnte auf Windows in *.qif (Quicken-Format) exportieren und in MoneyMoney wieder importieren. Alle Buchungen kamen korrekt an, alle Kategorien wurden automatisch angelegt. Ich kann jetzt auch mit Wildcards und logischen Verknüpfungen Regeln erstellen um Buchungen automatisch zu kategorisieren. Darüber hinaus ist MoneyMoney um Plugins erweiterbar, die es erlauben auch ganz andere Dienste und Konten (P2P-Plattformen, Kryptowährungen, ...) zu integrieren.
SSH Sessions verwalten
Ich habe früher mRemote genutzt um hunderte SSH, RDP, ... Verbindungen zu katalogisieren. Das Tool gibt es nicht für MacOS X. Für die SSH Verbindungen habe ich für mich erst mal eine einfache, transferierbare Lösung mit Boardmitteln gefunden. Ich schreibe die Verbindungen einfach in die ~/.ssh/config
Das ist absoluter Standard und ich kann damit Problemlos auch das Betriebssystem wechseln und alles würde immer noch gehen. Für die SSH Keys gibt es in der Passwortverwaltung KeePassXC genau wie unter Windows einen KeeAgent damit die Anmeldung automatisiert und sicher abläuft.
Ich nehme an, dass ich mit der Config-Datei bei sehr vielen Einträgen mit der Übersichtlichkeit Probleme bekommen werde. Noch ist es aber nicht soweit und ich habe noch Zeit mir dafür eine Lösung zu überlegen.
Links dazu:
- https://blog.valouille.fr/post/2018-03-27-how-to-use-keepass-xc-with-ssh-agent/
- https://www.digitalocean.com/community/tutorials/how-to-configure-custom-connection-options-for-your-ssh-client
Fast alles ging einfach zu übernehmen
Ohne große Verbesserung ist es trotzdem schön, dass eigentlich fast alle Tools gleich oder sehr ähnlich auch für Mac OS X verfügbar sind. Damit meine ich Browser, Slack, PHPStorm,
Wo gibt's Probleme?
Tasten und Tastenkombinationen
Es fällt mir noch schwer mich an die geänderte Tastenbelegung zu gewöhnen. Ich muss noch öfter nachschauen, wo ist das dieses oder jenes Zeichen. Wie macht ich eine Tilde oder eckige Klammer? Ah das @
ist wo ganz anders und wenn ich es grad begriffen glaubte, verfalle ich in alte eingefahrene Muster und schließe mir damit ein Programm via cmd + q
. Die Tasten liegen nämlich dort, wo bei Windows an @
heraus gekommen wäre.
Ich nehme an diesen Spaß muss jeder Umsteiger erlebt haben. Das ist auch nicht weiter schlimm und keinesfalls ein Hinderungsgrund. Das heißt nur, dass ich mich noch daran gewöhnen muss und ein paar Tastenkombination zu erlernen habe.
Aber auch hierbei habe ich für mich bemerkt, dass ich schon schneller geworden bin als viele schon längst umgestiegene ex-Windows-Nutzer. Warum? Als ich noch nicht wusste, wie ich ans Zeilenende springe und einen Text bis Start/Ende einer Zeile markiere, mir eben die eine Minute genommen habe um die Tastenkombinationen dafür zu erlernen, anstatt immer ineffizient mit Trackpad oder Maus rumzufummeln.
Noch fehlt mir die Alternative zu Nodepad++
Ich habe mich in den letzten Jahren sehr an flottes Arbeiten mit Notepad++ seiner RegEx Funktionen gewöhnt. Dafür habe ich noch kein richtiges Äquivalent auf dem Mac gefunden.
Fazit
Trotz meiner sehr geringen Vorfreude bin ich in den ersten Tagen positiv überrascht. Fast alles geht ohne Probleme und die Umstellung hängt mehr von meiner Lerngeschwindigkeit ab als von technischen Schwierigkeiten. Demnächst steht der Wechsel auf ein anderes MacBook an. Mal schauen wie gut das funktioniert :)
Hi,
Danke, sehr gut beschrieben, gefällt mir.
Da kann ich Dir Sublime3 empfehlen. Sehr geiler Editor mit sehr vielen Möglichkeiten der Erweiterung durch Plugins.
Gruß
Hu3nn1