Warum ist das Essen in Krankenhäusern so, wie es ist?
Ich hatte wirklich überraschenderweise eine recht große Resonanz auf den kurzen Reel mit dem Jägerschnitzel, auch wenn so manch einer wieder einen recht unpassenden Kommentar hinterlassen hat. Aussagen wie “Man sollte doch zufrieden sein und wenn es einem nicht passt, soll man es stehen lassen, und überhaupt ist die Behandlung das Wichtigste” sind dabei typisch. Aber naja, es ist nun mal so, dass zur Genesung auch eine gute Ernährung dazugehört, was Ballaststoffe, Vitamine und andere Nährstoffe betrifft.
Ich habe mich mal ein wenig schlau gemacht, und es schaut aktuell in Deutschland so aus, dass die Verpflegung eines Patienten im Bereich Lebensmittel nur zwischen drei und fünf Euro pro Tag beträgt – und zwar nicht pro Mahlzeit, sondern für den ganzen Tag. Das umfasst Frühstück, Mittagessen, gegebenenfalls eine Zwischenmahlzeit oder ein Stück Gebäck, und Abendessen. Die Preise für Lebensmittel orientieren sich an den sogenannten Beköstigungstagen (BKT), und diese liegen nach meinen Recherchen zwischen 13 und 15 Euro pro Tag. Allerdings ist in diesem Betrag alles enthalten: die gesamte Logistik, die Verarbeitung der Lebensmittel, alle Lohnkosten (die den größten Anteil ausmachen), angefangen von der Person, die jeden Tag vorbeikommt und fragt, was man essen möchte, bis hin zu den Leuten, die das Essen auf den Stationen ausliefern. Auch das gesamte Verbrauchsmaterial, wie Geschirr oder Verpackungen, wird davon abgedeckt. Und das führt dazu, dass für die eigentlichen Lebensmittel nur eine sehr geringe Summe übrig bleibt.
Der ein oder andere mag sagen, dass er selbst auch nur 120 Euro im Monat für Lebensmittel zur Verfügung hat. Aber wenn man eben selbst einkauft und auf entsprechende Angebote achtet, kann man damit irgendwie auskommen. Die Frage ist allerdings, ob man sich damit wirklich gesund ernähren kann, und das bezweifle ich stark.
Aber woran liegt es nun? In Deutschland ist es so, dass so gut wie alle Kliniken gewinnorientiert arbeiten müssen. Wer sich Helios anschaut, wird wissen, was ich meine. Wenn ein Klinikkonzern pro Jahr zwischen 700 - 750 Millionen Euro Gewinn macht – und ja, wir reden hier von Gewinn, nicht von Umsatz –, dann sagt das schon viel aus. Krankenhäuser müssen Geld verdienen, und das schlägt sich auch auf die Verpflegung nieder. In solchen Kliniken werden Entscheidungen vor allem daran festgemacht, was am profitabelsten ist. Das merkt man auch in der medizinischen Versorgung: Ich selbst habe schlechte Erfahrungen gemacht, als mir in einer Helios-Klinik beinahe ein Einkammerschrittmacher implantiert wurde, obwohl ich dringend einen Dreikammerschrittmacher benötigte. Der Grund dafür? Bei einer pauschalen Abrechnung macht es für die Klinik keinen Unterschied, ob das Gerät 3.000 oder 20.000 Euro im Einkauf kostet – für sie ist der Profit natürlich höher, wenn ein günstiges Aggregat implantiert wird. Solche Fehler hätten mich im schlimmsten Fall Lebenszeit gekostet und einen frühzeitigen Tod.
Hier müsste die Politik eingreifen. In meinen Augen gehört die medizinische Versorgung in staatliche Hand. Die Milliardengewinne, die aktuell von Konzernen gemacht werden, könnten dabei helfen, unser gesamtes Gesundheitssystem zu verbessern – und das nicht nur in Bezug auf die Verpflegung, sondern auch auf die Qualität der Betreuung und medizinischen Versorgung. Aber das ist eben Kapitalismus in Reinform, und solange dieser Mechanismus weiter so funktioniert, wird sich nichts ändern.
Natürlich gibt es Unterschiede zwischen Kliniken. Deshalb bevorzuge ich persönlich kleinere Krankenhäuser, wie das Klinikum in Friedrichroda. Dort habe ich deutlich bessere Erfahrungen gemacht, denn das Personal – ob Empfang, Pfleger:innen oder Ärzt:innen – geht einfach anders mit den Patient:innen um als in großen, profitorientierten Kliniken wie Helios. Die besten Erfahrungen habe ich mit Einrichtungen gemacht, die von Stiftungen geführt werden. Leider werden diese immer weniger, da sie oft von großen Ketten oder staatlichen Krankenhäusern übernommen werden.
Was mir dabei immer wieder Sorgen macht, ist eine Gruppe, die oft vergessen wird: Menschen, die keine Freunde, Familie oder weiteres soziales Umfeld haben, um ihnen mal etwas Ordentliches zu Essen zu bringen oder ihnen Zusatzangebote zu ermöglichen. In der heutigen Zeit ist es aber glücklicherweise immer öfter möglich, sich selbst auf Station Essen von Restaurants, Pizzerien oder Bringdiensten liefern zu lassen. Doch genau hier stellt sich wieder die Frage, was mit denjenigen ist, die sich das nicht leisten können. Sie sind komplett auf die Krankenhausverpflegung angewiesen – und da ist der Unterschied zwischen denen, die Alternativen haben, und denen, die keine haben, besonders drastisch.
Dasselbe Prinzip gilt übrigens nicht nur für Krankenhäuser, sondern auch für jede Form von Pflegeeinrichtung oder Seniorenwohnheim. Auch dort werden die (BKT) Beköstigungstage genauso berechnet, und auch dort sind die Lebensmittelbudgets entsprechend knapp bemessen. Es ist ein Problem, das unser ganzes System durchzieht, und eigentlich bräuchten wir einen gesellschaftlichen Wandel, um hier Gleichheit und Gerechtigkeit zu schaffen.
Mir persönlich macht das nichts aus, ich kann die paar Tage mit dem Krankenhausessen klarkommen. Ich habe auch das Glück, dass mir jemand etwas bringen kann, wenn ich es benötige. Aber für viele Menschen ist das nicht der Fall, und genau da sehe ich das eigentliche Problem.
Hehe, der Grieche, wieder mal bei einigen unangenehm aufgefallen mit seiner direkten Art ;)
Aber du hast recht, gute Ernährung ist das wichtigste außer einem intakten Umfeld, keiner von uns schüttet vorsätzlich Diesel in den hochgezüchteten AMG-Boliden der nur das gute Super verträgt, oder müsste manch einer halt mal drüber nachdenken. Wer täglich nur Pappe bei MCD oder in einem anderen solchen Laden ist, dem scheint seine Gesundheit wohl egal zu sein.
Und zum Thema Helios und Co., ich hatte es vor ein paar Jahren ja schon mal geschrieben, da helfen selbst gesetzliche Regelungen und Vorschriften nicht, weil die Geschäftsführung das letzte Wort hat (immer mit dem Auge auf den Aktionären, nicht den Patienten), damals hatte ich das Vergnügen mit diesen Herrschaften über Methoden der Verringerung ihrer Keimbelastungen in den Kliniken zu sprechen, mit einer erprobten Lösung die sehr günstig war im Vergleich zu den Leben die sie sonst kosten und den normalen Reinigungskosten der Kliniken. Man hatte sich damals einhellig dafür entschieden lieber den ein oder anderen Toten in Kauf zu nehmen anstatt eine anfängliche Mehrausgabe zu akzeptieren die sich innerhalb von 16 Monaten bezahlt hätte und danach die Kosten sogar reduziert hätte, ganz zu schweigen von der Reduktion der sterbenden Frühchen oder anderen Patienten, echt traurig das meine werten Kollegen kein Kreuz haben ihren Aktionären gegenüber.
Komm bald wieder auf die Füße und dann mach dir wieder selber was gutes und gesundes zu essen.
Grüße aus Andalusien
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Ciertamente amigo, a veces caemos en manos de servicios médicos mercantilistas que están más pendientes de la rentabilidad que de la salud del paciente.
Gracias por compartir tus experiencias y pensamientos..!
¡Un fuerte abrazo..!
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Toll geschriebener Artikel, den ich mir erlaube, auch auf X zu verlinken.
Ja, das ist kein neues Thema, aber leider kümmert es die Menschen zu wenig. Meist erst, wenn es sie selbst oder einen Angehörigen betrifft.
Natürlich sollen Krankenhäuser nicht profitorientiert arbeiten. Nur eine reine Verstaatlichung löst auch das Problem nicht, wenn man diese Häuser nicht streng und ordentlich führt. Es schleichen sich dort sonst Schlampereien, wie bei Staatsbetrieben gerne üblich, ein, weil man eh beamtet ist und die Gewerkschaft oder die Partei alles zudeckt.
Anyway! Wünsche Ihnen jedenfalls eine rasche Genesung!