Mit Schmerz in die Tiefe gehen

"Wenn wir in die Welt schauen und sehen, was Menschen mit Menschen anstellen: Diese ganze Dunkelheit, das ganze Drama, das ganze Theater, die ganze Gewalt, Abhängigkeit, Unterdrückung… dieses ganze schaurig-schrecklich-schöne Spiel... dann kommt es immer wieder vor – das kennt jeder hier im Kreis – dass uns das weh tut. Es tut einfach weh, das zu sehen, weil es so wenig unserer tiefsten inneren Herzenswahrheit entspricht. Wir können uns manchmal richtig fremd und verloren fühlen in dieser Welt.

Der Weg zu unserem inneren Frieden mitten in dieser verrückten Welt ist, dass wir jedes Mal – immer und immer wieder neu – wenn dieser Schmerz in uns ausgelöst wird, diesen Schmerz in uns fühlen, in uns aufsuchen, in uns umarmen und uns von diesem Schmerz in unsere eigene Tiefe führen lassen. Wenn wir diese Möglichkeit für uns kennenlernen, brauchen wir nicht mehr an dieser Welt zu verzweifeln. Wir brauchen auch nicht leiden an den Dingen, so wie sie sind. Schmerzen, die in uns ausgelöst werden, sind nicht Verletzungen, die von außen kommen. Es sind Schmerzen, die wir schon immer in uns getragen haben, die wir mitgebracht haben. Es sind tiefe Schmerzen der Seele.

Wir werden in Umstände hineingeführt und inkarniert, die diese alten in uns Schmerzen auslösen. Und der Weg der Heilung, der Befreiung und des Frieden Findens besteht in der Annahme dieser Schmerzen: Indem sie da sein dürfen, indem sie willkommen sind, indem sie gefühlt werden bis zu ihren äußersten Grenzen, führen sie uns in unsere eigene Tiefe. Schmerzen haben alle eine Grenze, auch wenn sie manchmal grenzenlos erscheinen. An der äußersten Grenze eines Schmerzes – ob es ein Liebesschmerz ist oder ein Weltenschmerz oder ein Trennungsschmerz oder was auch immer – berühren wir das, was grenzenlos ist: Unser SEIN!

Und da darf ich aus eigener Erfahrung etwas mit dir teilen. Das ist jetzt keine Theorie. Das durfte ich durch Gnade erleben: Wenn ein abgrundtiefer Schmerz, der eben noch überwältigend da war, bis zur äußersten Grenze da sein darf und gefühlt wird, kann er von einer Sekunde zur nächsten umkippen. Und da wo eben noch grenzenloser, abgrundtiefer Schmerz war, ist plötzlich pure Intensität, pure Extase und ein Frieden, eine Glückseligkeit, die alle Begriffe überschreitet.

Das ist unser wahres SEIN! So ist unser wahres SEIN!"

Maria Waldrast 2020 (Woche 1)
aus der Herzsitzarbeit
(geteilt von Timo, Foto: Pixabay/ Free-Photos)