Ayn Rands Anthem: Freiheit hochkonzentriert
Wer eine Einführung in das freiheitliche Denken haben möchte, kann sich natürlich gerne die wissenschaftlichen Werke von Mises, Rothbard, Hoppe und Co. durchlesen. Aber Sachliteratur ist nicht jedermanns Sache und Geschichten vermitteln Botschaften viel kraftvoller und intuitiver, was uns zu Ayn Rand führt. Viele Leute werden es sich dann aber zweimal überlegen, ob sie sich wirklich durch die 1000 Seiten von "Atlas Shrugged" kämpfen wollen(auch wenn sich das lohnt!). Zum Glück hat die Begründerin des Objektivismus schon knapp 20 Jahre vor ihrem Magnum Opus dessen wichtigste Ideen in einer kleinen Novelle namens Anthem verpackt, die schnell gelesen oder in gut 2 Stunden gehört ist.
Wie auch in Atlas Shrugged kämpft ein eigensinniger Held gegen eine Gesellschaft des Kollektivismus an. Allerdings ist die Welt von Anthem eine Dystopie, die nichts mehr mit dem Amerika des 20. Jahrhunderts zu tun hat, sondern eher eine Mischung aus Mittelalter und Huxleys "Brave New World" ähnelt. Die Menschen werden ohne Eltern vom Staat aufgezogen und müssen der Arbeit nachgehen, die ihnen zugeteilt wird. Die Gesellschaft ist so kollektivistisch, dass den Kindern nicht einmal das Wort "Ich" beigebracht wird, sie bezeichnen sich selbst daher stets als "Wir" und ihre Namen sind aus Ideologischen Begriffen und Zahlen zusammengesetzt(so heißt der Held der Geschichte "Equality 7-2521"). Die heutige Zivilisation hat einmal existiert in dieser Welt, allerdings ist darüber zu reden streng verboten und man ist technologisch auf dem Stand, dass die Kerze als eine große Erfindung gilt.
Der Protagonist schafft es schließlich aus der kommunistischen Ideologie auszubrechen, da er zwei Dinge gefunden hat, die ihm persönlich etwas bedeuten: Seine heimliche Forschung, durch die er das elektrische Licht wiederentdeckt und eine Frau, die er liebt und somit verbotenerweise über alle anderen stellt.
Nachdem er zum letzten Mal durch das System betrogen wurden, als der unfähige Rat der Wissenschaftler seine Erfindung zerstören will (sie würde schließlich das Kerzen-Department ruinieren!) flieht er mit seiner Frau in die Wildnis. Sie befreien sich nach und nach von der Gehirnwäsche, die ihnen ihr Leben lang verabreicht worden war und lassen sich schließlich in einem Haus nieder, das noch aus der untergegangen fortschrittlichen Zivilisation stamm. Dort will unser Held, der sich nun Prometheus nennt, eine freie Gesellschaft errichten, für sich, seine Frau, sein ungeborenes Kind und all die anderen, die er aus der Hölle aus der er kam befreien wird.
Der Aspekt der Flucht aus der unterdrückenden Gesellschaft und der Aufbau einer abgelegenen Basis, von der aus die Befreiung für alle (die es wert sind) erfolgen soll, findet sich später in Atlas Shrugged wieder. Mir gefällt an Anthem sogar besser, dass der Hauptcharakter ein Kind haben wird, dass er zur Freiheit erziehen kann. Die selbst kinderlose Ayn Rand fand es in ihren anderen Werken offenbar nicht möglich, diesen Aspekt einzubringen. Die Protagonisten scheinen nur zur Feier ihrer eigenen Großartigkeit miteinander zu schlafen, Kinder bekommen und aufziehen gehört nicht zu ihrem Repertoire. Dabei kommt man um die Erziehung nicht herum, wenn man eine freie Gesellschaft haben will, denn das Staatliche Bildungssystem macht die Menschen schneller verrückt als wir sie vernünftig machen können, um Stefan Molyneux zu paraphrasieren.
okay schön und gut aber was ist die moral von der geschicht???
leben lohnt sich oder nicht???
Na sicher lohnt es sich, wenn man auch die schrecklichste Unterdrückung aushalten kann, um schließlich auszubrechen und seine eigenen Ideale zu verwirklichen.
Oder wie meintest du das?