Did you pray last night?
Ich war als Backpackerin unterwegs in Australien. Als ich die Ostküste besuchte und mit meiner guten Freundin Bella in einem Hostel wohnte, sah ich eines Tages einen Steckbrief an der Wand. Ein alter Segler namens Ross suchte zur Verstärkung seiner Segelcrew ein paar helfende Hände, um 2000 km von Airlie Beach bis nach Sydney zu segeln. Diese Chance konnte ich mir nicht entgehen lassen. Bella war auch sofort begeistert. Obwohl ich bis zu diesem Zeitpunkt, was das Segeln angeht, keinerlei Erfahrungen hatte, meldete ich mich bei Ross und er entschied sich uns gemeinsam mit einem dreiunzwanzigjährigen Skipper Adam aus Amerika auf das große Abenteuer mitzunehmen.
Auf dem etwa 10 Meter langen Segelboot arbeiteten wir in Schichten. Wir waren so weit auf dem Südpazifik, dass ich in den neun Tagen, in denen ich an Bord war die Küste Australiens kein einziges Mal zu Gesicht bekam. Wir stoppten nie, sondern segelten ohne Unterbrechung. Die Schichten, in die wir aufgeteilt waren, erstreckten sich über jeweils vier Stunden. Es waren Tagschichten, aber auch Nachtschichten, in denen ich dafür verantwortlich war, dass das Segelboot auf Kurs blieb und die Segel genug Wind bekamen. Die Nachtschichten liebte ich am meisten. Ich lag an Bord und schaute in den dunklen von Sternen übersäten Himmel. Es war wunderschön. Ich kam mit dem Wünschen überhaupt nicht hinterher, so viele Sternschnuppen fielen vom Himmel.
Auf meiner Reise begegneten mir Wale, die mit ihren Kälbern ein paar Meter entfernt von unserem kleinen, auf dem riesengroßen Pazifik winzig klein wirkenden Bötchen, freudig aus dem Wasser sprangen. Auch Delfine gesellten sich für eine Weile zu uns und ritten auf dem vom Bug verdrängten Wasser, das kleine Wellen schlug. Am liebsten saß ich auf der Seite des Bootes und ließ die Beine baumeln. Als ich das mal wieder machte, sah ich kurz unterhalb meiner Füße einen etwa 3 Meter langen Tigerhai auftauchen. Mein Herz rutschte mir kurz in die Füße, doch dieses Gefühl wurde übermannt von einer enormen Faszination für diese wilden und eindrucksvollen Tiere.
Es war etwa 20 Uhr am achten Tag meines Segelabenteuers, als sich das Wetter plötzlich und ohne Vorwarnung änderte. Große, schwarze Wolken bildeten sich bedrohlich und verschluckten das kleine Boot in ihrer Dunkelheit. Blitze flackerten über den Himmel und schlugen 15 Meter von uns entfernt in das unruhige Wasser des Südpazifik ein. Als es dann noch anfing zu regnen und die Wellen so hoch waren, dass wir von einer Seite zur anderen geschleudert wurden, mussten wir unsere Regenschutzkleidung anziehen und uns mit Karabinerhaken an der Reling festketten, um nicht von der schwarzen Masse, in die sich das sonst so freundliche und klare Wasser verwandelt hatte, verschlungen zu werden.
Acht Stunden kämpften wir gegen diese Naturgewalt. Acht lange Stunden, in denen ich unzählige Male dachte, dass es das jetzt gewesen wäre. Meine letzte Reise, ohne meiner Mutter oder irgendeiner anderen Menschenseele Lebwohl sagen zu können, da wir keinen Handyempfang hatten. Ich weiß nicht mehr genau wann, aber ich erinnere mich an das erleichternde Gefühl, das meinen Körper durchfuhr, als die Sonne ihre ersten zaghaften Strahlen am Horizont zeigte. Wir hatten es geschafft. Das Meer hatte sich beruhigt. Ross, der alte, australische Segelmann stellte sich vor mich und fragte mich:
“Did you pray last night?“
Als ich ihm antwortete: „No, I didn´t.“, schaute er mich mit großen Augen an und erwiderte: „I did!“ Das zeigte mir, dass die Situation tatsächlich ziemlich ernst gewesen war. Wir segelten den nächsten Hafen an und Bella und ich verließen dankend das Boot, nachdem wir etwa 1000 Kilometer zurückgelegt hatten. Ross konnte das verstehen und bedankte sich für meine Hilfe.
Hört sich nach einer spannenden und aufregenden Segeltour an. Schöner Post!
@steemflower Vielen lieben Dank. Es freut mich sehr, dass es dir gefällt. :) Danke fürs Followen!
Das gibt's nicht!
Vorhin beim Frühstück habe ich an unsere Gruppe von damals gedacht.
Das war seit bestimmt zwei Jahren das erste Mal.
Mein Gedanke war, ich sei der einzige aus der Gruppe, der noch hier ist.
Schön, dass es nicht so ist!
Viel Spaß und bleib' gesund!
Hey @double-u, ich bin jetzt auch wieder hier :) Liebe Grüße
Hallo @frantastic. Schön dass Du wieder dabei bist. Mit deiner tollen Geschichte hast du mich gepackt. Resteem.
Hey @afrog, vielen lieben Dank für deinen Support :)
Ist doch selbstverständlich. Wenn heute jemand aus meinem Steemitschnuppern aktiv wird, ist das ein besonderer Moment für mich. Du bist übrigens die Einzige, die noch übrig ist. Alle anderen sind raus. Die Wenigsten haben überhaupt richtig angefangen. Es gibt viele Neuigkeiten, aber das erzähle ich gerne alles direkt, wenn ich wieder mal in Eurer schönen Stadt bin. Um dir das alles beizubiegen, würde ich mir die Finger wund tippen. Lebe dich erstmal wieder ein und sei nicht zu enttäuscht. Unsere Community #deutsch ist mittlerweile sehr, sehr klein geworden.
Das ist allerdings sehr schade, dass keiner mehr von uns übrig ist. Auch dass die deutsche Community so klein geworden ist :( Naja, aber ich lass mir den Spaß dennoch nicht verderben. Melde dich doch, wenn du mal wieder hier bist. Liebe Grüße.
Ja, ich bin tatsächlich ab und zu im Garten. Lukas habe ich aber schon lange nicht mehr gesehen. Ich sage nächstes Mal Bescheid. dann erzähle ich, was hier so los war und wo noch was los ist. Ach was! Eines muss ich sofort erzählen: Schau mal auf https://hive.blog/@frantastic.
Dann ahnst du vielleicht, was hier los gewesen ist. Du kannst dort mit deinem Steem-Schlüssel einloggen und ebenfalls Münzen mit Bloggen verdienen. Ich bin dort noch nicht aktiv, aber das hat Gründe, die dich vielleicht gar nicht interessieren.
@afrog oh cool. Vielen Dank für den Hinweis auf hive. Da schau ich doch glatt mal vorbei. Klar, melde dich doch einfach vorher, wenn du mal wieder im Garten bist. Ich freu mich :)
Vielen Dank für diesen interessanten Bericht, der die Faszination des Ozeans sehr spannend rüberbringt - ich war bei jedem Satz mit auf dem Segelschiff ;-)
Hast du nochmal Kontakt zu Ross und Adam gehabt? Haben sie die letzten 1000 km allein gepackt?
LG Chriddi
@chriddi Oh wow, das ist ja ein tolles Feedback und es freut mich sehr, dass es dir gefallen hat und du dich in deiner Phantasie auf dem Segelboot befunden hast. Ich habe mittlerweile leider keinen Kontakt mehr zu Ross und Adam. Als ich allerdings noch in Australien war, habe ich hin und wieder mit Ross telefoniert und beide Segler sind gut und sicher in Sydney gelandet. :) Vielen Dank fürs Followen!
was für ein mega geiler post...danke fürs teilhaben lassen....lg
@feuerelfe Oh, vielen lieben Dank!! Du glaubst gar nicht wie sehr ich mich über dein Feedback freue. Ich habe vor Jahren angefangen hier zu posten und möchte jetzt gerne weiter machen. Dein Kommentar motiviert mich sehr.
Danke, danke, danke <3
Steem on und weiter viel Erfolg...
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Aktueller Kurator ist @don-thomas