Muskelfasertypen (Part 2) - Eine Unterteilung in 2 Fasertypen reicht nicht aus!

in #deutsch7 years ago

Muskelfasertypen - Eine Unterteilung in 2 Fasertypen reicht nicht aus!

Letztes Mal haben wir die langsam zuckenden ST-Fasern und die schnell zuckenden FT-Fasern besprochen. Wäre zu schön gewesen, wenn dies die einzigen Muskelfasertypen gewesen wären. Leider weiß man schon lange, dass es im menschlichen Körper mindestens sieben verschiedene Muskelfasertypen gibt. Doch nicht alle finden sich in dort wieder, wo wir sie erwarten. Einige sind beispielsweise auf die Zungenbewegungen oder auf die Augenbewegung spezialisiert. Für Sportwissenschaftler also eher weniger interessant. Aus diesem Grund müssen wir zumindest drei verschiedene Fasertypen unterscheiden.

Intermediäre Muskelfasern sind sowohl FT- als auch ST-Faser... oder so

ST-Fasern werden auch als Typ-I-Fasern bezeichnet. Gleiches Prinzip gilt für FT-Fasern, die Typ-II-Fasern darstellen. Jedoch wird explizit bei den Typ-II-Fasern zwischen drei verschiedenen Muskelfasertypen des zweiten Typs unterschieden:

  • Typ IIx (die Muskelfasern, die wir als "weiße Muskelfasern" verstehen),
  • Typ IIa und
  • Typ IIc.

Was wir erstmal festhalten können: Blöd, viel und verwirrend. Aber unser Körper war noch nie einfach zu verstehen. Und immer wieder fasziniert er die Wissenschaftler, was für ausgeklügelte Mechanismen während der Evolution entstanden sind.

Aber wie stellen wir uns jetzt Typ-IIa- und Typ-IIc-Fasern vor? Zuallererst sei erwähnt, dass beide Muskelfasern relativ ähnlich und kaum voneinander zu unterscheiden sind. Zudem kommen Muskelfasern des Typs IIc nur äußerst selten vor. Deshalb fasst man beide Typen in der Sportwissenschaft als FR(fast-resistant)- oder FTo-Fasern zusammen. Manchen ist das zu doof und sprechen dann von intermediären Muskelfasern, was so viel heißt wie "die Fasern, die irgendwie dazwischen liegen". Ob FR oder FTo, beide Begriffe sollen die gleiche Bedeutung haben. Denn sie leiten sich aus den Eigenschaften dieses Muskelfasertyps ab. Intermediäre Muskelfasern sind nämlich

  • (relativ) schnell zuckend,
  • groß und schnellkräftig,
  • hellrot (also besser durchblutet als FT-Fasern, aber nicht so gut wie ST-Fasern),
  • relativ ausdauernd (ca. 30 min lang belastbar, deshalb FTo für oxidative Muskelarbeit oder FR für resistant) und
  • sie ermöglichen eine sehr gute Anpassung nach sportlichem Training.

Insbesondere der letzte Punkt macht die intermediären Fasern so interessant. Denn im Gegensatz zu ST- und FT-Fasern, die relativ fest vorgegeben sind, tendieren die intermediären Fasern sehr schnell dazu, sich anpassen zu wollen. Und diesen Vorgang konnte man auch schon in vielen Studien nachweisen.

Durch gezieltes Training kann man seine Muskelfasern verändern

Schon früh wusste man, dass man durch gezieltes Ausdauertraining immer besser wird. Das ist heute auch unbestritten. Anders sieht es jedoch beim Sprinten aus. Hier hört man des Öfteren den Satz "Zum Sprinter wird man geboren." - ist was dran?

Ja. Die Muskelfaserverteilung ist über genetische Komponenten vorgegeben. Da verschiedene Muskelfasertypen auch verschiedene Myosinketten, verschieden große Motoneurone, unterschiedlich aufgebaute Axone, unterschiedlich viele Blutgefäße, verschieden viele und verschieden große Mitochondrien sowie andere Enzymkonzentration aufweisen, scheint es logisch, dass eine rote Muskelfaser nicht plötzlich zur weißen Muskelfaser werden kann. Das trifft auch zu, allerdings nur, wenn man von der Umwandlung von Typ-I-Fasern zu Typ-IIx-Fasern spricht.

Anders sieht es aus, wenn wir von der Zunahme von Typ-I-Fasern (ST-Fasern) reden. Tatsächlich konnte man ziemlich genau zeigen, dass sich FT-Fasern durch durch gezieltes Ausdauertraining zu ST-Fasern umwandeln können. Bestimmte Proteine, wie z. B. Peroxisome proliferator-activated receptor gamma coactivator 1-alpha u. a., können bestimmte Mechanismen, die bspw. die Transkription der DNA betrifft, beeinflussen und so zu einer strukturellen Veränderung von Typ-II-Fasern zu Typ-I-Fasern führen. Dieser Prozess ist sehr komplex und muss weiterhin erforscht werden. Allerdings konnte man mehrfach nachweisen, dass eine Veränderung der Muskelfasertypen, v. a. beim Ausdauertraining, gezielt möglich ist. Dabei verändern sich die intermediären Muskelfasern viel bereitwilliger als die Typ-IIx-Fasern.

Warum diese Muskelfaserveränderung nicht von Typ-I- zu Typ-II-Fasern möglich ist, darüber wird noch spekuliert. Eine Annahme ist, dass der Trainingsreiz (z. B. über Schnellkrafttraining) nicht ausreichend ist. Im Gegensatz zum Ausdauertraining erfolgt so ein Training nur sehr kurzfristig.  Jedoch weiß man auch, dass sich schon veränderte Muskelfasern von FT- zu ST-Fasern auch wieder zurückbilden können. Aus diesem Grund ist die komplette Widerlegung einer Umwandlung von ST- zu FT-Fasern auch nicht möglich. 

Merke: Neben den ST- und FT-Fasern werden die FT-Fasern nochmals unterteilt. Man spricht von intermediären Muskelfasern oder von FR- bzw. FTo-Fasern. Diese bilden ein Zwischenglied, die sowohl Eigenschaften der ST- als auch Eigenschaften der FT-Fasern aufweisen. Das macht sie unentbehrlich für uns. Zudem tendieren sie dazu, sich schnell an Belastungsreize anzupassen.


 Das war Part 2 zu den Muskelfasertypen. Ich hoffe, der Beitrag hat euch gefallen! :)

 Euer Famulus  



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