War Karl Marx ein Kapitalist?

in #deutsch7 years ago (edited)

Wenn ein Deutscher von sich behaupten kann der allererste "Anarchokapitalist" im modernen Sinne gewesen zu sein, dann dürfte das Stefan Blankertz sein. 

In einem fulminanten Essay, der - um es vorweg zu nehmen - mein Bild von Karl Marx um 180 Grad gedreht hat, erwähnt er folgendes:

 1998 erfolgte ein Einschnitt sondergleichen. Es fand eine Konferenz der »International Society for Individual Liberty« in Berlin statt. 

Ich meine mich dunkel erinnern zu können, dass ich da auch war, aber das war lange vor Facebook und omnipräsenten Hand-Kameras.

Zurück zum Artikel. Ich habe die zwei aus meiner Sicht prägnantesten Passagen herauskopiert, die die geneigten Leser hoffentlich animieren, den vollständigen Text zu lesen. 11 spannende und vorzüglich formulierte Seiten mit großartigen Anekdoten über die intellektuelle Entwicklung einer Ikone des deutschsprachigen Libertarismus.

http://www.antibuerokratieteam.net/wp-content/uploads/2017/06/marx-blankertz.pdf

Er (Marx) analysiert den Einfluss, den der Staat auf das Wirtschaftsgeschehen nimmt. Dieser Einfluss wird von der klassischen Nationalökonomie vernachlässigt oder schöngeredet. Dagegen sieht Marx, dass der Staat immer ein Agent der Ausbeutung ist. Wie auch später Ludwig von Mises feststellen wird, dass die Funktion des Staats als »Zwangs- und Unterdrückungsapparat« sich nicht auflösen lässt, so kann auch nach Marx die Funktion als Agent der Ausbeutung vom Staat nicht abgelegt werden. Selbst wenn wir annehmen, dass Marx eine Übergangszeit auf dem Weg zur Anarchie für notwendig hielt, und selbst wenn wir diese Übergangszeit »Sozialismus« oder sogar »Diktatur des Proletariats« nennen wollen, dann ist es sicherlich immer noch falsch, dass Marx hier eine Verstärkung und Zentralisierung des Staats im Sinn hatte, wie Lenin, Stalin, Mao und die übrigen kommunistischen Gewaltherrscher behaupteten. Vielmehr schwebte ihm ein radikaler Abbau des staatlichen Repressionsapparats vor, die Abschaffung der Armee, die größtmögliche Verkleinerung und Dezentralisation der Verwaltung, wie er es in seiner Schrift zum Bürgerkrieg in Frankreich nach der Niederlage gegen Deutschland 1870 skizziert. Und vor allem keine Planwirtschaft, wie er es in seiner Kritik am  sogenannten Gothaer Programm 1875 der Partei formulierte, die dann später die SPD werden sollte. 


"In wieweit nun lässt Karl Marx sich als »Freund des Kapitalismus« bezeichnen? Sicherlich ist es nicht die Bezeichnung, die Marx für sich selber gewählt hat. Doch er war Anarchist in dem Sinne, dass er es nicht für möglich hielt, den Staat in den Dienst der Unterdrückten zu stellen statt in den Dienst der Herrschenden. Und er war Kapitalist in dem Sinne, dass er für ein Wirtschaften auf der Grundlage der freiwilligen Kooperation (anstatt der staatlichen Planung) eintrat. Der entscheidende Beitrag aber,  den Marx zur Theorie des Anarchokapitalismus leistet, ist die Analyse der ökonomischen Interessen der herrschenden Klassen, die sich im Staat Ausdruck verschaffen: Die Interessen all jener Klassen, die zusammen die herrschenden Klassen bilden, kämpfen um Einfluss auf die Politik mit dem Ziel, die Wirtschaft in ihrem Sinne zu deformieren. Das heißt, die nachteiligen Folgen der Staatstätigkeit und das Anwachsen des Staats folgt weder einem »Irrtum« der Regierenden noch »bösen« Absichten einzelner Politiker, sondern eben herrschende ökonomischen Interessen. In stark differenzierten politischen Umfeldern mit hoher Konkurrenz einer Vielzahl von Nutznießern der Staatstätigkeit ist die Analyse jener Interessen und dieser Nutznießer mitunter eine heikle Angelegenheit. Eine solche Analyse ist Aufgabe der anarchokapitalistischen marxistischen Kritik, die als Theorie unmittelbar praktisch wird, indem sie dabei hilft, den ideologischen Schleier zu lüften, der über der angeblichen Wohltätigkeit des Staats liegt. "


Sort:  

Also ich werde Marx nicht als AnCap bezeichnen. Ich finde auch nicht, dass man ein Anarchist ist, wenn man denkt, der Staat lässt sich nicht für die "sozial Schwachen" benutzen. Anarchist sein heißt den Staat und das Erstanwenden von Gewalt komplett abzulehnen.

Außerdem ist für einen AnCap alles Privateigentum. Das inkludiert auch die Produktionsgüter. Correct me if I am wrong, aber will Marx die nicht an das Kollektiv veräußern?

Ach ja, und wie lässt sich das unter einen Hut bringen? Ist Marx nicht Kollektivist - sieht er das Individuum noch nicht mal? Mises und Rothbard lehren uns, dass die Selbstbeherrschung unseres eigenen Körpers das fundamentalste Eigentum ist und aus ihm alles entspringt. Marx war kein Individualist.

Nun, ich verstehe auch nicht, warum man Marx auf seiner Seite haben will. Diese Zecke, die sich ihr ganzes Leben lang den Wanzt vollstopfen lies. Wir haben Rothbard, Mises, Hayek, Hoppe... Wir brauchen Marx nicht und Marx macht AnCaps nicht cool. AnCaps machen AnCaps cool.

Free the Market, End the State

Sorry für den Rant =D

Sehe ich auch so. Davon abgesehen, hat der alte Antisemit nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht viel Quark gelabert.

super geschrieben

Dagegen sieht Marx, dass der Staat immer ein Agent der Ausbeutung ist.

Und je weiter die Zeit nun voranschreitet, desto mehr Bürger in Deutschland/Europa sehen das ein. Eine Veränderung muss defintiv stattfinden.

very good posting ^^ keep the awesome work

"... Hallo @fabio, ich kenne dich hier bereits auf Steemit und folge deinen Posts. Soviel ich weiß, hatte Karl Marx kein schlechtes Leben gelebt, oder?..."

We are ONE
@zeuss11

Danke. Das ziehe ich mir tatsächlich komplett rein.

Marx war ein hervorragender Analyst. Aber versuch das mal einem Ami zu sagen, dann flippen die meisten da schon aus.
Von Details mal ganz zu schweigen.

Also an meinem negativen Bild von Marx kann das erstmal nicht rütteln. Werde erst reinschauen wenn ich von anderer Seite was über ihn finde.

danke für den post 🤔

Also was aus den ganzen Marx-followern heute geworsten ist. Sie sind ja selbst unterdrücker geworden. Siehe China und ihre kommunistische Partei die die ganzen Leute eher in die Armut führt und vor keinen Moralischen Grundprinzipien mehr halt macht.

Ich treffe oft Leute die von seinen Theorien eher verwirrt werden als irgendwie wirklich befreit oder "Erleuchtet" hervorgehen.
Danke erstmal.

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