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RE: Die angeblichen Parallelen zwischen der Flüchtlingskrise 2015 und den Heimatvertriebenen 1945

in #deutsch7 years ago (edited)

Puh das ist mal ein Artikel. Wo soll ich nur anfangen?

Zunächst einmal zu ihrer Premisse und den Auszügen aus dem Artikel

Ich weiß nicht aus welcher Quelle sie den angeblichen Vergleich zwischen den heutigen Flüchtlingen und Heimatvertriebenen haben. Mir ist dieser Vergleich allerdings neu.
Dann möchte ich anmerken, dass die Poleizei nur einen Anstieg der Diebstähle dementiert, aber zugibt, dass es eine Reihe von anderen Straftaten gibt, deren Zahl gestiegen ist. Natürlich ist die Qualität dieser Aussage zweifelhaft, da nicht spezifiziert wird, um welche Tatbestände es sich handelt oder wer die Täter sind. Im Zweifel sollte die Kriminalstatistik 2017 hier konsultiert werden, jedoch scheint diese nicht vorzuliegen. Der Trend von 2016 spricht jedoch gegen eine massive Kriminalität durch Flüchtlinge

Zu den "implizierten angeblichen Eigenschaften" von Flüchtlingen

Nun komme ich auch schon zu ihren diversen Aussagen, die immer wieder versuchen subtil ein negatives Bild von Flüchtlingen zu zeichnen. Während ich einzelned auf diese Punkte eingehen werde, ist ihnen doch gemein, dass sie keine direkte Anklage sind, sondern suggestiv in diesen Artikel eingestreut wurden. Über ihre Intention dafür möchte ich keine Aussage treffen, da es sich ja auch um ein reines Versehen ihrerseits gehandelt haben könnte, doch dann sollten sie in zukünftigen Debatten entsprechend darauf auchten. Genug davon.

Flüchtlinge verstehen nur harte Strafen

Nun ich mag nicht bestreiten, dass es in Flüchtlingsheimen zur Gewalt zwischen den Bewohnern kommt, allerdings sehe ich hier das Problem in erster Linie nicht bei den Menschen. Aktuell ist unsere Politik derart, dass einige Flüchtlingsheime aufgrund fehlender Mittel mehr wie Gefängnise geführt werden. In diesem Zusammenhang möchte ich auf dieses Paper verweisen. Es zeigt, dass Menschen die in ähnlichen Bediengunen, wie sie halt in unseren Flüchtlingsunterkünften herrschen, eben desozialisiert werden. Dazu kommt in diesem besonderem Fall noch psychologischer Druck, sei es durch die Eindrücke der Flucht oder die Angst um Familienangehörige (mehr dazu später).
Und dann nach harten Strafen rufen ist hier keine Lösung. Gefängnis ist wie bereits angedeutet keine Lösung und eine Abschiebung ist nunmal mit rechtlichen Bediengungen verknüpft, an denen man nicht leichtfertig schrauben sollte.
Dazu noch die Anmerkung, dass die Bezeichnung Wildnis für die Herkunftsländer nicht der passende Begriff ist. Die wenigen Flecken Wildnis, die es auf diesem Planeten noch gibt, sind zum Großteil abgelegene Dschungelgebiete in Südamerika. Ihre Verwendung des Wortes ist dagegen suggestiv, für den Vergleich von Flüchtlingen aus diesen Ländern mit Barbaren oder im schlimmsten Fall wilden Tieren. Ein sehr ungünstiger Vergleich in meinen Augen.

Die männlichen Flüchtlinge lassen pfeige ihre Familien zurück

Zwei Sachen zu diesem Vorwurf:
1. Er ist falsch. Wenn sie schon den Vergleich mit den Heimatvertrieben heranziehen, so muss man auch die Seite der heutigen Flüchtlinge betrachten: Wir reden hier von eine Reise über Wochen, wenn nicht Monate, bei der sie sich mit Schleppern, Wegelagerern und anderen Gesocks rumschlagen muss. Es wäre wahnsinn zu erwarten das Frauen "unbelästigt" und Kinder unbeschadet lese nicht ertrunken oder verhungert Europa erreichen würden. Wenn man sich ansieht, wie viele Flüchtlinge auf der Strecke bleiben, so ist es eigentlich fast schon mutig bis wahnsinnig sich heute auf den Weg zu machen. Auf der anderen Seite sind diese Menschen nunmal wirklich verzweifelt.
2. Sie lassen ihre Familien auch nicht im Stich. Nein sie wollen ja, dass ihre Familien nachziehen dürfen. Diesmal aber legal und über sichere Routen, wie Flugzeugen, sodass ihnen die Gefahren der Reise erspart bleiben. Nur leider wissen wir ja, wie es mit dem Familiennachzug in Deutschland aussieht.
Alles in allem sind viele dieser Männer zuvorderst, um das Schicksal ihrer Familien besorgt und die Ungewissheit macht vielen zu schaffen und Verzeiflung führt Menschen dazu Dummheiten zu tun. Doch hier in Deutschland gilt für die Bürger in solchen Fällen Milde vor Strafe.
Erst letzten hatten wir in meinem Landkreis einen Serien-Brandstifter, der Mitglied der Feuerwehr war und sich mit den Feuern Aufmerksamkeit und durch die Teilnahme an den Löscharbeiten Anerkennung verdienen wollte, die er im familären Umfeld nicht erhalten hat. Anstatt in Wegzusperren wurde er zusammen mit seiner Familie in offene Therapie entlassen. In diesem Sinne sollte man nicht mit zweierlei Maß messen.

Flüchtlinge sind alle viel zu reich

Nun dies ist nur ihre Wahrnehmung. Nach Deutschland kommt nur der, der sich die Flucht leisten kann. Es gab 2016 auf der Welt schätzungsweise 65,6 Millionen Flüchtlinge(Quelle) davon sind aber nicht einmal 5% hier in Deutschlan angekommen und dass wenn man von 890 Tausend Flüchtlingen, dem hoch aus 2015, in den letzten drei Jahren ausgeht. Wer hier also ankommt hatte einfach noch Geld übrig.
Wenn sie sich jetzt beschweren wollen, dass die Flüchtlinge das Geld nicht für Handys ausgeben sollten, dann sollten sie beachten, das ein Telefon ihnen den Kontakt zu ihrer Familie ermöglicht, es ist für viele eine wichtige Stütze gegen die Verzweiflung.
Darüber hinaus gibt es bestimmt genug Flüchtlinge hier in Deutschland, die nur von dem Leben, was wir ihnen überlassen.

Eigene Vergleiche mit der Situation von 1945

Dafür das sie den Vergleich zwischen 1945 und heute nicht möchten, verwenden sie ihn allerdings äußerst häufig. Und ich stimme ihn zu er ist unangebracht. Deutschland oder zumindest der von allierten kontrollierten Gebieten wurde mit dem berühmten Marshallplan akut die Möglichkeit gegben, dass die Heimatvertrieben am Wiederaufbau ihres eigenen Landes(denn sie waren ja Deutsche immerhin) mitwirken konnten. Sie hatten einen Sinn, eine Beschäftigung. Die heutigen Flüchtlinge wiederum sind fernab ihrer Heimat, müssen zusehen, wie ihre Heimat in einem Feuersturm vergehen und sind zur Untätigkeit verdammt. Das Resultat kann Verzweiflung sein und hierzu habe ich bereits meine Meinung zuvor dargelegt.

Fazit

Es gäbe noch ein paar andere Punkte, zu denen ich etwas sagen könnte, wie dem Begriff der "fünften Gewalt für alternative Medien", die allerdings zu sehr sich von der Flüchtlingsthematik entfernen würde. Aber danke für die Inspiration für einen zukünftigen Blogeintrag zu dem Thema. :D
Alles in allem kann ich ihrer Position nicht zustimmen. Die Probleme und Vergleiche, die sie hier aufzeigen, sind entweder zu großen Teilen das Verschulden der Stimmen gegen Flüchtlinge, wie ihnen oder sie sind schlichtweg nicht stimmig mit den Fakten. Ihre Angst vor einer ethnischen Heterogenisierung ist schlichtweg falsch. Sollte Europa alle 65.5 Millionen Flüchtlinge aufnehmen, wären gerade einmal 9% der Bevölkerung Flüchtlinge und hier müsste man natürlich noch die innereuropäische Migration, sowie den Teil abziehen, der gar nicht auf dem Weg nach Europa ist, die sog. Binnenflüchtlinge.
Auf der anderen Seite ist der Begriff "Ethnischen Heterogenisierung" für meinen Geschmack gleichzusetzen mit dem Rassengedanken der Nazis, nein vielen Dank.
Mein konkreter Vorschlag an sie wäre es, dass sie sich entweder vom Vergleich mit der Situation von Deutschland 1945 und Syrien/Afrika usw. heute entfernen oder sich dafür einsetzen, gleiche Ausgangsbedienungen zu schaffen, sprich den politischen Einsatz Deutschlands zur Beendigung der Kriege mit einem anschließenden Marschallplan für diese Länder, um sie wiederaufzubauen.

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