Die Bedeutungstransformation von FotossteemCreated with Sketch.

in #deutsch7 years ago

Lässt man seinen Blick durch Menschenmengen schweifen, so können Menschen überall dabei beobachtet werden, wie sie Fotos schießen - sei es am Bahnsteig, im Restaurant oder Biergarten, im Vorlesungssaal oder auf dem Gipfel eines Berges. Die Kamera ist steter Begleiter Vieler. Was fotografieren all diese Menschen? Manchmal scheinen es die größten Trivialitäten zu sein - das tägliche Frühstück oder Mittagessen, die Maß Helles, Plakate und Poster, kleine oder große Gegenstände, die ihnen auf der Straße begegnen, das hundertste Foto von Freundinnen und Freunden oder der Familie... Eine kleine Aufzählung an Fotoobjekten und -subjekten.

So stellte ich mir kürzlich die Frage, welche Bedeutungen all diese Fotografien für all diese verschiedenen Menschen haben.
Die konkreten Fragen, die mich beschäftigten waren folgende: Ist ein Foto die bloße Konservierung eines Momentes? Oder ist die Aufgabe eines Fotos die Schlüsselreizsetzung zur Erinnerung?

Ich persönlich würde die Bedeutung von Fotografien in genau dem Transformationsprozess sehen - Konservierung und Schlüsselreizsetzung liegen hier sehr nah beieinander. Den Unterschied zwischen den beiden Bedeutungen sehe ich darin, dass die "bloße Konservierung eines Momentes" darin liegt, Aufnahmen zu machen, um sicherzustellen, dass eine bestimmte Erinnerung, zumindest extern, "vorhanden" ist. Unter "das Foto als Schlüsselreizsetzung zur Erinnerung", verstehe ich einen bewussten Zugriff auf Erinnerungen, die ich nur noch spärlich in meinem Kopf abrufen kann und mir dementsprechende Unterstützung durch Fotografien schaffe.

Mein Umgang mit Fotos ist ein recht selektiver - ich fotografiere nicht alles, was mir ins Auge sticht - ich fotografiere alles, woran ich mich später erinnern möchte. Ich kenne reichlich Menschen, die der Auffassung sind, dass man sich an die signifikanten Momente im Leben ohne Momentaufnahme erinnern sollte. Das möchte ich aber gar nicht, denn ich möchte sicherstellen, dass mir jener Moment erhalten bleibt. Aus, für mich besonders bedeutenden Momenten, bastele ich ein Fotoalbum. Andere Fotos wiederum rücken in den Hintergrund- doch wer weiß, welche Erinnerungen ich in 5, 10 oder 15 Jahren abrufen möchte.

So würde es mich interessieren, welche Bedeutung Fotos für euch haben. Finden die Fotos nach dem sie gemacht wurden noch weitere Verwendung oder bleibt es dabei, sie einfach verstaut zu haben? Bilden sie ein externes Gedächtnis und somit einen Erinnerungsträger eurer Lebensgeschichte? Sind diese Aufnahmen in ihrer Bedeutung sehr intim oder möchtet ihr diese Momente mit anderen teilen?

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I'll answer in english. As far as I understood, ou asked about the various reasons for people taking pics. Of course there might be many. The main reason is in my opinion to give your own life importance. As since there are digicams and smartphones it is so cheap and easy. Most of the pics are trivial.

@steemit.nemesis, thanks for your answer! Yes, that was the question. I was also asking myself, why people are taking so many pictures of nonsense - is this the way to give your own life a meaning?

Du hast hier eine interessante Fragestellung aufgeworfen. In der heutigen Zeit ist das Fotografieren von Situationen im Alltag eine derartige Selbstverständlichkeit geworden, dass kaum noch jemand über die Beweggründe nachdenkt. Du bist anders und eröffnest hier eine Reflexion darüber. Wenn man nur die wirklich wichtigen Momente im Leben festhalten wollte, würden nicht so viele Fotos gemacht werden. So sind die meisten genau so flüchtig wie das Erleben selbst. Das Festhalten der Highlights des eigenen Lebens mit Fotos mag zwar die Bedeutung der jeweiligen Situation unterstreichen, birgt aber die Gefahr, dass eine Ablenkung vom Eigentlichen entsteht. Andererseits kann dem eigenen Erleben mittels der Aufbereitung durch liebevoll gestaltete Fotobücher ein zusätzlicher dauerhafter Wert gegeben werden. Und das wollen wir doch alle: Unserem eigenen Leben Wert und Bedeutung beimessen. Ansonsten gäbe es auch keine Philosophen; weder die großen, noch die kleinen wie du und ich.
Vielen Dank für diese Anregung zum Nachdenken.

@freiheit50, vielen lieben Dank für deine Antwort. Über genau den Gedanken bin auch ich gestolpert - die Selbstverständlichkeit alle Trivialitäten des Alltags abzulichten. Nur weil wir die Möglichkeit haben, dies zu tun, heißt es ja nicht zwangsläufig, das wir es machen müssen.
Dadurch, dass es genügend Social Media Plattformen gibt, diese "guten Gründe" hochzuladen und zu präsentieren, gibt es im Umkehrschluss aber auch genügend Menschen auf der anderen Seite, die sich diese guten Gründe ansehen. Ist das nicht verrückt? Das Frühstück einer anderen Person ist plötzlich interessant. Wieso? Weshalb? Warum?

Aber ich gebe dir völlig recht - auch in der Retrospektive möchte man seinem Leben Wert und Bedeutung beimessen. Gilt sowohl für Menschen, die Momente bewusst festhalten, als auch für jene, die alle Trivialitäten mitnehmen. Wüsste gerne einmal, wie sich das alltägliche in der Retrospektive erinnern lässt.

Wow! That is one that would have been awesome to see in person.

Thanks - yes, it was wonderful!

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