Postmodernismus erklärt: Skeptizismus und Sozialismus von Rousseau bis Foucault - Teil 75v100

in #deutsch6 years ago (edited)

Das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks setzt sich kritisch mit dem Postmodernismus auseinander und liefert eine Erklärung für dessen Funktionsweise. Als Leitkultur westlicher Kulturen wird der Postmodernismus von vielen Intellektuellen, Akademikern, Künstlern und Politikern vehement unterstützt. Gleichzeitig zeigen sich aber auch in Deutschland immer mehr die negativen Auswirkungen dieses Systems philosophischer - oder sich philosophisch gebender - Axiome, weshalb es von größter Bedeutung ist, den Postmodernismus in seinen Eigenschaften und in seiner Tragweite zu verstehen. Die Vorlage ist das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks, die Übersetzung ein Eigenprodukt.

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Auf den Vertrauensverlust in die Vernunft folgte, dass die Intellektuellen nun noch weniger Vertrauen hatten in die Fähigkeit des Einzelnen zum abstrakten Argumentieren. Es ist schon schwer genug für ausgebildete Intellektuelle, die gesamte Menschheit als letztlich einer einzelnen alle umfassenden Klasse angehörend anzusehen, in der alle die selben Interessen haben, wie es der klassische Marxismus erforderte. Allerdings - wie die epistemologisch weniger hoch denkenden Theoretiker zu Beginn der 1950er dachten - können wir wirklich erwarten, dass wir im Kern unseres Wesens alle Brüder und Schwestern sind? Können sich die Massen überhaupt als eine harmonische internationale Klasse sehen? Die intellektuellen Potenziale der Massen sind viel zu sehr begrenzt, so dass wenn man zu ihnen spricht, über jenes sprechen muss, was für sie wichtig ist und was sie verstehen können. Was die Massen zu verstehen in der Lage sind und was sie machen lässt sich gliedern in ihre sexuellen, rassischen, ethnischen und religiösen Identitäten. Sowohl die epistemologische Genügsamkeit als auch die Frage der effektiven Kommunikationsstrategie sorgte dann dafür, dass es eine Verschiebung vom Universalismus zum Multikulturalismus gab.

Ende der 1950er bis Anfang der 1960er kam ein bedeutender Anteil der Linken zu noch einem Schluss, wie ihn die kollektivistische Rechte zuvor gezogen hat: Vergesst Internationalismus, Universalismus und Kosmopolitismus; konzentriert euch auf kleinere Gruppen auf Basis ethnischer, rassischer oder anderer Identitäten.

Ein weiteres Symptom, an dem sich die Ablehnung der Vernunft ablesen lässt war die heftig aufkommende Bewunderung von Mao in China unter den jüngeren Radikalen. Sie hafteten weniger an der Sowjet Union als die vorherige Generation Linker, weshalb sich viele der jüngeren Generation geradezu enthusiastisch dem dortigen Kommunismus in der Praxis und dem maoistischen Marxismus in der Theorie zuwanden. Maos Kleines Rotes Buch wurde an den Universitäten wie wild gelesen und von den Revolutionären in spe intensiv studiert. Von diesem absorbierten sie Maos Lehren, wie man eine Revolution aus purem politischem und ideologischem Willen heraus lostritt und es nicht erst der sich selbst herausbildenden materiellen Vorbedingungen bedarf, dazu wie man pramatisch und opportunistisch und bereit sein muss, dass man uneindeutige Sprache und sogar Brutalität zu verwenden hat - und am allerwichtigsten, dass man einen permanenten und militaristischen Aktivismus bis zum Punkt der Wildheit und Irrationalität betreiben muss. Egal wie, hauptsache Revolution!

Effektiv hatte dies zur Folge, dass diese Linken mit der kollektivistischen Rechten übereinstimmte, was diese schon lange vertrat: Der Mensch ist in seinem Wesenskern nicht rational - und politisch sind es die irrationalen Leidenschaften, an die es zu appellieren und die es zu verwenden gilt.

Die Lehren des Maoismus mussten danach nur noch mit den Lehrern des wichtigsten Philosophen der Neuen Linken Herbert Marcuse verflochten werden.

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Interessant, bin gespannt auf die morgige Fortsetzung :)

Freut mich;-)

Das ist wirklich ein sehr interessantes - und auch haarsträubendes - Buch. Ich hätte nie gedacht, dass die Leute tatsächlich so sehr hirnverbrannt sind. Und es ist angesichts der Macht dieser Leute überaus beängstigend.

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