Postmodernismus erklärt: Skeptizismus und Sozialismus von Rousseau bis Foucault - Teil 70v100

in #deutsch7 years ago

Das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks setzt sich kritisch mit dem Postmodernismus auseinander und liefert eine Erklärung für dessen Funktionsweise. Als Leitkultur westlicher Kulturen wird der Postmodernismus von vielen Intellektuellen, Akademikern, Künstlern und Politikern vehement unterstützt. Gleichzeitig zeigen sich aber auch in Deutschland immer mehr die negativen Auswirkungen dieses Systems philosophischer - oder sich philosophisch gebender - Axiome, weshalb es von größter Bedeutung ist, den Postmodernismus in seinen Eigenschaften und in seiner Tragweite zu verstehen. Die Vorlage ist das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks, die Übersetzung ein Eigenprodukt.

Zur vorangegangenen Passage geht es hier.

Die Reaktion auf die Krise: Eine Anpassung der ethischen Standards des Sozialismus

Was einst die monolithische marxistische Linke war spaltete sich fortan auf in zahlreiche Lager. Alle diese Lager anerkannten aber, dass falls der Kampf gegen den Kapitalismus fortgesetzt werden soll, dann gilt es, sich zuallererst vom Sozialimus der Sowjet Union zu distanzieren. Wie bereits die Katastrophe des Nationalsozialismus in Deutschland kein Sozialismus war, so war von nun auch die Katastrophe des Kommunismus in der Sowjet Union kein Sozialismus. Tatsächlich gab es nirgendwo eine sozialistische Gesellschaft, weshalb das Fingerzeigen auch schlichtweg sinnlos war.

Ohne echte sozialistische Länder, die als Positivbeispiele für die sozialistische Praxis herhalten könnten, bestanden die neuen Strategien fast ausschliesslich im Kritisieren der liberalen kapitalistischen Länder.

Die erste wichtige neue Strategie erforderte eine Veränderung der ethischen Standards, anhand derer der Kapitalismus angegriffen wurde. Die traditionelle Kritik am Kapitalismus bestand in den Armutsursachen: Abgesehen von einigen wenigen sehr reichen an der Spitze der sozialen Pyramide treibt der Kapitalismus die meisten Menschen in die reine Subsistenz. Daher ist der Kapitalismus amoralisch, da es die erste Aufgabe eines jeden sozialen Wertesystems ist, die grundlegenden Bedürfnisse der Bevölkerung zu decken. Dieser ethische Standard für die Kapitalismuskritik fasste Marx in seiner Kritik des Gothaer Programms in einem Spruch zusammen: "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen." Die Befriedigung der Bedürfnisse war damit ein fundamentales Kriterium der Moralität.

In den 1950ern aber wurde es quasi unmöglich, dem Kapitalismus die mangelnde Befriedigung der Bedürfnisse vorzuwerfen. Tatsächlich hat der Kapitalismus die Bedürfnisse so gut befriedigt, dass die Menschen fett und träge wurden und der revolutionäre Geist fast völlig abhanden kam. Ein so gearteter moralischer Standard, bei dem es um grundlegende Bedürfnisse geht, war daher nicht mehr geeignet als Kritikpunkt am Kapitalismus.

Fortsetzung folgt morgen

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