19 Jahre Südostasien - willkommen in der Wildnis (Teil 3) 🌴steemCreated with Sketch.

in #deutsch7 years ago (edited)

Hallo steemit Community, ich wünsche euch gute Unterhaltung beim dritten Teil von "19 Jahre Südostasien", die Geschichte meiner Auswanderung.

Mittlerweile hatte in Thailand die Regenzeit begonnen und es befanden sich nur noch sehr wenige Touristen auf der Elefanteninsel "Koh Chang". Überall herrschte eine total entspannte Atmosphäre fernab jeder Hektik. Die traumhaften Strände waren menschenleer und auf der einzigen Inselstraße, hätte man sich vollkommen gefahrlos hinlegen können, um ein Nickerchen zu machen.

An manchen Tagen regnete es ununterbrochen und es zogen mitunter heftige Gewitter auf. Stromausfälle waren an der Tagesordnung, aber alle nahmen es gelassen. Meist herrschte extrem hohe Luftfeuchtigkeit, sodass Wäsche nur schlecht trocknete und Lederprodukte, wie Gürtel, Taschen und Schuhe in kürzester Zeit mit einer weißen Schimmelschicht überzogen waren.

Das Fahren mit dem gemieteten Motorrad wurde nun zu einer besonderen Herausforderung. Die starken Regenfälle hatten die größtenteils unbefestigte Inselstraße in eine Schlammpiste verwandelt. Beim Umfahren der noch größer gewordenen Schlaglöcher musste man höllisch aufpassen, dass man nicht auf der glitschigen roten Erde ausrutschte, oder im Schlamm stecken blieb. So wurde jede Fahrt zum nächsten Küstenort oder Strand zu einem Erlebnis, das vollen Einsatz erforderte.

bucht_koh_chang.jpg

Auf der ganzen Insel gab es damals nur eine Handvoll Autos. Die meisten davon waren Pick-up Taxis, die zu bestimmten Zeiten zwischen der Anlegestelle der Fährboote und den einzelnen Dörfern und Ansiedlungen pendelten. Auf ihnen wurde so ziemlich alles transportiert, was auf der Insel benötigt wurde. Der allergrößte Teil der Inselbevölkerung bewegte sich jedoch mit den für Südostasien so typischen 125 ccm Motorrädern fort.

Hin und wieder sah man einen freundlichen Insulaner, nur in Shorts gekleidet und mit einer Flinte über der Schulter in den Dschungel zum Jagen gehen. Besonders beliebt waren Wildschweine und große Eichhörnchen, aber einige haben sich ab und zu auch einen Affen auf den Grill gelegt.

Wenn man in der Dunkelheit zu Fuß unterwegs war, konnte es passieren, das plötzlich ein Rudel wilder Hunde auftauchte, und versuchte einen zu attackieren. Für diesen Fall hatte man mir empfohlen einen Knüppel dabei zu haben, mit dem man sie leicht verscheuchen konnte. Das funktionierte in der Tat, ganz problemlos. Ich sog das alles auf wie ein Schwamm und kam mir vor, wie in meinem eigenen Abenteuerfilm.

Es viel mir schwer mich von all dem zu lösen, auch wenn es nur für einen Tag war. Dieser kam dann aber, denn die Verlängerung meines Visums stand an. Es war das erste Mal, dass ich etwas von der Provinz sehen sollte, zu der die Elefanteninsel gehörte. Was für eine Visaverlängerung zu tun war, hatte ich vorher bereits von Anderen gehört. Also machte ich mich eines schönen Tages am frühen Morgen auf, um zur kambodschanischen Grenze zu fahren.

Das bedeutete zuerst mit dem Pick-up Taxi über die Berge zu den Fährboten. Danach die Überfahrt mit dem Holzboot an das Festland. Von dort ging es dann weiter mit einem Pick-up Taxi bis in die Provinzhauptstadt "Trat". Mitten im Zentrum, nahe der großen Markthalle befand sich der Platz, wo die Mini-Van-Taxis ankamen und abfuhren. (Mini-Van-Taxis sind meist 11-sitzige Kleinbusse, die überall in Südostasien zur Personenbeförderung eingesetzt werden.)

Als ich dort stand, wünschte ich mir, dass meine neue Partnerin bei mir gewesen wäre, aber die ist leider auf der Insel geblieben. Das waren nämlich nicht die Mini-Van-Taxis, mit denen die Touristen fuhren, sondern die, welche von der lokalen Bevölkerung genutzt wurden. Kein Mensch dort sprach ein Wort Englisch und alles funktionierte nur auf Zuruf. Schließlich gelang es mir den Wagen zu finden, der dort hinfuhr, wo ich hinwollte.

koh_chang_dschungel.jpg

Die Fahrt dauerte eine gute Stunde und endete auf einem großen Parkplatz nur wenige Schritte vom Grenzübergang entfernt. Auf thailändischer Seite gab es ein paar Häuser und Buden, an denen Souvenirs, Obst, Nudelsuppe, Werkzeug, Kleidung aus Armeebeständen und allerlei Krimskrams angeboten wurde. Die kleine Grenzstation war zwar einfach, aber alles machte einen professionellen Eindruck. Man stempelte die Ausreise in meinen Pass und wünschte mir alles Gute.

Auf der kambodschanischen Seite sah ich schon die schmuddelig und zerlumpt wirkende Meute an Kindern und jungen Männern, die alle auf mich zu warten schienen. Ich war der einzige Ausländer weit und breit und kaum hatte ich einen Fuß auf kambodschanischen Boden gesetzt, stürmten sie auf mich zu. Alle redeten zur selben Zeit auf mich ein: "Hello Sir, welcome to Cambodia!", "Sir, do you want Taxi?, "Do you want Hotel?", "Do you want Lady Bum Bum?", usw.

Ich wollte nichts von all dem, sondern nur mein Visum um weitere 30 Tage verlängern und schnell wieder zurück nach Koh Chang. Trotzdem folgte mir die Meute bis in das kambodschanische Grenzhäuschen. Hier bot sich mir ein Bild, wie aus einem mexikanischen Desperadofilm. In dem sonst kahlen Raum standen ein großer Holztisch und ein paar alte blaue Plastikstühle, es war überall schmierige und dreckig. An einem Nagel in der Wand hing eine angerostete AK-47 Maschinenpistole.

Zwei grimmig dreinblickende Grenzbeamte saßen gelangweilt am Tisch. Einer von Ihnen trug zu seinen Uniformhosen ein fleckiges Unterhemd und beide hatten Badelatschen an. Auffallend war der dicke goldene Ring, mit dem großen Stein, am Finger des Einen, wahrscheinlich der Chef. Wortlos wurde mir ein Formular hingeschoben, einen Kugelschreiber konnte ich nirgends ausmachen. Egal, ich hatte einen dabei.

bananen_plantage_koh_chang.jpg

Die Meute stand immer noch dicht bei mir und schaute interessiert zu, wie ich das Einreiseformular ausfüllte. Einige kamen dabei so dicht an mich ran, dass ich sie wegschieben musste. Die Grenzbeamten hat das alles überhaupt nicht interessiert. Danach gab ich dem Einen davon das Formular, ein Passbild und meinen Reisepass. Er fragte mich auf ziemlich gutem Englisch, ob ich in Kambodscha bleiben, oder sofort wieder ausreisen wolle? Ich sagte ihm, dass ich gleich wieder zurück nach Thailand gehe und schon hatte ich nicht nur einen Einreise-, sondern auch einen Ausreisestempel im Pass.

Wieder zurück auf thailändischer Seite, war ich die aufdringliche Meute endlich los. Nach dem gerade Erlebten kam mir der thailändische Grenzbeamte, mit seinem freundlichen Lächeln und der korrekten sauberen Uniform, wie jemand aus einer anderen Welt vor. Schnell waren die Formalitäten meiner Einreise erledigt und schon kurze Zeit später saß ich wieder im Mini-Van-Taxi, auf dem Rückweg in die Stadt "Trat". Dass ich, wenn ich zukünftig auf Koh Chang in Thailand leben wollte, diese Tour jeden Monat vor mir hatte, war mir klar.

Nun stand nur noch die Rückreise nach Deutschland an, damit ich mich von meinen Eltern verabschieden, meine Wohnung auflösen und mich offiziell abmelden konnte. Diese Angelegenheit belastete mich hin und wieder. Meine Eltern, zu denen ich ein sehr gutes Verhältnis pflegte, hatte ich zwar telefonisch informiert, dass ich länger in Thailand bleiben werde, aber von meinen endgültigen Plänen wussten sie noch nichts.

Bei meiner Rückkehr auf die Insel, am späten Nachmittag, waren all diese Gedanken schnell wieder verflogen. Immerhin hatte ich jetzt noch fast 30 Tage im Paradies vor mir und wie in Thailand allgemein üblich, begann ich auch, mir immer weniger den Kopf über Morgen zu zerbrechen, sondern vielmehr das Leben heute zu genießen.

Im nächsten Teil könnt ihr miterleben, wie ich, unmittelbar, nachdem ich aus Deutschland zurückkam, durch einen Trick um Tausende von D-Mark erleichtert wurde, während ich in einem Reisbauerndorf im Nordosten des Landes bei einer völlig verrückten Beerdigung war.

Ich würde mich freuen, wenn ihr wieder mit dabei seid.

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Wie alles begann

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Danke für deinen Beitrag. meine Neugierde ist noch nicht gestillt, ich bleibe dran!

Super, freut mich.

wow... sehr spannende Geschichte von dir!!
bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht!

übrigens: finde es top mit den Links unten! werde ich auch direkt umsetzen! :)

Danke Adrian, es geht bald weiter.

Der Tipp mit den Links kam übrigens von unserem gemeinsamen Freund.

haha... gut dass er auch mitdenkt ;)

;D

Die Meute stand immer noch dicht bei mir und schaute interessiert zu, wie ich das Einreiseformular ausfüllte. Einige kamen dabei so dicht an mich ran, dass ich sie wegschieben musste. Die Grenzbeamten hat das alles überhaupt nicht interessiert. Danach gab ich dem Einen davon das Formular, ein Passbild und meinen Reisepass. Er fragte mich auf ziemlich gutem Englisch, ob ich in Kambodscha bleiben, oder sofort wieder ausreisen wolle? Ich sagte ihm, dass ich gleich wieder zurück nach Thailand gehe und schon hatte ich nicht nur einen Einreise-, sondern auch einen Ausreisestempel im Pass.

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