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RE: Beispiel einer beruflichen Weiterqualifizierung für Arbeitssuchende zu Beginn des 21. Jahrhunderts

in #deutsch7 years ago

Das Problem liegt im Prinzip nicht bei diesem "Mist", sondern noch auf einer ganz anderen Ebene.

So bin ich zum einen als Diplom-Chemiker ausgebildet worden, habe es sogar zum Dr. rer. nat gebracht, es dann aber trotzdem nicht in den regulären Arbeitsmarkt geschafft. Mir dafür allein die Schuld zu geben wäre etwas zu kurz gegriffen, da in den Kursen bei alfatraining auch noch jede Menge anderer Leute sitzen, die zwar meist nicht promoviert sind, mir in ihren Bereichen, für die sie beruflich ausgebildet worden sind und in denen sie ihre Berufserfahrung gesammelt haben, an Kompetenz und Qualifikation aber in nichts nachstehen. Es kommen da im Prinzip Leute wie ich, die nie auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen konnten, mit Leuten zusammen, die im fortgeschrittenen Alter entlassen wurden und nun so einfach keinen Wiedereinstieg schaffen können. Ebenfalls gibt es auch jüngere Leute, die sich hier umschulen lassen oder eine Zusatzqualifikation haben wollen. Manche Singles wie ich, manche aber auch mit Familien im Hintergrund. Allen ist jedoch gemeinsam, daß zumeist das Arbeitsamt oder das Jobcenter diese Maßnahmen finanziert. Und das, obwohl angeblich kompetente Fachkräfte wie wir händeringend für den deutschen Arbeitsmarkt gesucht werden. Wie kann es denn dann sein, daß in unserem Fall quasi der Steuerzahler und nicht der Arbeitgeber, der Betrieb, die Firma oder der Konzern für diese Ausbildung aufkommt?

In anderen Bereichen als dem Online-Marketing-Manager, dem Online-Social-Media-Manager und dem Online-Redakteur werden bei alfatraining sogar Ausländer zum Beispiel aus Syrien und anderen arabischen Staaten unter anderem in Dingen wie SAP ausgebildet. Ich habe einmal gehört, daß die Unternehmervertreter von den vielen ausländischen Fachkräften schwärmen, die nun vermehrt nach Deutschland strömen. Wenn diese nun bereits Deutsch können, und das müssen sie, um bei alfatraining dem Unterricht folgen zu können, wieso müssen solche Fachkräfte dann überhaupt noch so umfassend ausgebildet werden? Müßten Fachkräfte, die aus dem Ausland kommen und angeblich so gut und kompetent sind, nicht in kürzester Zeit einsatzbereit sein? Oder werden hier nur wieder Leute geparkt und aus der Statistik entfernt, genauso wie es mit den Deutschen schon seit längerem geschieht?

In unser neuen großen Koalition haben wir ja jetzt eine Beauftragte für Digitalisierung. Ich habe diesbezüglich manchmal den Eindruck, daß in Deutschland so verschiedene Entwicklungen schlicht verpennt wurden und jetzt auf die Schnelle nachgeholt werden sollen. Jedenfalls bekam ich bei alfatraining von anderen Mitschülern bereits gesagt, daß mittlerweile kein Redakteur mehr ohne Online-Erfahrung auskommt. Was aber würde einen normalen Redakteur dann von einem Online-Redakteur unterscheiden?

Meiner Meinung nach sind mit diesen Lehrgängen im Wesentlichen drei Dinge beabsichtigt:

Erstens die Leute aus der Statistik herausrechnen zu können und diesen weiszumachen, daß sie nach Ende solcher Maßnahmen auf dem ersten Arbeitsmarkt wieder gute Chancen hätten. Wenn ich jedoch in den Stellenanzeigen sehe, daß meist Leute mit einem Studium oder einem Hintergrund in Journalismus oder Kommunikationswissenschaften gesucht werden, ist dies ein aussichtsloses Unterfangen. Zumal potentielle Arbeitgeber hier ja auch nicht mit im Boot sitzen.

Zweitens die verpennte Digitalisierung nachzuholen, was jedoch sehr schwer möglich und sehr langwierig ist.

Drittens neben dem ersten Arbeitsmarkt einen prekären Arbeitsmarkt zu schaffen, der die Arbeitgeber dann mit hochqualifizierten, billigen und austauschbaren Fachkräften versorgt ohne daß die Arbeitgeber hier groß etwas finanzieren müssen. Diese können eher noch die Gewinne abschöpfen und festangestellte teure Fachkräfte entlassen, während die Steuerzahler sowie die Teilnehmer dieser Maßnahmen die Zeche in Form von Altersarmut und dem baldigen Zerfall der Sozialsysteme zahlen müssen, die so auf Dauer nicht mehr finanziert werden können.

Mit PHP und Java-Script beschäftigen wir uns gegenwärtig auch, weil wir diese Woche damit angefangen haben, uns mit Wordpress zu beschäftigen, wo dieses ebenfalls vorkommt. In Anbetracht der Tatsache, daß wir jedoch lediglich 2 Wochen für Adobe Photoshop CC, lediglich 2 Wochen für Adobe InDesign CC, lediglich 2 Wochen für Programmierung und dann lediglich zwei Wochen für ein Contentmanagementsystem wie Wordpress haben, bleibt uns nur eine sehr kurze Zeit, die nicht für eine Vertiefung reicht. Ein komplettes Informatikstudium kann in dieser Zeit nicht durchgezogen werden. Ich habe jedoch vor, mich nach Ende dieser Maßnahme selber in diesem Bereich weiterzubilden, so mir dies zeitlich und anderweitig möglich ist. Dann komme ich auch gerne auf das Flex-Modell zurück. Gegenwärtig aber muß ich erst einmal alles dransetzen, diesem Lehrgang folgen zu können und meine Zeit und meinen Aufwand dafür verwenden.

Daß bei Steemit einiges ganz merkwürdig angezeigt wird, habe ich bereits gemerkt. Ich habe aber momentan kaum die Zeit mich damit näher zu beschäftigen. Momentan bin ich froh, den Lehrgang machen zu können und hier bei Steemit ab und an einiges dazu einzustellen.

Das mit dem HTML bei Steemit ist eine gute Idee und ich werde dies auf jeden Fall einmal versuchen, wenn ich wieder etwas mehr Freiraum habe und so experimentieren kann. Denn auch für diese Übungszwecke veröffentliche ich Dinge auf Steemit.

Auf jeden Fall aber schon einmal vielen Dank für die guten Ratschläge.

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Wordpress in 2 Wochen. Oh man. Aber Ich schätzt Dich schon so ein, dass Du sehr auffassungsfähig bist. Mein Kommentar war übrigens nicht persönlich. Ich würde Dir nie Vorwürfe machen oder was gegen Dich sagen ohne Dich zu kennen. Nein, ich meine immer nur die Sache. Was Du schreibst ist absolut nachvollziehbar.

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