Was der Klimawandel mit Armut zu tun hat
Kleines Gedankenspiel: Stell dir vor, du wärst ein Hirte. Du lebst in Afrika südlich der Sahara. Es ist Dürrezeit, und dieses Jahr ist die Dürre außergewöhnlich hart und außergewöhnlich lang.
Der Großteil der Ernte ist der Hitze zum Opfer gefallen und Nahrungsmittel sind enorm knapp. Das Einkommen deiner gesamten Familie ist allein von dem Geld abhängig, dass du als Hirte mit deiner kleinen Herde verdienst. Und dann schlägt das Schicksal zu. Drei deiner Tiere sind verdurstet und verhungert. In dem verzweifelten Versuch, Geld für deine Familie aufzutreiben um Nahrung für deine Kinder zu kaufen, bist du gezwungen, einige deiner Tiere für einen viel zu niedrigen Preis zu verkaufen.
Endlich, nach Monaten endlosem Warten, fängt es an zu regnen – aber deine Familie hat immer noch mit den Konsequenzen der langen Dürrezeit und der verlustreichen Verkleinerung deiner Herde zu kämpfen.
Da du außerdem den Großteil deiner Einnahmequelle verloren hast, warst du auch nicht in der Lage deinen Kinder die nötigen Schuluniformen zu kaufen und das Schulgeld zu bezahlen. Das heißt, dass deine Kinder nicht mehr zur Schule gehen können. Außerdem musst du inzwischen Tag für Tag Essen zusammenkratzen um alle satt zu kriegen. Es fällt dir immer und immer schwerer diesem Teufelskreis der Armut zu entkommen. Und während du dich darauf konzentrierst, Tag für Tag zu überstehen, ahnst du noch nicht, dass deine Not noch viele, viele Jahre anhalten wird. Denn der Verlust deines Einkommens während der langen Dürreperiode ist der Grund, warum deine Familie noch für viele weitere Generationen am Hungertuch nagen wird, da deine Kinder ihr Leben lang unter den Folgen der Mangelernährung und einer fehlenden Schulbildung leiden werden.
Und auch wenn diese Geschichte hier und jetzt ausgedacht ist, steht sie doch stellvertretend für die harte Realität in der viele arme Menschen in unserer Welt leben. Indem sich unsere Umwelt drastisch verändert, wird es für verarmte Familien immer schwieriger, ihrem Leid zu entfliehen – vor allem angesichts der Tatsache, dass der Klimawandel bereits harte Zeiten wie Dürreperioden, Überschwemmungen, Zeiten der Hungersnot und alles was damit zusammenhängt, von mal zu mal weiter ausdehnt.
Unterm Strich heißt das also: um so extremer das Wetter, umso schwieriger, in solchen Bedingungen zu leben, zu arbeiten, Lebensmittel anzubauen und so weiter.
Wenn man den Gedanken mal zu Ende denkt: auch wenn wir uns das derzeit im milden deutschen Klima nicht vorstellen können, so könnten die nachfolgenden Generationen durchaus davon betroffen sein, wenn der Klimawandel weiter so stark voranschreitet.
Um also extreme Armut und den Hunger in unserer Welt zu bezwingen als auch vorzubeugen, brauchen wir einen themenübergreifenden Ansatz, der das Problem an der Wurzel packt, statt einfach nur die Merkmale und Auswirkungen zu beschreiben. Wir brauchen einen ganzheitlichen und nachhaltigen Ansatz, der uns alle zum Umdenken über den Klimawandel und die Folgen für die gesamte Menschheit anregt.
In einem kürzlich veröffentlichten Bericht über den Klimawandel gehen Wissenschaftler davon aus, dass bis zum Jahr 2080 die Außentemperatur um ganze 4 Grad Celsius ansteigen könnte, sollten wir bis dahin nichts unternommen haben um unseren Karbon-Ausstoß unter Kontrolle zu kriegen.
Um das mal verständlich runter zu brechen: während der letzten Eiszeit war die durchschnittliche Außentemperatur ungefähr 4,5 bis 7C° niedriger als unsere heutige Temperatur. Heißt also, die Außentemperatur stieg viele Jahrtausende lang (von der Eiszeit bis heute) nur sehr langsam an. Die Temperatur-Veränderung die Wissenschaftler allerdings jetzt prophezeien, würde sich zeitlich betrachtet innerhalb einer Generation (!) zutragen – was das Leben auf unserer Erde absolut grundlegend verändern würde.
Dabei beeinflussen die Temperatur-Veränderungen im Grund genommen schon heute unser Leben. Extreme Temperaturen, Überflutungen, heftige Stürme und Dürren haben bereits enormen Einfluss auf unseren Planeten. Im Laufe der vergangenen 20 Jahre haben über 2.5 Millionen Menschen ihr Leben aufgrund von Naturkatastrophen verloren – mehr als dreiviertel von ihnen lebten in Entwicklungs- und Schwellenländern.
In einem Beitrag der ‚Huffington Post‘ zum Thema ‚Kampf gegen weltweite Armut‘, hat Jim Yong Kim, derzeitiger Präsident der Weltbank, fünf Bereiche aufgezählt, die maßgebend dazu beitragen könnten die prophezeiten 4 Grad Erderwärmung zu verhindern. In diesem Artikel stellt Kim folgende Maßnahmen in Aussicht, um den Klimawandel zu bekämpfen: jeder müsse für seinen Karbon-Ausstoß entsprechend bezahlen, die Nutzung fossiler Brennstoffe muss eingestellt werden, wir müssen in effizientere und regenerative Energien investieren, kohlenstoffarme Städte bauen (meine Lieblingsidee) und eine klimafreundliche Landwirtschaft ermöglichen.
Wir Global Citizens müssen also das Thema ‚Klimawandel‘ zu einem festen Bestandteil unserer tagtäglichen Überlegungen werden lassen. Denn wenn dieses Thema nicht aktiv angegangen wird, wird es auch niemals einen Weg geben, extreme Armut zu beenden oder weltweiten Wohlstand zu fördern. Das Thema Klimawandel darf von uns Global Citizens nicht weiter auf die lange Bank geschoben werden – es muss JETZT was geschehen, sowohl in unserem eigenen Leben als auch in der Handlungsweise der Politik.
Du glaubst du als einzelne Person kannst nichts machen? Falsch. Selbst kleine Dinge in unserem alltäglichen Leben haben ENORME Auswirkungen. Wenn du anfängst, für dich und dein Leben nachhaltige und umweltfreundliche Entscheidungen zu treffen trägst du entscheidend dazu bei, unseren Planeten und seine Bewohner zu schützen.
Er hat etwas mit Dummheit zu tun und nicht mit Armut.