Wem gehört Bitcoin?

in #deutsch7 years ago (edited)

Eine Frage mit der sich immer mehr Menschen auseinandersetzen und auf die es je nachdem wen man Fragt unterschiedliche diffuse  Antworten gibt.  Die Bandbreite reicht von „Niemanden“ über „Jedem“ bis hin zu  „den Reichen“. 

 Doch was stimmt wirklich? 

 Um dies zu klären muss erst definiert werden was Bitcoin ist. Bitcoin ist ein „Per-to-Per electronic Cash Seystem“. Es handelt sich also um ein Internetprotokoll für den Werteaustausch für dessen funktionieren keine Dritte Partei notwendig ist.   Die Software zur Nutzung dieses Protokolls kann von Jedem frei verwendet werden. Niemand kann ausgeschlossen werden. Es ist keine Registrierung erforderlich. Der Code ist „Open Source“ d.h. Jeder kann ihn nach seinen Bedürfnissen abändern. Die einzelnen Bitcoins sind lediglich die Abrechnungseinheit dieser frei verfügbaren Software. Wer wann wieviel Bitcoins besitzt wird in der Blockchain alle 10 Minuten niedergeschrieben. Alle Teilnehmer haben  also immer den selben Wissenstand. Die Eigentumsform der Software ist deshalb als öffentliches oder gesellschaftliches Eigentum zu bezeichnen. Die Behauptung Bitcoin gehört den Reichen ist also absolut falsch. Es sei denn man würde einen Menschen der einen PC mit entsprechenden Speicherplatz besitzt als reich bezeichnen. Es ist richtig das man immer mehr Speicherplatz benötigt.  Alle 10 Minuten 1 MB mehr. Speichermedien werden aber auch immer größer und billiger. Solange diese Entwicklung Schritt hält und das hat sie die letzten 10 Jahre getan besteht kein Grund zur Sorge. Weiterhin ist es auch gar nicht notwendig, dass alle Netzwerkteilnehmer über eine komplette  Kopie der Blockchain verfügen. Je mehr so eine Kopie haben desto besser. Für den normalen Nutzer reicht aber  auch ein „Light Client“, ein Wallet welches den „Private Key „ speichert und einen „Block Explorer“ integriert hat. Doch was ist mit den „Minern“? Gehört denen nicht das Netzwerk?  Die Miner führen die Transaktionen durch bzw. bestätigen diese und sorgen mit ihrer Rechenleistung für die Sicherheit des Netzwerks.  Für diese Tätigkeit werden sie mit Bitcoins entlohnt. Leiten sich daraus Eigentumsrechte an der Software ab? selbstverständlich nicht. Dem Bodyguard gehört ja auch nicht die Firma dessen Eigentümer er schützt. Dem Postboten gehört ja auch nicht die Deutsche Post AG. Wenn ein Miner versucht das Bitcoin System zu betrügen bekommt er keine Bitcoins für seine arbeit d.h. Er bleibt  auf seinen Kosten für Geräte und Strom sitzen. 

 Die Abrechnungseinheit im Bitcoin Netzwerk heißt Bitcoin. Das kann zu Verwirrungen führen denn wenn der Begriff Bitcoin verwendet wird  ist nicht unbedingt klar ob das Softwaresystem oder die Abrechnungseinheit gemeint ist.  Bei anderen Kryptowährungen  ist durch eine unterschiedliche Bezeichnung  die Sache klarer. So heißt die Abrechnungseinheit der Ethereum Blockchain Ether. Diese Abrechnungseinheiten sind Privatbesitz.   Die öffentliche Blockchain hält fest wer wann wie viele Abrechnungseinheiten privat besitzt. Stellen wir uns eine Wiese mit Kühen vor. Die Kühe gehören den einzelnen Menschen.  Die Wiese gehört aber allen. Jeder kann seine Kühe auf dieser Wiese hin und her treiben wie er will. Er kann die Eigentumsrechte  an andere übertragen . Er könnte auch seine Kuh töten (Private Key vernichten). Die Wiese, welche die Grundvoraussetzungen für seine Möglichkeiten schafft ist Gesellschaftseigentum.   

 Wie würde Karl Marx so ein System bezeichnen?  Die Wiese ist das zentrale Produktionsmittel für die Kuhzucht. Befindet sich dieses in gesellschaftlicher Hand würde er wohl von einer sozialistischen Produktionsweise sprechen. Änderungen an dem Ökosystem wie Software Updates werden von den Nutzern bestimmt. Der passende Begriff für so eine Community ist Produktionsgenossenschaft.   Ein Merkmal des Sozialismus ist, dass sich die zentralen Produktionsmittel in den Händen der Gesellschaft und nicht in denen der Finanzoligarchie befinden.    Wir kennen im Kapitalismus verschiedene Eigentumsformen.  Das Privateigentum an Produktionsmitteln ist aber die dominante Form. Dieses Konzentriert sich in immer weniger Händen.  Die Großen schlucken oder verdrängen die Kleinen. Dies hat im Laufe der Geschichte dazu geführt , dass in Deutschland 0,5% der Menschen über den Großteil an den Produktionsmittel  verfügen. Diese Schicht bezeichnet man als Monopolisten oder Finanzoligarchie.   Somit ernten sie auch den Großteil  des Reichtums der produziert wird. Der gesellschaftliche Reichtum verschiebt sich also immer mehr in deren  Richtung. Die Reichen werden reicher.    Daneben gibt es noch das öffentliche Eigentum. Dies wird durch den Staat, Länder oder Kommunen  gehalten.  Dieses Staatseigentum sollte eigentlich  allen Menschen in diesem Land dienen.  Die Tendenz ist aber , dass immer mehr Privatisiert wird  und es immer mehr zur Infrastruktur für die Monopole umgebaut wird anstatt eine Infrastruktur für alle  Menschen zu sein. Als echtes gesellschaftliches Eigentum gibt es sehr wenig. Gesellschaftliches Eigentum das direkt vom Volk kontrolliert wird im Gegensatz zum Staatseigentum das der Staat im Auftrag des Volkes verwaltet. Ein Beispiel wo es noch einigermaßen so ist wäre die Sprache und Dialekte.  In Dörfern sprechen die Menschen noch so  wie sie es wollen oder gewohnt sind.  Weiterhin die bereits bestehend e „Ooen Source“ Software. In diese Kategorie fallen auch die öffentlichen Kryptowährungen. Jedoch erzeugen diese Plattformen direkt den Wert. Transaktionsgebühren und neue Coins werden an diejenigen verteilt die für die Plattform arbeit verrichten. Die Verteilungskriterien werden durch die Netzwerkteilnehmer festgelegt und sind durch diese auch veränderbar. Theoretisch könnte die Bitcoin Community nicht nur Miner sondern auch Betreiber von Full Nodes belohnen. Bei Linux hingegen bekommt Jemand der die Software weiterentwickelt nichts durch die Software selber.   
 

 Und nun kommt also die Bitcoin Technologie als Gesellschaftseigentum daher und behauptet auch noch der jetzigen Technologie überlegen zu sein. Welche Entwicklungen können sich hieraus  ergeben?

 Der erste Anwendungsbereich für den Bitcoin geschaffen wurde war als Geld. Im Laufe der Zeit stellte sich aber heraus, dass noch weit mehr möglich ist. Die Zahl der Anwendungsmöglichkeiten scheint schier unermesslich.  Es entstehen immer mehr Kryptowährungen mit speziellen Design für spezielle Apps. Oder als Plattformen für verschiedene Anwendungen. Von Maschienensteuerung, Kommunikation,  dezentralen Handelsplätzen, Casinos, dezentraler Cloudspeicher, Cloudcomputing  ….    
 

 Weiterhin entstehen neben den öffentlichen  auch immer mehr private oder halbprivate Plattformen. Diese können  Transaktionen schneller und oft billiger durchführen und somit mehr Transaktionen in kürzerer Zeit, sie sind ja zentralisierter und nicht dezentral. Ihr großer Nachteil besteht aber  in der Angreifbarkeit. Der Konsens wird nicht durch Alle generiert. Die Kreierung des Konsens ist das zentrale Moment um welches es letztlich bei dieser Technologie geht. Legt eine zentrale Partei fest was auf der Blockchain passiert so haben wir eigentlich den selben Zustand wie vor der Erfindung von Bitcoin. Niemand kann prüfen  ob die zentrale Partei lügt. Je dezentraler desto sicherer. Selbst wenn man den Entwicklern vertraut und diese aus besten Absichten heraus zum Wohle der Menschheit handeln kann zentrale Hardware von Hackern angegriffen und lahm gelegt oder manipuliert werden.   Brauche ich für die Speicherung eines Katzenbilds  unbedingt einen absolut sicheren dezentralen aber teuren  Speicher? Wohl kaum. Möchte ich meine Finanzen sicher speichern dann wären mir doch ein paar Millicent Transaktionsgebühren für eine öffentliche Blockchain lieber  als  einer dritten Partei zu vertrauen.   

 Es werden also für verschiedene Anwendungen unterschiedliche Kryptowährungen mit unterschiedlichen Eigentumsformen existieren. Aber Jeder wird die freie Wahl haben.  Freiheit ist die Vielzahl der Möglichkeiten. Durch die Nutzung von Bitcoin Technologien werden Menschen befähigt  Dinge zu tun die vorher Privilegien  der Monopolisten waren. In der Dritten Welt können die Menschen nun Geld speichern.  Obwohl ihnen die Banken bisher Konten vorenthalten hatten.  Venezuela kann mit dem Rest der Welt Handel treiben, trotz Finanzblockade der USA. Ich kann bestimmen was ich mit meinem Geld mache, nicht mehr die Bank auf deren Konto mein Geld liegt. Es gibt nicht nur Gewinner sondern auch Verlierer. Die Finanzoligarchie verliert in dem Maße Möglichkeiten wie das Volk Möglichkeiten gewinnt. Die Fiatgeldmenge und somit die Inflation wird von den Monopolisten mitbestimmt. Zwischen ihnen und dem Zentralbanken und Finanzministerien gibt es personelle Überschneidungen.  Sollte es dazu kommen, dass Menschen den öffentlichen Kryptowährungen mehr Wert beimessen wie dem Fiatgeld so könnten diese Herren bald dastehen wie der Kaiser ohne Kleider. Gerade in den USA und der EU verfügt dieses Finanzkapital über gewaltigen politischen Einfluss. Zum Schutz  ihrer Interessen werden sie dies auch nutzen. In welcher Form und mit welchen Mitteln ist noch offen. Gerade in den USA deuten sich aber faschistoide Züge an. Verbot der Kryptowährung „Petro“, diskussioon über die zweitgrößte Plattform „Ethereum“, Kryptowährungskauf mit Kreditkarte nicht mehr gestattet,....   Das es möglich ist gegen solche Maßnahmen erfolgreich Widerstand zu leisten zeigen die Ereignisse in Südkorea  vom Januar 2018. Der Südkoreanische Justizminister kündigte ein komplettes Verbot von Handel mit Kryptowährungen an. Innerhalb von einem halben Tag wurden online von der Bitcoin Bewegung über 300.000 Unterschriften gesammelt die den sofortigen Rücktritt dieser Person forderten. Binnen weiterer Stunden widersprach dann auch noch das Finanzministerium. Der Justizminister ruderte daraufhin zurück und entschuldigte sich bei der Bevölkerung für die unabsichtliche Verwirrung. Bei Nachforschungen stellte sich heraus  das in Südkorea bereits 30 % der Bevölkerung über Kryptowährung verfügen auch hochrangige Mitarbeiter in den Ministerien. Der beste Schutz gegen politische Angriffe besteht also in der Verbreitung  von Kryptowährung in der Gesellschaft. Sicherlich ist es auch dienlich wenn Politiker mit  der Technologie vertraut gemacht werden. Wenn sie Bitcoin und Co verstehen und selber einen gewissen Betrag  zu verlieren haben wird Korruption durch die Monopolisten sicherlich schwerer.   Ökonomisch versuchen die Monopolisten die Infrastruktur rund um den Kryptomarkt  in ihre Hände zu bekommen  um hierüber indirekt  Einfluss nehmen zu können. Jedoch wird diese Infrastruktur  seitens der Kryptonutzer  eigenständig Finanziert und  gerade dezentrale, eben auf Blockchain basierende Infrastrukturprojekte aufgebaut. Weiterhin investieren sie in private und zentralisierte Plattformen und Firmen . Das wären dann kostengünstigere Backendlösungen für ihre bestehenden Strukturen. Direkt in den öffentlichen Kryptomarkt einzusteigen und Coins über den Markt zu kaufen scheint noch nicht der Fall zu sein. Die Gesamtmarktkapitalisierung wäre sonst höher und die Infrastruktur wirklich große Geldmengen in und aus dem Markt zu bewegen ist noch nicht vorhanden. Wie oben beschrieben würden sie auch nur die Abrechnungseinheiten kaufen nicht die Plattform.   

 Kehren wir nochmal kurz zu dem bild von der Wiese und den Kühen zurück. Die Wiese ist die Plattform. Die Kühe die Bitcoins. Was wenn nun die Wiese nicht die Grundlage für ein alternatives  Finanzsystem ist  sondern die Grundlage für die Produktion von digitalen Gütern jeglicher Art? Bitcoin ist ein digitales Gut. Wir sagen dieses Gut repräsentiert z.B. 10.000 Euro weil der Markt dies so festlegt. Was aber wenn so ein Token das Anrecht auf Rechenleistung, Speicherplatz oder Bandbreite darstellt und die Plattform öffentliches Eigentum ist  Dann befindet sich doch die Grundlage der digitalen Güterproduktion in Gesellschaftlicher Hand und nicht mehr in Privatbesitz. Bedenkt man zusätzlich, dass die Bedeutung der Produktion von materiellen Gütern sinkt und die Bedeutung der Produktion von digitalen Gütern immer wichtiger ist., ja sogar die digitalen Güter die materiellen Güter ersetzen, bahnt sich hier eine absolut spannende gesellschaftspolitische Entwicklung an. Was lag alles vor 20 Jahren auf einem Schreibtisch? Was heute? Ein PC. Alles was da früher lag ist im PC. Was wurde alles durch das Smartphone überflüssig?   

 Problem ist heutzutage das diese Apps den Monopolisten gehören.Wir zahlen mit unseren Daten richtig teuer und sie bestimmen wann wir was nutzen können und wo sie uns ein Backdoor mit rein bauen. Solche Anwendungen von öffentlichen Blockchains Per to Per zu nutzen gibt uns die Power über unser Leben und den Reichtum den wir jeden Tag schaffen zurück.   
 

 Schlussfolgerungen 

 Die digitalen Produktionsgenossenschaften verfügen über Technologien welche den Technologien der Finanzoligarchie überlegen sind. Die Vorteile von dezentralen Systemen  schlagen zentrale Systeme. 

Den Produktionsgenossenschaften können Menschen aus allen Schichten und Klassen beitreten. Das gemeinsame Interesse besteht in der technologischen Weiterentwicklung, der Schaffung von benutzerfreundlichen  Apps und dem Aufbau einer demokratischen Struktur innerhalb der Community. Die einzelnen Produktionsgenossenschaften stehen in Konkurrenz zueinander. Jeder kann beitreten  oder austreten und zu einer anderen Überwechseln. Schlichtweg in dem die Coins gegen andere Coins getauscht werden und eine andere Software verwendet wird. Man kann natürlich auch mehreren angehören. Es werden aber langfristig die innovativsten und demokratischsten Produktionsgenossenschaften wachsen.Durch sie wird der meiste Wert geschaffen und am gerechtesten an die Mitglieder verteilt. Die einzelnen Gemeinschaften werden aber auch miteinander kooperieren da sie unterschiedliche digitale Güter produzieren und diese miteinander handeln. Der tatsächliche gemeinsame Konkurrent ist aber das Monopolkapital. Hier werden sich politische Kämpfe entwickeln. 

Ein antimonopolistisches Bündnis vom Arbeiter bis zum Unternehmer vereint in der Kryptocommunity mit handfesten ökonomischen Interessen. 

Selbst ganze Volkswirtschaften werden sich vermehrt dieser Seite der Barrikade anschließen. Venezuela ist nur das erste Land.Weitere wie Iran, Nordkorea, Türkei und Zimbabwe werden folgen. Alle die vom Finanzsystem ausgeschlossen oder gegängelt  werden früher oder später einer oder mehrerer digitalen Produktionsgenossenschaften beitreten.  Die Produktivkraftentwicklung welche durch die Finanzoligarchie gehemmt wird wird sich exponentiell entfalten können.

 Die Macht des Finanzkapitals wird bedroht. Die Tür zu einer antimonopolistischen Entwicklung aufgestoßen.
 

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