Die Entstehung des Kastenwesens in Indien
Als die Indoarier, ich nenne sie jetzt mal so, ihr Herrschaftsgebiet nach Osten bis zum Delta des Ganges ( ein Fluss in Indien) erweiterten, bildeten sie eine Herrscherschicht aus. Um zu vermeiden, dass sich die einheimische Bevölkerung mit Ihnen mischte, bildete sich ein mit der Zeit immer komplexer werdendes Kastensystem aus. Das altindische Wort für Kaste, "varna", bedeutet, so habe ich mir sagen lassen, Farbe.
So gab es die Kaste der Brahmanen, die Priester. Diese bildeten die höchste Kaste.
Es folgten die Kaste der Kschatriyas, die mit unserem mittelalterlichen Adel zu vergleichen waren. Fürsten, Könige, Krieger etc.
Die dritte Hauptkaste wurde von den Vaischyas gebildetetn, den "Freien", zum Beispiel Kaufleute.
Unter diesen drei Hauptkasten standen die Tschudras und ganz unten die Parias, die sogenannten "Unberührbaren".
Diese anfängliche Kastenunterteilung wurde mit der Zeit immer komplexer und es wurden immer mehr Unterkasten gebildet.
Erst durch den Imperialismus und den in diesem Zuge stattfindende technische Fortschritt durch Eisenbahn und Fabrikarbeit der europäischen Mächte wurde dieses Kastensystem erschüttert. Ganz verloren gegangen ist es jedoch bis heute nicht.
Für die geistige Entwicklung, die mich hauptsächlich interessiert, war hauptsächlich die Brahmanenkaste verantwortlich.
Dazu einige Hintergründe. In der altvedischen Zeit war es die Kriegerkaste, die die Vormachtstellung innehatte. Doch mit dem schleichenden Übergang von einem Volk kriegerischer Eroberer zu einer Gesellschaftsordnung, die auf friedlichem Ackerbau und Gewerbe beruhte, wurde die Brahmanenkaste in den Augen des Volkes immer angesehener.
Die Hoffnung auf die im Gebet und Opfergaben liegende Möglichkeit der Einwirkung von übernatürlichen Kräften hatte einen gewissen Appeal und die Brahmanen verstanden es geschickt diesen Einfluss auf alle wichtigeren Handlungen des privaten und öffentlichenauszudehnen. Egal ob, Krieg oder Friedensbeschluss, Königsweihe, Geburt, Heirat und Tod, der Segen oder Unsegen hing von der richtigen Ausführung des Rituals oder des Opfers ab. Die Geheimnisse der Abläufe hüteten die Brahmanen wie einen Schatz. Zudem hatten Sie, wie die katholische Kirche bei uns, eine ziemlich lange Zeit das Monopol für höhere Erziehung.
Allerdings unterscheidet sich die Kaste der Brahmanen von der mittelalterlichen katholischen Kirche indem Sinne, dass die Brahmanen niemals nach weltlicher Macht strebten und auch nie wirklich eine solche besessen haben. Zudem waren die Brahmanen ein Stand von freien, gleichberechtigten Individuen, die unabhängig voneinander agierten. Die katholische Kirche ist eher eine geschlossene Organisation mit einem geistlichen Oberhaupt.
Da die Brahmanen allerdings in dem Ruf standen, den Erfolg eines Opfers durch kleine nur dem Eingeweihten erkennbare Änderungen fördern oder vereiteln konnten, waren alle, die einen Priester benötigten um seine Gunst buhlten. So konnten sich die Mitglieder dieser Kaste kaum vor Ehrerbietungen, reicher Bewirtung und Geschenken retten. Die aus dieser Zeit stammenden Aufzeichnungen mit ihren detaillierten Zeremonien und Ritualen, sind hauptsächlich Durchführungsanweisungen, die man mit Kochrezepten vergleichen kann. Das einzige was interessant in geistiger Hinsicht ist der Gedanke von Brahman und Atman. Dazu später mehr :)
Euer @bozo
Sehr interessant :)
Danke. Das ist es in der Tat. Bist du das auf deinem Profilbild? Sieht nice aus