Über meine Beziehung und wie ich es schaffe, meinen Freund in seinen Momenten nicht zu erdrosseln

in #deutsch7 years ago

Während meiner vierjährigen Beziehung musste ich feststellen, dass mein Freund zwei Persönlichkeiten hat, zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Einerseits ist er der liebe, sanftmütige, mitfühlende und hilfsbereite Freund und andererseits ist er miesgelaunt, sehr aggressiv und voller Hass, sodass man ihm am liebsten aus dem Weg gehen würde, da jede angefangene Diskussion mit ihm in ein Trauerspiel endet. Ihr denkt jetzt vielleicht er ist Zwillinge im Sternzeichen, aber nein er ist Waage, was seine Unentschlossenheit und Gleichgültigkeit bestätigt.

In der Astrologie strebt der Waagemann nach Gleichgewicht und Harmonie. Er möchte es allen möglichst recht machen und geht Streitereien und Konflikten gerne aus dem Weg. Waagemänner behaupten oft von sich, dass sie ausgeglichen wären, allerdings ist oft das Gegenteil der Fall, da sie es auf der Suche nach dem Ausgleich zwischen sich selbst und der Welt schwer haben, ihr inneres Gleichgewicht zu finden. Der Waagemann geht den unangenehmen Dingen des Lebens gerne aus dem Weg. Schwierige Entscheidungen schiebt er gerne auf, da es ihm schwerfällt, sich sofort und direkt zu entscheiden. Deshalb sucht er oft einen Partner, der für ihn diese unangenehmen Aufgaben erledigt.

Waage und Jungfrau
Die Waage hat in einer Beziehung mit einer Jungfrau weniger Probleme als umgekehrt, das liegt daran, dass sich ein Erdzeichen nur schwer mit einem Luftzeichen verbindet. Für eine harmonische Partnerschaft sind sie zu verschieden. Die Jungfrau ist eher egoistisch veranlagt und weniger kontaktfreudig, während sich die Waage mehr um andere Menschen kümmert und sehr gesellig ist.
Die Jungfrau liebt die Ordnung, plant gründlich und bedenkt bei jeder Entscheidung das Für und Wider, während die Waage das Leben hingegen etwas lockerer nimmt und sich ungern mit Einzelheiten befasst.

Wie alles begann

Ich habe meinen Freund vor etwa vier Jahren durch einen Freund und Arbeitskollegen „kennengelernt“. Wirklich kennengelernt haben wir uns auf Facebook, nachdem er mir ein paar Tage später eine Freundschaftsanfrage geschickt hatte. Nach einigen chatreichen Tagen verabredeten wir uns zum Kino. An diesem Tag, an unserem ersten Date, sind wir dann auch zusammengekommen. Ich kannte ihn kaum und hatte ihn etwa zwei Wochen davor zum ersten Mal gesehen. Da er mein allererster Freund war und ich bereits seine dritte Freundin (eine von seinen zwei vergangenen Beziehungen hielt vier Jahre an), habe ich mir viel von dieser Beziehung erwartet.
Das erste Jahr war für mich das schwierigste, er hatte keinen Führerschein und wohnte zu dem Zeitpunkt eine halbe Stunde mit dem Auto entfernt. Wir sahen uns ein- bis zweimal alle zwei Wochen. Wir telefonierten gar nicht und tauschten nur wenige Sätze am Tag aus. Bis heute gibt es Tage, an denen er sein Handy unbenutzt lässt. Ich habe im ersten und im zweiten Jahr sehr oft und sehr viel geweint. Jeder Versuch, mit ihm zu diskutieren, eskalierte und machte alles nur schlimmer. Das erste Jahr war ein sehr emotionales Jahr für mich, voll mit schönen, aber vor allem traurigen Momenten. Ich lernte ihn bei jedem Date ein ganz klein wenig besser kennen. Er war sehr ungesprächig und erzählte nur wenig von sich, was es für mich noch schwieriger machte, ihn einzuschätzen. Ich wusste nicht, ob ich ihm vertrauen konnte, wenn er abends mal mit seinen Freunden fort war und sich erst am nächsten Tag meldete. Er machte mir das Leben echt schwer, auch wenn es ihm vielleicht nicht bewusst war. Wenn ich ihn damit konfrontierte, dass er mir zu wenig Aufmerksamkeit und zu wenig Liebe schenken würde, versuchte er jedes Mal den Spieß umzudrehen und mich als die böse Person hinzustellen, die an allem schuld ist.

Wenn mein Freund mal Stress in der Arbeit hat, oder wenn es Drama in der Familie gibt, dann lässt er seinen Frust gern mal an falsche Personen aus. Zufälligerweise bin ich jedes Mal diese Person. Er ist sich dessen zwar bewusst und entschuldigt meistens dafür, aber angenehm ist es nicht, jedes Mal so viel negative Energie fressen zu müssen.
Meiner Meinung nach habe ich während unserer Beziehung von Anfang an nichts falsch gemacht, außer, dass ich in manchen Situation vielleicht etwas überreagiert habe, aber da war es immer schon so weit, dass er das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Da wäre eine andere Person an meiner Stelle vermutlich nicht so „ruhig“ geblieben wie ich. Ich bemühte mich stets eine gute Freundin zu sein. Auch wenn ich davor noch nie eine Beziehung hatte, wusste ich mich richtig zu verhalten. Ich war ihm immer treu, gab ihm nie das Gefühl eifersüchtig zu sein, ich überraschte ihn hin und wieder mit Kleinigkeiten, war immer für ihn da und sorgte mich und liebte ihn über alles. Ich gab alles dafür, damit unsere Beziehung funktionierte, auch wenn es oftmals ungeschätzt blieb.

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by @biako

Ich bin weder der Typ, der seinen Partner wie ein Paar Schuhe wechselt, noch habe ich was für Beziehungspausen übrig. Aber ich glaube daran, dass, wenn man an sich und an der Beziehung arbeitet, sich irgendwann auch eine schöne Langzeitbeziehung entwickeln kann. Es ist auch ganz wichtig, sich selbst zu lieben, denn nur so ist man überhaupt erst in der Lage dazu, andere auch zu lieben.

Mittlerweile kann ich behaupten, dass sich all meine Bemühungen gelohnt haben. Er ist heute, und das kann nicht nur ich behaupten, ein ganz anderer Mensch als früher. Ich kann nicht wirklich sagen, ob er ein besserer Mensch geworden ist, zumindest kann ich eine kleine Verbesserung in seiner Lebens- und Verhaltensweise sehen. Vor allem aber wird er immer mehr zu dem Partner, der perfekt zu mir passt und vice versa, denn ich habe mich in den letzten Jahren auch sehr stark an ihm und seine Bedürfnisse angepasst. Ich denke, mich kann man nicht so leicht verändern, manipulieren oder irgendwie beeinflussen, da ich vor allem während der Schulzeit ein starkes Selbstwertgefühl aufgebaut habe. Im Gegensatz zu mir hat er ein geringes Selbstwertgefühl, seines Glaubens nach, auf Grund der Erziehung und Scheidung seiner Eltern.

Auf jeden Fall habe ich vieles gelernt, seit wir zusammen sind. Ich bin durch die Beziehung viel stärker und unabhängiger geworden. Unabhängig deshalb, weil selten Verlass auf ihn ist, insbesondere wenn es um Arbeit geht. Für ihn ist alles, was nicht auf der Couch oder im Bett gemacht werden kann, Arbeit. Er versucht Arbeit zu meiden und sich das Leben so bequem wie möglich zu machen. Wenn ich seine Lebenseinstellung und seine Ansichten teilen würde, hätte er jetzt weder den Führerschein, noch eine Arbeit, noch eine Wohnung und, und, und. Er kann von Glück reden, dass er so eine arbeitsliebende, ehrgeizige und zugleich so liebenswerte und verständnisvolle Freundin hat. Allerdings kann man nicht immer nur geben, geben, geben und nur Chipskrümel auf der Couch und ein fettiges Bussi zurückbekommen. Auch meine Geduld und meine Großzügigkeit haben Grenzen.

Anfangs sah ich der Beziehung hoffnungslos gegenüber, doch ich gab ihr immer wieder eine Chance, weil keine Beziehung von Anfang an reibungslos funktioniert. Wenn man allerdings nicht um die Liebe kämpft, dann wird man nie erfahren, ob es sich vielleicht ausgezahlt hätte. An den Dingen, die mich an ihm störten, konnte man arbeiten und das versuchte ich mir immer vor Augen zu halten. Ich wusste in dieser „Arschloch-Verpackung“ steckte etwas sehr Interessantes und etwas sehr Schönes. Das Problem war nur, dass er mich mich nie so richtig in sich hineinschauen ließ. Er spricht ungern über sich, seine Probleme und generell alles, was mit ihm zu tun hat. Ich muss ihm jede Information aus der Nase herausziehen und er hasst es, wenn ihm Fragen gestellt werden, die ihn betreffen. Er wird immer schnell genervt und reagiert manchmal gar nicht auf meine Fragen. Wir reden generell ziemlich wenig miteinander. Er redet meistens mit mir, wenn ich anfange mit ihm zu streiten und er sich rechtfertigen will oder, wenn er mal wieder was zum Raunzen oder etwas Spannendes zu erzählen hat. Aber nicht einmal das stört mich mehr, so lange er überhaupt mit mir redet.
Unsere Gesprächsthemen sind zwar mager, aber bestimmt nicht stumpfsinnig.

Nichtsdestotrotz haben sich die schönen Momente in unserer Beziehung zum Kämpfen gelohnt. Dieser Moment, wenn ich morgens aufwache und sein wunderschönes, schlafendes Engelsgesicht neben mir liegen sehe, in das ich am liebsten hineinbeißen würde. Dieser Hundeblick und seine sanften und verspielten Annäherungsversuche, wenn er mich traurig gemacht hat und mich so wieder zum Lachen bringen will. Diese Knutsch- und Kuschelattacken, die, wie ich finde, viel zu selten sind, aber meinen Tag um das Tausendfache versüßen.

Die Waage ist immer auf der Suche nach dem perfekten Ausgleich und angeblich sollen ja Beziehungen zwischen Waagen und Jungfrauen schwierig bis kaum möglich sein, da sie zu unterschiedlich sind. Aber vielleicht bin ich ja deshalb sein perfekter Ausgleich, weil meine Stärken seine Schwächen kompensieren und umgekehrt. Ich bin auf jeden Fall gespannt, was die Zukunft für uns bereithält.

Was denkt ihr? Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr auch so ein ähnliches Problem mit eurem/eurer Partner/Partnerin?

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Danke für den Einblick in die Gedanken einer Frau ;-)

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