Das dezentrale Märchen und die Chance für Steemit

in #deutsch6 years ago (edited)

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Quelle: Unsplash

Eigentlich wollte ich ja zuerst eine Art Recap der "Blockchain meets purposeful Gaming" Konferenz und des Hackathons letzte Wochen geben (Die LiveStreams findet ihr übrigens hier).

Es war auch eine sehr spannende Konferenz, vor allem die Ergebnisse des Hackathons. Es gab sehr interessante Inputs, wie dApps zukünftig die Gaminglandschaft ändern könnten, wie z.B.:

  • Auslagerung von Serverlast und Kostenersparnis mittels dezentralen Netzwerken
  • Mögliche Mitbestimmung von Spielern
  • Finanzierungsmöglichkeiten, Sicherheit bei Crowdfunding, Early Access etc.
  • Belohnungssysteme
  • Austausch von Spielerdaten, Gegenständen, Stats etc. zwischen ähnlichen Spielen mittels Tokens
  • Direktes Wetten von Spielern etc.

Allerdings hatte ich die Chance in den Pausen mit Travin Keith (NXT Foundation, Hyperledger), oder Lior Yaffe, einem der Core Entwickler von NXT und Ardor und CEO von Jelurida zu führen, deswegen ist der Artikel etwas anders geworden, als geplant :).

Wenn man schon mal die Gelegenheit hat mit Leute zu reden, die seit Jahren dabei sind und wirkliche Blockchain Projekte realisiert haben und nicht nur Whitepapers, dann muss man das als Noob nützen :)

Gibt es überhaupt wirkliche dezentrale Netzwerke in der Cryptowelt?

Ich hab schon einmal oberflächlich an dem Thema gekratzt.

Und Travin hat vor kurzem folgenden Tweet abgesetzt:

"If you choose to make a decision in the "spirit of #decentralization", the fact that you have that power to make that decision means that it's probably not as decentralized as you think or would like it to be."

Quelle: https://twitter.com/TravinKeith/status/1017756815302561792

Irgendwie hat mich der Satz nicht losgelassen und leider trifft er auf sehr viele Blockchain Projekte zu, die ich kenne.

Travin meinte auch das einige Projekte ein ziemlicher Kindergarten geworden sind, Developer die sich gegenseitig auf Slack/Discord sperren, Abspaltung usw. usw. Also eine ganz andere Art der Dezentralisierung ;-)

Wir alle kennen die Ripple Memes. Aber sind andere Netzwerke wirklich so dezentral?

  • Grundsätzlich gibt es immer eine Gruppe, oder Firma, die ein Projekt startet,
  • es gibt Wale, die sich einkaufen, minen usw.,
  • early Adopters, die mehr Einfluss haben und
  • alle Proof Konzepte haben verschiedene Vorteile und Nachteile

Sprich: Es gibt eine konzeptionelle Herausforderung und noch die menschliche Komponente:

Unser Talent, Ideen zu mißbrauchen und ins Negative zu wandeln, ist ja legendär :/

Herausforderungen an Blockchain Projekte:

Dezentrale Netzwerke sind nur erfolgreich, wenn genug Nutzer mitmachen, der Nutzen da ist und sich die erhöhten (Transaktions)kosten auszahlen.

Folgende Punkte muss man mmn. beachten:

  • Einerseits muss man Early Adopter und Fans belohnen (die ja auch das Risiko haben),
  • anderseits dürfen User, die später kommen, nicht ohne Chance zu sein.
  • Die Bindung an das Projekt ist sehr wichtig, damit es nicht nur als Spekulation benutzt wird (diese Funktion übernimmt ja bisschen die Steem Power)
  • Wie löst man das Problem, dass man sich einfach in Projekte "einkaufen" kann und so Einfluss erkauft. (User Authority ist hier z.B. ein spannender Ansatz)
  • Es darf nicht zu kompliziert sein, sonst wird es nicht massentauglich
  • Blockchain Bloat, Transaktionskosten, Geschwindigkeit
  • Abuse, Scam, Image usw. usw.

Warum das aber trotzdem eine Chance für Steemit sein kann:

Es gab auf Steemit ja bereits einige Airdrops (Byteball, Steemhunt,...), die in irgendeinen Form SP, Reputation als Basis genommen haben (ob das schlau ist, ist wieder eine andere Sache).

Grundsätzlich ist aber Steemit das Social Network für Crypto und Blockchain Fans und das ist mmn. eine Chance, wenn Steemit die oben beschriebenen Probleme in den Griff bekommt.

Eigentlich sollte jedes große Blockchain Projekt auf Steemit einen Account haben. Leichter eine Fanbase aufzubauen wird es nicht :). Sei es für Airdrops, bei der Verteilung von Tokens, Communitybuilding, oder einfach Awareness und Reichweite (wie es ja z.B. ONO macht).

Der Nachteil könnte natürlich wieder Scam, nervende Werbung, eintönige Cryptothemen, die "normale" User abschrecken, etc. sein.

Vielleicht ist Gamification in vielen Fällen die Lösung. Grundsätzlich erinnert mich Steemit immer mehr an World of Warcraft :) Das eigentliche Communitybuilding findet in div. Discord Channels statt (früher Teamspeak, Ingame Chat) und Steemit ist quasi das "Spiel". Inkl. endloser Diskussionen über Spielmechanik, Abuse, Nerfs usw. Einzig die politschen Diskussionen fehlten damals :).

Wenn Discord einen ICO machen würde, würd' ich wahrscheinlich All-in gehen...

Was meint ihr?

  • Wie sähe für euch die perfekte Tokenvereilung aus, um Probleme, wie sie es z.B. auf Steemit gibt, (Whalebuilding etc.) zu vermeiden?
  • Seht ihr Steemit auch als Social Network für Blockchain Projekte. Oder ist das eher ein Nachteil?

Disclaimer: Ich frage nicht ganz uneigennützig :) Einer unser Studenten aus dem @Steemarity Team wird bei uns die Masterarbeit machen. Evt. kommen wir da nochmals mit detaillierteren Fragen auf euch zurück.

Sort:  

Hallo Bernd,

das ist ein hochinteressanter Artikel, einige Aspekte sind mir leider etwas zu hoch.

Den Vergleich mit dem Computerspiel finde ich sehr gut. Auch wenn ich WoW nie gespielt habe, ist mir schon klar, dass es Clans gibt, die sich gegenseitig unterstützen. Was mich an dem Vergleich etwas stört, ist die Steementlohnung. Wieso ist die an den externen Steempreis gekoppelt? Im PC-Spiel sammle ich Goldklumpen ein, erhalte für eine Handlung immer x Klumpen. Wieviel die dann nachher im Handel wert sind, ist eine Sache von Angebot und Nachfrage. Mal erhalte ich für ein Goldstück 3 Baumstämme, mal 5, aber ich habe immer x Gold. Warum gibt es hier nicht immer x Steem, die mal für 1 $, mal für 6 $ eingetauscht werden können? Das macht die Sache für mich sehr undurchsichtig, vor allem führt sie dazu, dass gerade "kleine" User derzeit so gut wie keine Belohnung sehen, was die Attraktivität der Plattform einschränkt.

"Clan-Bildung" gibt es auch hier, dafür muss sich gar nicht im Discord abgesprochen werden. Liegt in der Natur des Menschen, der ein soziales Lebewesen ist und seine Peer-Groups braucht und sucht. Wenn du etwas länger dabei bist, ergibt es sich von ganz alleine, dass du mit einem/mehreren Usern über Artikel in Kontakt trittst, weitere Artikel gut findest und votest und plötzlich ergibt sich ein mehr oder weniger regelmäßiges Geben und Nehmen, ohne dass du darüber direkt auch nur ein Wort verloren hast.

Damit auch neue User eine bessere Chance haben, würde ich es gut finden, wenn die Reputation, die ja immer sinnloser wird, da man sie sich über Bots erkaufen kann, gar nicht mehr angezeigt wird. So können sich die Leser (=Kuratoren) bei ihrer Bewertung einzig vom angebotenen Inhalt leiten lassen. Gleichzeitig würde vielleicht die Buhlerei um die großen Fische ein wenig eingeschränkt.
Ist halt echt schwer, irgendwo einzusteigen, wo es schon Kreise gibt, das ist allerdings in jedem Sportverein so.

Hoffe, ich habe jetzt nicht am Thema vorbei geschrieben und ein paar Punkte getroffen, wenn ich auch nicht explizit auf deine Fragen geantwortet habe/antworten konnte.

Schönen Sonntag,
LG Chriddi

Danke Chriddi für deinen ausführlichen Kommentar :)

Zur Dezentralisierung:

  • Cryptowährungen wie z.B. Ripple stehen oft in der Kritik nicht wirklich dezentral zu sein, weil ein Großteil der Coins von einer Firma kontrolliert wird.
  • Allerdings ist das bei sehr, sehr vielen Cryptowährungen der Fall. Es gibt immer eine kleine Gruppe (Erfinder, Early Adopter, Miner etc.), die im Prinzip ein Projekt und ganze Kurse kontrolliern bzw. manipulieren können.
  • Ich hab z.B. gelesen, dass große Bitcoin Miner, die nicht kostendeckend minen können darauf umgestiegen sind, ihre Rechenpower für Hacking-Attacken zu verkaufen. Sprich du kannst für einen gewissen Preis einen Angriff auf Cryptowährung xy buchen. Wenn das z.B. genau während einer Abstimmung zu einen Hardfork stattfindet ist das im Prinzip mit Wahlmanipulation im großen Stil zu vergleichen, wie sie ja jetzt überall diskutiert wird :/

Sprich die "Dezentralität" ist nicht wirklich gegeben. Es kontrollieren wieder nur wenige die Geschicke eines Projektes.

Deswegen der Titel "Dezentrales Märchen" :)

Und genau das sehe ich aber als Chance für Steemit (oder ein anderes Blockchain-based Social Network, die es vielleicht schlauer machen), wenn sie die Schwächen in den Griff bekommen.

World of Warcraft

Der Vergleich war jetzt gar nicht so auf den "volkswirtschaftlichen" Aspekt bezogen, sondern eher an die Erinnerung an endlose Diskussionen um virtuelle Gegenstände, Skillungen, Statistiken usw. Bei WoW waren es halt irgendwelche virtuellen magischen Schwerter, PVP, Computergegner, Schadenspunkte bei Zaubersprüchen usw.. Bei Steemit sind es Bots, Flags (=PVP), Hardforks, Kurse usw. Auch alles virtuell :)

Dein Vergleich und die Frage ist aber sehr spannend. Vielleicht schaffe ich dazu einen sinnvollen Blogpost :)
Mein Bruder (@alexpfeiffer) hat übrigens vor vielen Jahren seine Diplomarbeit zum Thema World of Warcraft geschrieben (auf der WU Wien übrigens) und dort auch den volkswirtschaftlichen Aspekt (innerhalb des Spiels und außerhalb) beleuchtet. Ich werde mir seine Arbeit mal ausleihen :)

Bei der Reputation hast du vollkommen recht. Ich finde das User Authority Projekt sehr spannend und unterstützenswert.

Dir auch einen schönen Sonntag!

Vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen, wieder ein Stück schlauer :-)
Den Post zur UA habe ich gelesen, soweit ich das verstanden habe, wirklich interessant. Wobei man auch dabei nicht vor "Einkäufen" sicher ist, notfalls kauft man sich halt die richtigen Follower. Okay, die müssen mitspielen...
Super spannend, dass Alex im Volkswirtschaftsbereich seine Diplomarbeit über WoW geschrieben hat. Aber klar, warum nicht?! Einige Soziologen dürften WoW auch im Titel ihrer Arbeit präsentieren ;-)
Ich bin auf deinen Vergleich im Blogpostformat gespannt :-))

Toller Beitrag, der auch zum Nachdenken anregt, sehe ich genauso, Steemit könnte eine Nische und das Social Media für alle Crypto-Fans werden. Auch das wäre ziemlich cool :) Eigentlich sollten alle Crpyto-Projekte neben Facebook und Twitter auch einen Steemit-Account haben, da es glaubwürdiger wäre.

Wir haben jetzt für 2 Crypto Firmen marketingtechnisch bisschen was gemacht. Mit einer steht jetzt eine längere Zusammenarbeit im Raum. Idr. sind es halt oft rel. kleine Unternehmen und Teams mit hohem technischen Verständnis, aber wenig Zeit für die Außendarstellung (Wie bei Steemit :)

Deswegen haben wir uns im Laufe des ersten Konzept natürlich überlegt auch auf Steemit was zu machen. Eine höhere Dichte an Menschen, die zumindest schon mal was von Blockchain gehört haben, gibt es naturgemäß auf keinem anderen Netzwerk :)

Facebook ist idR. rel. sinnlos. Eher noch Gruppen, als Seiten. Twitter ist ok, speziell für die Entwickler selbst. Telegram und Discord... sind die fast die Hauptplayer.

Wichtig wird sein, mögliche Steemit Kanäle nicht zu technisch anzulegen, sondern auch "normale" User abzuholen. Und gegebenfalls eine Community aufzubauen, die das jeweilige Projekte dann nach außen trägt.

Mal sehen :)

Danke für diesen Post und die Grundaussage(n). Musste ich re-steemen.

De-zentralisierung gibt es echt nur im Märchen - das ist einfach ein Buzz Word wo die Leute drauf springen - manche gehen mit dem Thema viel zu naiv um - aber Du hast es perfekt beschrieben.

Und nun lass uns hoffen, dass Steemit die Chance ergreift und nutzt langfristig.

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