Reise durch die Hohe Tatra-Kezmarok-Türkenkriege-Imre Thököly

in #deutsch7 years ago (edited)

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Die Burg von Kežmarok, Ziel der gestrigen Reise durch die Hohe Tatra und Heimatstadt von Imre Thököly, einem lebenslangen "Rebell" gegen die Habsburger. Seine Lebens-Story ist heute neben anderem auch Thema.

Werte Mitleser,

erneute um viele Impressionen reicher, berichte ich von der gestrigen schönen Tagestour durch die Hohe Tatra nach Kežmarok.

Über Liptovský Mikuláš folgten wir mit unserer modernen Kutsche der E50 und dann der 537 um zunächst über die Südhänge der hohen Tatra an den Ort "Vysoké Tatry" zu gelangen.

Es besteht auch eine Bahnverbindung, die herrliche schmalspurige Elektrische Tatrabahn, die die Hauptsiedlungen und die Stadt Poprad verbindet und die Zahnradbahn Štrba–Štrbské Pleso.

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Ausblick von der Strasse 537 auf einen Tatra-Gipfel

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Gleis der Schmalspurbahn

Heute umfasst die Stadt 14 ehemals eigenständige Gemeinden, die in drei Ortsteile unterteilt sind, insgesamt ca 4500 Einwohner, die „Stadt“ erstreckt sich über 46 Kilometer insgesamt.

Dort stehen alte Grand-Hotels und Palace Hotels, man baut und renoviert.

Hier Bilder des im Jugendstil 1904 erbauten Grand Hotels, in diesem Stil finden sich viele weitere Gebäude hier, es gibt zahlreiche Denkmal-geschützte Gebäude.
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Nach einem einfachen, aber gutem Mittagessen gelangten wir-an den Südosthängen der Hohen Tatra zunächst der 537 weiter folgend-dann über Spišská Belá zur sehenswerten Kleinstadt Kežmarok (Käsmark), das 16 500 Einwohner hat und mit viel Interessantem aufwarten kann.

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Häuser in Kežmarok

Die Burg der Stadt wirkt wehrhaft, innen gibt es ein nettes Cafe und guten Kuchen und ein sehenswertes Museum.
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Innenhof der Stadtburg von Kežmarok

Kežmarok (Käsmark) wurde im 13. Jahrhundert von den Zipser Sachsen durch Zusammenschluss eines slowakischen Fischerdorfs, einer ungarischen Grenzwache und einer deutschen Siedlung gegründet. Besiedelt ist das Gebiet nachgewiesen aber seit 50.000 Jahren.
1269 wurde das Stadtrecht verliehen, später stieg sie zu einer königlichen Freistadt auf und die Privilegien einer königlichen Freistadt wurden 1655 erneut bestätigt.
Seit 1440 hatte auch der Graf der Zipser Sachsen in Kežmarok seinen Sitz, in diese Zeit fällt auch der Bau der Stadtburg 1463.
Die Altstadt steht seit 1950 unter Denkmalschutz.

Vieles gibt es zu erzählen über die Stadt, die reich war, es gab 40 Zünfte, später eine lebendige Bildungsbürgerkultur.
1873 gründete man den ungarischen Karpatenverein, den ersten Tourismusverein des Königreichs Ungarn, es gab einen bekannten Ärzte- und Apothekerverein.

Dr. Adalbert Alexander schaffte sich bereits 1897 -nur zwei Jahre nach Entdeckung der Röntgenstrahlen-den ersten Röntgenapparat an und wurde später der erste Professor für Röntgenologie in Budapest. Seit 1898 wandte er Röntgenstrahlen auch bei Menschen an, leider auch bei seinem ungeboren Sohn, deren Entwicklung im Mutterleib er verfolgen wollte und der leider dann hirngeschädigt geboren wurde, man wusste ja noch nicht um die schädigende Wirkung der Strahlen.
Der Professor, Bergsteiger und der Historiker Alfred Grosz (1885-1973) unternahm von Kežmarok aus 119 Erstbesteigungen in der Hohen Tatra.

Kežmarok ist aber auch Geburtsstadt von Imre Thököly, einer sehr bekannten Figur aus der ungarischen Geschichte.

Wir kennen ihn eher am Rande im Zusammenhang mit der zweiten Türkenbelagerung Wiens 1683, wo er auf der Seite Kara Mustafas gegen die Habsburger kämpfte.

Von ihm will der Balte jetzt noch erzählen, da die Lebensgeschichte Thökölys, des „Kuruzenkönigs“ spannend ist und seine Motivationslage komplex.

Ein bewegtes Leben würde man heute sagen, die Darstellung seiner Lebensgeschichte gelingt nicht in aller Kürze.

Wem das jetzt allerdings zuviel Geschichte ist, soll diesen Teil einfach überspringen und sich den Bildern der Heimreise ins Bergdorf zuwenden.

Bei den Recherchen verliert man sich sehr schnell im Dschungel der unzähligen „Türkenkriege“.

Man versteht darunter die Kriege, sich nach dem Untergang von Byzanz im Jahre 1453 nach Norden und Westen ausbreitenden Osmanischen Reich und dem christlichen Europa.
Die wichtigsten Gegner der Osmanen waren dabei anfangs Venedig, Ungarn, die Habsburger mit dem Heiligen Römischen Reich und Polen-Litauen, ab dem späten 17. Jahrhundert kam als Gegner Russland hinzu.
Das Osmanische Reich ging dann ja 1922 unter, im Türkischen Befreiungskrieg setzte sich eine Nationalregierung unter Mustafa Kemal Pascha, genannt Atatürk, durch.

Wohin die Türkei heute unter Erdogan letztlich weiter steuert werden wir sehen.

Zur Übersicht über die Türkenkriege kann man die entsprechende Seite auf Wikipedia nur empfehlen und man staunt über die vielen Kriege, die auch dem Balten bisher oft unbekannt waren.

Von der Schlacht bei Mohacs hat man ev. gehört (die Ungarn kennen die Redewendung: Több is veszett Mohácsnál – „Mehr ging bei Mohács verloren“), von der ersten Belagerung Wiens 1529 manchmal auch, ev. noch von der Seeschlacht von Lepanto 1571 mit den „Protagonisten“ Don Juan de Austria und Derya Ali Pascha, der Seeschlacht mit den meisten Toten an einem Tag-ca 38.000 Menschen kostete dieses See-Gemetzel das Leben.

Sicher gehört hat man meist von der zweiten Belagerung Wiens, die am 14. Juli 1683 begann und sich bis zum 12. September hinzog.
Die Schlacht am Kahlenberg mit dem Einsatz des 80.000 Mann starken Entsatzheeres unter Polens König Jan III. Sobieski. beendete die Belagerung, noch am selben Tag waren die Türken vertrieben.

Hier trifft man im Nebel der Geschichte eben auch auf Imre Thököly, nicht nur auf Prinz Eugen von Savoyen oder den „Türkenlouis“ genannten Ludwig Wilhelm von Baden.

Der türkische Oberbefehlshaber und Großwesir Kara Mustafa wollte ob der eigenen taktischen Fehler Thököly die Schuld an der Niederlage der türkischen Truppen in die Schuhe schieben.
Das nützte ihm aber nichts, Sultan Mehmeds IV. ließ ihn am 25.12. 1683 mit einer Seidenschnur erdrosseln, das Schwarze-Peter-Spiel mit Thököly hatte nicht funktioniert.

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Imre Thököly, der Kuruzenkönig, Bild aus Wikimedia common.

Emmerich (ungarisch: Imre) Graf Thököly, geboren am 25. April 1657 in Kežmarok, gestorben am 13. September 1705 in Nikomedia, war ein Magnat und Staatsmann in königlichen Ungarn, der Anführer eines Aufstands gegen die Habsburger und auch Fürst von Siebenbürgen, aber auch Heerführer im Dienst des Sultans.

Er wurde zu seiner Zeit oft als „tót király“ (slowakischer König) bzw. „kuruc király“ (Kuruzenkönig) bezeichnet, sein Standbild steht auf dem Heldenplatz in Budapest.

Der Tod seines Vaters 1670, des protestantisches Grafen Stephan Thököly, der einer Verschwörung gegen den Kaiser und König Leopold I beschuldigt, enteignet und bei der Belagerung der vom Balten beschrieben und besuchten Arwaburg https://steemit.com/deutsch/@balte/flucht-von-der-arwaburg-nosferatu-murnau-impressionen, gefallen war, dürfte Thököly nicht gerade zum Freund der Habsburger gemacht und ihn geprägt haben.

Nach Studium am evangelischen Gymnasium in Eperies (slowakisch Prešov) floh er im Dezember 1670 nach Siebenbürgen, wo er bei seinem Verwandten Mihály Teleki, dem ersten Minister von Michael Apafi I., Fürst von Siebenbürgen, Zuflucht fand.

Als 1673 Kaiser Leopold I. die ungarische Verfassung aufhob und Johann Caspar von Ampringen als Zivil- und Militärgouverneur einsetzte, wurden ca. 450 protestantische Geistliche vertrieben und weitere 67 zum Strafdienst auf den Galeeren verurteilt.

Das Signal zum Aufstand war gegeben, irgendwann ist eben das Fass voll.

Ludwig XIV. von Frankreich, der "Sonnenkönig", hatte die Habsburger-Gegner zusätzlich ermutigt, so dass man sich mit dem Wahlspruch „pro libertate et justitia“ erhob und den jungen Thököly zum Anführer wählte.

Der Aufstand begann 1678 und kurz darauf war das ganze Gebiet der heutigen Slowakei einschließlich der wichtigen mittelslowakischen Bergbaustädte, die der Balten morgen besuchen wird, unter Thökölys Kontrolle.

1681 zwang er dem Kaiser schliesslich zu einen Waffenstillstand.

So blieb etwas Zeit für andere Dinge und im Juni 1682 heiratete er Jelena Zrinski (ungarisch: Zrinyi Ilona), die Tochter des ehemaligen kroatischen Banes Petar Zrinski und die Witwe des siebenbürgischen Fürsten Franz I. Rákóczi.

Der türkische Sultan, mit dem er kooperierte, hatte ihm 1682 den Titel „König von Oberungarn“ (also dem Gebiet der Slowakei, im dem der Balte sich gerade aufhält) verliehen, er selbst führte aber nur den Titel „Fürst von Oberungarn“.

Die Stände brachte ihm auf zwei Landtagen jedoch kein Vertrauen entgegen, da man fürchtete, er würde die nationale Unabhängigkeit dem Bündnis mit den Türken opfern, so dass Gelder und Truppen verweigert wurden, und Thököly zur Beibringung derselben zur Gewalt griff.

1683 bei der Belagerung Wiens unterstützte er die Türken v.a. durch militärische Aktivitäten in der heutigen Slowakei.

Nach der Niederlage eilte Thököly bedingt durch die Anschuldigungen Kara Mustafas nach Adrianopel, um sich vor dem Sultan zu rechtfertigen, was ihm offenbar auch gelang, denn erdrosselt wurde ja Kara Mustafa.

Thököly erkannte jedoch den sinkende Macht der Türken, und versuchte im Anschluss über den polnischen Königs Johann III. Sobieski eine Aussöhnung mit Kaiser Leopold, wenn dieser die Rechte der Protestanten akzeptiere.
Leopold wies diese Bedingungen zurück und forderte eine bedingungslose Kapitulation, so begann der Krieg erneut.

Aber dieser Kriegszug Thökölys 1685 endete mit mehreren Niederlagen, er suchte wieder die Hilfe der Türken, wurde aber von diesen eingekerkert-vorsichtshalber.

Eine Welle der Verfolgung seiner echten und vermeintlichen Anhänger begann.

1686 wurde Thököly wieder aus der Kerkerhaft entlassen und mit einer kleinen Armee nach Siebenbürgen geschickt, wo er aber wie auch in einem weiteren Feldzug im Jahre 1688 scheiterte, die Türken liessen ihn daraufhin erneut gefangennehmen.

1689 entsandten ihn der Sultan aber mit 16.000 Mann nach Siebenbürgen und im September des gleichen Jahres schlug er die vereinten kaiserlichen Truppen in Zernyest.

Thököly wurde nach diesem Sieg durch den Landtag in Kereszténysziget zum Fürsten von Siebenbürgen gewählt, 1691 verließ er Siebenbürgen nach schwierigen Abwehrkämpfen, führte dann eine türkische Kavallerieeinheit in der Schlacht bei Slankamen (1691) und wurde vor allem als türkischer Kommandant in der Schlacht bei Zenta (1697) bekannt.

Im Frieden von Karlowitz nahm man ihn von Habsburger Seite ausdrücklich von der Amnestie, die den ungarischen Aufständischen gegeben wurde, aus.

1700 versuchte er noch einmal erfolglos, die Fürstenherrschaft wiederzuerlangen, danach wars dann genug und er setzte er sich mit seiner Frau in Galata (nahe Konstantinopel) zur Ruhe, erhielt vom Sultan große Ländereien sowie den Titel des Grafen von Widdin.

Thököly starb 1705 starb er in Nikomedia, seine Gebeine wurde 1906 nach Kezmarok überführt.

Beeindruckt von soviel Geschichtlichem machte sich die Reisgesellschaft dann auf die Rückreise über Poprad, um unser Berg-Domizil wie in den Karpaten üblich vor Sonnenuntergang zu erreichen.
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Impressionen von der Rückfahrt
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Unser Bergdorf

Folgender Ausblick erwartete uns, als wir mit den letzten Sonnenstrahlen im Bergdorf eintrafen.
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Peace, sisters and brothers!
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Bild von Pixabay

Der nächste Teil der Reise wird uns in mittelslowakische Bergbaustädte führen.

Quellen:
Die Kesmarker Burg, Nora Barathova, 2004, Bambow
https://de.wikipedia.org/wiki/Emmerich_Th%C3%B6k%C3%B6ly
https://de.wikipedia.org/wiki/Ke%C5%BEmarok
https://de.wikipedia.org/wiki/Vysok%C3%A9_Tatry
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Vysok%C3%A9_Tatry
https://de.wikipedia.org/wiki/Kara_Mustafa_Pascha
https://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%BCrkenkriege
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Moh%C3%A1cs_(1526)
https://de.wikipedia.org/wiki/Langer_T%C3%BCrkenkrieg
https://de.wikipedia.org/wiki/Seeschlacht_von_Lepanto
https://de.wikipedia.org/wiki/Friede_von_Karlowitz

Das Bildmaterial stammt soweit nicht angegeben vom Balten.

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Toller Artikel, der mir erst jetzt aufgefallen ist!

Hallo,
danke für das Lob und die Anerkennung und vor allem fürs Lesen, dieser Teil Europas ist einfach herrlich schön, hab ja noch ein paar mehr "Stories" zu dieser Reise geschrieben, hoffe Bilder und Texte vermitteln einen Eindruck.
Beste Grüße vom Balten

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Reisebericht mit Geschichtsunterricht: Sehr interessantes Konzept! Me likey!

Toll... etwas Geschichtsuntericht vom vom Balten. Es hätte gern auch doppelt so lang sein dürfen.
Ich hab es gern gelesen und freue mich auf die nächste Ausgabe.

Danke, ich freu mich, wenn es gelesen wird. Wirklich schön ist es hier in den Nord-Karpaten.

Schönes "Follow Up" Deines Murnau Beitrags!

Danke, Man kann hier sehr viele "stories" finden, bin gespannt auf die Bergbaustädte und die Geschichten dort!

Manoman, da habe ich bei unserem ungeplanten Besuch vor vielen Jahren ja einiges verpaßt!
Nochmal hinfahren? Grübel...

Euch weiterhin alles Gute!

Bin auch überrascht! in den Bergbaustädtchen morgen gibst gold- und silber-stories, mal sehen was ich finde, eine ist unesco-weltkulturerbe!

Ich bin ein bißchen neidisch...
Zum Glück dürfen wir ja hier etwas teilhaben.

Total tolle Bilder von deinem Erkundungstrip ;-) Daumen hoch, hoch, hoch

vielen dank fürs lesen und das lob! weiteres folgt!

Cooler Blog - macht Lust Dir hinterher zu fahren. Witzigerweise erst letzte Woche Youtube Videos zur Hohen Tatra angeschaut. Hast Du thematisch also auf den Punkt getroffen.

Danke, heute haben wir die mittelslowakischen Bergbaustädte besichtigt- echt eindrucksvoll-werde berichten- heute aber zu müde!

Wow - ein schöner Artikel. Viele Informationen und Fotos - ich werde ihn noch mal in Ruhe lesen... Danke dir.

Besten Dank für das Lob.

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