Biestjaeger: Die Schwarze Pyramide -70- Zurück ins Licht - 10 von 10
Was bisher geschah: Das mammutide Wesen ist ein harter Brocken für die Biestjaeger. Mitten im Dschungel hinter der schwarzen Pyramide kämpfen sie ums Überleben.
Magnus hatte die ganze Zeit seine Kräfte gesammelt und griff mit neuer Kraft an. Der Bakhauva drehte sich zu dem neuen Gegner um und Shana fluchte. Es war die Chance gewesen, das Monstrum zu blenden. Nun würde sie vielleicht keine mehr bekommen. Also musste sie es Magnus erleichtern, entschied sie und suchte eine Schwachstelle des Feindes. Sie machte sich nichts vor, diesmal stand es schlimm um sie alle. Der Nordmann rammte die Reste seines Dornenschilds in die Wunde am Bein des Bakhauva und liess es darin stecken. Er ging einen Schritt zurück und holte mit einer Wurfaxt aus. Er zielte auf den Hals des Monstrums und warf.
Banke-Tau neigte den Kopf zur Seite und staunte über die Kraft des kleinen Menschen. Die Axt wirbelte an ihm vorbei. Der brennende Schmerz in seinem Bein war mit der Zeit in ein dumpfes Pochen übergegangen. Bakhauvi waren ziemlich stur was Empfindungen betraf, nichtsdestotrotz, wurde sein Bein immer schwerer und es liess sich nicht mehr gut bewegen. Erst recht nicht mit einem hinein gerammten Dornenschild. Banke-Tau ignorierte wie immer die Schmerzen. Sie waren nur ein Mittel seine Wut zu steigern und ihn besser und stärker werden liessen. Die Wurfaxt hätte ihm die Adern aufschneiden können, das wusste er. Also wollte er dem Kampf ein schnelles Ende bereiten. Es fing an ihn zu langweilen.
Banke-Tau packte den keuchenden Nordmann mit seinen unteren Gliedern und presste ihm die Luft aus den Lungen. Magnus wurde schwarz vor Augen. Mit einem nicht mehr ernst zu nehmenden Hieb schlug er auf den Arm ein. Dann erwischte ihn ein kräftiger Schwinger und er fiel in sich zusammen.
»So viel dazu«, sagte Banke-Tau.
Hoffentlich war das Weibchen nicht geflüchtet. Es stand ihm nicht im Sinn noch weiter diesen Wald durchsuchen zu müssen. Auch wenn es leicht gewesen wäre sie aufgrund ihres Geruchs aufzuspüren. In Banke-Tau stieg die Lust auf, sich mit seinen Frauen zu vergnügen. Das war nach einem siegreichem Kampf immer so und er hatte sich bisher nur sehr selten danach nicht in der Laune befunden.
Er machte es kurz.
»Komm raus, Weib.«
Shana hatte das verzweifelte Aufbäumen Magnus`, auf den Lippen kauend verfolgt. Hatte sie alleine überhaupt noch eine Möglichkeit diesen hünenhaften Kämpfer zu besiegen? Entweder sie würde mit Schmach aufgeben oder ihren Freunden folgen. Sie nahm sich ein Herz und zielte auf den stämmigen Hals. Wenn der Panzerbrecher die Kehle zerfetzen würde, wären sie gerettet, betete sie zu Cyrilla und zielte sorgfältig. Die Spitze des Pfeils lugte zwischen den Blättern hervor. Sie wartete auf den entscheidenden Augenblick. Banke-Tau kniff die Augen zusammen.
»Es ist vorbei. Deine Freunde geschlagen. Ergib dich und ich werde es rasch beenden«, sagte er laut. Seine Stimme klang beherrscht und eindringlich ruhig.
Das Menschenweib antwortete nicht, doch er konnte sie leise atmen hören. Da, zwischen diesen Blättern hockte sie, sagten ihm seine Sinne. Sie konnte ihm nicht mehr gefährlich werden. Ein paar Minuten noch und er hätte seine Aufgabe erfüllt und konnte endlich zur schwarzen Pyramide zurück. Er drehte sich zu dem Gebüsch hin.
Das perfekte Ziel, dachte Shana, nur noch ein kleines Stück weiter. Die anvisierte Kehle tauchte hinter einem herab sinkenden Arm hervor.
Jetzt.
Sie schoss.
Mit ihrem Willen versenkte sie sich in den Pfeil und stellte sich vor wie er Banke-Taus Kehle treffen würde. Angespannt verharrte sie in der Schußposition, halb knieend, den Atem angehalten. Lauernd.
Banke-Tau nahm wahr, wie das Menschenweib die Luft angehalten hatte. Natürlich, eine Bogenschützin. Blätterwerk raschelte und er hielt seine linken Arme zum Schutz empor. Die obere Faust schützte sein Gesicht und den Hals, der untere Arm die linke Seite. Gerade noch rechtzeitig hatte er sich geschützt und der Pfeil blieb in seinem Unterarm stecken. Banke-Tau spürte ein starkes unangenehmes Stechen, griff danach und zog den Pfeil heraus. Ein Schwall dunklen Blutes folgte der Spitze. Ein Panzerbrecher. Bemerkenswert, dieses Menschenweib.
»War das dein bester Pfeil?«, fragte er ohne Hohn oder Spott.
Nicht jeder Schütze konnte mit einem schweren Panzerbrecher, der dazu noch eine breite Form besaß und ungünstig fliegen mochte, richtig umgehen.
»Ich bin beeindruckt«, fügte er hinzu. »Wenn du nicht mehr hast, schlage ich vor, du ergibst dich. Das ist jetzt das letzte Mal, das ich es dir anbiete.«
Shana liess den Bogenarm sinken. Es war vorbei. Doch konnte sie es wirklich wagen sich zu ergeben?
»Welches Vertrauen soll ich dir schenken, mich nicht zu verletzen?«, rief sie.
»Du hast nur mein Wort als Krieger und Bakhauva«, antwortete er grunzend und schaute zum Gebüsch rüber.
Das mag viel oder gar nichts wert sein, dachte Shana. Sie schaute sich um, stand auf und kam hinter dem Busch hervor. Banke-Tau kam auf sie zu und baute sich vor ihr auf.
»Ihr habt gut gekämpft«
Shana antwortete nicht. Ihr Bogenarm zitterte leicht, doch sie hatte keine Angst. Sie warf einen Seitenblick auf ihren geliebten Grayden.
Eine Faust traf sie und schlug sie bewusstlos.
»Aber nicht so gut«, sagte Banke-Tau herablassend.
Mit einem unterdrückten Knurren zog er den Dornenschild aus seinem Bein, bevor mit einem Stück Stoff seine Wunden notdürftig versorgte. Sein dickes Blut hatte schon einen dunkelroten Schorf gebildet.
In aller Ruhe sammelte er die Abenteurer ein und holte hinter einem Erdwall einen Karren hervor auf die er die Besiegten warf. Die Waffen warf er oben drauf, sie mochten vielleicht den einen oder anderen Jadeis wert sein. Vor allem das Kristallschwert des Ordenritters und der kunstvoll geschnitzte Bogen des Menschenweibs mochten einiges auf dem Waffenmarkt bringen. Zwergenäxte waren in seiner Heimat nicht sehr kostbar. Alle anderen Waffen brachten nur wenig. Aber er würde sich dennoch was dazu verdienen können.
Er vergewisserte sich, das alle lebten und war mit sich sehr zufrieden. Fast glücklich, mochte man meinen wenn jemand gesehen hätte wie er sich die Seile umgebunden hatte und ein Liedchen vor sich hin brummte. Als aus Shanas Taschen einmal eine Sonnenwurz fiel, merkte er seinen Hunger rumoren. Er schnüffelte kurz daran und biss hinein. Bakhauva waren Pflanzenfresser und es schmeckte ihm. Gemütlich schnaufend saß er auf einem umgeknickten Baumstamm und genoss das wohlverdiente Mahl. Bald schon würde er wieder bei seinen Frauen sein, sinnierte er und er stellte sich ihren Duft vor, wenn er dabei war sie zu besteigen. Ein wohliges Grunzen entfuhr seinem Rüssel. Doch noch hatte er eine Stunde Weg vor sich.
Seine Beute regte sich kein einziges Mal, da dachte Banke-Tau schon, er hätte zu fest zugeschlagen. Was manchmal passieren konnte. Doch ihre Brustkörbe hoben und senkten sich, er wars zufrieden und stemmte sie weiter zur Pyramide. Gegen frühen Abend hatte Banke-Tau den äusseren Rand der Tempelanlagen erreicht und er ging über eine Brücke auf den hinteren Teil der Terrasse die sich vor ihm erstreckte. Von hier aus konnte man die Spitzen der Pyramide im Wolkennebel nicht mehr erkennen. So hoch hatten Talandras Anhänger sie gebaut. Alles ihr zu Ehren. Banke-Tau schüttelte den Kopf.
Wie kann man nur eine halbtote Person anbeten? fragte er sich. Aus seiner Sicht war es viel wichtiger dem Hier und Jetzt zu frönen. Nicht in dem was war oder gewesen sein mochte. Banke-Tau war praktisch veranlagt und genügsam. Der Bakhauva brauchte nur ab und zu einen Kampf für den Spaß, ein wenig Jadeis und natürlich seine Frauen um sich in Stimmung zu bringen. Darauf zielte er immer ab. Und darauf lief es immer hinaus. Die Bakhauvi wollten nur starke und große Krieger in ihren Stätten. Schwächlinge und Versager wurden nicht geduldet. Denn obwohl die Bakhauvi ein sonst friedliches Volk waren, verstanden sie es zu kämpfen und oft wurden ihre Dienste in Anspruch genommen, wenn man es sich denn leisten konnte. So war Banke-Tau ein Nachkomme jenes Bakhauva, der in den Dienst des Kultes getreten war. Sie wurden gut entlohnt und hatten einen angenehmen Platz gefunden ohne sich ständig in vielerlei Konflikte wiederzufinden. Aber es gab keinen Vertrag zwischen Banke-Tau und dem Regulan Gressk. Sobald er seine Arbeit beendet hatte, gedachte er von hier fort zu gehen und woanders sein Glück zu versuchen.
Fortsetzung folgt in Nr. 71 Meister der Pyramide 1 von 6 ...
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