Biestjaeger: Die Schwarze Pyramide -66- Zurück ins Licht - 6 von 10
Was bisher geschah: Mit Meochon hatten die Biestjaeger eine eher ungewöhnliche Begegnung. Doch das Wesen stellte sich als friedlich heraus. Nicht jedes Fremdwesen ist eine Gefahr, andere jedoch …
Langsam aber stetig kam das Wasser näher. Es bildete an einen ovalen Umriss im Moos, floss darunter und hob es an. Dort wo die Abenteurer standen, spürten sie noch den Kies unter ihren Füssen. Nach einem kurzen Augenblick wurden sie durch den Druck des Sees angehoben. Unsicher schwankten sie auf dem grünen Floss. Es wellte sich an einigen Stellen wie Grayden bemerkte, doch es hielt dem Gewicht stand das auf ihm lastete. Nun stieg es mit dem See auf und sie schwammen von einer Strömung getrieben auf das Schott hinzu.
»Meochon ist glücklich«, sagte Shana.
»Ja, das spüre ich auch«, antwortete Grayden.
Nur noch wenige Meter trennten sie von dem Ausgang. Davor war genug Platz, so das alle bequem stehen konnten. Mit einem beherzten Sprung war Ramloc der erste auf dem Vorsprung, dann folgte ihm mit einem trotzigem Blick die Söldnerin. Die anderen stiegen ihnen langsamer nach. Es gab keine Eile, Meochon würde den See nicht weiter anheben.
Vor ihnen war ein riesiges Schott in den Fels gebaut worden und rostete wahrscheinlich schon seit Jahrhunderten vor sich hin. Auf der rechten Seite stand eines der bekannten Handmusterkästchen.
»Nicht schon wieder«, stöhnte Grayden.
»Wir helfen.«
Der See stieg nochmal einige Zentimeter an bis er den Kasten berührte. Ein kurzer Funkenschauer kam daraus und das Bild der Hand erlosch im Dunkel. Dann ertönte ein hohles Geräusch von Metall das auf Metall schabte und langsam schob sich das Schott auseinander bis es genug Platz zum Durchgehen bot.
»Danke«, dachte Shana und spürte Meochons Antwort.
Die Zwerge huschten durch die Öffnung und stellten sich dahinter auf.
Die anderen kamen nach und das Schott schloss sich hinter ihnen wieder. Durch ein altes Fenster konnten sie sehen, wie der See bis zur Decke der Kaverne anstieg. In ihm waren verschwommen kleine und große Punkte zu erkennen die hell erstrahlten. Auch die anderen dachten ihren Dank. Meochon antwortete nicht.
»Vielleicht kann er uns jetzt nicht mehr hören«, sagte Shana.
»Das Schott diente sicherlich zum Abschirmen von seinen Gedanken. Ihm geht es gut, sorgen wir dafür das das auch bei uns so bleibt«, sagte der Schildmeister.
Sie standen auf einem Gitter das aus silberschwarzem Metall gefertigt war und zu beiden Seiten leicht gekrümmt durch das Gestein führte. Gegenüber vom Schott befand sich ein ebenso breiter Gang, der von einem Erdrutsch blockiert wurde. Somit blieben zwei Richtungen.
»Wo lang?«, fragte Magnus.
Grayden überlegte kurz und deutete nach rechts.
»Ich habe die Erfahrung gemacht, das man auf der Seite des Schwertarms eher durch ein Labyrinth heraus kommt als auf der Seite des Schildarms.«
Sie gingen also nach rechts. Der Gang führte schräg in die Tiefe. Das Geländer war alt und schief. An den Wänden bahnten sich große Flecken einer Art Rost ihren Weg.
»Das scheint eine Mine zu sein«, sagte Rabana.
»Wie kommst du denn da drauf?«, fragte Magnus.
»Weil Stein nicht rosten kann. Also muss etwas im Stein sein, das rostet, irgendein Erz vermute ich. So was habe ich schon mal in einer Mine im Süden gesehen«, antwortete sie.
»Du hast inner Mine gearbeitet?«, fragte Ramloc. »Vrouwen dürfen nicht in den Minen arbeiten.«
»Ich war auch nicht aus freiem Willen dort«, antwortete Rabana und machte damit deutlich das das Gespräch beendet war.
Nach einer Biegung die scharf nach rechts abbog, stoppten sie. Vor ihnen war der Gang eingestürzt und es gab keine Möglichkeit daran etwas zu ändern.
»Von wegen: Rechts geht´s raus, wa?«
Grayden ging der kurze Gedanke durch den Kopf ihren dicken Zwergenhals zu würgen, er atmete aber durch und kehrte um.
»Ausserdem sind wir die ganze Zeit abwärts gegangen. Wir müss´n aber rauf«, sagte Ramloc und strich nebenbei über den Rost und roch daran.
»Das ist kein Erz«, sagte er nachdenklich. »Das riecht anders, irgendwie seltsam.«
»Es gibt mehr als nur Erz unter der Erde und das von uns abgebaut wird«, sagte Rabana leicht spöttisch.
»Ach ja? Was´n noch?« fragte er.
»Es gibt da etwas, das im Süden „Alkemit“ genannt wird und der Rost hier sieht genauso aus.«
Ramloc rümpfte die Nase wegen des unausgesprochenen Vorwurfs. Er wollte zu einer Entgegnung starten, da ging Dimitrion dazwischen.
»Jetzt ist keine Zeit für Buddlerplapperei«, sagte er und damit kamen sie in einen rechteckigen Raum, der nicht besonders groß war und an dessen rechter Seite eine alte Tür schief in den Angeln hing.
Von der Decke hingen dicke Stränge die wie Seile aussahen und aus dem Stein gebrochen waren. Grayden und der Halbelf hebelten die Tür aus und stellten sie beiseite. Dahinter verlief wieder ein steinerner Gang, doch hier war der Gitterboden nur noch teilweise vorhanden und der Fels kam zum Vorschein. Sie gingen hindurch und nahmen die Richtung die aufwärts führte. Es war kühl und an den Wänden hingen Wassertropfen. Die Luft war mit dem Geruch des Steins und der darin eingeschlossenen Erze und Mineralien erfüllt.
»Ob das von Meochon stammt?«, fragte Grayden.
»Ich denke nicht, das hier fühlt sich anders an«, antwortete Shana als sie einen Tropfen zwischen den Fingern zerrieb.
An der Decke waren in regelmäßigen Abständen Leuchtgloben angebracht aber nicht alle leuchteten. Aus einigen regneten Funken herab, andere von ihnen strahlten nur schwach oder flackerten unruhig. Nach einiger Zeit blieben die Globen dunkel und die Gefährten überliessen den Zwergen die Führung. Der Gang bog leicht nach rechts und aufwärts. Bald stolperten sie in der Dunkelheit und Dimitrion nahm einen der Lapis, der eine ausreichende Sicht erlaubte. Immer höher stiegen sie, bis sie auf keine Reste des Gitterbodens oder anderen Dingen aus Metall mehr trafen. Die Wände wurden trocken und Holzbalken stützten sie ab. Kurze Zeit darauf sahen sie am Boden eine ausgebrannte Fackel liegen.
»Wir nähern uns der Oberfläche«, sagte Ramloc.
»Ab jetzt sollten wir wieder so leise wie möglich sein«, sagte Grayden. »Gut möglich, das wir auch bald auf Echsen stossen.«
Sie lockerten ihre Waffen.
Doch noch führten sie die Zwerge durch die verwinkelten Gänge und breiter werdenden Tunnel. Hier lagen Hacken und Schaufeln herum die schon lange nicht mehr benutzt worden waren. Es war also tatsächlich eine alte Mine. Unwillig stimmte Ramloc der Söldnerin zu, was sie über eine Mine gesagt hatte. Das beeindruckte ihn und er warf einen kurzen Seitenblick auf die Zwergin die neben ihm ging. Er hatte noch nicht viele Zwergenvrouwen gesehen und diese hier war eindeutig anders. Ihr Gesicht war ein wenig klobig aber von markanter Anziehung. Es war geprägt von Kampferfahrung und Leidenschaft. Ihr Körper war gut unter ihrer Verkleidung verborgen. Doch ihr haftete die unbeschreibliche weiblich Anmut bei jeder Bewegung an. Dazu ihr schwarzes und geflochtene Haar, in denen manchmal die Scheiben glänzten. Sie war auf ihre Art sehr anziehend, fand er. Rabana merkte, das sie beobachtet wurde und schaute nach rechts. Schnell drehte Ramloc seinen Kopf weg.
»Ist irgendwas?«, fragte sie.
»Nein. Ich hab´ mich nur gefragt wozu du diese Scheib´n im Haar trägst«, wich er aus.
»Das wirst du noch früh genug merken«, erwiderte sie kurz und bündig.
Hinter ihnen ging Magnus, der bei dem Anblick seines Freundes grinste. Zwerge waren gute Kämpfer und mehr, aber in diesen Dingen besaßen weder Zwergenmann noch Vrouw das notwendige Fingerspitzengefühl. Sie waren etwas langsam darin und zusätzlich ungemein stur. Das erschwerte ihnen das Zusammenkommen ungemein. Es war schon als Mensch nicht leicht mit den Vrouwen zurecht zu kommen aber als Zwerg musste das wesentlich schwieriger sein.
»Da vorne brennt Licht«, sagte Dimitrion und löschte den Lapis.
Sie warteten bis sie sich an das leichte Dunkel gewöhnt hatten und gingen leise weiter. Vor einer Kreuzung von der drei große Tunnel abliefen, versteckten sie sich.
»Hast du was gehört?« fragte Grayden.
»Aus dem Tunnel dort drüben. Ein Schaben und Kratzen. Es kommt näher.«
Nach einer Weile konnten es auch die anderen hören. Es war ein lang gezogenes Geräusch das einem Takt folgte und auf und ab schwellte. Angespannt schauten sie in die Dunkelheit. Langsam schälte sich ein Umriss daraus hervor und sie duckten sich noch tiefer hinter ihrer Deckung. Eine braunschwarze Masse kam hervor, mit einem spitzen Maul das von zahlreichen Stacheln besetzt wurde und dem blinden Schädel voraus ging. Das Geräusch wurde von dem massiven Körper verursacht der sich zusammen zog, streckte und sich somit fortbewegte. Mit einem leichten Schmatzen öffnete sich das Maul und es fielen Steinbrocken heraus. Es drehte den Kopf als wenn es versuchen würde etwas zu erkennen und robbte dann weiter.
»Nur ´n Erdwurm«, sagte Ramloc.
»Fressen nur Fels und Geröll. Sind ansonsten völlig harmlos«, erläuterte Rabana.
»Sind Einzelgänger und ungefährlich. Ausser wenn se ´ brüten. Dann kanns schlimm werden«, sagte der Zwerg.
»Dann will ich mal nicht hoffen, dass es das tut«, sagte Grayden.
Gemächlich schob sich das massive Tier den Tunnel entlang. Kurz hob es den Kopf in die Höhe als es an den Abenteurern vorbei kroch, doch es griff nicht an. Sorgsam beobachtete Grayden wie es in einem anderen Tunnel verschwand. Nachdem das Schaben leiser wurde erhoben sie sich.
»Da lang können wir schon mal nicht mehr«, sagte Magnus. »Bleiben nur noch zwei Möglichkeiten übrig.«
Fortsetzung folgt in Nr. 67 -Zurück ins Licht- 7 von 10 ...
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