Steemkultur – Wie du mir, so ich dir!

Erinnerst du dich, Steemian, wie es vor der Hardfork 19 gewesen ist? Hatten wir nicht alle über das Pensum gestöhnt? Weil die Blockchain jedem von uns vierzig Votes abverlangte. Sehr viele haben das ernst genommen und tatsächlich vierzig Blogger mit einem Vote beglückt. Ich bin auch so einer und manchmal waren mir selbst vierzig Stimmen noch zu knapp bemessen. Weil ihr viel zuviel gute Postings absetzt, oder weil ich andere einfach nur mag, auch wenn sie die hundertste Blüte, das tausendste Prachtinsekt, also oft das Gleiche posten, ohne dass Cheetah es merken könnte.

Selbst, wenn jemand nicht so schreiben kann wie Hemingway, hat jeder Blogger doch ein volles Vote verdient, sofern man Fleiß erkennt, Leidenschaft und die Ernsthaftigkeit in der Aussage. Oft kam es, dass ich selbst fünfzig Votes verteilt habe, vollkommen ohne der Armut anheim gefallen zu sein. Meistens kam ich mit dem Voten trotzdem nicht hinterher, weil Steemians eben sehr produktive Menschen sind. Sie wollen STEEM verdienen und wer könnte es ihnen verdenken.

Jetzt, nach der Hardfork ist unser Pensum mit 10 Votes zu erledigen. Das war als Erleichterung gedacht, aber was tun wir Knallköpfe? Genau das, was wir vorher auch schon getan haben. Wir voten mit verminderter Stimme um mehr Votes verteilen zu können. Die Mathematiker unter uns haben längst ausgerechnet, mit wieviel Prozent man wieder auf seine vierzig Stimmen kommt. Jetzt stelle ich die Frage, die zeigt, wohin es laufen soll mit diesem Artikel. Haben dir tatsächlich nur 10 Prozent von meinem Posting gefallen?

Was habe ich falsch gemacht? Muss ich mir mehr Mühe geben? Ich habe Stunden nachgedacht, formuliert, viele Zeilen wieder verworfen. Am Ende habe ich doppelt so viel geschrieben, als du im Posting sehen kannst. Dass ich dafür routiniert im Vorbeigehen mit 10 Prozent abgespeist werde, daran habe ich mich gewöhnt. Ich habe dein Posting auch nur quer gelesen, weil ich keine Zeit hatte. Du votest, weil ich das Gleiche bei dir tun soll. Wenn du mich votest, vote ich dich, ist oft von ungeschickten Neulingen zu lesen und so läuft das bei jedem Steemian. Selbst bei denen, die schon längst weit über diesem Blödsinn stehen sollten. Damit knallen wir das eigentlich befreiende Prinzip des Steem täglich aufs Neue vor die Wand.

Wie komme ich darauf? Ein mir bekannter Newbie hat von Anfang an nach Herzenslust gevotet. Blogbeiträge, Kommentare eben alles, was ihm gefallen hat. Er kam nach der HF19 zu uns und hat sich nicht geschert um Prozente, votete aus dem Bauch heraus und als er seinen Voting–Slider bekam, hat er den auch mal ausprobiert. Er nutzt ihn nach Daffke, wenn es ihm eben einfällt, ohne jedes System und meistens votet er mit 99 Prozent. Warum 99%? Was will er uns damit sagen?

Ich dachte bereits, ihn einfangen zu müssen, um ihm das rechte Voten beizubringen. Damit er seine Votes nicht zu sehr verschwendet, habe aber zum Glück noch einmal nachgedacht. Dann fing ich auch an, mit 100 Prozent zu voten und sogar damit, meine Votepower bis auf 50% herunter zu wirtschaften. Ich kam zu ganz erstaunlichen Ergebnissen. Für meine persönliche STEEM–Bilanz ist es nicht gleich, ob ich Steemians mit 100 Prozent vote, oder mit 25%. Der entscheidende Unterschied ist, dass man mit 100% diejenigen glücklicher macht, die gevotet werden und das, liebe Freunde, ist der ganze Sinn am Steem!

Warum verhalten sich Minnows eigentlich, wie Dolphins und Whales? Sie können es gar nicht erwarten, bis endlich der Slider kommt. Die einen wollen alles richtig machen und gucken sich dieses Verhalten, das für Whales ja durchaus Sinn macht, einfach nur ab. Und die anderen? Es tut mir leid, das jetzt so brutal ausdrücken zu müssen. Sei bitte versichert, dass ich mich hierbei nicht außen vor stelle. Wenn es bei mir nicht genau so gewesen wäre, könnte ich gar nicht darüber schreiben. Hast du schon mal diesen widerlichen Trieb in dir gespürt? Den Geiz, für den wir tausend logische Erklärungen finden nur, um das nicht Geiz nennen zu müssen. Seit ein paar Wochen setze ich mich bewusst über ihn hinweg und vote 100 Prozent, bis ich auf der Hälfte meiner Votingpower angelangt bin.

Hey, das tut nicht weh! Verlieren kann man dabei auch nichts, im Gegenteil. Ich fahre Curation Rewards ein, wie noch nie und lege eine breite Spur Glück durch den Steem. Wenn ich mal nicht vote, nimmt mir das auch niemand übel. Jeder weiß, dass ich jetzt meine Votingpower regenerieren muss. Bis sie wieder einigermaßen STEEM abwirft, lege ich mir die Beiträge, die ich unbedingt voten möchte auf Wiedervorlage in @steemchiller's sehr brauchbare Watchlist SCT. Wer übrigens von mir lieber wieder wohltemperierte Bruchteil–Votes haben möchte, trage sich bitte im folgenden Kommentarbereich ein mit der Nachricht „Bitte nur 10 % Votes!“.

Mein 100 Prozent–Vote könnte durchaus auch eine verheerende Wirkung auf dich haben. Stelle dir vor, ich vote mit 50 ganzen Cent und du hast nur einen zu vergeben. In unserer Zug um Zug–, Auge um Auge–Kultur kann dich das eventuell unter Druck setzen. Oh Jemineh–Vergiss es! Ich schaue nicht darauf, ob du zurück votest, weil ich mit meinen Votes nichts verschenke, was mir fehlen, oder gar gehören würde. Weil es mir, dank dem Beispiel des Neuen, plötzlich viel zu blöd wurde, bespiele ich den Steem jetzt zu 100 Prozent und wenn du nicht mitmachst, dann fehlt dir eben das Glück der anderen. Mir entgeht dadurch jedenfalls kein Cent. Der Geiz jedoch, der ist plötzlich nicht mehr da. Das, liebe Steemians, macht mich zu einem besseren Menschen. Es fühlt sich jetzt einfach nur noch gut an, zu voten.

Titelbild: Wikimedia Commons, Die Erhebung des Großen Kurfürsten in den Olymp (van Loo) - Fauna mit Füllhorn und geldstreuendem Putto

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Just a frog learning how to steem.

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The Steem's Five